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Veröffentlicht am 27.02.2023

Ein zarter Zauber wohnt dieser Geschichte inne

In Kalabrien
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„In Calabria“ ist eine 2017 erschienene Geschichte über den kalabische Kleinbauern Claudio Bianchi, der zurückgezogen auf seiner kleinen Farm lebt. Ab und zu schreibt er kleine Gedichte. Bianchi ist praktisch ...

„In Calabria“ ist eine 2017 erschienene Geschichte über den kalabische Kleinbauern Claudio Bianchi, der zurückgezogen auf seiner kleinen Farm lebt. Ab und zu schreibt er kleine Gedichte. Bianchi ist praktisch ein Eremid, denn er hat nur mit sehr wenigen Leuten etwas zu tun, vermeidet die Gesellschaft der anderen Dörfler und möchte am liebsten eigentlich gar nicht behelligt werden. Lediglich die Gesellschaft seiner Katzen, der Kühe und seiner Ziege verträgt er gut.

An einem Tag erscheint dem ältere Mann ein Einhorn, das majestätisch auf dem Weinberg steht. Fortan zeigt sich das Einhorn immer mal wieder. Insgeheim nennt er es „La Signora“. Er beginnt das Einhorn anzusprechen und fragt es, was es bei ihm sucht. Es antwortet jedoch nie.
Seine jahrelange Erfahrung mit Tieren lässt ihn irgendwann dem wiederholt auftauchenden Einhorn ansehen, dass es trächtig ist. Bianchi bekommt eines Tages Besuch von Giovanna, der Schwester des Postzustellers, der sich von seinem Job etwas entlasten will und daher seine Schwester immer freitags den Dienst übernehmen lässt. Giovanna bekommt das Einhorn zu sehen, und fortan sehen sich die beiden öfter. Sie lernt Bianchi näher kennen und es entspinnt sich ein inniges Band zwischen den beiden.
Auch nachdem das Fohlen geboren ist, bleibt das Einhorn mit seinem Nachwuchs auf der Farm. Es dauert jedoch nicht lange bis Gerüchte um die Existenz der Einhörner ihre Runde machen, und fortan wird Bianchi belagert von Reportern. Doch nicht nur diese wollen etwas von ihm, auch von einem Herrn der Mafia bekommt der ältere Mann Besuch, der Bianchi dazu bringen will, ihm sein Land zu verkaufen. Da die Farm seit Generationen in der Familie der Bianchis ist, denkt der mürrische Kleinbauer gar nicht daran zu verkaufen, und als er nochmal Besuch von dem Mafioso bekommt, gelingt es ihm mit tatkräftiger Unterstützung von Giovanna und dem mystischen Eingreifen des Einhorns, einen Angriff abzuwehren.

Peter S. Beagles Geschichte um das trächtige Einhorn ist eine ruhige. Berühmt geworden mit „Das letzte Einhorn“ handelt auch dieses Buch von ihm von einem Einhorn, kommt aber ganz ohne Heldentum und ohne großartige Szenen aus. Die Interaktion zwischen dem Farmer und dem Einhorn ist subtil und interpretativ, hier erwartet einen definitiv kein Abklatsch von Peter Beagles großem Erfolg, sondern ein eigenständiges Werk in einem ungewöhnlichen Setting.
Der Begegnung zwischen dem Einhorn und Bianchi wohnt ein zarter Zauber inne, obgleich das Einhorn nicht im Mittelpunkt der Handlung steht und vermutlich durch jedes andere Fabelwesen hätte ausgetauscht werden können, aber sie führt Bianchi aber seine verlorenen Tugenden vor Augen und lässt ihn die ihm lange verloren geglaubte innewohnende Liebe wiederfinden.

Als großer Fan des letzten Einhorns, das mich in filmischer Form bereits seit kindlichen Jahren begleitet hat, freue ich mich immer wieder etwas aus Peter Beagles Feder lesen zu können, das mich erneut mit seinen Einhörnen in Berührung bringt. Speziell an der englischsprachigen gebundenen Ausgabe sagt mir die Covergestaltung zu, die ich sehr gelungen und passend finde, da sie mich gedanklich sofort an das Intro vom Film von 1983 bringt.
Ich muss sagen, dass ich die deutsche Ausgabe richtig hässlich finde. Ich habe „In Calabria“ in englischer Originalsprache gelesen und finde das Cover der Ausgabe sehr viel passender.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Worthy successor

On The Come Up
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Not as dramatic as its predecessor but this book doesn't need a tragic death to be all the rage. And rage it has a lot!

Sixteen year old Brianna called 'Bri' lives in the Garden (same one as in Angie ...

Not as dramatic as its predecessor but this book doesn't need a tragic death to be all the rage. And rage it has a lot!

Sixteen year old Brianna called 'Bri' lives in the Garden (same one as in Angie Thomas' first novel) with her family. They are poor and become absolutely broke when her mom loses her job. No power, no gas, no food, nearly evicted, is the daily routine of her family. Bri has got a lot to be mad about. She wants to step into her dead daddy's footsteps and be a rapper. She figures if she actually can make money from it she'd be able to help her family.

Bri visits a school in a better neighbourhood. Security at school is known to pick up on black and latino students more than on others. Due to an incident which left a mark on Bri she puts all her raging energy into a song about the manhandle of the securities she had to endure. When she gets the chance to pulish her song, it goes off like a bomb. Many people her age like the song, some find in Bri their enemy number one to blame for circumstances and some in her hood become a real danger to Bri. Because her allegoric song is widely misinterpreted and the words taken literally, she's seen like a gangster's daughter acting gangster. She stumbles into a lot of trouble. Even her family thinks that she sometimes takes it too far and wants her to stop. Bri has to think about who she is, what other people's opinions create and who she wants to be.

Angie Thomas wrote an awesome first novel and her second one doesn't need to hide either. I enjoyed the story. And it has a believable end I can live with even though until the very last pages, I didn't know how Thomas would finish her story.
I highly recommend everyone who can to read her novel in English since I'm not sure if all the language and slang would translate authentically into German without seeming superimposed.

Veröffentlicht am 27.02.2023

The sky is the limit

Wo die See auf den Himmel trifft
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Finn and his grandfather were very close. Today he would have been 90 years old. But Finn's grandfather is gone. Finn misses his grandfather and reminds himself about the stories he always told him. And ...

Finn and his grandfather were very close. Today he would have been 90 years old. But Finn's grandfather is gone. Finn misses his grandfather and reminds himself about the stories he always told him. And he goes for his own hommage to his beloved grandparent by building a boat and journeying to the farest places of imagination.

The pictures in this book are so vivid. It sucks you right into the phantastic setting of Finn's imagination. Even as an adult you will have a good deal of fun browsing through the pictures! I really enjoyed it the first time i looked through the pages and I know I will enjoy it again.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Eine höchst kafkaeske Kurzgeschichte

Bartleby, der Schreiber
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In „Bartleby der Schreiber“ geht es um einen höchst seltsamen Mann, dessen Gedanken dem Leser allerdings verborgen bleiben, weil nur aus anderer Sicht über ihn berichtet wird. Der Erzähler ist ein Rechtsanwalt, ...

In „Bartleby der Schreiber“ geht es um einen höchst seltsamen Mann, dessen Gedanken dem Leser allerdings verborgen bleiben, weil nur aus anderer Sicht über ihn berichtet wird. Der Erzähler ist ein Rechtsanwalt, der in seinen Büroräumen drei Kopisten beschäftigt, die alle höchst sonderbare, jedoch passende Spitznamen tragen und auch sonst ungewöhnliche Eigenschaften haben.
Eines Tages steht auf eine Stellengesuch des Anwalts hin Bartleby vor der Türe, den der Anwalt einstellt. Der neue Schreiber kopiert fleißig und in einem zügigen Tempo, jedoch völlig ohne jede Begeisterung. Die eigentümliche Art Bartlebys fällt dem Anwalt schnell auf, er denkt sich zunächst jedoch nichts weiter, bis der Schreiber Arbeitsanweisungen ablehnt. Stets dieselben Worte äußernd wie ein Mantra, „ich würde vorziehen es nicht zu tun“, wirkt die schlichte Äußerung Bartlebys nie wirklich offen unwillig, seine Gesprächspartner versuchen gedanklich sein Verhalten zu begründen (denn er selbst tut es nie) und verzagen an der kargen Kommunikation m it dem Schreiber.
Als Bartleby sich eines Tages dazu entschließt auch keine Kopierarbeiten mehr anzufertigen, will der Rechtsanwalt, obwohl immer gewillt zu helfen, die Bürde des Schreibers endlich loswerden. Nachdem aber Worte des Abschieds und der Entschiedenheit Bartleby nicht wieder in der Schreibstube sehen zu wollen, absolut nicht helfen, zieht der Anwalt mitsamt seinen Kopisten in andere Büroräume in eine andere Ecke der Stadt um. Sehr zum Verdruss des neuen Mieters, einem ihm unbekannten Anwaltskollegen, der die Räume bezieht, während Bartleby dort noch vor Ort ist (da er offensichtlich sein Lager dort bezogen hat). Schlussendlich wird Bartleby von der Polizei als Landstreicher mitgenommen und ins Gefängnis gebracht.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Lesen, um dann vielleicht vor der eigenen Tür zu kehren

Das Verstummen der Natur
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Das Buch „Das Verstummen der Natur“ behandelt die Gefährdung und das Aussterben verschiedenster Tier- und Pflanzenarten.

Sein Inhalt beschreibt wie diesim Laufe der Landschafts- und Kulturgeschichte vor ...

Das Buch „Das Verstummen der Natur“ behandelt die Gefährdung und das Aussterben verschiedenster Tier- und Pflanzenarten.

Sein Inhalt beschreibt wie diesim Laufe der Landschafts- und Kulturgeschichte vor sich geht und erklärt, dass wir ein so schlimmes Artensterben wie seit 50.000 Jahren nicht verzeichnen; die Autoren erläutern, was dies für Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur hat und wie jeder einzelne Bürger daran beteiligt ist, dass die Diversität der Natur immer weiter abnimmt.
Die Problematik beginnt im großen bei der Landwirtschaft; intensivste Bewirtschaftung, Ackerbegradigung zur Vereinfachung von automatisierter GPS-gesteuerter Landwirtschaft, chemischer Schädlingsbekämpfung, Überdüngung und Monokulturen sorgen dafür, dass ackerbewohnende Flora und Fauna verdrängt werden bzw. aussterben. Es muss nicht nur ein grundlegendes Umdenken geschaffen werden weg von der industriellen Landwirtschaft, mit der wir die Natur, die uns noch umgibt, zerstören. Die Subventionen, die einen Großteil der Einnahmen in der Landwirtschaft ausmachen, dürfen nicht länger nach Größe der zu bewirtschaftenden Landfläche verteilt werden, sondern danach wer seine Flächen nachhaltiger behandelt.
Im kleinen jedoch trägt jeder einzelne von uns, so beschreiben es die Autoren (und es leuchtet auch ein), einen Anteil daran, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten verschwinden. Eingeschleppte, exotische Tierarten, die durch Unfälle oder Aussetzung ihren Weg in das heimische Ökosystem finden, sind nur eine Gefahr. Auch naturverbundene Freizeitgestaltung, die dem Menschen Ausgleich und Erholung verschaffen soll, gefährdet Tierarten, wenn Spaziergänger, Mountainbiker und Wanderer angelegte Wege verlassen, denn sie stellt einen erheblichen Faktor für Tierarten dar, die ruhebedürftig nur in Naturschutzgebieten existieren können und bei Störung durch den Menschen ihre Nester verlassen und abwandern, was zu einer Gefährdung der nächsten Generation der Population führt.
Neben vielen anderen Lebensräumen wie dem Meer oder der Arktis wird auch der Lebensraum Moor als gefährdet benannt, in dem sehr spezialisierte Fauna und Flora existiert, was zum Nachdenken anregt; Arten, die einem so speziellen Heimatraum beraubt werden, finden keinen Lebensraumersatz und verschwinden für immer.

Ein Kapitel lautet „Dummheit vernichtet Dasein“, Unwissenheit sorgt also dafür, dass wir unsere Naturräume dann nicht schützen können, wenn wir sie gar nicht kennen und beispielsweise einzelne Vogel-, Pilz- oder Pflanzenarten nicht auseinanderhalten können. Der Inhalt des Buches appelliert ganz stark daran uns selbst zu bilden, aber auch in Kindergärten und Schulen der nächsten Generation den Heimatraum wieder näher zu bringen. Vermittelt wird, dass es nicht nur an der Politik ist heimische Ökosysteme zu schützen, denn die Politik ist viel zu sehr auf das Wohlwollen der Industrie und Wirtschaft angewiesen, sondern jeder einzelne selbst auch eine Verantwortung dafür trägt, Naturgebiete beispielsweise zur Naherholung nicht ausschließlich zu genießen, sondern durch erworbenes Heimatwissen eben auch selbst zu schützen.

Jedes Kapitel endet mit einer Reihe von Tipps, die jeder Bürger, die Politik und die Wirtschaft tun können, um die jeweiligen Problematiken einzuschränken.
Bisweilen scheint der Inhalt dieses Sachbuchs zu fingerzeigend zu sein, aber je mehr man liest, desto mehr öffnet es einem auch die Augen, was wir mit unserem Konsum uns selbst eigentlich antun.
Zum Ende hin fand ich das Buch doch sehr langatmig. Ich hatte das Gefühl mit den Beschreibungen über die Lebensräume „gesättigt“ zu sein und konnte den vielen politischen und wirtschaftlichen Erläuterungen nur noch wenig abgewinnen, auch wenn sie dennoch wichtig sind. Es erhält von mir jedoch eine deutliche Leseempfehlung besonders im Bezug auf unser immer mehr schwindendes Wissen über die uns nächsten Naturräume.