Cover-Bild Bartleby, der Schreiber
Band 1466 der Reihe "Insel-Bücherei"
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 88
  • Ersterscheinung: 10.03.2019
  • ISBN: 9783458194668
Herman Melville

Bartleby, der Schreiber

Jürgen Krug (Übersetzer), Sabine Wilharm (Illustrator)

Herman Melvilles »Geschichte aus der Wall Street« mit der sprichwörtlich gewordenen Sentenz »I would prefer not to« wurde – nach dem Erscheinen seines Romans Moby Dick – 1853 erstmals publiziert. Im Mittelpunkt steht der Angestellte einer New Yorker Rechtsanwaltskanzlei, Bartleby, der die ihm aufgetragenen Schreib- und Kopiertätigkeiten zunächst mit Fleiß und Hingabe erfüllt, plötzlich aber nicht mehr »mitmachen« möchte. Er wird immer schweigsamer, will die aufgetragenen Büroarbeiten nicht ausführen und lässt seinen Arbeitgeber verwirrt zurück. Bartleby verweigert sich schließlich dem Leben selbst …

Die parabelhafte und absurd-komische Erzählung erscheint in der Insel-Bücherei mit Illustrationen von Sabine Wilharm, deren Coverillustrationen für die Harry-Potter-Bücher alle Leser kennen.

»Ich möchte lieber nicht …«

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2022

Eine perfekt komponierte Erzählung

0

Inhalt: Auf die Annonce eines New Yorker Notars/Rechtsanwalts, der einen neuen Schreiber einstellen möchte, meldet sich Bartleby, ein unscheinbarer, farbloser Mann. Anfangs stürzt Bartleby sich mit Feuereifer ...

Inhalt: Auf die Annonce eines New Yorker Notars/Rechtsanwalts, der einen neuen Schreiber einstellen möchte, meldet sich Bartleby, ein unscheinbarer, farbloser Mann. Anfangs stürzt Bartleby sich mit Feuereifer auf die Aufgaben, doch plötzlich gibt er auf – mit den Worten: „Ich möchte lieber nicht.“

Persönliche Meinung: „Bartleby, der Schreiber“ ist eine Erzählung des amerikanischen Schriftstellers Herman Melville. Erzählt wird die Handlung retrospektiv aus der Ich-Perspektive des bis zuletzt namenlos bleibenden Notars/Rechtsanwalts, der versucht, die Beweggründe Bartlebys zu verstehen. Bartleby, der im Fokus der Erzählung steht, ist eine schwer durchdringbare, rätselhafte Figur, die Züge jener Figurengestaltung aufweist, die Franz Kafka später nutzen wird. Bartleby erscheint (zunächst) als Parasit, der sich arbeitsverweigernd sukzessiv in die Kanzlei einnistet und ausnutzt, dass sein Arbeitgeber mit dem gebetsmühlenartig wiederholten „Ich möchte lieber nicht“ nicht umgehen kann. Erzähltechnisch schön gemacht ist, wie sich die Verweigerung, das Nicht-Mehr-Wollen, schrittweise steigert – bis sie in der existenziellsten aller Verweigerungen gipfelt, wodurch letztlich aufgezeigt wird, dass Bartleby weniger Parasit als vielmehr ein systemisches Opfer ist. Durchzogen ist die Erzählung außerdem durch eine latente Spannung: Warum möchte Bartleby „lieber nicht“? Was treibt ihn (nicht) an? Bartleby schweigt sich über seine Motive aus; zum Schluss der Handlung erhält der Ich-Erzähler allerdings eine Information über Bartleby, mit der er Bartlebys Verhalten begründet – ob die Lesenden ihm dabei folgen, bleibt frei. Der Weg zur (möglichen) Antwort ist eine kleine Gefühlsachterbahn, die von Verwunderung, Unverständnis und möglicherweise Ärger über Bartlebys Verhalten geprägt ist – bis zuletzt nur Mitleid übrigbleibt. Die vorliegende Ausgabe des Insel Verlags wird abgerundet durch modern gehaltene Illustrationen von Sabine Wilharm, die die Atmosphäre der Erzählung sehr gut einfangen. Insgesamt ist „Bartleby, der Schreiber“ eine konzise, erzähltechnisch perfekt komponierte Erzählung, die ein Ende besitzt, das nicht drastischer sein könnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2023

Eine höchst kafkaeske Kurzgeschichte

0

In „Bartleby der Schreiber“ geht es um einen höchst seltsamen Mann, dessen Gedanken dem Leser allerdings verborgen bleiben, weil nur aus anderer Sicht über ihn berichtet wird. Der Erzähler ist ein Rechtsanwalt, ...

In „Bartleby der Schreiber“ geht es um einen höchst seltsamen Mann, dessen Gedanken dem Leser allerdings verborgen bleiben, weil nur aus anderer Sicht über ihn berichtet wird. Der Erzähler ist ein Rechtsanwalt, der in seinen Büroräumen drei Kopisten beschäftigt, die alle höchst sonderbare, jedoch passende Spitznamen tragen und auch sonst ungewöhnliche Eigenschaften haben.
Eines Tages steht auf eine Stellengesuch des Anwalts hin Bartleby vor der Türe, den der Anwalt einstellt. Der neue Schreiber kopiert fleißig und in einem zügigen Tempo, jedoch völlig ohne jede Begeisterung. Die eigentümliche Art Bartlebys fällt dem Anwalt schnell auf, er denkt sich zunächst jedoch nichts weiter, bis der Schreiber Arbeitsanweisungen ablehnt. Stets dieselben Worte äußernd wie ein Mantra, „ich würde vorziehen es nicht zu tun“, wirkt die schlichte Äußerung Bartlebys nie wirklich offen unwillig, seine Gesprächspartner versuchen gedanklich sein Verhalten zu begründen (denn er selbst tut es nie) und verzagen an der kargen Kommunikation m it dem Schreiber.
Als Bartleby sich eines Tages dazu entschließt auch keine Kopierarbeiten mehr anzufertigen, will der Rechtsanwalt, obwohl immer gewillt zu helfen, die Bürde des Schreibers endlich loswerden. Nachdem aber Worte des Abschieds und der Entschiedenheit Bartleby nicht wieder in der Schreibstube sehen zu wollen, absolut nicht helfen, zieht der Anwalt mitsamt seinen Kopisten in andere Büroräume in eine andere Ecke der Stadt um. Sehr zum Verdruss des neuen Mieters, einem ihm unbekannten Anwaltskollegen, der die Räume bezieht, während Bartleby dort noch vor Ort ist (da er offensichtlich sein Lager dort bezogen hat). Schlussendlich wird Bartleby von der Polizei als Landstreicher mitgenommen und ins Gefängnis gebracht.