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Veröffentlicht am 19.02.2023

Zurückhaltender Stil einer stillen Geschichte

Zärtliche Klagen
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Nach den jahrelangen Eskapaden aus Untreue und Gewalt ihres Mannes zieht sich die Kalligrafin Ruriko in ein Landhaus in den Bergen zurück. Dort lernt sie den Cembalo-Bauer Nitta und seine Gehilfin Kaoru ...

Nach den jahrelangen Eskapaden aus Untreue und Gewalt ihres Mannes zieht sich die Kalligrafin Ruriko in ein Landhaus in den Bergen zurück. Dort lernt sie den Cembalo-Bauer Nitta und seine Gehilfin Kaoru kennen. In der Abgeschiedenheit der Wälder in den Bergen kommt Ruriko zur Ruhe, sie arbeitet an einem Manuskript über das ereignisreiche Leben einer alten Dame und entwickelt eine Zuneigung zu Nitta sowie zu Kaoru. Es erwächst eine ungewöhnliche Dreiecksbeziehung, wobei Ruriko das Gefühl hat nicht in die zarte Beziehung zwischen Kaoru und Nitta eindringen zu können. Seit Nitta nicht mehr vor Zuhörern Klavierspielen kann, teilen die beiden eine Verbindung aus ihrer tiefen Hingabe zum Bau der Cembalos, in die Ruriko trotz aller Nähe nicht einzudringen vermag.

Ohne Opulenz wählt Yoko Ogawa stets die richtigen Worte. Ähnlich wie schon „Der Herr der kleinen Vögel“ ist „Zärtliche Klagen“ ein ruhiges, unscheinbares Buch, das es vermag durch eine bedachte Sprache zu überzeugen als durch großartige Handlungen. Die japanische Gesellschaftskultur ist sehr zurückhaltend, und so entspinnt sich das zarte Innere der Geschichte oft im Nichtgesagten und Schweigen.
Die Stille dieses Buches ist in der Lage dem Leser dieselbe Ruhe zu vermitteln, die Ruriko in ihrer Abgeschiedenheit in den Bergen findet. Fast wie Meditieren.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Erneut auf der Jagd nach schwierigen Rätseln

Mr Griswolds Bücherjagd
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Auf einer vom beliebten Erfinder von „Mr Griswolds Bücherjagd“, ausgerichteten Bücherparty sollen Emily und James geehrt werden für ihren Sieg bei Mr Griswolds letztem speziellem Bücherspiel. Durch Zufall ...

Auf einer vom beliebten Erfinder von „Mr Griswolds Bücherjagd“, ausgerichteten Bücherparty sollen Emily und James geehrt werden für ihren Sieg bei Mr Griswolds letztem speziellem Bücherspiel. Durch Zufall beobachtet Emily dabei wie ihr sonst so korrekter Lehrer Mr Quisling, der ebenfalls als Gast auf der Party ist, ein Kärtchen aus einer Handtasche entwendet. Sie und James nehmen sich dieses seltsamen Verhaltens an und spionieren ihrem Lehrer nach. Wenige Tage später sehen sie Mr Quisling dabei wie er ein verstecktes Buch aus einem Gebüsch zieht und wundern sich darüber, dass es sich bei dem Buch um Tom Sawyer handelt, denn im letzten Jahr hat Mr Quisling, der ebenfalls Mitspieler bei der Bücherjagd ist, im Zuge von Mr Griswolds Bücherjagd ein Buch vor Emilys Nase weggeschnappt – ebenfalls ein Tom Sawyer. Emily findet es ungewöhnlich, dass ihr Lehrer innerhalb des Spiels augenscheinlich nur Bücher mit diesem Titel jagt.
In einer Recherche finden die Kinder heraus, dass mit Tom Sawyer ein Rätsel verbunden ist, der Unlösbare Code, der seit der Goldgräberzeit bekannt ist, und um den sich einige Mythen ranken. Die rätselliebenden Freunde sind sofort Feuer und Flamme, bis sie herausfinden, dass ein Brandstifter seine Finger in diesem Spiel hat. Ihre Freunde sind in Gefahr, als aus dem Spiel Ernst wird, und Emily und James versuchen dem Serientäter auf die Spur zu kommen.

Ich mochte bereits das erste Buch um Mr Griswolds Bücherjagd unheimlich gerne, und auch mit dem zweiten Band hat Jennifer C. Bertman ein tolles Abenteuer rund um das Rätsellöschen und die Liebe zu Büchern geschaffen.
Sehr hat mich beim Lesen gefreut, dass Emilys Bruder, der mir die meiste Zeit im ersten Band eher unsympathisch war, sich zu einem meiner Lieblingscharaktere entwickelt hat, dessen Auftauchen immer Wortwitz verspricht. Auch andere Figuren, die im ersten Band noch distanziert und fast feindselig wirkten, werden im zweiten Buch näher und wohlwollender an den Kreis der Hauptcharaktere geführt.
Ich kann es kaum erwarten bis der dritte Band erscheint, der ja im Sinne eines Escape-Room-Spiels sein soll!

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Über die japanische Gleichförmigkeit

Die Ladenhüterin
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Eigentlich ist sie mittlerweile ganz zufrieden mit ihrem Leben: Sie hat ihre tägliche Routine, in ihrem Umfeld wird sie akzeptiert, und sie mag, was sie tut. Für ihre Familie jedoch und die wenigen Bekannten, ...

Eigentlich ist sie mittlerweile ganz zufrieden mit ihrem Leben: Sie hat ihre tägliche Routine, in ihrem Umfeld wird sie akzeptiert, und sie mag, was sie tut. Für ihre Familie jedoch und die wenigen Bekannten, zu denen sie Kontakt pflegt, stellt die über 30-jährige studierte, ledige Aushilfskraft im 24/7-Supermarkt den Bodensatz der Gesellschaft dar. Sie ist einfach nicht normal!

Keiko ist in der Tat eine Außenseiterin bis zu dem Tag, an dem sie eine Aushilfstätigkeit in einem Convenience Store antritt. Lediglich in ihrer Arbeit im Konbini findet ihre Existenz einen Sinn.
Jeden Morgen und jeden Abend bereitet sich Keiko ein einfaches Mahl aus Zutaten aus dem Konbini. Luxus benötigt sie nicht. Sie achtet darauf fit für den nächsten Arbeitstag zu sein, dazu gehört Nahrung zu sich zu nehmen und ausreichend zu schlafen. Ihr Körper und ihr Leben gehören dem Konbini. Sie studiert den Wetterbericht, und auf dem Weg zur Arbeit achtet sie auf Veränderungen wie Baustellen oder neue Convenience Stores, denn solche Dinge können das Kundenaufkommen und die Nachfragen nach bestimmten Artikeln beeinflussen.
Sie geht zur Arbeit, zieht ihre Uniform an, leistet den Morgenappell, füllt Ladenregale auf, kassiert die Waren ab und begrüßt die Kunden in genau dem gleichgestellten Tonfall, der allen Angestellten beigebracht wurde. Keiko gibt auf der Arbeit ihr bestes, denn nur dort ist sie ein vollwertiges, produktives Mitglied.
Um bei ihren Kollegen einen normalen Anschein zu erwecken, immitiert sie deren Verhalten und Sprechweise, sogar deren Kleidung kauft sie nach, denn sie selbst weiß eigentlich gar nicht, was für ein Typ ist sie ist (und eigentlich interessiert sie das auch gar nicht).

Bei einem Treffen ihrer früheren Mitschülerinnen, von denen viele verheiratet und Mütter sind, kommt ihr die Idee einer Zweckbeziehung. Sie stellt sich vor einen Mann zu suchen und mit ihm Kinder zu zeugen, damit ihre ehemaligen Mitschülerinnen und ihre Schwester sie für normal und angepasst halten.
Als sich die Gelegenheit für eine Wendung in ihrem Leben ergibt, muss Keiko sich entscheiden...

Das Buch ist enorm flüssig wegzulesen, und dabei musste ich mehr als einmal schmunzeln. Der Realbezug zu Japan ist der Geschichte deutlich anzumerken: Der Arbeitseifer, das Bild der unverheirateten Frau (die spätestens in den 30ern normalerweise heiratet und aus dem Berufsleben ausscheidet, um sich gänzlich der Haushaltsführung und Kindeserziehung zu widmen) oder die gesellschaftliche Ausgrenzung von Menschen, die sich nicht anpassen wollen.
Interessant ist, dass Sayaka Murata mit ihrer Protagonistin einen Menschen geschaffen hat, der das japanische Gesellschaftsbild nicht nur akzeptiert (und dabei das eine oder andere stillschweigend kritisiert), sondern in der Gleichförmigkeit aufgeht und darin erst sinnstiftende Formung ihres Lebens sieht.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Grün ist das neue Schwarz

Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet
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Außenstehende können sich gar nicht vorstellen wie schön und grün das Ruhrgebiet doch ist. Dieses Buch zeigt auf, wo man diese speziellen grünen Flecken Erde im Pott finden kann. Vom Landschaftspark Duisburg-Nord ...

Außenstehende können sich gar nicht vorstellen wie schön und grün das Ruhrgebiet doch ist. Dieses Buch zeigt auf, wo man diese speziellen grünen Flecken Erde im Pott finden kann. Vom Landschaftspark Duisburg-Nord durch den Westpark in Bochum und über sämtliche Halden, den Bergen aus Schutt und Dreck, bis zum Kurpark Bad Hamm findet man in diesem handlichen Taschenbuch tolle Naherholungsgebiete und grüne Ausflugsziele.

Das Cover hat zum Kauf angeregt, der Inhalt überzeugt. Für mich hält dieses kleine Schätzchen definitiv noch einige Ziele für Sonntagsspaziergänge bereit!

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Eine Hommage an die jugendlichen Themen unserer Zeit

Spinster Girls – Was ist schon normal?
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Evie möchte eigentlich nur normal sein, sich endlich in den richtigen Jungen verlieben und Freundinnen finden. Sie hatte mal eine beste Freundin, Jane, die sich aber total in ihre Beziehung zu Joel zurückgezogen ...

Evie möchte eigentlich nur normal sein, sich endlich in den richtigen Jungen verlieben und Freundinnen finden. Sie hatte mal eine beste Freundin, Jane, die sich aber total in ihre Beziehung zu Joel zurückgezogen hat. Und Evie kann es ja auch verstehen, denn Jane hatte es alles andere als leicht in ihrer Freundschaft zu Evie...

Evie leidet an einer Kombination aus einer Ess- und einer Zwangsstörung. Nachdem sie nahezu ein Jahr lang das Haus nicht verlassen hat, nimmt sie mit neuer Hoffnung wieder am gesellschaftlichen Leben teil. Zu ihrer Therapeutin geht sie auch weiterhin, hält dies aber streng geheim.
Evie lernt Lottie und Amber kennen, und die drei werden beste Freundinnen, die sich alle Probleme erzählen, wobei Evie ihr Geheimnis mit der Zwangsstörung auch weiterhin für sich behält, denn auch ihren Freundinnen will sie normal erscheinen.
Aus einer ironischen Laune heraus gründen die Mädchen einen Club, die „Spinster Girls“. Männer nennt man im Alter ehrenvoll Junggesellen, während Frauen als Katzenladies oder alte Junfern (engl. Spinster) betitelt werden. Die Mädels kritisieren, dass es kein männliches Gegenstück zur Spinster gibt und erschließen sich die Bezeichnung für sich neu – als selbstbewusste Frauen, die selbstbestimmt und mit reichlich Humor entscheiden wie (un-)wichtig ein Mann in ihrem Leben ist und feministische Ansichten sowie Käse in ihren Lebensmittelpunkt rücken.

Im Leseverlauf begleitet man Evies gegenwärtiges Leben, bekommt Rückblicke in ihre Vergangenheit und liest ihr von der Therapeutin verordnetes Genesungstagebuch. Man verfolgt Evies Gesundungsprozess, der sich zu einer Obsession entwickelt zwanghaft normal sein zu müssen...

Dieses Buch verbindet meiner Meinung nach sehr wichtige Themen unserer Zeit. Psychische Erkrankungen treten schon bei Jugendlichen und Kindern immer häufiger auf; die Probleme der Pubertät werden immer präsent sein; und sich mit Sexismus/Feminismus auseinanderzusetzen wird auch künftig wichtig sein.
Mit Evie hat Holly Bourne einen authentischen Charakter geschaffen, mit dem ich wunderbar mitfühlen konnte.

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