Zurückhaltender Stil einer stillen Geschichte
Nach den jahrelangen Eskapaden aus Untreue und Gewalt ihres Mannes zieht sich die Kalligrafin Ruriko in ein Landhaus in den Bergen zurück. Dort lernt sie den Cembalo-Bauer Nitta und seine Gehilfin Kaoru ...
Nach den jahrelangen Eskapaden aus Untreue und Gewalt ihres Mannes zieht sich die Kalligrafin Ruriko in ein Landhaus in den Bergen zurück. Dort lernt sie den Cembalo-Bauer Nitta und seine Gehilfin Kaoru kennen. In der Abgeschiedenheit der Wälder in den Bergen kommt Ruriko zur Ruhe, sie arbeitet an einem Manuskript über das ereignisreiche Leben einer alten Dame und entwickelt eine Zuneigung zu Nitta sowie zu Kaoru. Es erwächst eine ungewöhnliche Dreiecksbeziehung, wobei Ruriko das Gefühl hat nicht in die zarte Beziehung zwischen Kaoru und Nitta eindringen zu können. Seit Nitta nicht mehr vor Zuhörern Klavierspielen kann, teilen die beiden eine Verbindung aus ihrer tiefen Hingabe zum Bau der Cembalos, in die Ruriko trotz aller Nähe nicht einzudringen vermag.
Ohne Opulenz wählt Yoko Ogawa stets die richtigen Worte. Ähnlich wie schon „Der Herr der kleinen Vögel“ ist „Zärtliche Klagen“ ein ruhiges, unscheinbares Buch, das es vermag durch eine bedachte Sprache zu überzeugen als durch großartige Handlungen. Die japanische Gesellschaftskultur ist sehr zurückhaltend, und so entspinnt sich das zarte Innere der Geschichte oft im Nichtgesagten und Schweigen.
Die Stille dieses Buches ist in der Lage dem Leser dieselbe Ruhe zu vermitteln, die Ruriko in ihrer Abgeschiedenheit in den Bergen findet. Fast wie Meditieren.