Fantastic Beasts meets Assassins Creed meets Romance
Die Tiermagierin – SchattentanzMaxym M. Martineau entführt uns mittels eines sehr greifbaren, lebendigen Schreibstils in die Welt Lendria und gewährt uns detaillreiche Einblicke in die verschiedenen Gebiete. Sie erzählt sehr authentisch ...
Maxym M. Martineau entführt uns mittels eines sehr greifbaren, lebendigen Schreibstils in die Welt Lendria und gewährt uns detaillreiche Einblicke in die verschiedenen Gebiete. Sie erzählt sehr authentisch und lebensnah und erweckt so den Eindruck, als würde man als Leser selbst auf den Pfaden durch diese neu erschaffene Welt zu wandeln. Die bloßen Worte der Autorin ließen Bilder vor meinem inneren Auge erscheinen, die mich vollauf einhüllten und verzauberten. Und dabei verlor sich die Geschichte nicht in unnötigen Einzelheiten, sondern ging stetig und temporeich voran. So ist allein das Worldbuilding schon ein absolutes Highlight, und wir haben noch überhaupt nicht über die Charaktergestaltung und die Emotionen gesprochen. Man merkt, dass Maxym M. Martineau ein unbeschreibliches Talent hat, Welten, Persönlichkeiten und magische Wesen zum Leben zu erwecken und wer in „Schattentanz“ eintaucht, wird merken, wie verschlingend die Geschichte auf einen wirkt. Aber auch berührend – denn neben all den fantastischen Elementen wird zusätzlich noch auf Gefühl gesetzt. Die Autorin kann also nicht nur rasant und actionreich, sondern auch emotional.
Durch die Gliederung in die zwei unterschiedlichen Perspektiven werden uns die beiden Protagonisten Noc und Leena noch näher gebracht und es zeigt sich, dass auch an ihnen nicht gespart wurde. Sie wurden tiefgreifend und lebendig dargestellt, mit Ecken und Kanten. Und gerade der regelmäßige Wechsel der Blickwinkel bringt nochmal eine ungeahnte Portion Spannung ins Spiel.
Leena und Noc. Noc und Leena. Zwei grundverschiedene Charaktere, die sich auf schicksalhafte Weise begegnen. Wir starten an Leena’s Seite und lernen zunächst erst einmal sie und ihre Lebensumstände kurz kennen. Und schon da zeigt sich, dass die junge Frau alles andere als gewöhnlich ist. Sie ist nicht nur eine Tiermagierin, sondern auch eine schlagfertige, mutige und starke Persönlichkeit. Sie lässt sich nichts gefallen, hat aber ganz nebenbei auch eine verletztliche Seite, was ihr wiederum einiges an Tiefgang einbringt. Als sich ihre Vergangenheit offenbart, blieb mir nichts anderes, als unendliches Mitgefühl für sie zu spüren und auf ganzer Linie mit ihr mitzuleiden. Denn ihr Durchsetzungsvermögen und ihr Mut kommen nicht von ungefähr. Lena weiß sich zu behaupten, weil sie es auf die schmerzlichste aller Arten lernen musste. Ich fand Leena von Anfang an unglaublich echt und authentisch, zutiefst sympathisch und liebenswert und hätte mir, auch jetzt rückblickend, keine andere Figur an ihrer Stelle vorstellen können. Leena bereichert das Geschehen, indem sie die Handlung immerzu voran treibt und selbst engagiert und selbstsicher vorgeht. Kein Zögern, kein Zweifeln – sie marschiert und gerade wenn mal was nicht so läuft, wie sie es geplant hatte, entwickelt sie einen unberechenbaren Willen, doch zu kriegen, was sie will. Ich hätte niemals gedacht, dass eine so starke Figur so viel Schwächen zeigen kann; aber es harmonierte total und begeisterte mich wie kaum etwas zuvor.
Noc ist das pure Gegenteil. Da wo Leena Licht ist, ist er Schatten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der junge Assassine hat schon einiges erlebt und führt nebenbei auch noch eine ganze Reihe an Ordensmitgliedern an. Noc zu durchschauen, braucht Zeit – auch für den Leser. Zunächst wirkt er eiskalt und herzlos, doch im Laufe der Zeit zeigt sich, dass mehr dahinter steckt als bloße Distanz. Er verbirgt etwas, das es zu lüften gilt und allein das macht ihn unbeschreiblich interessant. Was steckt hinter Noc, dem dunklen Auftragsmörder? Ich bin, noch immer geflasht von dem, was sich Maxym M. Martineau für ihn hat einfallen lassen. Denn sein Schicksal ist ebenso herzzerreißend wie schockierend. Und trotzdem hat er auch Momente des Lichts; und in denen erweckt er so viel Sympathie im Leser, dass man ihm seine „Fehler“ bedingungslos verzeiht. Noc. Der Anführer einer Gilde, der mehr Last auf seinen Schultern trägt, als ein Mensch verkraften kann. Ich habe Noc nicht nur gemocht, weil er hin und wieder durchscheinen ließ, dass er kein Herz aus Stein hat. Ich habe ihn gemocht, weil er vielschichtig und interessant, facettenreich und undurchdringlich war. Die Autorin hat ihn eine unglaubliche Entwicklung durchleben lassen, die ihn mir noch näher brachte und mir zeigte, dass ich mit meinem Gefühl nicht auf dem Holzweg war. Dieser Kerl war ein Highlight für sich allein, und seine Loyalität der Gilde gegenüber beeindruckte mich mehr als nur einmal.
Randfiguren gab es, natürlich ebenfalls und genau wie die Protagonisten, waren auch sie abwechslungsreich ausgearbeitet. So gab es diejenigen, die man sofort liebt; diejenigen, die etwas Zeit brauchen; diejenigen, die man sofort hasst und diejenigen, in denen man sich als Leser gnadenlos täuscht. Es gab, ungelogen, von jedem etwas und jeder weckte unterschiedlichste Emotionen in mir. Und können wir einmal fix über diejenigen sprechen, die bewusst Wut im Leser auslösen? Wie gut ist der Autorin das hier bitte gelungen? Ich kann nicht beschreiben, wie groß mein Hass stellenweise war und wie sehr ich mir wünschte, besagte Figuren einfach auslöschen zu können. Chapeau! Meisterhaft gemacht.
Und der letzte Part, mit dem ich mich befasse, ist die Idee. Zunächst einmal: was habe ich erwartet? Und da geht’s schon los mit meiner Ahnungslosigkeit. Ich denke, ich hab eher mit einer süßen Romantasy-Geschichte gerechnet, die ganz nett für zwischendurch ist und in der die Liebe definitiv im Fokus steht (vielleicht auch dem Verlag „geschuldet“, dass diese Erwartungen da waren). Und was habe ich bekommen? Ein High Fantasy Roman, der jedes meiner Highlights ins Wanken bringt.
Der Einstieg in „Schattentanz“ war, trotz der Komplexität der Welt und der einzelnen Figuren, keineswegs schwer. Ich fand mich sofort wunderbar zurecht und fühlte mich umgehend wohl an Leena’s Seite. Durch ihr „Talent“, Tierwesen zu zähmen, hatte sie direkt einen sehr interessanten Aspekt an sich, der mich neugierig machte. Nach und nach erweckte sie allerdings auch meine Sympathien; nur um das nicht außen vor zu lassen. Ich ließ mich also in eine Welt namens Lendria fallen und erlebte das Abenteuer meines Lebens. Nach der kurzen Kennenlern-Phase mit Leena geht’s schlagartig los und das Tempo wird massiv angezogen. Schon die zweite Szene im Buch ist brutal und actionreich. Erst dann kommt auch Noc ins Spiel und mit ihm wird es gleich noch einmal spannender. Allein die Idee, einen Assassinen auf eine Magierin treffen zu lassen, ist mehr als innovativ und dann auch noch unterschiedliche Tierwesen einzubauen, ließ meine Begeisterung in ungeahnte Höhen schnellen. Diese ganze Welt, inklusive Wesen, Figuren und Eigenheiten ist magisch, zauberhaft und gleichzeitig so düster und brutal. Allein dass sich diese Komponenten überhaupt vertragen und miteinander harmonieren, schien mir undenkbar, aber diese Geschichte belehrte mich eines Besseren. Die Autorin hat eine gelungene Mischung aus Assassins Creed und Harry Potter erschaffen, die mich als Leser atemlos durch die Seiten preschen, aber auch mit den Tränen kämpfen ließ. Dabei war’s komplett egal, ob ich mich im ersten, im zweiten oder im letzten Drittel befand; die Spannung war durchgängig mit Händen greifbar und fesselte mich ungemein. Dazu kommt es hauptsächlich deswegen, weil sich keine einzige Szene der vorherigen gleicht. Die Abwechslung innerhalb der Handlung ist nicht in Worte zu fassen und die ganzen neuartigen Elemente, die verbaut sind, treiben den Spannungsbogen immer weiter und weiter nach oben. Ich habe keine Ahnung, wie es möglich ist, diesem Highlight ständig noch eins oben drauf zu setzen; aber Maxym M. Martineau tut es einfach. Sie überrascht immer wieder und lenkt die Story immer wieder in unerwartete Richtungen. Dass dabei aber auch noch zu Tränen rührende Emotionen und ein erotisches Knistern entstehen kann, war für mich .. wow. Hier fehlen mir klar die Worte.
Und genau so auch beim Beschreiben des großen Showdowns. Fulminant, actionreich, explosiv und brutal; überraschend, heftig, berührend. Und das alles gleichzeitig. Eine regelrechte Schlacht war es, die wir da miterleben mussten und einige sehr unerwartete Geschehnisse. Die Auflösung fand zwar noch nicht ausreichend statt, aber dafür sind ja Band 2 und 3 noch da. Ich bin dabei auch echt positiv überrascht, dass der Cliffhanger nicht derart schrecklich ist, wie man es kennt. Man ist neugierig, keine Frage, aber es war nicht der Schockmoment da, den man erwartet.
FAZIT:
Im Grunde reicht ein einziger Satz, um meine Meinung zu „Schattentanz – Die Tiermagierin“ zu beschreiben: Das Buch war mit Abstand eins der besten High Fantasy Büchern, die ich jemals gelesen habe. So unvorhersehbar und spannend, gleichzeitig so gefühlvoll und berührend – ich kann es nicht beschreiben; ich kann euch nur drum bitten, diesem Buch eine Chance zu geben, weil es einfach rund herum und mit absoluter Gänze perfekt war. Großes Kino – im wahrsten Sinne des Worte. Ich liebe es! 5+ von 5 Sternen. Ganz klar.