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Veröffentlicht am 15.08.2021

Gibt es Leben in der Ordnung?

Das Archiv der Gefühle
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"Das Archiv der Gefühle" (2021) ist ein Roman von Peter Stamm, der die Geschichte eines Einzelgängers erzählt, der es nach langer Zeit doch noch schafft kleine Schritte zurück in die Welt und zu den Menschen ...

"Das Archiv der Gefühle" (2021) ist ein Roman von Peter Stamm, der die Geschichte eines Einzelgängers erzählt, der es nach langer Zeit doch noch schafft kleine Schritte zurück in die Welt und zu den Menschen zu machen.

Zum Inhalt:
Der Ich-Erzähler, der in der Geschichte namenlos bleibt, beschreibt sein jetziges Leben und wie es dazu kam. Er lebt zurückgezogen in seiner Phantasie und Erinnerung und nimmt am Leben nur noch als Beobachter teil. Er hat seine Leben versäumt, um seine Jugendliebe Franziska zu vergessen. Doch nun ist sie wieder da...

Persönliche Einschätzung:
Anfangs ist der Schreibstil durch die Sprache einerseits ausladend, andererseits wieder komprimiert durch das Zusammenziehen mehrerer Sätze in einen. Ungewöhnlich, aber schön und flüssig zu lesen. Leider geht das Ausladende später größtenteils verloren und die komprimierten Sätze lesen sich etwas eintönig. Gegen Ende lockert sich der Schreibstil auf.
Die Figur des ich-Erzählers ist sehr gut ausgearbeitet und man folgt ihm gerne auf seinem Weg. Die Ordnung, die er um sich herum schafft, wird so genau beschrieben, dass sie sich beinahe beim Lesen überträgt. Der Einstieg in die Geschichte gelingt durch den Schreibstil und die Beschreibungen reibungslos.
Die Veränderungen des Protagonisten und die meisten Botschaften, die dadurch vermittelt werden, sind anfangs eher subtil in der Geschichte versteckt. Erst gegen Ende zeichnet sich sein weiterer Weg ab. Auch nach der Lektüre dieses Romans wird einen die Geschichte wohl noch eine Weile beschäftigen.

Der Erzähl- und Schreibstil des Autors sind Geschmackssache. Ich fand den Schreibstil nach einer Weile eintönig. Der Erzählstil hat mir gefallen und die Botschaften der Geschichte haben mich nachdenklich gemacht. Allerdings ist mir die Geschichte und wie der Protagonist seine Veränderung erlebt insgesamt etwas zu flach.

Fazit: Ein guter Roman – ruhig, nachdenklich, gelegentlich tiefgründig. Kein „Muss“, aber ein gutes „Kann“.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Was wäre die Welt ohne Geschichten?

Ich schenk dir eine Geschichte 2019 - Der geheime Kontinent
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"Der geheime Kontinent" (2019) ist ein Fantasy-Abenteuer für Kinder ab 10 Jahren von THiLO mit Illustrationen von Timo Grubing. Im Buch enthalten ist auch die Geschichte als Comic ebenfalls gezeichnet ...

"Der geheime Kontinent" (2019) ist ein Fantasy-Abenteuer für Kinder ab 10 Jahren von THiLO mit Illustrationen von Timo Grubing. Im Buch enthalten ist auch die Geschichte als Comic ebenfalls gezeichnet von Timo Grubing.
Das Buch erschien in der Reihe „Ich schenk dir eine Geschichte“ zum Welttag des Buches am 23.04.2019. Es handelt sich dabei um eine deutschlandweite Kampagne zur Leseförderung, die seit mehr als 20 Jahren zum Welttag des Buches mit einer Buch-Gutschein-Aktion Kindern Freude am Lesen schenkt.

Zum Inhalt:
Tim, Fan von Rittern und Helden, und seine beste Freundin Meike freuen sich auf die Klassenfahrt in eine Jugendherberge in einer alten Burg. Dort entdecken sie in der Bibliothek das Tor zu einem geheimen Kontinent. Nachts erhalten sie einen Hilferuf und müssen all ihren Mut aufbringen, um den geheimen Kontinent von einem bösen Drachen zu befreien.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist sehr schön und altersgerecht. Die Personen und Situationen sind aus Kindersicht beschrieben. Lustige Formulierungen und Erlebnisse bringen nicht nur Kinder häufiger zum Lachen. Die Illustrationen und der Comic sind ebenfalls schön und altersgerecht gezeichnet. Schade nur, dass alles in schwarz-weiß ist.
Die Verweise auf viele bekannte Märchenfiguren sind gut dazu geeignet das Leseinteresse zu fördern. Zusätzlich vermittelt die Geschichte auch noch eine Lektion über die große Bedeutung von Freundlichkeit, Freundschaft und Zusammenhalt.

Mir hat das Abenteuer von Tim und seinen Freunden sehr gut gefallen. Wenn unsere Geschichten von einem Drachen bedroht werden, kann einem das schon Angst machen. Ein Buch für alle Kinder von 10 bis 99 Jahren..

Fazit: Ein tolles Fantasy-Abenteuer für Kinder und Erwachsene. Schön geschrieben und bebildert - und mit einer wichtigen Lektion über die Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Wo beginnt künstliche Intelligenz?

Scott V.P.I.
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"Scott V.P.I." (2021) ist ein Sciencefiction-Krimi, auch Science Krimi genannt, von Gard Spirlin. Der Autor Frank Dekker wird darin unfreiwillig in einen Mordfall hineingezogen und nimmt mithilfe seiner ...

"Scott V.P.I." (2021) ist ein Sciencefiction-Krimi, auch Science Krimi genannt, von Gard Spirlin. Der Autor Frank Dekker wird darin unfreiwillig in einen Mordfall hineingezogen und nimmt mithilfe seiner Assistenz-KI Scott die Ermittlungen auf.

Zum Inhalt:
Der Protagonist Frank Dekker, Autor von eher zweitklassigen Liebesromanen und Schwerenöter, wacht nach einem One-Night-Stand in einem Hotelzimmer und mitten in einem Mordfall auf. Um sich von jeglichem Verdacht reinzuwaschen, überredet ihn die Assistenz-KI seiner Autoren-Software selbst Ermittlungen aufzunehmen. Zwischen Technologiehassern und radikalen politischen Kräften begibt sich das ungewöhnliche Ermittlerduo auf die Suche nach dem Mörder.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist ausgezeichnet; flüssig, lebendig und gespickt mit Ironie und Wortwitz.
Durch den Schreibstil und die anschaulichen Beschreibungen der Personen und Situationen gelingt der Einstieg in die Geschichte mühelos.
Die beiden Protagonisten Frank und Assistenz-KI Scott sind etwas eigen und sehr sympathisch. Witzig und ironisch spielt der Autor mithilfe von Scott mit gängigen Klischees.

Sehr interessant sind die in die Geschichte eingewobenen, topaktuellen Fragen, wie weit der Einsatz von Technologie und künstlicher Intelligenz gehen sollte und welche Konsequenzen das in Zukunft mit sich bringen könnte.

Die KI Scott hat mich fasziniert und begeistert, aber gleichzeitig nachdenklich gemacht. Was wird wohl aus den Menschen werden, wenn es je eigenständige künstliche Intelligenz geben sollte? Wo beginnt Intelligenz? Und wo ist die Grenze zwischen Leben und Maschine?

Fazit: Ein sehr guter Sciencefiction-Krimi, der zum Nachdenken anregt. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Wolke Sieben kommt nach dem Fall

Suche Platz auf Wolke Sieben
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"Suche Platz auf Wolke Sieben" (2021) ist ein Liebesroman von Franziska Jebens, der die Geschichte von Marlene erzählt, die erst die Liebe verliert, dann einen Neubeginn wagt und dadurch schließlich beruflich ...

"Suche Platz auf Wolke Sieben" (2021) ist ein Liebesroman von Franziska Jebens, der die Geschichte von Marlene erzählt, die erst die Liebe verliert, dann einen Neubeginn wagt und dadurch schließlich beruflich und privat auf Wolke Sieben landet.

Zum Inhalt:
Die Ich-Erzählerin Marlene muss zu Beginn der Geschichte herbe Verluste wegstecken. Ihr Freund verlässt sie kurz vor der geplanten Hochzeit mitten im Hauskauf und zu allem Überfluss verliert sie auch noch ihren Job. Ihr schön eingerichtetes, aber doch etwas langweiliges und vorhersehbares, Leben löst sich in Luft auf. Aber da jeder Verlust auch eine Chance bietet, hat sie plötzlich die rettende Idee: das besondere Onlinedating! Innerhalb der folgenden drei Jahre baut sie die erfolgreiche Onlinedating-Agentur Wolke Sieben auf. Auch privat fühlt sie sich in ihrem wieder geordneten Leben recht wohl.
Obwohl sie Tag für Tag anderen dabei hilft die Liebe zu finden, hält sie sich selbst lieber fern davon. Doch da taucht Bruno in ihrem Leben auf, den sie ja eigentlich unsympathisch und überheblich findet. Oder doch nicht?

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig und sehr gut lesbar. Ein paar eigene Wortkreationen und moderne Begriffe peppen den lockeren Schreibstil zusätzlich auf.
Die Situationen und das Verhalten und die Emotionen der Figuren werden eindrücklich beschrieben, so dass man sich sehr schnell in die Protagonistin und ihre Geschichte hineinversetzt fühlt. Auch dass die Geschichte im Präsenz erzählt wird, stärkt das Gefühl dabei zu sein.
Die Geschichte ist nicht nur rosarot und genau dadurch realistisch, ehrlich und glaubwürdig. Die Protagonistin strauchelt, fällt, rappelt sich wieder auf und schafft es aus eigener Kraft und Eigeninitiative nach oben – und schließlich mit Umwegen auch auf Wolke Sieben.
Auch das Thema Onlinedating wird witzig und interessant beschrieben.

Die Protagonistin und die Geschichte haben mir auf Anhieb gut gefallen, auch wenn an einigen Stellen das Glück für meinen Geschmack dann doch etwas überhand genommen hat.

Fazit: Ein schöner leichter Liebesroman, witzig und locker geschrieben. Genau das richtige für Urlaub, Strand oder auch einfach mal so zwischendurch.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

"Wachstumsversuche" (1)

Das Hotel New Hampshire
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"Das Hotel New Hampshire" (1981) ist ein Roman von John Irving, der die skurrile und schräge Geschichte einer US-amerikanischen Familie im gesellschaftlichen und politischen Umfeld der 1940er bis 1960er ...

"Das Hotel New Hampshire" (1981) ist ein Roman von John Irving, der die skurrile und schräge Geschichte einer US-amerikanischen Familie im gesellschaftlichen und politischen Umfeld der 1940er bis 1960er Jahre erzählt.

Zum Inhalt:

Der Ich-Erzähler, John Berry, der mittlere von fünf Geschwistern, erzählt die Geschichte seiner Familie aus seiner Sicht. Die Familie macht einige schlimme Erfahrungen, erlebt Unglück und Tragödien, aber auch viel Liebe, Glück und Zusammenhalt. Es ist eine Geschichte des Wachsens, des Erwachsenwerdens und des Über-sich-Hinauswachsens. Und auch die Geschichte derer, die dabei verloren gehen.
Dabei müssen sie sich nicht nur mit den eigenen sondern auch mit politischen und gesellschaftlichen Spannungsfeldern auseinandersetzen.
Und bei all dem spielen eigensinnige Bären, Klasse-Hotels und Freud eine herausragende Rolle.

Persönliche Einschätzung:

Der Schreibstil ist insgesamt flüssig und gut lesbar mit teils ausgefeilten Formulierungen, aber gerade in der ersten Hälfte des Romans durchzogen von einer Masse an vulgären Begriffen und Schimpfwörtern sowie abgehackten Dialogen.
Der Einstieg ist etwas schwierig, da die ersten Seiten überladen sind von Informationen zu den verschiedenen Personen und der Familiengeschichte. Später folgen einige langatmige Passagen ohne richtiges Geschehen. In der zweiten Hälfte des Romans ändert sich das völlig bis hin zu einem großartigen Schluss.
Anfangs ist das schwer einzuordnen, später wird klar, dass sich Schreibstil und Dynamik der Geschichte mit den Personen mitentwickeln. Die stilistischen und inhaltlichen Extreme machen den Wachstumsprozess umso deutlicher.
John Irving hat einen ganz eigenen, ausgefallenen Stil.
Nachdem ich das Buch zu Beginn ganz in Ordnung fand, dann zur Mitte hin aufgeben wollte, gefiel es mir in der zweiten Hälfte von Seite zu Seite immer besser – ganz so wie sich eben alles in diesem Buch entwickelt.

Fazit: Ein gutes Buch, lesenswert, aber stellenweise etwas zu vulgär und langatmig.

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(1) Zitat aus dem Buch

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