Profilbild von Philomena

Philomena

Lesejury Star
offline

Philomena ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Philomena über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2021

U-Bahn. U-Bahn. U-Bahn.

U
0

Die Lektorin Anke Lohm will nach einem anstrengenden Tag nur noch nach Hause. Fünf U-Bahnstationen trennen sie von einer Dusche und ihrem Bett. Der einzige andere Fahrgast im Waggon nervt sie zwar, aber ...

Die Lektorin Anke Lohm will nach einem anstrengenden Tag nur noch nach Hause. Fünf U-Bahnstationen trennen sie von einer Dusche und ihrem Bett. Der einzige andere Fahrgast im Waggon nervt sie zwar, aber er will sowieso bald aussteigen. Bloß dass die U-Bahn nicht hält, sondern immer weiter durch das Dunkel fährt.

Der Schreibstil ist anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Abgehackt, kurze Sätze, oft nur Ein-Wort-Sätze. Wie die eigenen Gedanken ist der Schreibstil sprunghaft, Sätze werden unterbrochen, Gedanken wiederholt. Nach einiger Zeit ist man aber damit warm geworden und es entwickelt eine gewisse Sogkraft. Man fliegt durch die Seiten, da sich die Ereignisse (und die Gedanken) teilweise überschlagen. Manchmal musste ich durch die hektische Erzählweise einige Szenen wiederholt lesen, um zu verstehen, was gerade passiert.

Das ist wohl auch der größte Schwachpunkt an der Art des Buches. Es wird nicht viel erklärt oder beschrieben, es sind wirklich nur die ungefilterten Gedanken der Protagonistin Anke. Manche Dialoge gehen über mehrere Seiten, ohne dass beschrieben wird, wer oder wie es gesagt wird. Alles zusammen entzieht dem Buch die Substanz und die Atmosphäre. Man stellt sich zwar vor, wie man sich selbst in der Lage befindet und wünscht den Charakteren dadurch, dass sie einen Ausweg finden. Die Situationen werden aber durch den teils wirren und schnellen Schreibstil nicht greifbar.

Das relativ offene Ende lässt mich etwas ratlos zurück. Für mich wurde nicht erkenntlich, was der Autor mit seiner Geschichte aussagen will. Ein gesamtes Buch in dieser Erzählweise ist schwierig (als vereinzelte Passagen in einem Buch kann ich es mir besser vorstellen), dabei fand ich die Grundidee mit der endlos fahrenden U-Bahn sehr spannend.

Als Hörbuch soll es wohl besser sein und vermutlich stimmt das auch. Mit Sprechern, die es gut umsetzen, ergibt es wahrscheinlich eine ganz andere Stimmung. Als Buch funktioniert es nur bedingt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2021

Weihnachten mit Kluftinger

Morgen, Klufti, wird's was geben
0

Weihnachten steht vor der Tür und bei Kluftingers laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Doch dann stürzt Erika von der Leiter und muss ein paar Tage ins Krankenhaus. Kluftinger bleibt zurück und muss ...

Weihnachten steht vor der Tür und bei Kluftingers laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Doch dann stürzt Erika von der Leiter und muss ein paar Tage ins Krankenhaus. Kluftinger bleibt zurück und muss sich alleine um alles kümmern. Zusätzlich hat sich noch Yoshifumi angekündigt. 24 Katastrophen zur Weihnachtszeit.

Inhaltlich kann man nicht viel sagen. Zum einem damit nichts verraten oder vorweggenommen wird, zum anderem da wirklich nicht so viel passiert. Es handelt sich hier wirklich nur um eine weihnachtliche Kurzgeschichte aufgeteilt in 24 Kapitel.

Was in den Kluftinger-Krimis immer nur stellenweise vorkommt, wird einem in diesem Buch geballt präsentiert. Kluftingers unbeholfene Art mit Alltagsdingen umzugehen, was immer wieder zu kuriosen und humorvollen Situationen führt. Teilweise war es dann aber sehr überzogen bzw. überdreht. Es war amüsant zu lesen, aber es hat mich jetzt nicht zum Schmunzeln oder gar zum Lachen gebracht.

Es war nicht schlecht, aber am Ende hat mich die Kürze dann nicht mehr gestört. Für Kluftinger-Fans und für die Weihnachtszeit ganz nett zu lesen. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht tut.

Veröffentlicht am 24.09.2021

Alberts Suche nach der Liebe

Das geheime Leben des Albert Entwistle
0

Albert Entwistle ist gerne für sich. Er mag seine Routinen und wenn er mit so wenig Menschen wie möglich sprechen muss. Als sein Renteneintritt kurz bevorsteht, ändert sich das jedoch. Wer ist er denn, ...

Albert Entwistle ist gerne für sich. Er mag seine Routinen und wenn er mit so wenig Menschen wie möglich sprechen muss. Als sein Renteneintritt kurz bevorsteht, ändert sich das jedoch. Wer ist er denn, wenn er kein Postbote mehr ist? Langsam geht er auf die Leute in seinem Umfeld zu und gibt immer mehr von sich preis. Er wird nicht nur positiv überrascht, sondern auch dazu ermutigt, seine alte Jugendliebe ausfindig zu machen.

Bei der Geschichte merkt man schnell, dass es sich um ein Feel-Good-Buch handelt. Es fängt zwar augenscheinlich erst etwas aussichtslos für Albert an, als er mehrere Schicksalsschläge hinnehmen muss. Doch bald widerfahren ihm immer mehr gute Dinge und sein Leben wandelt sich.

Dabei wandelt sich nicht nur Alberts Leben, sondern auch sein Charakter. Von einem zurückgezogen lebenden Menschen mit einer Sozialphobie entwickelt er sich zu einer Person, die recht aufgeschlossen auf andere zugeht und sehr schnell aus ihrer Komfortzone herausgeht. Man kann hier wirklich von einer 180-Grad-Wendung sprechen, wenn man Alberts Entwicklung betrachtet. Das ist auch alles sehr schön, aber dadurch, dass sich diese Wandlung innerhalb weniger Wochen vollzieht, ist es nicht mehr so ganz realistisch.

Im Mittelpunkt steht die Suche nach Alberts Jugendliebe, George. Natürlich klappt nicht alles von Anfang an, aber Albert werden auch nicht wirklich Steine in den Weg gelegt und die Suche verläuft sehr reibungslos. Unterstützt durch einige glückliche Zufälle. Am besten haben mir da die Rückblicke und Alberts und George‘ Vergangenheit gefallen, da es hier die spannenden Szenen und Situationen gab.

Auch bei den Nebencharakteren läuft es nach anfänglichen Schwierigkeiten äußerst gut und es treten eigentlich keine Probleme mehr auf.

Ein Feel-Good-Roman, der stellenweise sehr unaufgeregt ist, aber trotzdem unterhält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.09.2021

Wenn Tote sprechen

Tote schweigen nie
0

Cassie Raven fällt mit ihrem Aussehen auf: schwarzer Gothic-Look, Piercings und Tattoos. Aber auch für ihren Job als Assistentin in der Rechtsmedizin bekommt sie den ein oder anderen schrägen Blick. Als ...

Cassie Raven fällt mit ihrem Aussehen auf: schwarzer Gothic-Look, Piercings und Tattoos. Aber auch für ihren Job als Assistentin in der Rechtsmedizin bekommt sie den ein oder anderen schrägen Blick. Als die Leiche ihrer früheren Mentorin, der Cassie viel zu verdanken hat, in die Rechtsmedizin gebracht wird, glaubt Cassie nicht an einen natürlichen Tod und macht sich selbst auf die Suche nach Antworten. Dabei bekommt sie von unerwarteter Seite Hilfe.

Cassie hat mir als Protagonistin sofort gefallen. Sie hat Ecken und Kanten, ist nicht auf den Mund gefallen und weiß sich zu wehren. Trotzdem zeigt sie auch schwächere Seiten und lässt Emotionen zu und wird dadurch zu einer Sympathieträgerin. Detective Phyllida Flyte lernt man in diesem Buch nicht ganz so gut kennen. Man erfährt, dass in nicht allzu ferner Vergangenheit etwas passiert ist und sie daher die Polizeistelle wechselte, aber man bekommt immer nur kleine Informationsbrocken.

Was mir an den Ermittlungen gefallen hat, dass Cassie nicht alles auf eigene Faust gemacht hat und plötzlich die große Ermittlerin gespielt hat, sondern sich Hilfe bei Detective Flyte sucht und somit trotzdem den offiziellen Weg geht. Auch wenn Cassie an einigen Stellen die gesetzlichen Grenzen austestet.

Der Fall an sich war spannend aufgebaut. Es gab mehrere Handlungsstränge, die am Ende zusammen liefen. Auch wenn eine Handlung – wie ich finde – nicht ganz aufgeklärt wurde. Der Auflösung geht ein ziemlicher großer Twist voraus, der es für den Leser fast unmöglich macht, selbst den Täter im vorherigen Verlauf schon selbst herauszufinden.

Ich empfand es auch als etwas viel, dass der Fall und die Aufklärung mit sehr vielen glücklichen und unglücklichen Umständen und Zufällen zusammenhingen. Es wirkte zum Schluss doch sehr konstruiert und es fehlte etwas an Leichtigkeit in den Ermittlungen. Die Charaktere – vor allem Cassie – finde ich sehr gelungen. Der Kriminalfall könnte im nächsten Band noch ausgefeilter sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2021

Frustrierendes Leseerlebnis

Partem. Wie die Liebe so kalt
0

Xenia hört Geräusche, wenn sie andere Menschen berührt. Jede Person hat ihr ganz persönli-ches Geräusch. Nur bei Jael hört sie absolute Stille. Jael, der plötzlich mit seinen in der Stadt und in der Schule ...

Xenia hört Geräusche, wenn sie andere Menschen berührt. Jede Person hat ihr ganz persönli-ches Geräusch. Nur bei Jael hört sie absolute Stille. Jael, der plötzlich mit seinen in der Stadt und in der Schule auftaucht und Xenias Leben durcheinanderbringt. Denn Jael hat einen Auftrag. Er soll anderen ihre Liebe stehle. Mit ihrer Fähigkeit ist Xenia zum einem eine Gefahr für ihn, zum anderem wertvoller als alle anderen.

Die Grundidee mit den Gefühlen stehlen und den Geräuschen, die Xenia hören kann, fand ich sehr interessant und war daher auch gespannt, wie es umgesetzt wird. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, dass die Liebesgeschichte zwischen Jael und Xenia keinen so großen Raum ein-nehmen würde. Oder es zumindest gut in die Geschichte eingebaut wird.

Leider zieht sich das anfängliche Geschmachte fast kontinuierlich durch das Buch. Es muss im-mer wieder betont werden, wie unglaublich gutaussehend und unwiderstehlich die neuen Schü-ler sind. Und die Charaktere haben reihenweise unglaublich wunderschöne Augen und irgend-welche Grübchen. Zu Beginn wehrt sich Xenia noch dagegen Jael gut zu finden, aber dann ver-fällt sie doch seinem (Arschloch)-Charme. Weil er hin und wieder so nett lächelt. Zumindest wurde hier die obligatorische Dreiecksgeschichte ausgelassen.

Die Liebesgeschichte ist schon einmal nicht so überzeugend, dann vielleicht der Rest der Hand-lung? Auch eher weniger. Es war ziemlich frustrierend, da man wirklich kaum etwas über die Hintergründe erfährt, warum Jael und die anderen die Gefühle von Menschen stehlen. Man erfährt zwar, dass dahinter irgendeine mysteriöse Gruppierung steckt, aber viel mehr auch nicht.

Natürlich kann es zur Spannung beitragen, wenn dem Leser gewisse Informationen fehlen, aber wenn man komplett im Dunkeln gelassen wird, macht es einfach keinen Spaß. So hat man den Eindruck bekommen, sie sind böse, weil sie böse sind und stehlen Gefühle, weil sie es können.

Durch die vielen Perspektivenwechsel und die eher kurzen Kapitel kommt man recht schnell durch das Buch. Manchmal überschneiden sich die Perspektiven und Szenen werden dadurch wiederholt. Was aber zum Glück nicht allzu häufig vorkommt.

Die Idee war da, aber so ganz durchdacht scheint mir die Geschichte nicht. Man muss dem Leser schon Anhaltspunkte und Informationen geben, ansonsten ergibt es einfach keinen Sinn.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere