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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

Mord verjährt nicht

Das unvollendete Bildnis
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Carla Lemarchant bittet den Meisterdetektiv Hercule Poirot um Hilfe. Vor 16 Jahren wurde ihr Vater Amyas Crale, ein berühmter Maler, ermordet. Ihre Mutter wurde damals wegen Mordes verurteilt und starb ...

Carla Lemarchant bittet den Meisterdetektiv Hercule Poirot um Hilfe. Vor 16 Jahren wurde ihr Vater Amyas Crale, ein berühmter Maler, ermordet. Ihre Mutter wurde damals wegen Mordes verurteilt und starb im Gefängnis. Carla wuchs deshalb in Kanada bei Verwandten auf. Nun ist sie volljährig und möchte heiraten. Und erhält einen Brief von ihrer Mutter, in dem diese ihre Unschuld beteuert. Wer war der Mörder von Amyas Crale?! Hercule Poirot macht sich auf, es herauszufínden...

Die Geschichte setzt sich aus 3 Büchern zusammen. Im ersten sucht Poirot die 5 damals beteiligten und damit verdächtigen Personen auf und befragt sie, im zweiten legen die fünf, wie von ihm erbeten, schriftlich ihre Erinnerungen an die Umstände dar und im dritten Teil zieht Poirot die Schlussfolgerungen daraus und klärt den Mord auf.
Bei genauerer Betrachtung hätte eigentlich jeder der damals Beteiligten irgendeinen Grund, Amyas ermordet zu haben und eigentlich würde man es allen zutrauen. Agatha Christie versteht es in der ihr eigenen Art Charaktere zu erschaffen, die einerseits wie normale Menschen aus der damaligen englischen Gesellschaft wirken, dennoch aber würde man ihnen einen Mord zutrauen. Die Queen of Crime führt uns dadurch vor Augen, dass jede menschliche Seele auch Potential zum Abgrund hat, wie nah gut und böse zusammenliegen.
Ohne Brutalität und Knallereffekt schafft Agatha Christie es für Spannung zu sorgen und wie üblich bei ihren Krimis ist es quasi unmöglich, selbst den Mörder zu finden, die Auflösung Poirots ist genial, wenn auch absolut nachvollziehbar. Man muss auf die Details achten!
Ich kann "Das unvollendete Bildnis" absolut weiterempfehlen, allen, die gern Krimis mit Qualität und Spannung ohne den absoluten Nervenkitzel uns Schockeffekten mögen!

Veröffentlicht am 01.11.2017

Ein Plädoyer für`s Briefeschreiben

Der schönste Grund, Briefe zu schreiben
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"Wer braucht denn noch Briefträger in einer Welt, in der keine Briefe mehr geschrieben werden?" fragt die Briefträgerin Sara zu Beginn des Buches. Und das haben sich offenbar auch ihre Vorgesetzten gefragt, ...

"Wer braucht denn noch Briefträger in einer Welt, in der keine Briefe mehr geschrieben werden?" fragt die Briefträgerin Sara zu Beginn des Buches. Und das haben sich offenbar auch ihre Vorgesetzten gefragt, denn Sara soll von ihrem Heimatdorf Porvenir, in dem sie mit ihren 3 Kindern lebt, nach Madrid versetzt werden und die Postfiliale in Porvenir geschlossen werden. Saras Nachbarin, die 80-jährige Rosa, möchte das verhindern und startet eine Briefkette, damit wieder mehr Briefe geschrieben werden und Sara bleiben kann. Sara ahnt nichts von der Initiative und berichtet ihrem Chatfreund verwundert, über die neuerdings gehäuft zuzustellenden Briefe. Und während die Briefkette Schicksale und Leidenschaften der Dorfbewohner enthüllt, entflammt zwischen Sara und ihrem Chatfreund allmählich auch eine Leidenschaft...

Ich bin über das Buch sozusagen gestolpert, als ich auf der Suche nach neuer Lektüre in der Buchhandlung war. Der Titel ließ mich aufmerken, auch wenn ich ihn etwas holprig fand und ich im Nachhinein sagen muss, dass ich ihn unpassend finde. Als ich dann die Überschrift des Klappentextes auf der Rückseite las, "Niemals wird eine Träne eine E-Mail verwischen", war mein Interesse als Briefenthusiast endgültig geweckt. Und die Idee der Briefkette gefiel mir. Auch wenn mir nach dem Kauf auffiel, eigentlich habe ich gar keine richtige Idee, was mich bei dem Buch erwartet.

Das Buch wird aus wechslenden Perspektiven erzählt, zu Beginn immer aus der des aktuellen Briefeschreibers. Zunächst erfährt man immer was über den Empfänger des Briefes und wie er den Brief bekommt, dann folgt der nächtste Brief. Dabei bekommt man auf bewegende Art das Schicksal der Menschen im Ort geschildert und fühlt sich ihnen sehr nahe, so dass es dann sehr bedauerlich ist, zum nächsten überzugehen und die Menschen nicht weiter zu verfolgen. Zunächst wirkt es, als ginge es immer so weiter und das wurde mir fast ein bisschen langweilig. Dann jedoch treten die Briefeschreiber zunehmend in Beziehung und man erfährt, wie es weitergeht und wie sich alles fügt.
Die Charaktere sind sehr lebensecht und nachvollziehbar dargestellt und man kann sich als Leser gut mit ihnen identifizieren. Man kann sich gut vorstellen, dass es diese Personen wirklich gibt in diesem Dörfchen in Spaniens Bergen. Und es ist schön, ein Stück ihres Weges mit ihnen zu gehen. Die Handlung birgt keine großen Dramen, sondern vor allem Alltagsprobleme sowie schöne Momente "normaler" Leute. Dadurch fühlt man sich wie "dabei", nicht als bloßer Beobachter. Viele Kapitel beginnen mit einem Zitat oder Gedicht, teilweise findet man sie auch im Text. Das ist einerseits sehr bereichernd (schließlich verspricht der Klappentext ja auch einen Roman über den Zauber der Worte), andererseits war es mir manchmal ein bisschen zuviel und störte mich im Lesefluss. Aber das ist sicher Geschmacksfrage.

Alles in allem ist "Der schönste Grund, Briefe zu schreiben" eine sympatische Geschichte über Poesie, Freundschaft, Liebe und menschliche Schicksale, die ich gern gelesen habe und auch weiter empfehlen kann. Die Idee dahinter finde ich ganz originell. Und auf alle Fälle macht es unheimliche Lust, selbst gleich wieder Briefe zu schreiben. Ein absolutes Muss auf der Bücherliste ist es aber nicht.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Ein Meisterwerk der Queen of Crime

Alibi
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Der berühmte Detektiv Monsieur Poirot hat sich zur Ruhe gesetzt. In einem kleinen englischen Dorf namens King's Abbot züchtet er Kürbisse. Doch dann geschieht im Ort ein Mord. Roger Ackroyd wird erstochen ...

Der berühmte Detektiv Monsieur Poirot hat sich zur Ruhe gesetzt. In einem kleinen englischen Dorf namens King's Abbot züchtet er Kürbisse. Doch dann geschieht im Ort ein Mord. Roger Ackroyd wird erstochen aufgefunden, nachdem dessen Freundin an einer Überdosis Schlaftabletten gestorben ist. Verdächtige gibt es viele und der Fall scheint verworren. Die Polizei tappt im Dunkeln, aber Poirots kleine graue Zellen beginnen zu glühen. .. Statt dessen Freund Hastings steht ihm diesmal der örtliche Arzt zur Seite, um mit ihm zu ermitteln.

Auch wenn der Krimi wahrlich in einer anderen Zeit spielt (erstmals veröffentlicht 1926) und einem die Sitten und vor allem die Technik der damaligen Zeit manchmal eigenartig vorkommen mögen, ist und bleibt Agatha Christies Schreibstil einzigartig. Vieles wirkt wie harmloses Geplänkel von Nebensächlichkeiten und mag verwirren, jedoch ist jedes Detail wohl überlegt plaziert und ergibt am Ende ein großes Ganzes. Auf diese Weise gelingt es der Autorin, ohne die heute oft blutrünstige Gewalt Spannung zu erzeugen ohne dass man sich als Leser fürchten muss. Sie lädt den Leser ein, mit zu raten und selbst zu überlegen, wer es denn nun gewesen ist, ohne dass man wirklich eine reelle Chance hat, wirklich dahinter zu kommen.

Die Charaktere sind auch Spiegelbild der damaligen Gesellschaft und dadurch per se schon spannend. Mit Hercule Poirot hat Agatha Christie einen eben so genialen wie eitlen und selbstverliebten, bisweilen fast unangenehm überheblichen Hauptdarsteller geschaffen, der immer klüger ist als der lokale Ermittler der Polizei. Er bekommt, in dem Fall den Dorfarzt, immer einen Gehilfen an die Seite, der durch sein Unverständnis die Brillanz Poirots hervorhebt, was dieser den anderen auch gerne spüren lässt. Jedoch kommt -unbeabsichtigt und unerkannt -der entscheidende Hinweis zur Lösung meist von ihm. So letztlich auch hier.. .

Alibi ist definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten von Agatha Christie. Es gibt viele Möglichkeiten und reichlich Angebote an voreiligen Schlüssen, bevor der Fall dann eine interessante Wendung nimmt. Anders als bei den meisten Fällen ihrer Ermittler bin ich diesmal -obwohl ich es nicht glauben konnte - tatsächlich selbst auf den Täter gekommen, auch wenn sein Modus operandi genial ausgeklügelt war und ich ihn nie überführen hätte können. Ich kann das Buch nur wärmstens weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 23.10.2017

Absolut mitreißend und überzeugend- Achtung Suchtgefahr!

Berühre mich. Nicht.
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"Berühre mich.Nicht" ist der erste New Adult-Roman der Autorin Laura Kneidl. Es erzählt die Geschichte von Sage, die ihrem Elternhaus, insbesondere ihrem Stiefvater, entflieht und ein Psychologiestudium ...

"Berühre mich.Nicht" ist der erste New Adult-Roman der Autorin Laura Kneidl. Es erzählt die Geschichte von Sage, die ihrem Elternhaus, insbesondere ihrem Stiefvater, entflieht und ein Psychologiestudium in Melview beginnt. Die Voraussetzungen, unter denen sie startet, sind denkbar schlecht, sie hat kein Geld, keine Wohnung und keine Unterstützung. Und sie leidet unter schrecklichen Panikattacken und Angst vor Männern. Zu Semesterbeginn lernt sie April kennen, mit der sie sich anfreundet und die sie unterstützt. Sie findet einen Job in einer Bibliothek, wo zu ihrem Entsetzen auch Luca arbeitet. Was ihr anfangs große Angst macht, entwickelt sich langsam zu einer vorsichtigen Liebesgeschichte, der jedoch immer wieder Sages Panikattacken im Weg stehen.

Laura Kneidl schafft eine wunderbare Atmosphäre im Buch und absolut überzeugende Hauptfiguren, mit denen man gut mitgehen und -fühlen kann. Dabei sind die Höhen und Tiefen der Emotionen mitreißend und absolut realistisch dargestellt. Der Schreibstil ist flüssig, die Geschichte herzerwärmend. Der Titel des Buches ist brillant gewählt! Der Roman hat absolten Suchtfaktor, ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen und warte nun voller Ungeduld auf Teil 2.

Ich fand es toll, Sage, und schließlich auch Luca, auf ihrem Weg zu begleiten. Beide, vor allem aber Sage macht im Lauf der Geschichte eine beeindruckende Entwicklung. Trotz ihrer Erlebnisse in der Vergangenheit und zahlreicher Schwierigkeiten und Rückschläge lässt sie sich nicht unterkriegen und kämpft, um ihre Dämonen zu besiegen. Dafür kann man sie nur bewundern!

Alles in allem kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen, ich fand es rundum gelungen. So begeistert hat mich schon lange kein Buch mehr!

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  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 22.10.2017

Spannung pur

Und dann gab's keines mehr
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10 Personen werden unter unterschiedlichen Vorwänden auf eine einsame Insel eingeladen. Alle haben einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit. Keiner weiß genau, wer sie einlädt. Aber alle haben einen ...

10 Personen werden unter unterschiedlichen Vorwänden auf eine einsame Insel eingeladen. Alle haben einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit. Keiner weiß genau, wer sie einlädt. Aber alle haben einen Grund, der Einladung nachzukommen. Zunächst ist kein Gastgeber anwesend, am Klavier steht jedoch das Gedicht "zehn kleine Negerlein". Am Abend der Ankunft meldet sich der Gastgeber mit einer Tonaufnahme bei seinen Gästen. Und dann stirbt einer nach dem anderen unter mysteriösen Umständen, wie es in dem Gedicht steht...

Ursprünglich hieß das Buch wohl "10 kleine Negerlein", wurde dann jedoch aus Gründen der Political Correctness umbenannt in "Und dann gab's keines mehr..." Hintergrund ist das Kinderlied "10 kleine Negerlein".

Ich war im Urlaub und mir ging der Lesestoff aus, und so machte ich mich ans Stöbern in einer Buchhandlung, dabei stieß ich auf dieses Buch. Und habe es binnen kürzester Zeit gelesen. Agatha Christie versteht es, Spannung aufzubauen, ohne dass man sich zu sehr gruseln muss, wobei hier die Spannung meiner Ansicht nach mehr als in anderen Büchern war. Ich habe verzweifelt versucht, dahinter zu kommen, wer der Mörder ist, aber, typisch Agatha Christie, lag ich stets daneben. Einer der von mir Verdächtigten nach dem Anderen starb. Und bis zum Schluss konnte ich das Rätsel nicht lösen. Dennoch ist das Buch anders als andere der Krimi-Queen, auch das Ende, aber ich will hier nicht zu viel verraten. Ich kann nur soviel sagen: lest das Buch, ich kann es nur wärmstens empfehlen!
Und die Verfilmung kann dem Buch nicht das Wasser reichen, zumal hier das Ende geändert wurde...