Warum?
Meine Freundin Anne FrankDie Journalistin Dina Kraft, die mit ihrer Familie in Tela Viv lebt, hat die Memoiren von Hanna Pick-Goslar (1928 - 2022) in enger Zusammenarbeit mit dieser, sowie mit deren engsten Angehörigen geschrieben.
Hannah ...
Die Journalistin Dina Kraft, die mit ihrer Familie in Tela Viv lebt, hat die Memoiren von Hanna Pick-Goslar (1928 - 2022) in enger Zusammenarbeit mit dieser, sowie mit deren engsten Angehörigen geschrieben.
Hannah Goslars Familie floh bereits 1933 in böser Vorahnung aus ihrem geliebten Berlin zunächst nach London, Anfang 1934 dann nach Amsterdam, wo die kleine Hannah die ebenfalls aus Deutschland emigrierte Anne Frank kennenlernte, die schnell zu ihrer besten Freundin wurde. Bis zum Angriff der Deutschen auf die Niederlande im Mai 1940 und der anschließenden Besetzung des Landes erlebten die Mädchen mit ihren - meist jüdischen - Freundinnen eine schöne und relativ unbeschwerte Kindheit.
Hannah erzählt von ihrer engen Freundschaft zu der lebenslustigen Anne, von ihrer gemeinsamen Kindheit in Amsterdam und den Treffen der befreundeten Familien, sowie von jüdischen Gebräuchen und Feiertagen; dann von den zunehmenden Verboten und Einschränkungen für die Juden, dem plötzlichen Verschwinden von Annes Familie und den Deportationen von Freunden und Bekannten. Vater und Großvater von Hannah waren im Judenrat, was ihnen einige Privilegien einbrachte, die anderen Juden nicht vergönnt waren und sie einige Male vor der Deportation rettete. Außerdem hatten sie sich ein Palästina-Zertifikat gekauft, dass sie zu „Austauschjuden“ gegen deutsche Kriegsgefangene gemacht hat. Aus diesem Grund wurden sie später in den Lagern (Westerbork und Bergen-Belsen) geringfügig besser behandelt (was trotzdem immer noch entsetzlich und menschenverachtend war) und hofften sehnlichst auf einen Austausch.
Hannahs Memoiren sind tragisch, erschreckend und berührend - und so wichtig! Gerade in unserer heutigen Zeit, wo der Antisemitismus in Deutschland wieder deutlicher wird. Ich habe vor allem ihre Beschreibungen der Situation vor der Deportation nach Westerbork (natürlich auch sehr viele andere Situationen) als sehr eindringlich und ergreifend empfunden. Zitat Seite 155: „Meine Verlorenheit und Angst standen im Kontrast zu den Menschen, die ich den herrlichen Junitag genießen sah, den Kindern, die unter dem blauen Himmel spielten, den jungen Paaren, die Arm in Arm über die gepflasterten Plätze schlenderten.“
Hannah hat mich sehr beeindruckt mit ihrem Mut, ihrer Stärke, ihrer Empathie und ihrem Lebenswillen.
Zusammen mit ihrer Schwester überlebte sie den grausamen Holocaust und baute sich ein neues Leben in Israel auf. Sie hat eine große Nachkommenschaft, ihre „Rache" an Hitler, wie sie sagte. Sie erzählte ihre Geschichte unzählige Male. Vor Schulkindern, in großen Sälen, vor Queen Elizabeth, Königin Beatrix der Niederlande und vielen anderen Menschen in der ganzen Welt. Ihre Geschichte und die von Millionen anderer Opfer des Holocaust soll nicht vergessen werden!
In der Mitte des Buches ergänzen Fotos von Hannah, Anne, ihren Familien und Freundinnen den Text.
Fazit: „Meine Freundin Anne Frank“ ist keine einfache Lektüre und ich musste das Buch mehrmals zur Seite legen, bevor ich weiterlesen konnte. Zu nah gingen mir die geschilderten Ereignisse.
Trotzdem möchte ich das Buch dringend weiterempfehlen.