Ein bisschen wie Kaffee: "aquired taste"
Auf der ZungeDas Cover und die Gestaltung von Jennifer Clements „Auf der Zunge“ gefiel mir sofort. In der Buchhandlung würde ich wohl nach dem kleinen Band greifen und es mitnehmen.
Das Gelb des Titels kontrastiert ...
Das Cover und die Gestaltung von Jennifer Clements „Auf der Zunge“ gefiel mir sofort. In der Buchhandlung würde ich wohl nach dem kleinen Band greifen und es mitnehmen.
Das Gelb des Titels kontrastiert schön mit den schwarz-weißen Tönen des Abbilds und auch das Foto des Rückens einer laufenden Frau gibt direkt einen ansprechenden und genauen ersten Eindruck von der Geschichte.
Diese hat mich schon mit den ersten Zeilen, ja fast schon Versen, in den Bann gezogen. Vor allem wegen dem besonderen Schreibstil. Auf der Seite wirken die kleinen Paragraphen weit voneinander entfernt, wie kleine Gedichte für sich, aber inhaltlich ist unheimlich viel verdichtet worden. Die Geschichte mag kurz sein, aber nicht weniger voll.
Die kurzen Momentaufnahmen ließen mich in einer Ambiguität schweben. Einerseits war ich durch die poetischen Worte der Protagonistin so nah, andererseits war mir gleichzeitig der vollkommene Zugang versperrt. Besonders je mehr ich las, übernahm mich das Gefühl, dass es an ein paar Stellen zu bröckeln begann. Dieser Eindruck entstand bei mir, weil die Art und Weise des Schreibens auf mich dann zunehmend zusammenhanglos erschien an Stellen. Das könnte daran gelegen habe, dass ich das Buch nicht in einem Rutsch gelesen habe (was man auf jeden Fall machen könnte). Nichtsdestotrotz hat mir irgendwie auch dieses unbefriedigend Gefühl gefallen, es hat zur Geschichte gepasst.
Es war eben auch ein Streifzug mit ihr.
Noch immer schweben mir nach dem Lesen einzelne Satzfragmente im Kopf herum, noch immer bleibt ein gewisser Nachgeschmack von sehnsuchtsvollen Gefühlen und ich habe Fragen und Gedanken, die ich einfach nicht loslassen will.
Ich kann das Band nur empfehlen, aber es ist eben ein erlernter Geschmack in mancher Hinsicht bzw. nicht ganz für jeden. Da ich auch andere Bücher von der Autorin Jennifer Clement gelesen habe, war ich überrascht von diesem Werk. Zwar waren auch in denen vor allem dichterische Metaphern, die mich überzeugt haben, aber mit dieser Textform hat sie sich noch eimal etwas anderes getraut und ich als Leserin auch ;)