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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2017

Die Schatten der Vergangenheit

Kreuzschnitt
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Der norwegische Kommissar Bogart Bull verliert bei einem Autounfall Frau und Tochter. Er betäubt seinen Schmerz mit Alkohol, schafft es jedoch, mit Hilfe seines Vaters und seiner Vorgesetzten wieder trocken ...

Der norwegische Kommissar Bogart Bull verliert bei einem Autounfall Frau und Tochter. Er betäubt seinen Schmerz mit Alkohol, schafft es jedoch, mit Hilfe seines Vaters und seiner Vorgesetzten wieder trocken zu werden.
Um ihn aus der gewohnten Umgebung zu holen und den brillanten Ermittler wieder zum Vorschein zu bringen, der er einmal war, schlägt seine Chefin ihn als Sonderermittler von Europol vor, der in Fällen ermitteln soll, in denen norwegische Staatsbürger im Ausland ums Leben kommen.
Bulls erster Fall führt ihn nach Südfrankreich, wo ein reicher Norweger ermordet und seine Leiche geschändet wird. Bald darauf geschieht ein weiterer Mord. Da der oder die Täter dem Anschein nach keine Spuren hinterließen, beginnt die Suche nach der Nadel im Heuhaufen...
Ein weiterer Handlungsstrang spielt in Frankreich während des zweiten Weltkriegs, als die Nazis Frankreich besetzt hielten. Der Leser wird Zeuge eines äußerst brutalen Racheakts einer deutschen Eliteeinheit an Résistancekämpfern. Nichts für schwache Nerven!
Eine weitere Handlung findet Anfang des 20. Jahrhunderts statt und beschreibt eine Gemeinschaft von Künstlern um Matisse, Munch und andere.
All diese Handlungsstränge werden kunstvoll miteinander verwoben.
Der Autor versteht es, den Leser mit seinem äußerst kurzweiligen Erzählstil und einer spannenden Handlung bis zuletzt zu fesseln. Ich hoffe sehr, bald mehr von ihm lesen zu können.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Faszinierend und lesenswert

Die Geschichte der Bienen
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Von einer Autorin namens Maja erwartet man natürlich fundiertes Wissen zum Thema Bienen . Aber Spaß beiseite: das Buch hat meine Erwartungen weit übertroffen. Es ist nicht nur spannend und informativ geschrieben, ...

Von einer Autorin namens Maja erwartet man natürlich fundiertes Wissen zum Thema Bienen . Aber Spaß beiseite: das Buch hat meine Erwartungen weit übertroffen. Es ist nicht nur spannend und informativ geschrieben, sondern auch mit viel Humor (Swammerpie!).
Maja Lunde beschreibt in diesem Buch die Geschichte dreier Familien. William lebt mit seiner Familie im 19. Jahrhundert in England, die Geschichte des Imkers George spielt in den USA im Jahr 2007 und Tao lebt mit Mann und Sohn im China des Jahres 2098.
Was diese Geschichten miteinander verbindet, ist, dass sie allesamt mit Bienen zu tun haben. Außerdem lebt in jeder Familie ein Sohn, an den bestimmte Erwartungen gestellt werden.
Taos Geschichte fand ich besonders faszinierend. Sie spielt in der Zeit nach dem Kollaps, einer fernen Dystopie, in der jeder sich selbst der Nächste ist. Aufgrund von Misswirtschaft und Ausbeutung der Natur gibt es fast nichts mehr zu essen. Bienen sind ausgestorben, weshalb ganze Heerscharen von Arbeitern nichts anderes zu tun haben, als von Hand die Blüten von Obstbäumen zu bestäuben.
Es ist ein durch und durch lesenswertes Buch über die Zusammenhänge in der Natur und die Verantwortung des Menschen der Natur gegenüber, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 22.09.2024

Realität oder Illusion?

Akikos stilles Glück
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Die 28jährige Akiko lebt allein in einer kleinen Wohnung in Tokio. Ihre Mutter ist vor drei Jahren gestorben, einen Partner hat und will sie nicht, sehr zum Erstaunen ihrer Arbeitskollegin Naoko, die gerne ...

Die 28jährige Akiko lebt allein in einer kleinen Wohnung in Tokio. Ihre Mutter ist vor drei Jahren gestorben, einen Partner hat und will sie nicht, sehr zum Erstaunen ihrer Arbeitskollegin Naoko, die gerne mal mit Zufallsbekanntschaften in eines der in Japan üblichen „Love Hotels“ geht. Ihr Arbeitstag als Buchhalterin ist lang, oft verlässt sie das Büro erst gegen neun Uhr abends, vor allem dann, wenn ihr Vorgesetzter so lange im Büro war, denn es gehört sich nicht, vor dem Chef nach Hause zu gehen. Anstatt in ihre leere Wohnung zurückzukehren, geht Akiko abends noch gern spazieren. Bei einer dieser Gelegenheiten sieht sie einen Mann, in dem sie Kento, einen früheren Klassenkameraden, zu erkennen glaubt. Allerdings kann sie die ärmliche Kleidung kaum mit dem Kento von früher in Einklang bringen, denn der Klassenkamerad stammte aus einem wohlhabenden Elternhaus. Als sie ihn am nächsten Abend vor einem 24-Stunden-Supermarkt wiedersieht, spricht sie ihn an. Sie wundert sich über seine zurückhaltende Reaktion, später erfährt sie, dass Kento zu einem Hikikomori geworden ist, der soziale Kontakte meidet und nur nachts die Wohnung verlässt. Mit der Zeit nähern sich die beiden einander an, sie schreiben sich kurze Nachrichten und unternehmen nächtliche Spaziergänge. Als Akiko Kento anvertraut, dass sie sich eine „Solo Wedding“ überlegt, eine Zeremonie, in der sie sich selbst heiratet, verblüfft er sie mit der Frage, ob sie sich dafür gut genug kennt und ob sie sich mag. Akiko beginnt ihr Leben zu hinterfragen. Ist sie die Person, die sie sein will und ist sie eigentlich mit ihrem Leben zufrieden? Was in ihrem Leben ist Realität, was Illusion?
Ich habe zu diesem Buch gegriffen, weil Japan für mich eine fremde und faszinierende Welt ist. „Akikos stilles Glück“ ist ein wunderschönes, sehr gut geschriebenes Buch, in dem man Einblicke in das moderne japanische Leben, aber auch Traditionen erhält. Die langsame Annäherung von Akiko und Kento und deren Entwicklung ist interessant und glaubhaft geschildert. Obwohl Jan-Philipp Sendker laut Klappentext einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren ist, hatte ich noch nie etwas von ihm gelesen und wurde angenehm überrascht. Ein wirklich lesenswertes Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Schwieriges Mutter-Tochter Verhältnis

Der Morgen nach dem Regen
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Mit sechzig kehrt Johanna, die viele Jahre für die UN in Krisengebieten auf der ganzen Welt tätig war, aus New York in ihre Heimat Deutschland zurück. Anlass ist, dass sie das direkt am Rhein gelegene ...

Mit sechzig kehrt Johanna, die viele Jahre für die UN in Krisengebieten auf der ganzen Welt tätig war, aus New York in ihre Heimat Deutschland zurück. Anlass ist, dass sie das direkt am Rhein gelegene Haus ihrer Tante Toni geerbt hat, mit dem sie glückliche Kindheitserinnerungen verbindet. Da das Haus ziemlich heruntergekommen ist, beginnt Johanna sofort mit Renovierungsarbeiten. Schnell fühlt sie sich in St. Goar wieder heimisch, da erreicht sie der Anruf ihres Ex-Manns: der gemeinsamen Tochter Elsa geht es nicht gut. Elsa, die als Anwältin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag arbeitet, leidet an Burnout und möchte sich gerne in Tonis Haus erholen. Da das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter äußerst angespannt ist und die beiden in den letzten Jahren fast keinen Kontakt hatten, ist Johanna zwiegespalten. Werden sie es schaffen, den tiefen Riss in ihrer Beziehung zu kitten oder wird der Besuch ein Desaster? Die Mutter-Tochter Beziehung sowie die Einblicke in die Arbeit von UN Kriseninterventionsteams hat mich interessiert. Letzteres war interessant und wahrscheinlich wirklichkeitsnah geschildert, denn die Autorin war selbst jahrelang für die UN tätig. Was mich etwas genervt hat, war das zickige und pubertäre Verhalten Elsas, die an ihrer Mutter kein gutes Haar lässt. Selbst wenn Johanna alltägliche Bemerkungen macht, werden sie von Elsa spitz kommentiert, Johanna kann ihrer Tochter einfach nichts recht machen. Diesen Teil der Geschichte fand ich etwas überstrapaziert. Alles in allem habe ich das Buch jedoch trotz mancher Längen gern gelesen.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Es war einmal auf Ibiza...

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Es war einmal eine 72jährige Engländerin, die keine Lust am Leben mehr hatte. Mann und Sohn waren gestorben und sie hatte kaum soziale Kontakte. Eines Tages erhielt sie einen Brief, dass sie von einer ...

Es war einmal eine 72jährige Engländerin, die keine Lust am Leben mehr hatte. Mann und Sohn waren gestorben und sie hatte kaum soziale Kontakte. Eines Tages erhielt sie einen Brief, dass sie von einer Frau, der sie vor vielen Jahren einen Gefallen getan hatte, ein Haus auf Ibiza geerbt hatte. Grace packte sofort ihre Koffer und flog nach Ibiza, um sich das Erbe anzusehen. Vorsicht, Spoiler: Dort traf sie auf einen Mann, der mit ihr zum Tauchen ging. Im Wasser kam sie mit einer geheimnisvollen Kraft in Kontakt, konnte fortan Gedanken lesen und erhielt andere wundersame Fähigkeiten. Sie erfuhr, dass sie dazu auserwählt war, die Natur Ibizas zu retten und einen bösen Menschen auszuschalten. Nach getaner Mission blieb sie auf Ibiza und wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt sie dort noch heute.
So, Ironiemodus aus. Das Buch beginnt ganz normal, es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass es schnell ins Mystische abdriftet. Meiner Meinung nach ist dies ein großes Manko, nicht jeder findet Gefallen an Botschaften aus dem Jenseits oder aus Parallelwelten. Es beginnt mit der E-mail eines ehemaligen Schülers an Grace, die ihn in Mathe unterrichtet hatte. Das 400 Seiten-Buch ist die Antwort auf diese Mail, was ich auch schon sehr konstruiert finde. Die Naturwissenschaftlerin Grace ist zunächst selbst skeptisch und erstaunt über die übersinnlichen Dinge, die geschehen, findet sich aber erstaunlich schnell mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten ab und versichert ihrem früheren Schüler Maurice, dass sich alles genau so zugetragen habe.
Die Botschaft des Buchs ist mir nicht ganz klar. Schutz der Natur, alles ist miteinander verbunden, klar, dazu hätte es allerdings nichts Übersinnliches gebraucht. Vielleicht auch, wenn eine pensionierte Mathelehrerin aus einem Dorf in England auserwählt ist, ihren Mitmenschen zu helfen, kannst du es genauso sein? Obwohl der Roman zeitweise kurzweilig ist und mir die Beschreibungen der Natur Ibizas gefallen haben, hat mich das mystische Drumherum doch gestört. Kein Buch für Leute, die einen „normalen“ Roman erwarten.

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