ein zu Herzen gehendes Schicksal
Blumental - Leeres LandOlga ist seit zwei Jahren dement. An ihrem 90. Geburtstag ist die Familie um sie versammelt. Doch sie kann sich kaum bis gar nicht an deren Namen erinnern. Viel präsenter sind dagegen ihre Erinnerungen ...
Olga ist seit zwei Jahren dement. An ihrem 90. Geburtstag ist die Familie um sie versammelt. Doch sie kann sich kaum bis gar nicht an deren Namen erinnern. Viel präsenter sind dagegen ihre Erinnerungen an Blumental. Dort in der Kulunda-Steppe Sibiriens hat sie ihre Kindheit und Jugend verbracht. Es war eine arbeitsreiche Kindheit, deren Tag bereits um 4 Uhr morgens begann. Gerne hätte Olga, die alle nur liebevoll Lüschna nennen, länger geschlafen, doch auf dem elterlichen Bauernhof müssen alle hart mit anpacken. Die Mädchen dürfen nicht einmal die Schule besuchen. Es gelingt der Autorin sehr eindringlich dieses harte Landleben zu vermitteln. Dabei geht es der Familie Suppes als Großbauern vergleichsweise gut. Doch das ändert sich, als Stalin beginnt diese deutschen Aussiedler immer mehr auszubeuten. Die Steuern und Abgaben werden drastisch erhöht, Missernten kommen noch dazu, so dass Hunger zum Dauergast wird. Die Zeit des Holodomor beginnt und der Leser kann an Olgas Erinnerungen dazu hautnah teilnehmen. Mir ist das sehr unter die Haut gegangen, wie hier Willkür waltet und die Menschen bei der Suche nach Nahrung sehr erfindungsreich sein müssen und es trotzdem zu so großen Verlusten kommt. Zu allem Übel wird Lüschna dann auch noch als Hilfsarbeiterin in eine weit entfernte Ortschaft geschickt. Fern der Familie. Wie sie hier in Samarka unter Heimweh leidet, mit Anfeindungen umgehen muss und worin sie Trost findet, das ist sehr ergreifend. Für mich ist das ein sehr authentisch geschilderter Schicksalsroman, der das Leben dieser Russlanddeutschen sehr gut wiedergibt. Ich habe mich ganz wunderbar damit unterhalten gefühlt und freue mich auf die Fortsetzung der Geschichte. Von mir gibt’s 5 Lee-Sterne eine 100%ige Leseempfehlung eingeschlossen. Die drei Rezepte am Ende des Buchs finde ich eine super Idee.