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Veröffentlicht am 19.04.2023

Perfider Thriller mit Sogwirkung

Diabolisch
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Willkommen in Holzausen, einem beschaulichen Ort im Schwarzwald. Hier kennt jeder jeden, und die Welt scheint in Ordnung. Doch was sich im Februar 1995 hier ereignet hat, steckt den Einwohnern noch immer ...

Willkommen in Holzausen, einem beschaulichen Ort im Schwarzwald. Hier kennt jeder jeden, und die Welt scheint in Ordnung. Doch was sich im Februar 1995 hier ereignet hat, steckt den Einwohnern noch immer in den Knochen. Heute, siebenundzwanzig Jahre später, treibt ein Mörder sein Unwesen. Auf grausame Art und Weise sterben innerhalb weniger Tage mehrere Bewohner. Larissa Flaucher nimmt die Ermittlungen auf und muss schon bald feststellen, dass der Mörder seine Opfer nicht zufällig auswählt. Je tiefer sie in der Vergangenheit gräbt, umso näher kommt sie der Wahrheit und auch der Gefahr, in die sie sich selbst begibt…

Jonas Wagner entführt den Leser hier in eine Story, die fassungslos macht und tief unter die Haut geht. Die Geschehnisse im Jahr 1995, zu denen wir kapitelweise zurückblicken, machten mich sprachlos, traurig und unglaublich wütend. Ein Mutterherz wird hier mitbluten und ordentlich mitleiden wegen dem, was dem kleinen Alex widerfahren ist. Schnell ist klar, dass die aktuelle Mordserie in unmittelbarem Zusammenhang steht und die Opfer alle mit den Geschehnissen 1995 zu tun hatten. Trotz dieses Wissens verliert die Handlung keinesfalls an Spannung – im Gegenteil, meine Neugier war geweckter als zuvor.

Der Schreibstil von Wagner ist brutal, direkt und ausgesprochen lebhaft. Die Kulisse des idyllischen Schwarzwalds zerstört er kurzerhand, indem er sie zu einem Schauplatz für eine grausame und blutige Mordserie macht. Das hat Wagner so authentisch umgesetzt, dass ich mich in meiner alten Heimat mitten im Schwarzwald nun eindeutig fürchten würde.

Die Charaktere sind grundverschieden und glaubwürdig. Larissa Flaucher war mir direkt sympathisch, und ihre Ermittlungsarbeit fand ich grandios. Der Spannungsbogen ist in dieser Handlung konstant oben, denn es gibt kaum Zeit zum Durchatmen. Ein Mord jagt den nächsten – einer grausamer als der andere. Die Geschehnisse, sowohl damals als auch heute, fesseln den Leser und halten ihn somit durchgehend in der Handlung gefangen. Das Buch weglegen – unmöglich! Das ist für mich die Definition von Pageturner.

Fazit: Ein intelligent ausgeklügelter Thriller, der mich emotional berührt und unglaublich gefesselt hat. Tolle Kulisse, perfide Story und Spannung von Anfang bis Ende. Das wird sicher nicht mein letztes Buch dieses Autors sein!

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Ein außergewöhnliches Buch!

Der Märchenerzähler
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Worte auf Papier zu bringen, die den Leser in den Bann ziehen, ist eine Kunst für sich. Antonia Michaelis zeigt uns ihr ganzes Können mit ihrem Buch "Der Märchenerzähler". Es ist die Geschichte von Anna, ...

Worte auf Papier zu bringen, die den Leser in den Bann ziehen, ist eine Kunst für sich. Antonia Michaelis zeigt uns ihr ganzes Können mit ihrem Buch "Der Märchenerzähler". Es ist die Geschichte von Anna, einer 16-jährigen Schülerin, die sich von ihrer Familie und der Welt entfremdet fühlt. Und Abel, einem jungen Mann, der in einem verlassenen Haus lebt und seiner kleinen Schwester Märchen erzählt. Es ist eine von jenen Geschichten, die das Herz berühren und die man nie wieder vergisst.

Im Verlauf der Handlung entwickelt sich eine ungewöhnliche Beziehung zwischen der Schulschwänzerin und dem Drogendealer, die von Geheimnissen und mysteriösen Ereignissen umgeben ist. Die Autorin schafft damit eine atmosphärische und emotionale Stimmung, die einen förmlich mitreißt. Besonders beeindruckend sind die Erzählungen von Abel, die den Leser in eine Welt voller Magie und Fantasie entführen. Michaelis verknüpft hier geschickt Realität und Fiktion, überrascht und beflügelt zugleich. Doch was wäre, wenn die Märchen gar keine sind? Wenn Anna plötzlich mit einer grausamen Wahrheit konfrontiert werden würde?

Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und sehr authentisch. Insbesondere die Beziehung zwischen Anna und Abel wird auf eine sehr einfühlsame Weise beschrieben. Die Themen, die im Buch behandelt werden, sind vielseitig und reichen von Liebe und Verlust über Einsamkeit bis hin zur Sehnsucht. Michaelis spricht dabei auch Themen an, die überaus kritisch und moralisch verwerflich sind. Betrachtet dies als Triggerwarnung (Missbrauch). Ob sie diese für ihren Plot wirklich gebraucht hat, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit: "Der Märchenerzähler" ist ein Thriller voller Magie und Fantasie, der uns in eine andere Welt abtauchen lässt und gleichzeitig wichtige Themen anspricht. Düster, spannend, aber auch unheimlich ergreifend und poetisch. Eine Empfehlung an alle LeserInnen, die auf der Suche nach einem - nach DEM! - außergewöhnlichen Buch sind.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Dramatisch, fies, spannend

One of the Girls
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Lexi ist überglücklich. Sie wird bald ihre große Liebe Ed heiraten und freut sich auf den von ihrer Freundin Bella organisierten Junggesellinenabschied auf einer griechischen Insel. Alles scheint perfekt, ...

Lexi ist überglücklich. Sie wird bald ihre große Liebe Ed heiraten und freut sich auf den von ihrer Freundin Bella organisierten Junggesellinenabschied auf einer griechischen Insel. Alles scheint perfekt, doch nach und nach werden Geheimnisse unter den Mädels gelüftet, die besser verborgen geblieben wären…

Die Story wird abwechselnd aus Sicht der sechs Mädels erzählt. Diese sind nicht nur ganz schön unterschiedlich, sie beherrschen es auch alle, zunächst ihr Gesicht zu bewahren, bevor ihnen zum Ende hin keine Wahl mehr bleibt und ihre Masken fallen. Der Autorin ist es dabei prima gelungen, jeder Protagonistin die passende Tiefe zu verleihen. Ich fand alle Mädels auf ihre Art einzigartig, interessant und geheimnisvoll.

Spannungsmäßig nimmt das Buch leider erst ab der Hälfte an Fahrt auf. Davor ist man tatsächlich nur damit beschäftigt, alle sechs Protagonistinnen kennenzulernen. Doch als es dann richtig losgeht, gibt es für den Leser auch kein Halten mehr. Schlag auf Schlag werden Geheimnisse gelüftet, die ich nicht mal hätte erahnen können. Personen, die sich eigentlich nahestehen, streiten sich und geben Dinge zu, dir mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht, und Clarke zerrt den neugierigen Leser mit ihrem packenden und bildhaften Schreibstil durch die Handlung. Dabei achtet sie präzise darauf, die Atmosphäre genau aufzugreifen und zu übermitteln. Hervorragend!

Der Schlussteil ist ziemlich nervenaufreibend und spannungsreich. Clarke holt hier nochmal alles raus und präsentiert dem Leser ein Ende, das sich gewaschen hat. Für mich ein gelungener Abschluss eines abenteuerreichen Buches.

Fazit: Ein gelungener Thriller, der mir mal wieder gezeigt hat, dass man niemandem außer sich selbst vertrauen sollte. Dramatisch, fies, spannend.

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Dramatisch, spannend, atmosphärisch

Dinge, die wir brennen sahen
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Bereits der Titel hat mich angesprochen. Und vor allem das englische Original ist nach der Lektüre sehr viel greifbarer und auch sinniger. Denn in der Kleinstadt Durton, umgangssprachlich Dirt Town genannt, ...

Bereits der Titel hat mich angesprochen. Und vor allem das englische Original ist nach der Lektüre sehr viel greifbarer und auch sinniger. Denn in der Kleinstadt Durton, umgangssprachlich Dirt Town genannt, versteckt sich genau das: viel Schmutz. Häusliche Gewalt, Missbrauch, ungeahnte Beziehungen sind nur ein Bruchteil dessen, was im Laufe der Ermittlungen um das Verschwinden von Esther ans Tageslicht kommt.

Besonders gut haben mir die unterschiedlichen Erzählweisen gefallen. Auch wenn ich anfangs nicht genau wusste, was die Kapitel aus der Sicht „wir“ zu bedeuten haben und wohin Scrivenor mich damit führen wollte, hat sich am Ende auch das in das Gesamtbild eingefügt. Diese Kapitel waren in einer ganz eigenen, gleichzeitig passenden Sprache geschrieben und hatten ganz viel Herz.

Generell versteht die Autorin es, die Geschehnisse spannend darzustellen und einen Hammer nach dem anderen folgen zu lassen. Ich fand keine Stelle langatmig. Im Gegenteil, die Spannung war klug austariert. Gab es eine Stelle, die ins Belanglose abzukippen drohte, kam knapp vorher ein meist unerwarteter Twist. Gleichzeitig entstand eine bedrückende Atmosphäre, der die Schwere etwas durch den gefühlvollen Schreibstil genommen wurde.

Dadurch, dass die Bewohner der Stadt zu Wort kommen und ihre Sicht der Ereignisse schildern, gewinnt der Roman viel an Authentizität. Ebenso fiel es mir leicht, mich mit den verschiedenen Personen zu identifizieren und ihnen Glauben zu schenken. Besonders die Blickwinkel der Kinder sind zwar durch die ans Alter angepasste Sprache erfrischend zu lesen, gleichzeitig wird jedoch klar, dass zwischen den Empfindungen der Erwachsenen und denen der Kinder Welten liegen können. Hier kommt die schwere Tragweite der Ereignisse deutlich hervor.

Fazit: Das erste Vierteljahr ist um, und mein bisheriges Highlight ist definitiv dieses Buch. Für alle, die keinen großen Thrill brauchen, sondern auch atmosphärische Spannungsromane mögen, genau die richtige Lektüre!

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Spannungsroman mit Tiefgang

Die 22 Tode der Madison May
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Das Thema „Zeitreisen“ ist seit einigen Jahren präsenter denn je. Filme und Serien erzählen auf jede mögliche Art darüber. Sei es, die Zeit zurückzudrehen, in die Zukunft zu reisen oder ein Paralleluniversum ...

Das Thema „Zeitreisen“ ist seit einigen Jahren präsenter denn je. Filme und Serien erzählen auf jede mögliche Art darüber. Sei es, die Zeit zurückzudrehen, in die Zukunft zu reisen oder ein Paralleluniversum zu besuchen: Hier ist alles möglich. Nach „Die Frau des Zeitreisenden“ habe ich lange kein Buch mehr gefunden, welches mir ebenso viel Spaß gemacht hat. Bis mir Madison May in die Finger geriet.

Zugegeben empfinde ich es als ziemlich schwer, schriftlich Zeitreisen oder Paralleluniversen darzustellen. Das Medium „Film“ ist dafür besser geeignet, denn als Zuschauer staunt man unter Umständen ebenso wie der Protagonist, wenn sich eine neue Welt auftut. Bei Büchern hingegen ist es ein schmaler Grat, alles möglichst anschaulich zu beschreiben, ohne dass sich die Story dadurch zieht und verlangsamt. Max Barry hat einen guten Mittelweg gefunden. Während das Buch im Englischen als „Thriller“ gelistet ist, findet man es im deutschen als „Roman“ - und das spiegelt auch meinen Eindruck wider.

Zwar gibt es einige Spannungselemente. Die Mordrate ist sicher höher als in vielen anderen Thrillern. Dennoch ist die Geschichte von einer Leichtigkeit geprägt, die beim Lesen ein gutes Gefühl macht. Sie hat nichts Düsteres oder Beklemmendes. Felicity führte mich mit ihrer charmanten und zugewandten Art durch die Story, so dass ich mich wirklich dabei ertappte, wie ich mir Gedanken über Paralleluniversen machte. Auch Madison hat einen guten Eindruck bei mir hinterlassen, ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Fazit: Wer dem Thema Zeitreise nicht abgeneigt ist, wird sicher Spaß mit diesem Buch haben. Allerdings sollte man nicht zu viel hinterfragen oder vergleichen. Einfach genießen.

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