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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2023

Abgründig, brisant, hochspannend

Die Zentrale
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Nachdem Laura im ersten Teil dieser Reihe die korrupten Machenschaften der BWG Bank Berlin aufgedeckt hat, wird sie nun nach Frankfurt in die Zentrale versetzt. Was zunächst nach einer dicken Beförderung ...

Nachdem Laura im ersten Teil dieser Reihe die korrupten Machenschaften der BWG Bank Berlin aufgedeckt hat, wird sie nun nach Frankfurt in die Zentrale versetzt. Was zunächst nach einer dicken Beförderung klingt, entpuppt sich schon bald als grausamer Albtraum für Laura. So wird sie über Nacht nicht nur öffentlich an den Pranger gestellt, sondern auch noch des Mordes beschuldigt. Und als Laura denkt, schlimmer geht es nicht mehr, muss sie sich plötzlich auch noch um ihren Mann Timo sorgen…

Die Handlung lebt von den aufeinander folgenden Geschehnissen, die dem Leser den Atem stocken lassen. Ein Ereignis jagt hier das nächste, und gerade wenn man meint, mal Zeit zum Durchatmen zu haben, kommt es wieder knüppeldick. Es mag durchaus an den angenehm langen Kapiteln liegen, die fließend ineinander übergehen. Aber auch Etzolds fesselnder Schreibstil packt den Leser und zieht ihn immer tiefer in den schockierenden Finanzstrudel der BWG Bank.

Laura ist eine ausgezeichnete Protagonistin, die mir schon im ersten Teil imponiert hat. In diesem Werk hat Etzold sie noch gewiefter und mutiger dargestellt. Eine Anpassung, die mir äußerst gefallen und meine Neugier immens gesteigert hat.

Der Schlussteil war eine große Überraschung, denn hier geht es wirklich Schlag auf Schlag. Ich dachte, es wäre schon zu Ende, da kam Etzold nochmal mit einer fetten Überraschung um die Ecke. Ein grandioses und auch offenes Ende lässt mich schon jetzt auf die Fortsetzung freuen.

Fazit: Ein abgründiger Thriller, der den Leser tief hinter die Kulissen der großen Banken blicken lässt. Hochspannend, brisant und absolut in der Zeit. Top!

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Coole Coming of Age Fantasy-Story im 80's-Style

Der Geisterbaum
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Ehrlicherweise war ich ja sehr skeptisch, als ich Henrys neuestes Meisterwerk zum ersten Mal in den Händen hielt. Nachdem mich „Die Legende von Sleepy Hollow“ bei aller Faszination am Ende doch eher enttäuscht ...

Ehrlicherweise war ich ja sehr skeptisch, als ich Henrys neuestes Meisterwerk zum ersten Mal in den Händen hielt. Nachdem mich „Die Legende von Sleepy Hollow“ bei aller Faszination am Ende doch eher enttäuscht hat, war ich hin- und hergerissen. Aber die Neugier hat gesiegt. Zum Glück, sage ich euch!

Christina Henrys Konzept ist es ja, Märchen und Legenden aufzugreifen und diesen einen knallbunten neuen Gruselanstrich zu verpassen. So weit, so gut. Erstmals ist mir die Geschichte aber total unbekannt. Und ich habe auch nicht herausgefunden, welche Legende den Grundstein gelegt haben könnte. Also, wer von euch hat eine Idee oder kennt die Story?

Ich liebe die Art, wie Henry ihre Figuren entwickelt. Und so ist es wohl auch unumgänglich gewesen, dass ich die vollkommen unperfekte fünfzehnjährige Lauren und ihren kleinen Bruder David direkt ins Herz geschlossen habe. Wie auch schon in ihren vorherigen Storys, schafft es die Autorin, alle anderen Akteure so zu zeichnen, dass man eigentlich bis zum Schluss nicht wirklich weiß, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.

Henry nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Hartgesottenen unter uns werden bei der Lektüre wahrscheinlich hier und da schmunzeln. Nichtsdestotrotz ist es eine super spannende Story. Und für alle anderen gibt es schon einige Gruselmomente und brutale Schilderungen, die nicht ohne sind.

Auch sprachlich hat Christina Henry mich auf der ersten Seite abgeholt. Sie versteht es einfach, Handlungen im richtigen Tempo so voran zu treiben, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Auch wenn ich mir die Auflösung schlussendlich doch etwas opulenter und weniger schlicht gewünscht hätte, konnte mich „Der Geisterbaum“ absolut überzeugen.

Fazit: „Der Geisterbaum“ ist eine coole Coming of Age Fantasy-Story im 80s-Style, die nicht nur Christina Henry Fans gefallen wird. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Erschütternd, authentisch

Institut für gute Mütter
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Ständig hört man von misshandelten oder vernachlässigten Kindern, die durchs Raster fallen, wo aber nichts dagegen getan wird. Wenn sich also am System etwas ändern würde, wäre das ja nur wünschenswert, ...

Ständig hört man von misshandelten oder vernachlässigten Kindern, die durchs Raster fallen, wo aber nichts dagegen getan wird. Wenn sich also am System etwas ändern würde, wäre das ja nur wünschenswert, oder?

Frida ist berufstätig und teilt sich das Sorgerecht mit ihrem Ex-Mann Gust. Als die 18 Monate alte Harriet zahnt, hat Frida seit Tagen nicht richtig geschlafen und ist mit ihrer Arbeit in Verzug. In einer Kurzschlusshandlung setzt sie Harriet in ihr activity Center und lässt sie zwei Stunden alleine zu Hause. Was dann folgt, hätte Frida in ihren schlimmsten Träumen nicht erwartet...

Ich bin zwar keine Mutter, kann aber die Belastung von Frida gut nachvollziehen. Allerdings ist es natürlich überhaupt nicht in Ordnung, ein so kleines Kind alleine zu lassen. Um das Sorgerecht nicht zu verlieren, muss Frida an einem einjährigen Kurs teilnehmen, in dem sie lernt, eine gute Mutter zu sein, was sich grundsätzlich erstmal nicht schlecht anhört.

Zitat Pos. 1326:
»Sie bekommen von uns die Möglichkeit, an einem neuen Rehabilitierungsprogramm teilzunehmen«, hatte die Richterin gesagt. »Ein Jahr lang werden Sie Unterrichts- und Trainingseinheiten absolvieren. Die Unterbringung erfolgt vor Ort. Mit anderen Müttern wie Ihnen.«

Als Leser erwartet man gespannt, was die Mütter hier wohl lernen und wie sie rehabilitiert werden. Die Autorin hat sich jedoch für einen anderen Weg entschieden und erschafft förmlich ein Drillcamp, in dem Mütter immer funktionieren müssen und sich keinerlei Fehler leisten dürfen. Man leidet mit ihnen mit und kann ihre "Fehltritte" oftmals verstehen. Schließlich sind auch sie nur Menschen. Chan macht deutlich, dass trotz der individuellen Vorkommnisse jede Mutter ihr Kind liebt und im Institut jede an die Grenze der Belastbarkeit getrieben wird.

Zitat Pos. 3723:
"Nicht jede von ihnen kam als gewalttätige Frau in die Schule, aber jetzt, nach sieben Monaten, wären sie alle dazu fähig, jemanden zu erstechen."

Die Mütter kämpfen und geben sich viel Mühe, aber nicht jede schafft es. Es gibt einige erschütternde "Vorfälle", und vor allem das Ende wird höchst emotional. Urteile fallen so hart aus, wie es nur Frauen zuzutrauen ist.

Fazit: Ein Zukuntsroman, in dem mit neuester Technik menschliche Fehler korrigiert werden sollen und der mich ziemlich erschüttert hat.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Wahnsinnig berührend

SORRY. Ich habe es nur für dich getan
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Robyn ist Journalistin und liebt ihre Arbeit, obwohl ihr Engagement leider nur wenig gewürdigt wird. Die Arbeit ist für sie auch eine Art Flucht, denn Robyn hat gerade eine unschöne Trennung aus einer ...

Robyn ist Journalistin und liebt ihre Arbeit, obwohl ihr Engagement leider nur wenig gewürdigt wird. Die Arbeit ist für sie auch eine Art Flucht, denn Robyn hat gerade eine unschöne Trennung aus einer toxischen und gewalttätigen Beziehung hinter sich. So ist sie mehr als überrascht, als plötzlich die Polizei in der Redaktion auftaucht und Robyn über das Verschwinden ihres Ex-Freundes Julian informiert. Wie oft hatte sie sich genau das gewünscht? Und doch fragt sie sich, wo Julian steckt und was mit ihm passiert ist. Als ihr bester Freund Cooper dann als Tatverdächtiger festgenommen wird, beginnt für Robyn die reinste Tortur. Um die Unschuld ihres besten Freundes zu beweisen, muss sie sich den schrecklichen Monaten mit Julian erneut stellen und verliert damit langsam den Verstand…

Puh, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich in Worte fassen soll, was ich da gelesen habe. So viel vorweg: Die Handlung hat mir einiges abverlangt und ich bin froh, dass ich nicht Robyn war und nicht mir all das widerfahren ist. Besonders hervorheben möchte ich, dass die Autorin mit Robyn einen Charakter geschaffen hat, der einfach nur zu bewundern ist. Eine unglaublich starke und mutige Frau, die niemals aufgibt und mir gezeigt hat, dass wir Frauen uns nicht unterdrücken lassen sollten. Ob die Autorin wohl deshalb den Weltfrauentag als Veröffentlichung für das Buch ausgesucht hat?

Die Autorin lässt die Geschichte bewusst nur aus Robyns Sicht erzählen. Alles andere würde auch gar keinen Sinn ergeben. Dabei erleben wir einmal die aktuellen Geschehnisse und blicken kapitelweise mit Robyn zurück auf ihre Beziehung mit Julian. Was einst liebevoll begann, endete für Robyn in einem Albtraum – einem Martyrium, dem sie glücklicherweise entkommen ist.

Der Schreibstil von Iosivoni ist fesselnd, düster und unglaublich bedrückend. Die Autorin wählt ihre Worte zwar vorsichtig, verleiht ihnen aber aufgrund der geschaffenen Atmosphäre einen ängstlichen und bedrohlichen Ausdruck. Mir stockte hin und wieder der Atem bei der Vorstellung, wie vielen Frauen es tatsächlich so ergehen mag. Frauen, die sich in ihrer Beziehung hilflos ausgeliefert fühlen und denen der Mut fehlt, einen Schlussstrich zu ziehen. Für all diejenigen hat die Autorin mit ihrem Werk eine eindeutige Botschaft in die Welt geschickt.

Fazit: Ein gelungener Roman über Gefühle, Vertrauen und dunkle Abgründe, der mich wahnsinnig berührt und nachdenklich zurückgelassen hat. Hat mich von der ersten Seite an überzeugt. Lesen!

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Klug konstruiert, mit Luft nach oben

Wahnspiel
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Unter dem Pseudonym Kilian Eisfeld ist es sein Debüt, unter dem Namen Daniel Wolf hat der Autor bereits einige Bücher im historischen Genre verfasst, die ich persönlich sehr gern gelesen hab. Aufgrund ...

Unter dem Pseudonym Kilian Eisfeld ist es sein Debüt, unter dem Namen Daniel Wolf hat der Autor bereits einige Bücher im historischen Genre verfasst, die ich persönlich sehr gern gelesen hab. Aufgrund seines detaillierten und auch sehr detailgetreuen Schreibstils, wollte ich unbedingt auch seine erste Krimierscheinung lesen. Enttäuscht wurde ich nicht.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr gut, flüssig, emotional; man fühlt sich mitten ins Geschehen hineinversetzt. Der Autor hat hier die Erzählerperspektive gewählt, die ich persönlich für Kriminalromane bevorzuge. Hier hat der Autor die Möglichkeit aus mehreren Sichten zu beschreiben, kann aber dennoch in die Gedanken und Gefühle der Charaktere reinschauen.

Wir lernen die Hauptprotagonisten rund ums Ermittlerduo Sofija und Alex kennen. Beide sind grundverschieden, könnten sozusagen nicht unterschiedlicher sein. Alex ist überaus korrekt, prinzipienliebend, ein wenig verstockt, aber dennoch sympathisch. Sofija dagegen war mir ein wenig suspekt. Sie kommt womöglich kalt und unsympathisch rüber, aber eigentlich ist sie sehr tough und selbstbewusst. Sie braucht halt ein wenig, um sich zu öffnen. Dazwischen wuseln noch einige andere Ermittler herum. Langweilig wurde es dadurch nicht, vielleicht hin und wieder etwas unübersichtlich. Dennoch wurden alle Charaktere sehr gut ausgearbeitet, und ich bin mir sicher, dass sie sich innerhalb der Ermittlerreihe noch weiterentwickeln werden.

Die Story fand ich klug konzipiert. Es war eben ein typischer Kriminalroman; der geübte Leser wird dem wahren Mörder schnell auf die Schliche kommen. Es gab viele Verdächtige, spannende sowie überraschende Wendungen und einen hochbrisanten Fall, der gelöst werden wollte. Der Autor ist detailliert auf den Fall eingegangen, startend in der Vergangenheit, rüber in die Gegenwart bis hin zum Fund eines Körperteiles. Das konnte sich mitunter ein wenig ziehen, für mich gehörte es aber mit dazu, weshalb es mich nicht gestört hat. Ich bin die detaillierte Schreibweise ja bereits durch die historischen Romane des Autors gewohnt und habe auch dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen.

Fazit: Ein sehr gut gelungenes Krimi-Debüt mit einem starken Ermittlerduo. Der Fall war spannend und konnte mich als geübten Crime-Reader trotzdem überzeugen. Ich empfehle das Buch daher gern an Krimi-Fans weiter.

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