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Veröffentlicht am 04.01.2023

Witziger, unterhaltsamer Whodunnit

Die Dreitagemordgesellschaft
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Agatha Christies Haushälterin ermittelt. Wumms! Das allein hat mich schon angefixt, sodass ich mir das Buch näher angesehen hab.

Das Anwesen passt für mich perfekt zu einem Krimi-Plot: ein Anwesen in ...

Agatha Christies Haushälterin ermittelt. Wumms! Das allein hat mich schon angefixt, sodass ich mir das Buch näher angesehen hab.

Das Anwesen passt für mich perfekt zu einem Krimi-Plot: ein Anwesen in den Hügeln von Devonshire. Das ausgerechnet der berühmten Schriftstellerin Agatha Christie gehört. Wer möchte da nicht einmal Tee trinken, in Unterlagen schnüffeln und Telefongesprächen lauschen? Von der hauseigenen Bibliothek ganz zu schweigen! Und in dieser findet Phyllida einen fremden Toten. Um nicht unnötig Aufsehen zu erregen, beschließt die Haushälterin, in die Fußstapfen des einzig wahren Hercule Poirot zu treten. Mein Herz hat Luftsprünge gemacht vor Freude. Was für ein genialer Plot!

Dieser Roman ist viel mehr als ein simpler Landhauskrimi. Hier werden ganz klassische Whodunnit-Elemente mit viel Humor und Charme verknüpft, sodass daraus eine Story wird, die man einfach wegsuchtet. Dabei ist mir Phyllida sehr ans Herz gewachsen. Ich mag ihre etwas schrullige, unkonventionelle, aber gütige Art, ihre unbeholfenen Versuche, eine neue Agatha Christie zu sein. Ihre Figur wurde authentisch, modern und dennoch klassisch entworfen. Insbesondere die Dialoge mit dem Butler Mr. Dobble haben mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht.

Auch der Fall an sich ist ziemlich unterhaltsam. Schließlich wurde der Fremde mit einem Füllfederhalter erstochen. Da gibt es mit Sicherheit weniger spektakuläre Mordwaffen. In all dem Trubel ist es nun an der Haushälterin, herauszufinden, wer der Mörder oder die Mörderin ist. Bei mehreren Verdächtigen kein leichtes Unterfangen. Ich hab ganz solidarisch mit Phyllida meine grauen Zellen angestrengt, mich aber dann doch von der Autorin in die Irre führen lassen. Am Ende wartet noch eine überraschende Wendung auf den Leser. I luv it!
Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 29.12.2022

Eine tickende Zeitbombe...

Das Buch - Schreib um dein Leben!
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Autorin Kara Bender ist geschockt, als sie begreift, dass sie von DEM Serienmörder entführt wurde, der seit Jahren die Polizei auf Trapp hält. Und der Puppenmörder, der bei jedem seiner Opfer eine Puppe ...

Autorin Kara Bender ist geschockt, als sie begreift, dass sie von DEM Serienmörder entführt wurde, der seit Jahren die Polizei auf Trapp hält. Und der Puppenmörder, der bei jedem seiner Opfer eine Puppe hinterlässt, hat mit Kara ganz besondere Pläne: Sie soll ein Buch über sein Leben schreiben.

Zitat Pos. 486:
"Wie stellte er sich das vor? Dass sie wochenlang im Keller eingesperrt war, er ihr sein Leben in allen grausamen Details ausbreitete und sie eine True-Crime-Story daraus machte? Allein bei der Vorstellung daran schauderte sie."

Als Leser folgt man, genauso geschockt wie Kara, den detaillierten Beschreibungen des Mörders über seine Kindheit und von jedem seiner Morde. Geschickt bringt Patricia Walter einen dazu, Sympathie und Verständnis für den Täter zu empfinden, um im nächsten Moment daran zu erinnern, was er Furchtbares getan hat - und setzt einen damit seinen kontroversen Gefühlen aus.

Zitat Pos. 3269:
"Auf der einen Seite war er ein brutaler Serienmörder, auf der anderen hatte er sich rührend um seine todkranke Mutter gekümmert."

Man taucht tief ein in die kranke Welt eines Psychopathen, von dem man sich nicht blenden lassen sollte. Zeitgleich ermittelt Kommissarin Nadine Herforth in diesem Fall und versucht verzweifelt, dem Puppenmörder auf die Spur zu kommen - während Kara um ihr Leben schreibt. Walter hält einige Überraschungen bereit, und vor allem der Schluss und das Nachwort lassen einen einfach fassungslos zurück.

Fazit: Eine tickende Zeitbombe, die man kaum aus der Hand legen kann, weil man unbedingt wissen will, wie das Ganze endet. Spannend und packend wie ein großer Blockbuster. Wenn du wieder eine ordentliche Portion Nervenkitzel brauchst, solltest du zu diesem Buch greifen.

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Veröffentlicht am 20.12.2022

Herrlich-schaurige Story mit coolen Beilegern

Weisser Schrecken
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Kennt ihr eigentlich den Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann und dem Nikolaus? Während der Weihnachtsmann ausschließlich Geschenke bringt, hat der Nikolaus auch den Ruf, unartige Kinder zu bestrafen. ...

Kennt ihr eigentlich den Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann und dem Nikolaus? Während der Weihnachtsmann ausschließlich Geschenke bringt, hat der Nikolaus auch den Ruf, unartige Kinder zu bestrafen. Wer sich damit beschäftigt, wird früher oder später über weitere Namen stoßen: Knecht Ruprecht, Krampus, Bartl. Die Geschichten und Legenden dahinter wurden in diesem Schauerroman aufgegriffen.

Der versierte Horror-Leser erkennt ziemlich schnell deutliche Parallelen zu Stephen King's ES. Und auch Freunde von Stranger Things werden hier auf ihre Kosten kommen. Wir haben eine Gruppe von Jugendlichen, die - zunächst unfreiwillig, später bewusst - auf das Böse trifft, das alle 16 Jahre in Perchtal aufkreuzt. Was dann passiert, hat mich entsetzt und am Verstand einiger Menschen zweifeln lassen. Mir ist natürlich bewusst, dass hier auch fiktive Elemente einfließen, aber wenn man in der Zeit zurückblättert, wird man Berichte über ähnliche Vorkommnisse finden. Allein die Vorstellung...

Zitat Seite 389:
"Dein Leben gehört nicht dir. Es gehört einer höheren Macht."

Der Autor hat seine Geschichte primär in der Vergangenheit angesiedelt, nimmt uns aber manchmal mit in die Gegenwart. Die Zeitwechsel erkennt man an der Schriftfarbe. Begleitet wird der Text von zahlreichen Illustrationen - so hängen beispielsweise Eiszapfen von oben herab - und richtig coolen Beilegern in Gestalt von Briefen, Karten, Notizzetteln und anderen Materialien, die sich auf den Buchinhalt beziehen. Das Ganze macht optisch einiges her!

Mir waren die Hintergründe zu den Sagen und Bräuchen zu viel, weswegen ich diese Passagen irgendwann nur noch überflogen habe. Ansonsten findet man hier jede Menge Gruselstoff, eine finstere kalte Atmosphäre, gut durchdachte Charaktere - und ein mystisches Monster, das die Menschheit in Angst und Schrecken versetzt.

Fazit: Mich hat WEISSER SCHRECKEN von der ersten Seite an gepackt und bestens unterhalten. Perfekt für die kalten Tage und um sich mal wieder herrlich zu gruseln.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Eine Geschichte voller Lügen und Geheimnisse

Wintersterben
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Leutnant Valeria Ravelli von Interpol im zweiten Teil der Reihe nach "Waldeskälte".

Die Leiche eines ehemaligen BKA-Beamten wird aufgefunden, und Interpol schickt seine beste Ermittlerin zur Aufklärung. ...

Leutnant Valeria Ravelli von Interpol im zweiten Teil der Reihe nach "Waldeskälte".

Die Leiche eines ehemaligen BKA-Beamten wird aufgefunden, und Interpol schickt seine beste Ermittlerin zur Aufklärung. Mit ihrem neuen Kollegen Colin Bain verfolgt Valeria Ravelli die Spur des Ermordeten und sticht unerwartet in ein Wespennest. Wem war er auf der Spur, dass er dafür getötet wurde?

Erneut führt es sie in ein kleines Bergdorf in den Alpen, während Colin an anderer Stelle ansetzt. Valeria ist auf sich allein gestellt in einem sagenumwobenen Dorf mit verschwiegenen Einwohnern. Schon bei ihrer Anreise fühlt sich Valeria bedroht, was man als Leser hautnah (mit)spüren kann. Als auch noch eine junge Frau verschwindet, holen Erinnerungen aus ihrem letzten Fall Valeria wieder ein.

Zitat Pos. 2593:
"Etwas hier ist anders. Es ist, als wäre alles hier auf einem morastigen Untergrund gebaut … und es fühlt sich so an, als könnten wir jeden Augenblick versinken. Hier stimmt etwas nicht, das sehr tief hinabreicht."

Man kann die Lügen und Geheimnisse der Dorfbewohner förmlich riechen und weiß schon bald nicht mehr, wem man trauen kann. Die Beschreibungen der Umgebung sorgen zudem für tierisch Gänsehaut. Die Spannung nimmt konstant zu, und die Lage in Steinberg scheint immer gefährlicher zu werden. Selbst als Valeria dem aktuellen Fall auf die Spur kommt und dafür fast mit ihrem Leben bezahlt, ist diese Geschichte nicht ausgestanden. Mit jeder gelesenen Seite wird einem mehr bewusst, wie weitreichend das Ganze ist und dass selbst Personen aus den eigenen Kreisen beteiligt sind. Nichts ist hier so, wie es zunächst scheint!

Fazit: Ein durchweg spannender Thriller, der mir aufgrund seiner Sogwirkung einfach keine Ruhe gelassen hat, bis ich ihn ausgelesen hatte. Und der mich jetzt mit einem schockierenden Cliffhanger zurücklässt. Lesen!

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Unterhaltsamer Reihenauftakt mit Luft nach oben

Der Strand: Vermisst
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Mascha wird vom LKA in das kleine Dörfchen Sellnitz am Darß beordert. Die junge Lilly Sternberg wird vermisst. Als Enkeltochter des ehemaligen Bürgermeisters und aufgrund ihrer Taubheit, wird ungewöhnlich ...

Mascha wird vom LKA in das kleine Dörfchen Sellnitz am Darß beordert. Die junge Lilly Sternberg wird vermisst. Als Enkeltochter des ehemaligen Bürgermeisters und aufgrund ihrer Taubheit, wird ungewöhnlich schnell die Ermittlung aufgenommen. Als von Lillys Handy ein Code geschickt wird, soll Mascha als Kryptologin diesen nun knacken und einen Hinweis auf ihren Verbleib finden.

Direkt zu Anfang kommt die erste skurrile Information in diesem ominösen Vermisstenfall.

Zitat Pos. 1323:
"Cornelia Sternbergs Mörder war seit fast zwanzig Jahren tot, dennoch waren die Parallelen zu Lillis Verschwinden fast schon unheimlich. Zumal die Tochter fast im gleichen Alter war wie die Mutter damals."

Die Autorin beschreibt die Protagonisten Tom und Mascha sehr detailliert und man merkt, dass diese auch weiterhin eine große Rolle spielen werden. Darüber hinaus gibt es einen Erzählstrang einer unbekannten Person und einen weiteren, wo zunächst kein Zusammenhang erkennbar ist.

Zitat Pos. 2879:
"Ich bin nirgendwo sicher, er findet mich überall. Niemand könnte mich beschützen, niemand würde mir glauben. Ich habe zu lange geschwiegen, zu lange versucht zu vergessen. Jetzt ist es zu spät. Jetzt wird die Wahrheit mit mir sterben, und kein Mensch wird je erfahren, was wirklich geschehen ist."

Der Leser wird überschüttet mit angedeuteten Geheimnissen verschiedener Personen, die man (noch) nicht zusammenbringen kann. Das erhöht natürlich die Spannung, sodass man förmlich durch die Seiten fliegt. Und dann ist das Buch zu Ende und es bleiben unzählige Fragen offen. Karen Sander kündigt im Nachwort an, dass die ganze Wahrheit erst mit Ende der Trilogie an die Oberfläche kommt. Wer sich an diesen ersten Teil traut, muss also ein wenig Geduld aufbringen.

Fazit: Ein rätselhafter Vermisstenfall, der wohl noch so einige Überraschungen in petto hat und erst als Trilogie komplett erzählt ist. Der Auftakt macht eine gute Figur, hat jedoch noch Luft nach oben. Da ich ausreichend unterhalten wurde, werde ich dem zweiten Teil definitiv eine Chance geben.

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