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Veröffentlicht am 02.10.2022

Geht ans Herz

Lake Paradise – Ein Zuhause für das Glück
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Allein das Cover vermittelt bereits einen Eindruck davon, wie idyllisch dieser Ort, Lake Paradise, sein muss. Also bitte, wenn ich mir diesen phantastischen Himmel und diese zauberhaften Häuser am See ...

Allein das Cover vermittelt bereits einen Eindruck davon, wie idyllisch dieser Ort, Lake Paradise, sein muss. Also bitte, wenn ich mir diesen phantastischen Himmel und diese zauberhaften Häuser am See betrachte, regt sich in mir ein Gefühl von Geborgenheit und zu Hause sein. Wer möchte dieses heimelige Fleckchen Erde nicht Heimat nennen?

Manuela Inusa erzählt eine herrliche Liebesgeschichte, die einige Hindernisse überwinden muss, bis das Glück der beiden Protagonisten Lexi und Aaron besiegelt werden kann. Dabei schafft es Inusa, die Realität stets im Blick zu behalten. So wie Lexi und Aaron sich kennen und lieben lernen, könnte es auch jeden von uns treffen. Die Geschichte ist zu keiner Zeit von Romantik (und Kitsch) überladen. Das schafft einen persönlichen Bezug und macht die Story sehr nahbar.

Die Autorin erzählt auf authentische Art und Weise und zeichnet ihre Figuren realistisch. So steigt man direkt in die Handlung ein und wird gänzlich mitgerissen. Lexi als Hauptfigur hat mir persönlich sehr gut gefallen. Ich habe mit ihr mitgefiebert und konnte ihr Handeln in jedem einzelnen Moment nachvollziehen. Hier wurde eine Welt erschaffen, in der das Schöne und die Liebe im Mittelpunkt stehen, das Tragische, das jeden von uns früher oder später ereilen muss, aber nicht außen vor lässt. Für mich ist mit diesem ersten Band ein grandioser, mitreißender Reihenauftakt gelungen.

Karoline Mask von Oppen ist als Sprecherin eine gute Wahl. Sie erzählt die Story um Lexi und Aaron mit einer Leichtigkeit, die die Zeit nur so dahinrasen lässt. Etwas befremdlich fand ich zwar die Stimmveränderungen, wenn die direkte Rede der männlichen Figuren eingesprochen wurde, dies hat der Erzählweise im Allgemeinen aber keinen Abbruch getan. Karoline Mask von Oppens Stimme habe ich sehr gern zugehört.

Fazit: Diese Story geht ans Herz ohne dabei zu sehr auf Kitsch und Klischees zu setzen. Das doch etwas offen gehaltene Ende war für mich der perfekter Schlusspunkt. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass es zumindest am Rande auch im zweiten Teil ein Wiedersehen mit Lexi und Aaron geben wird. Lesens- und hörenswert!

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine berührende, lehrreiche Geschichte

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart
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Wer kennt sie nicht, die Bücher, die man nur des Covers wegen lesen möchte? Dieses hier mutet romantisch und verträumt an, allerdings ist die Story eher das Gegenteil – und dennoch hätte die Coverdesignerin ...

Wer kennt sie nicht, die Bücher, die man nur des Covers wegen lesen möchte? Dieses hier mutet romantisch und verträumt an, allerdings ist die Story eher das Gegenteil – und dennoch hätte die Coverdesignerin keinen passenderen Einband kreieren können. Allerdings verfolge ich C. G. Drews schon länger über die sozialen Medien (paperfury auf Instagram z.B.) und konnte es kaum abwarten, ihr Buch endlich in den Händen halten zu können und die Story um Sam und Avery zu lesen, nachdem sie immer wieder Einblicke gegeben hat.

Sam und sein älterer Bruder Avery sind obdachlos. Sie steigen in verwaiste Häuser ein, organisieren sich Essen und manchmal auch Bargeld. Besser gesagt organisiert Sam, denn er kümmert sich um Avery und sorgt dafür, dass die Brüder von Tag zu Tag überleben. Das hat mich an meine eigene Schwester erinnert, die jünger ist und bei der ich immer das Gefühl habe, sie vor allem beschützen zu müssen. Daher konnte ich Sam so gut verstehen. Habe begriffen, warum er einbricht. Eines der Häuser ist jedoch nicht verwaist, und zu seiner Überraschung wird Sam dort mit offenen Armen empfangen. Wie lange schafft er es wohl, sein Geheimnis zu hüten? Wie lange wird man ihn verweilen lassen? Und was ist mit Avery? All diese Fragen begleiten den Leser die Story über.

Auch wenn das Buch eher eine Teenie-Story ist, konnte es mich als Erwachsene komplett in seinen Bann ziehen. Die Geschichte ist emotional, eigentlich kein Wunder bei den zentralen Themen Verlust, Trauer, Familie. Und obwohl auch die Grundstimmung eher bedrückend ist, konnte die Autorin einzelne Momente so einfangen, dass man sie gemeinsam mit den Charakteren im Hier und Jetzt genießen und das Damoklesschwert für eine kurze Zeit vergessen konnte.

Durch die beiden Brüder im Spektrum, jedoch nur einen mit Diagnose, hat das Buch zwei sehr authentische und spannende Charaktere. Es lebt von der Beziehung der Brüder, aber auch von Sams Interaktionen mit Moxie. Hier hat die Autorin wundervolle Arbeit geleistet und die Protagonisten einzig durch Sprache und Verhalten zum Leben erweckt.

Auch wenn ich bisher nur Gutes über das (englischsprachige) Buch gehört hatte, ist es doch noch einmal etwas anderes, eine Übersetzung zu lesen. Ich bin positiv überrascht, wie gut sich die Story liest und dass die Emotionen und der Witz nicht verloren gegangen sind. Ich kann dieses Buch wärmstens weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Dystopie mit Tiefgang

Rules of Vicinity - Sieben Sekunden
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Ich habe diesen Roman im Buddyread gelesen, weil ich Sorge hatte, dass er mich schnell langweilen würde. Warum? Weil ich seltener Dystopien lese und noch seltener über den Tellerrand gucke, um meine Wohlfühlzone ...

Ich habe diesen Roman im Buddyread gelesen, weil ich Sorge hatte, dass er mich schnell langweilen würde. Warum? Weil ich seltener Dystopien lese und noch seltener über den Tellerrand gucke, um meine Wohlfühlzone zu verlassen. Meine Güte, was lag ich hier falsch. Die Sorge war völlig unbegründet! Und nicht nur das, ich habe hier tatsächlich ein Jahreshighlight entdeckt.

Novalee, kurz Nova, ist gerade von ihrem Zuhause ausgezogen und in eine Siedlung für Unverheiratete gewechselt. Falls ihr jetzt denkt: "Was? Sowas gibt es?", kann ich euch sagen: Yes, und es ist wahrlich kein schöner Ort für eine junge Erwachsene. Für gar niemanden. In AurA Eupa, dem einstigen Europa, wird nämlich streng nach Aussehen sortiert. Da würden viele von uns heute aufschreien und Argumente einbringen wie: "Es kommt doch nicht nur auf das Äußere an." Oder: "Die inneren Werte zählen." Oder: "Das ist Diskriminierung!" Vermutlich denken das auch einige Bewohner von AurA Eupa, aber sie dürfen es nicht aussprechen, dürfen sich nicht gegen das System stellen und nicht negativ auffallen. Wer das tut, hat verdammt schlechte Karten.

Es war so spannend, die einzelnen Figuren kennenzulernen und ihre Schicksalsschläge mitzuverfolgen. Nova liefert den Stoff für den ersten Erzählstrang, Crish für den zweiten. Zu ihnen gesellen sich weitere Charaktere, die - wie die Hauptpersonen - gründlich ausgearbeitet und authentisch dargestellt wurden. Dabei wurden so unterschiedliche Merkmale deutlich, dass es nie langweilig wurde. Die Figuren sind zickig, gutgläubig, taff, selbstbewusst, einige werden mit der Zeit mutiger und stärker, anderen werden ständig Steine in den Weg gelegt. Wahnsinn, was man da mitgefiebert, mitgelitten und an Gefühlsachterbahnfahrten durchgemacht hat!

Besonders interessiert hat mich das Grundthema. Hier finden sich sozial- wie auch gesellschaftskritische Aspekte wieder, über die man nicht nur während des Lesens nachdenken sollte, sondern auch darüber hinaus. Ist jemand glücklich, nur weil er gut aussieht? Und hat man schlechte Gene, wenn man nicht dem Ideal entspricht? Sollten die Hübschen und Reichen unter sich bleiben? Wer legt eigentlich die Definitionen von Schön und Hässlich fest? All das spielt hier vorder- und hintergründig eine Rolle. Dazu thematisiert die Autorin jugendliche Leichtigkeit, das Zusichselbstfinden und Outing. Allerdings verzichtet sie dabei auf kitschige Übertreibungen, sondern beschreibt ihre Figuren wie dich und mich. Ganz normal und wie aus dem wirklichen Leben gegriffen.

Einige Fragen blieben offen und sorgten während des Buddyreads für unterhaltsamen Austausch. Wir hoffen, dass sie uns in den Folgebänden beantwortet werden. Jedoch möchte ich betonen, dass sie keineswegs den Lesefluss störten und somit eher als Randnotiz wahrgenommen werden sollten.

Wer gerne dystopische Geschichten mit einem besonderen Setting und gut ausgetüftelten Figuren liest, sollte hier unbedingt zugreifen. Ich bin ein neuer Fan der Autorin und werde sie garantiert im Auge behalten!

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Gelungene postapokalyptische Geschichte mit queeren Passagen

Wilder Girls
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Während ich diese Zeilen schreibe, huscht mein Blick immer wieder in Richtung Cover. Ich hatte mich vor dem Lesen gefragt, warum ausgerechnet dieses gewählt wurde, was es mir sagen soll. Nun weiß ich es. ...

Während ich diese Zeilen schreibe, huscht mein Blick immer wieder in Richtung Cover. Ich hatte mich vor dem Lesen gefragt, warum ausgerechnet dieses gewählt wurde, was es mir sagen soll. Nun weiß ich es. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es all das widerspiegelt, was ich als Beobachterin miterlebt habe. Und lasst euch bloß nicht von den zarten Blüten und den harmonischen Farben blenden. Der Plot hat es faustdick hinter den Ohren.

"Wir sollten nicht hier sein. Dieser Ort gehört nicht mehr uns." (Zitat S. 51)

Wir befinden uns auf Raxter Island; genauer gesagt in einem Mädcheninternat vor Ort. Reese, Hetty und Byatt sind mit ein paar anderen Mädchen in Quarantäne und dürfen das Schulgelände nicht verlassen. Zu gefährlich ist die sogenannte Tox, die sich ausbreitet und von Mensch, Tier und Umgebung Besitz ergreift. Die Autorin hat die Veränderungen so detailliert beschrieben, dass ich eine Gänsehaut bekam. Bei jedem Mädchen zeigen sich die Folgen des Virus ganz unterschiedlich: Sie bekommen Blasen, die aufplatzen; ihnen wächst das Rückgrat nach außen; sie verlieren Augen; einige zerbrechen regelrecht an der Tox. Body Horror und Dystopie - kann das funktionieren? Es kann! Die bedrückende Stimmung wurde noch zusätzlich verschärft, als klar wurde, dass alles noch viel schlimmer kann. Hunger. Durst. Einsamkeit. Probleme, mit denen die Mädchen, ihre Schulleiterin und die letzte verbliebene Lehrerin kämpfen müssen. Und dann passiert etwas, was mich so arg berührt hat, dass ich kurz innehalten musste. Mein Kopfkino und die Tatsache, dass ich sehr empathisch bin, sorgten dafür, dass ich mir die schrecklichen Szenen bildlich vorgestellt habe. Weil ich gar nicht anders konnte. Man wird einfach sogartig mitgerissen, leidet mit, ist genauso verzweifelt wie alle Figuren in der Geschichte, sucht nach einem Hoffnungsschimmer, möchte einfach runter von dieser gottverdammten Insel. Puh!

"An manchen Tagen ist es okay, an anderen zerbricht es mich fast. Die Leere am Horizont, der Hunger und die Frage, wie wir das hier überleben sollen, wenn wir einander nicht überleben." (Zitat S. 47)

Apropos Figuren: Mir sind die drei Hauptcharaktere - Reese, Hetty und Byatt - sehr ans Herz gewachsen. Obwohl ihnen etwas mehr Tiefe sicher gut getan hätte, konnte ich dennoch einen Bezug zu ihnen herstellen, mich in sie hineinversetzen und mitfühlen. Jede von ihnen hat besondere Merkmale, und es war manchmal nicht leicht, zu akzeptieren, was mit ihnen geschehen ist und wie sie zu "Wilder Girls" wurden.

Fazit: Eine gefährliche Seuche, die sich immer weiter ausbreitet und alles Leben gravierend verändert. Ein Thema, das an sich nicht neu ist, hier jedoch super spannend und berührend umgesetzt wurde. Beim Lesen hatte ich mehrmals eine Gänsehaut und musste das Grauen erst einmal sacken lassen. Für mich eine überaus gelungene postapokalyptische Geschichte mit queeren Passagen, die es auch auf die große Leinwand schaffen sollte.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Eine Ode an die Liebe, das Leben...

The Damned
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Willkommen zurück im wunderschönen New Orleans! Zurück an dem Ort, der so eine gewaltige Faszination ausübt, dass man Angst bekommt und sich gleichzeitig wünscht, ihn nie wieder verlassen zu müssen.

Nachdem ...

Willkommen zurück im wunderschönen New Orleans! Zurück an dem Ort, der so eine gewaltige Faszination ausübt, dass man Angst bekommt und sich gleichzeitig wünscht, ihn nie wieder verlassen zu müssen.

Nachdem der erste Teil mit einem fiesen Cliffhanger endete, stand für mich fest, dass ich unbedingt den zweiten lesen muss. Ich konnte es kaum erwarten, zu erfahren, was aus Celine, Bastien und Michael geworden ist. Die Geschichte fährt dort fort, wo sie zuletzt endete. Daher empfehle ich, wie so oft, die Reihenfolge zu beachten. Nun sind wir also wieder hier, am Hof der Löwen. Bastien hat nach wie vor mit den Folgen seiner Verwandlung zu kämpfen und möchte sich nicht mit seinem ungewollten Schicksal abfinden. Statt sich darüber zu freuen, nun unsterblich zu sein, hegt er Groll gegen seinen Onkel und sieht in seiner neuen Gabe eher einen Fluch. Ich konnte seine innere Zerrissenheit förmlich spüren. Konnte verstehen, was ihm alles durch den Kopf ging. Für mich wurde er dadurch noch greifbarer - mehr als die anderen Figuren. Er ist sozsuagen zu meinem Lieblingscharakter geworden. Während mir Celine, wie schon im ersten Teil, ziemlich auf die Nerven ging mit ihrer Art. Sie ist die Naivität in Person. Und das meine ich gar nicht mal abwertend. Tatsächlich finde ich es spannend, mit Personen konfrontiert zu werden, die ich im wirklichen Leben meiden würde. Die Autorin hat sich gewiss etwas dabei gedacht, und ich muss schließlich nicht best friend werden mit Celine, sondern lediglich verstehen, warum sie ist, wie sie ist, und warum sie macht, was sie eben so macht. Mir ist schon klar, warum sie auf Bastien und Michael so eine Wirkung hat. Vor allem diese Dreierkonstellation hat die Spannung oben gehalten. Ich war ständig hin- und hergerissen, war mal für Bastien, mal für Michael, mal für keinen der beiden. Das war wirklich zum Fingernägelkauen! Und hat mich manchmal an Twilight erinnert.

Die Nebenfiguren waren ganz klassisch gehalten und, wie es die Bezeichnung schon sagt, nebensächlich. Ich hätte mir insbesondere von Onkel Nicodemus und Schwester Emilie mehr Hintergrund gewünscht. Eben weil alles irgendwie miteinander zusammenhängt und de facto wichtig ist, wären ein paar weitere Infos cool gewesen. Auch Pippa und Odette, die wir bereits aus dem vorigen Band kennen, hatten ihre Auftritte, blieben aber leider relativ blass.

Das Ende konnte mich überraschen und dadurch punkten. Ich hatte einige Vermutungen, von denen sich keine einzige bewahrheitet hat. Weil es noch zu einem krassen Twist kommt, vermute ich, dass es nicht bei den angekündigten zwei Teilen bleiben wird, und hoffe auf einen weiteren.

Fazit: Eine Ode an die Liebe, das Leben - und an die Dunkelheit, die in jedem von uns schlummert. Die gelungene Fortsetzung der düster-romantischen Vampirgeschichte lässt jedes Herzblut kochen, das sich nach Unsterblichkeit und Glamour sehnt.

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