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Veröffentlicht am 14.09.2022

Faszinierende Welt, offene Fragen

Gifted
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Wo seht ihr euch in 10 Jahren? Habt ihr euch darüber schon mal Gedanken gemacht?

Ich mag generell Dystopien mit einem Hauch Fantasy. Daher war ich wirklich gespannt auf das Buch selbst und natürlich auf ...

Wo seht ihr euch in 10 Jahren? Habt ihr euch darüber schon mal Gedanken gemacht?

Ich mag generell Dystopien mit einem Hauch Fantasy. Daher war ich wirklich gespannt auf das Buch selbst und natürlich auf die Umsetzung. Jedoch habe ich sehr schwer in das reingefunden. Der Schreibstil war arg gewöhnungsbedürftig. Verschachtelte und zum Teil wirre Sätze, die Erklärungen der dystopischen Welt waren mehr als dürftig, und ich habe wirklich lange gebraucht, um mich zurechtzufinden. Gerade bei Dystopien, die auch noch Fantasy beinhalten, muss der Autor / die Autorin viel und gut erklären können. Ansonsten fällt es vielen schwer, wie mir, inhaltlich Fuß zu fassen.

Ich möchte gern mit einem Zitat fortfahren: „Der soziale Druck ist effektiver, als es ein Strafsystem je sein könnte.“ (Seite 11)

Die Welt, in der wir uns befinden, ist aufgeteilt in sogenannte Nons und Shaper. Nons sind die Unterliga, dürfen nichts, können nichts, könnten Glück haben und vielleicht aufsteigen, wenn sich bei ihnen die magische Gabe zeigt und sie Leistung bringen. Shaper besitzen die Gabe (Magie) von Geburt an, haben ein privilegiertes Leben, dürfen mehr und nehmen sich auch mehr heraus. Die Welt gespalten in zwei Schichten. Das führt natürlich hin und wieder zu Streit, gerade unter Freunden, vor allem wenn einer zum Shaper aufsteigt, der andere jedoch nicht.

Die Geschichte war dadurch interessant und wirkte klug konzipiert. Mich konnte diese Welt wirklich faszinieren, auch wenn ich mir hin und wieder mehr Details gewünscht hätte. Es blieben einfach zu viele Fragen offen. Ich hoffe ja, dass noch ein paar davon im zweiten Band geklärt werden.

Die Charaktere fand ich richtig liebevoll gestaltet, sie kamen authentisch und echt rüber. Auf der einen Seite haben wir Pear, systemtreu, eine Nons. Auf der anderen Seite Balthazaar, Waise, steigt zum Shaper auf. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein, aber genau deshalb ist ihre freundschaftliche Beziehung auch so einzigartig. In Balthazaars Nähe kommt Pear aus ihrem Schneckenhaus raus und bricht sogar mit den Regeln des Systems. Daher ist es auch für sie äußerst schwer gewesen, als sie erfahren hat, dass Balthazaar ein Shaper ist und sie nicht. Beide wachsen nach und nach an ihren Aufgaben und entwickeln sich weiter. Das mag ich an Protagonisten immer sehr gern. Ansonsten wäre es auch langweilig.

Fazit: Trotz einiger Startschwierigkeiten habe ich noch sehr gut in die Dystopie reingefunden und konnte sie genießen. Hin und wieder hätte ich mir an einigen Stellen mehr Ausarbeitung gewünscht und hoffe, dass dies im nächsten Band besser umgesetzt wird. Ich empfehle das Buch gern an diejenigen weiter, die etwas Leichtes für Zwischendurch lesen möchten und Dystopien gegenüber aufgeschlossen sind.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Spannend und berührend

Skellig
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Als Michael auf einem seiner Streifzüge im neuen Zuhause ein seltsames Wesen unter Spinnweben entdeckt, ist ihm klar, dass es Hilfe braucht. Nach dem Umzug und der Geburt seiner Schwester fühlt er sich ...

Als Michael auf einem seiner Streifzüge im neuen Zuhause ein seltsames Wesen unter Spinnweben entdeckt, ist ihm klar, dass es Hilfe braucht. Nach dem Umzug und der Geburt seiner Schwester fühlt er sich ohnehin sehr hilflos – doch das ändert sich jetzt. Er weiht das Nachbarsmädchen Mina ein, und gemeinsam kümmern sie sich um den Skellig.

Obwohl das Buch als Kinderbuch ausgeschrieben ist, hat es mir als Erwachsene auch außerordentlich gut gefallen. David Almond hat es geschafft, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man sich wohl fühlt, auch wenn man den Skellig nicht einschätzen kann. Ist er anfangs ein forderndes, mürrisches Wesen, blüht er im Laufe der Story unter Michaels und Minas Fittichen auf.

Michael mit seiner ruhigen Art habe ich sofort ins Herz geschlossen. Obwohl sich alles um ihn herum verändert, lässt er sich nicht unterkriegen. Der Umzug, die zu frühe Geburt seiner Schwester und ihre Krankheit, die die Eltern sehr in Beschlag nimmt. Nichts ist mehr wie früher. Dennoch verliert er seine empathische Art nicht und bringt trotz seines Alters viel Verständnis für die Situation auf. In der kleinen Philosophin Mina findet er eine Freundin, von Anfang an bewundert er sie auf eine einfühlsame Art und Weise für ihre Sicht auf die Welt. Mina ist eine sehr liebevolle und spannende Figur.

Das Buch ist in sehr viele kurze Kapitel untergliedert, so fühlt es sich beim Lesen an, als ob die Zeit rasant verfliegt. Zugegeben ist das Buch auch nicht besonders lang, umso faszinierender finde ich, wie der Autor es geschafft hat, so viel unterzubringen, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass es der Story an etwas fehlt. Vieles findet man auch eher unterschwellig, zwischen den Zeilen. Für mich war das verständlich, ob es für das empfohlene Lesealter ebenfalls zu verstehen ist, kann ich nicht beurteilen.

Auf der Suche nach weiteren Büchern des Autors bin ich auf „Mina“ gestoßen – eine Story nur über sie, die zeitlich vor den Geschehnissen in „Skellig“ spielt. Diese werde ich auf jeden Fall auch noch lesen, weil Minas Charakter mich sehr berührt hat. Aber auch auf die anderen Bücher freue ich mich.

Eine spannende und ans Herz gehende Lektüre für Groß und Klein.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Nervenkitzel-Plot mit kleinen Schwächen

Der finstere Pfad
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Wenn man an Kanada denkt, kommen bestimmt jedem von euch auch Bilder in den Kopf, die die unglaubliche Weite und Schönheit der Natur widerspiegeln. Es ist ein Traum für alle Outdoor-Fans, durch die Nationalparks ...

Wenn man an Kanada denkt, kommen bestimmt jedem von euch auch Bilder in den Kopf, die die unglaubliche Weite und Schönheit der Natur widerspiegeln. Es ist ein Traum für alle Outdoor-Fans, durch die Nationalparks zu wandern und die kanadische Wildnis in vollen Zügen zu genießen. Warum also nicht ab in den Flieger und auf dem West Coast Trail zu sich selbst finden?

Das dachten sich auch Rick, Seraphine, Maisie und all die anderen jungen Leute, die sich 1999 auf den Weg machen, um einfach eine geile Zeit zu haben und die Trekkingtour ihres Lebens zu meistern. Dass alles anders kommen wird, ahnt zu dieser Zeit niemand. Doch einer von ihnen wird den West Coast Trail nicht lebend verlassen, und das Leben aller Beteiligten wird nie mehr dasselbe sein. Der Täter? Schnell gefasst. Die Leiche? 15 Jahre unentdeckt. Und irgendetwas stinkt verdammt noch mal ordentlich zum Himmel.

Auf verschiedenen Zeitebenen erzählt Blackhurst die Geschichten zweier Frauen, die auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden sind, lange Zeit aber irgendwie nicht so recht zusammenpassen wollen. Und genau das macht die Spannung aus.

Nach und nach führt Blackhurst die Erzählstränge immer weiter zusammen. Schon mit den ersten Worten reißt sie ihre Leser direkt in die Story. Dabei schreibt sie so leichtfüßig, dass man gar nicht anders kann, als komplett in die Handlung einzutauchen. Und darüber bin ich vielleicht auch für einige kleine Details und Zusammenhänge blind geworden, was aber die Spannung nur noch weiter in die Höhe getrieben hat.

Vor allem mit ihren Protagonisten schafft Jenny Blackhurst wunderbar durchdachte Charaktere, die von vorne bis hinten realistisch wirken. Dabei verliert keiner von ihnen diesen mysteriösen Schimmer, der sie alle umgibt und der mich immer wieder hinterfragen ließ, wer in dieser Konstellation eigentlich welches Geheimnis hütet.

Der Twist im letzten Viertel des Buches ist absolut gelungen! Ich habe mit allem gerechnet. Auf diese simple Verbindung wäre ich aber im Leben nicht gekommen. Leider liefert mir Blackhurst mit dem bevorstehenden Finale dann doch eine etwas zu weit daher geholte und irgendwie platte Auflösung, die aber im Großen und Ganzen okay ist. Ich hatte nach diesem Twist vielleicht einfach zu hohe Erwartungen, und letztendlich tat das dem Thriller an sich keinerlei Abbruch.

Fazit: Blackhurst besitzt das Talent, das Unaussprechliche in Worte zu fassen. Verbunden mit einer gehörigen Portion Adrenalin. Wer auf der Suche nach einer ordentlichen Prise Nervenkitzel ist, kommt mit diesem Thriller ganz bestimmt auf seine Kosten. Die wenigen kleinen Schwächen trüben keinesfalls das Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Innen wie außen ein Leckerbissen

Kingdom of the Wicked – Die Königin der Hölle
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Emilia hat im Zuge eines Paktes ihre Seele verkauft und reist mit dem dämonischen Höllenfürsten Wrath zum düsteren und verführerischen Hof der WICKED. Emilias Ziel ist es, den brutalen Mord an ihrer Schwester ...

Emilia hat im Zuge eines Paktes ihre Seele verkauft und reist mit dem dämonischen Höllenfürsten Wrath zum düsteren und verführerischen Hof der WICKED. Emilias Ziel ist es, den brutalen Mord an ihrer Schwester zu rächen. Sie sucht nach Hinweisen und magischen Gegenständen, doch an jeder Ecke lauern Gefahren.

Die Charaktere haben es geschafft mich zu überraschen. Wrath hat eine Seite von sich gezeigt, die ich so nicht erwartet hatte. In diesem Band ist er auch mal liebevoll und zärtlich, setzt sich für die ein, die er liebt. Manchmal neigt er zur Brutalität, was bei einem der sieben Wicked nicht anders zu erwarten ist. Jeder Dämonenfürst hat eine der Sünden für sich gepachtet, bei ihm ist es eben der Zorn.

Emilia selbst macht die größte Wandlung durch. Natürlich hat sie nach wie vor Rache geschworen. Sie gerät in ein Kreuzfeuer, welches für sie nicht unbedingt ungefährlich ist. Zwischendrin wird sie dann auch noch mit Gefühlen konfrontiert, die sie eigentlich nicht zulassen will. Daher entwickelt sie sich zu einer eigensinnigen, aber auch starken Frau, die ihre Werte weiterhin verfolgt, aber kaum jemandem vertraut. Dafür bewundere ich sie. Die Autorin hat mit den beiden wirklich zwei sehr authentische und tolle Charaktere geschaffen, mit denen es nicht langweilig wird. Auch die Nebenfiguren wurden großartig konzipiert.

Hin und wieder fehlte die Romantik und wurde eher zu Dark Erotic Fantasy, wo es schon mal zur Sache ging. Kann man es Emilia verübeln, wo Wrath einfach ein Sahneschnittchen ist? Ansonsten hat mir die Story richtig gut gefallen. Es wurden ein paar Fragen aus Band 1 aufgeklärt und die Hauptgeschichte weiterverfolgt.

Fazit: Der gelungene Mix aus Crime, Erotic und Dark Fantasy konnte mich insgesamt überzeugen. Ich möchte euch die Reihe ans Herz legen, wenn ihr gerne düstere Geschichten mit angenehmer Gruselatmosphäre und dramatischen Cliffhangern lest. Hier passt also nicht nur das (hübsche) Cover, sondern auch der (coole) Inhalt.

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Veröffentlicht am 07.09.2022

Solider Plot mit ein paar Schwächen

Terra Alta
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Die Bücher von Javier Cercas waren eine Weile auf Bookstagram in aller Munde. Auf die Terra Alta Trilogie bin ich dadurch sehr neugierig geworden und wurde auch nicht enttäuscht.

Der erste Teil hat mich ...

Die Bücher von Javier Cercas waren eine Weile auf Bookstagram in aller Munde. Auf die Terra Alta Trilogie bin ich dadurch sehr neugierig geworden und wurde auch nicht enttäuscht.

Der erste Teil hat mich sehr an die Bücher von Agustin Martinez erinnert. Auch diese sind in einem kleinen Dörfchen in der Einsamkeit angesiedelt. Hier ist der Protagonist Melchor Marín jedoch von ganz anderem Kaliber. Als Sohn einer Prostituierten, der ihren Tod rächen will, begibt sich Melchor als Polizist in den Dienst des Staates. Durch seine eigene Vergangenheit kann er sich besonders gut in die Menschen einfühlen, die auf der anderen Seite des Vernehmungstisches sitzen. Doch auch das bringt ihn im aktuellen Fall nicht weiter, und dieser soll unaufgeklärt zu den Akten gelegt werden. Zu einem Cold Case werden. Das kann er nicht hinnehmen. Und ich habe mich gefragt, wie es sich wohl anfühlt, wenn man nicht von etwas loslassen kann. Das haben wir ja schon in anderen Büchern oder Filmen erlebt, dass Menschen daran zerbrechen können, Jahre dafür opfern. Manchmal haben sie Glück und können den Fall wirklich noch lösen, manchmal eben nicht. Aber die Zeit, die sie investiert haben, bekommen sie nicht zurück. Hat mich ziemlich nachdenklich gestimmt, wie man merkt.

Melchor ist ein wirklich interessanter Charakter, der Autor hat hier gute Arbeit geleistet. Melchors Liebe zur Literatur lässt ihn in viele Welten eintauchen und zeigt ihm, wie seine Idole arbeiten. Leider, und das bemängele ich bei den meisten Geschichten, die im Bereich Krimi/Thriller angesiedelt sind, ist auch diese Story nicht realitätsnah und an manchen Stellen vorhersehbar. Melchors ausgeprägter Gerechtigkeitssinn bringt ihn dazu, die Grenzen der Legalität zu überschreiten. Es ist sehr nobel, dass er den Fall des grausam ermordeten Ehepaars nicht unaufgeklärt lassen möchte. Aber die Methoden sind mehr als fragwürdig, zumal das Ganze dann für ihn wenig bis keine Konsequenzen hat. Das wäre doch im richtigen Leben hoffentlich nicht so...

Die beschriebenen Brutalitäten stehen im krassen Gegensatz zum sonst eher unaufgeregten Erzählstil und wollen so gar nicht zum Leben in Terra Alta passen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gibt der Story allerdings genug Auftrieb, sodass sich alles zu einem spannenden Ganzen zusammenfügt.

Für Liebhaber authentischer Ermittlungsarbeit nur bedingt zu empfehlen, aber generell kommen Krimifreunde hier auf ihre Kosten. Ich selber freue mich schon darauf, den nächsten Teil zu lesen.

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