Nichts für schwache Nerven!
Dunkelkaltes SchweigenWie schön war doch die Zeit, als wir Kinder waren. Da waren erst mal keine Handys in Sicht. Eine unbeschwerte Zeit! Als wir als Jugendliche die ersten Handys in der Hand hielten, gab es kein Internet auf ...
Wie schön war doch die Zeit, als wir Kinder waren. Da waren erst mal keine Handys in Sicht. Eine unbeschwerte Zeit! Als wir als Jugendliche die ersten Handys in der Hand hielten, gab es kein Internet auf diesen Dingern. Heute eigentlich unvorstellbar…
Amanda wächst in einer ganz anderen Welt auf. In unserer heutigen. Eine Welt, in der junge Menschen genauso leichtgläubig vertrauen wie wir damals. In der es aber viel einfacher ist, diese Naivität auszunutzen. Amandas Leben scheint zerstört, als sie auf schmerzliche Weise lernen muss, dass sich eine Jugendsünde wie ein Flächenbrand über die Sozialen Medien ausbreiten kann und nie vergessen wird. Doch das ist nur der Anfang einer jugendlichen Tragödie, die gleich mehrere Familien zerstören wird.
Mattias Edvardsson ist ein phantastischer Erzähler. Mit seiner klaren, objektiven Sprache schildert er eindrücklich die Geschehnisse eine Jahres, die letztendlich einem jungen Menschen das Leben kosten werden. Diese Sachlichkeit, die er seiner Erzählung zu Grunde legt, hebt die Brutalität und die schonungslosen Lügen, die sich durch die Story ziehen, intensiv hervor. Das erlaubt es Edvardsson, auf detailreiche Schilderungen und große Twists verzichten und Gewalttaten nur andeuten zu können. Dennoch gelingt es ihm, Gänsehautmomente zu erzeugen.
Evardsson erzählt die Geschichte dreier Familien aus verschiedenen zeitlichen Perspektiven. Immer wieder springt er zwischen „Nach dem Mord“ und „Vor dem Mord“ hin und her. Innerhalb dieser zeitlichen Sprünge inszeniert er immer wieder unterschiedliche Szenen, in denen die verschiedenen Blickwinkel der Hauptfiguren gezeichnet werden. Auch dabei ist er konsequent sachlich und zwingt seine Leser so, sich ein eigenes Bild zu schaffen. Nur langsam setzen sich nach und nach alle einzelnen Bilder zu einem großen Ganzen zusammen. Edvardsson gelingt es beinahe mühelos, bis zu den den letzten Seiten die Spannung hochzuhalten, und überrascht mit einem erschütternden, tragischen Finale, das mich sehr berührt zurückgelassen hat.
„Dunkelkaltes Schweigen“ ist kein Roman, den man einfach so weglegen kann. In doppelter Hinsicht: Zunächst fesselt Edvardsson seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite, nur um sie dann sprachlos und nachdenklich zu entlassen.
Fazit: Mattias Edvardsson hat mit „Dunkelkaltes Schweigen“ einen erstklassigen Roman abgeliefert, der nichts für schwache Nerven ist. Und dennoch, oder gerade deswegen, gibt es von mir ein Däumchen hoch!