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Veröffentlicht am 11.12.2020

Für eingefleischte Fans

Feuer kann einen Drachen nicht töten
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Ich weiß gar nicht, wie oft ich die Serie komplett von vorne bis hinten durchgesuchtet habe. Sagen wir so: Mittlerweile kann ich die Folgen mitsprechen. Und selbstverständlich verschlinge ich alles, was ...

Ich weiß gar nicht, wie oft ich die Serie komplett von vorne bis hinten durchgesuchtet habe. Sagen wir so: Mittlerweile kann ich die Folgen mitsprechen. Und selbstverständlich verschlinge ich alles, was sich dazu finden lässt. Ob nun Doku, Reportage, Interview oder Buch ... alles muss angesehen und durchgelesen werden. Kein Wunder also, dass auch dieses Schätzchen bei mir einziehen musste.

Der Journalist James Hibberd hat ›Game of Thrones‹ von Anfang bis Ende begleitet – er kennt alle Geheimnisse vom Set. In diesem Prachtband mit mehr als fünfzig neuen Interviews, noch nie veröffentlichten Bildern und einem Poster zum Ausklappen im Schutzumschlag erzählt Hibberd viele Geschichten und lässt Stars, Showrunner und den Autor George R.R. Martin erzählen, über was sie vor Serienende mit niemandem sprechen durften: nämlich was hinter den Kulissen von »Game of Thrones« alles passierte.

Auf 447 Seiten bekommt der Leser in 32 Kapiteln allerhand geboten. Wir starten passend chronologisch mit "Ein Traum von Drachen" und erfahren, wie die Idee zur erfolgreichen Serie überhaupt entstand.

"Ehe die Starks und Lennisters, die Dothraki und Schattenwölfe das Licht der Welt erblickten, der Kontinent Westeros entstanden und der erste Drache geboren war, gab es einen Jungen mit überbordender Fantasie." (Zitat Seite 15)

Es war für mich als Fan sehr interessant, einen Einblick in das Leben des Autors zu bekommen. Wie und wo er aufwuchs, welche Kindheitserinnerungen ihn prägten, mit welchen Geschichten der kleine George begann, wann es ihn nach Hollywood zog und wie mühsam sein Weg von Sender zu Sender war. Hier wurde auch schnell das typische Bild des Tellerwäschers deutlich, der sich von ganz unten bis nach ganz oben durchschlagen musste, der nichts geschenkt bekam und niemals - trotz aller Hürden - ans Aufgeben dachte. Ich fand die ganzen Hintergrundinformationen, wie gesagt, sehr interessant, aber ich kann verstehen, dass einige Leser sie als zu ausufernd empfinden, zu detailliert möglicherweise.

In jedem Kapitel kommen unterschiedliche Beteiligte zu Wort: u.a. die Schauspieler, Produzenten, Regisseure und der ehemalige CEO von HBO. Jeder gibt seine Sichtweise und Eindrücke bezüglich bestimmter Szenen, Ideen, Ereignisse und Darstellungen wieder. So erfahren wir zum Beispiel, dass Emilia Clarke (Daenerys Targaryen) nach dem Dreh der ersten Staffel Hirnblutungen hatte.

"Dauernd habe ich mich gefragt: Muss ich sterben? Wird es am Set passieren? Das wäre wirklich ungünstig." (Zitat Seite 131)

Die Illustrationen (Szenen vor und hinter der Kamera) runden das Ganze für mich ab. Es hätten allerdings ruhig ein paar mehr sein können.

Ich kann das Buch jedem Fan von »Game of Thrones« empfehlen, der sich gern über die Serie und Buchreihe hinaus mit dem ganzen Drumherum beschäftigen möchte. Definitiv ein Werk, das ich noch öfter aufschlagen werde.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Ein epischer Rachefeldzug

The Crow: Ultimate Edition
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Es ist der 30. Oktober, die sogenannte Teufelsnacht vor Halloween, als Eric und Shelly von einer Gang überfallen werden. Gangmitglieder vergewaltigen Shelly und verletzen sie schwer. Eric, der ihr zu Hilfe ...

Es ist der 30. Oktober, die sogenannte Teufelsnacht vor Halloween, als Eric und Shelly von einer Gang überfallen werden. Gangmitglieder vergewaltigen Shelly und verletzen sie schwer. Eric, der ihr zu Hilfe eilen will, wird erschossen. Beide sterben in jener Nacht, doch damit endet ihre Geschichte nicht.

Zitat: "Heute Nacht schickt die Hölle einen Engel, der Geschenke bringt."

Ein Jahr später kehrt Eric von den Toten zurück. Einer alten Legende nach wurden die Seelen Verstorbener von einer Krähe in das Reich der Toten gebracht. Wenn jedoch etwas sehr Tragisches mit den Verstorbenen geschah, fand die Seele keine Ruhe, und eine Krähe konnte sie ins Diesseits zurückbringen. Als Eric in seine alte Wohnung geht und er aufgrund plötzlich auftretender Visionen erfährt, was ihm und seiner Liebsten widerfahren ist, führt ihn eine Krähe zu seinen Mördern - und nun beginnt ein Rachefeldzug, so düster und brutal, dass es einen schier an den Eiern packt. Was wäre nämlich, wenn ihr eure einstigen Peiniger ausfindig machen wollt und wisst, dass ihr durch den Schutz der Krähe nahezu unverwundbar seid? Ihr würdet brennen vor Rache, würdet alles und jeden grausam niedermetzeln, der euch eure Liebste genommen hat und sich euch in den Weg stellt.

Ich kenne natürlich die Verfilmung von 1994 (unvergesslich: Brandon Lee als Eric, der während des Drehs tödlich verunglückte - gibt es kostenlos für Prime Kunden) und habe daher einen direkten Vergleich, was die visuelle Umsetzung angeht. James O'Barr hat unglaubliche Zeichnungen entworfen, die nicht nur das Dunkle in Eric besonders hervorheben, sondern ein Stück von O'Barrs eigenem Schicksal widerspiegeln. Der Autor verlor seine damalige Freundin bei einem Autounfall und hat diesen Schmerz womöglich nie überwunden. In dieser Neuauflage findet man die Geschichte um Eric und Shelly nun so vor, wie O'Barr es ursprünglich vorgesehen hatte, mit 30 bisher ungezeigten Seiten. Die Verfilmung weicht stellenweise von der Comicvorlage ab. Vor allem die Schlüsselszene - der Tod des Paares - wurde abgeändert, weswegen ich beim Lesen tatsächlich noch etwas für mich Neues entdecken konnte. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen passen perfekt zum düsteren, melancholischen Grundtenor der Geschichte. Mir gefielen insbesondere die Rückblenden, Erics Erinnerungen an Shelly, die mir so manche Träne entlockten und mir die Kehle zuschnürten.

Neben dieser Standard-Version gibt es außerdem eine limitierte Ausgabe mit signiertem Druck (James O'Barr) sowie eine Kunstleder-Ausgabe mit zwei signierten Drucken (James O'Barr, Stephen Mooney).

Persönliches Fazit: Eine dunkle Geschichte über die wahre Liebe, die den Tod überdauert, vom abgrundtief Bösen und einem fast schon epischen Rachefeldzug.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Wow!

Davor und Danach
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Die Themen Klimawandel, Überbevölkerung, Krieg und Flüchtlinge beherrschen auch schon seit einiger Zeit unsere Welt und sind aktueller denn je. In Mhairis Zeit ist es mittlerweile so weit gekommen, dass ...

Die Themen Klimawandel, Überbevölkerung, Krieg und Flüchtlinge beherrschen auch schon seit einiger Zeit unsere Welt und sind aktueller denn je. In Mhairis Zeit ist es mittlerweile so weit gekommen, dass Menschen ab einem Alter von 74 Jahren per Gesetz sterben müssen. Um Ressourcen zu sparen, da die Menschheit Überhand und die Folgen ihrer Ausbeutung der Natur nun katastrophale Ausmaße angenommen hat. Nur noch der Norden des Planeten ist bewohnbar und so pilgern Menschen von überall her dorthin. So auch Mhairi, die zurück in ihr Heimatland Schottland zu ihrer Großmutter will, nachdem sie erst ihre Eltern verlor, dann ihren einzigen noch gebliebenen Freund. Sie schlägt sich durch, ist für ein 14- jähriges Mädchen extrem realistisch, aufmerksam und weiß die Menschen und Situationen gut einzuschätzen. Warum sie so erwachsen ist, erfahren wir nach und nach. Immer weiter dringen wir in die Festung ein, in die sie Dinge gesperrt hat, an die sie sich nicht mehr erinnern will. Zu viel. Und so zählt sie nur noch auf sich selbst, will sich allein durchschlagen. Als ihr ein älterer Mann mit einem kleinen Jungen begegnet und der Mann stirbt, hat sie nicht vor, den namenlosen, nicht sprechenden Knaben mit durchzuziehen, denn er wäre realistisch betrachtet nur ein Klotz am Bein - doch er weicht ihr nicht von der Seite.

Werden die beiden Freunde? Werden sie es schaffen? Und was passiert mit dem Rest der Menschen? Gibt es irgendeine Hoffnung?

Die Geschichte ist echt bitter. Die Autorin hat mich in ihren kurzen Kapiteln mit ihren knappen, aber ins Herz treffenden Sätzen und Beschreibungen teilweise echt geflasht, so dass ich das Buch mittendrin kurz zuklappen und durchatmen musste. Der Junge. Oh mein Gott. Mir brach so oft das Herz. Aber auch Mhairi und die Dinge, die sie auf ihrer Reise erleben mussten waren schlimm. Vieles wurde lange nur angedeutet, und es bedurfte auch keiner großen Brutalität oder Ausschmückung, um es für mich realistisch und grausam zu machen. Ich glaube, für einige LeserInnen mag der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig sein, da es aus der Ich- Perspektive geschrieben ist und Mhairi nun mal sehr knapp und logisch ist. Für mich persönlich hätte es aber nicht besser sein können.

Persönliches Fazit: Ein toller dystopischer Roman, der mich oft schockiert und auch sehr nachdenklich gemacht hat! Man muss hier sagen, dass es als Buch für Jugendliche angedacht ist, mich aber als "Erwachsene" komplett eingesogen hat. Einfach wow!

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Must-read!

Raum der Angst
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Ich finde ja Escape Rooms total cool und daher habe ich diesem Buch bereits entgegengefiebert. Der Klappentext hat mich nicht nur neugierig gemacht, sondern mich umgehend zum Lesen animiert.

Der Einstieg ...

Ich finde ja Escape Rooms total cool und daher habe ich diesem Buch bereits entgegengefiebert. Der Klappentext hat mich nicht nur neugierig gemacht, sondern mich umgehend zum Lesen animiert.

Der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen. Obwohl gleich zu Beginn sehr viele Charaktere ins Spiel kommen, konnte ich dennoch klar den Überblick behalten. Der Autor hat hier großen Wert aufs Detail gelegt und jeden Protagonisten umfassend vorgestellt.

Die Handlung selbst hat mir sehr gut gefallen und mich auch mit der richtigen Portion Spannung unterhalten. Die Atmosphäre war düster und angespannt. So hatte ich immer wieder ein komisches Gefühl im Magen, wenn die Spieler den nächsten Raum betreten mussten. Es war der reinste Nervenkrieg!

Der Schreibstil war einfach und flüssig und hat mich prima in die einzelnen Kapitel übergeleitet. Diese waren zwar immer abgeschlossen, haben aber dennoch für Neugier bei mir gesorgt. Durch die bildhafte Beschreibung hatte ich tatsächlich das Gefühl, Teil des Spiels zu sein.

„Es wurde ganz still. Sie waren gefangen in einem engen, kahlen Raum aus Metall. Eine Schleuse. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine Brandschutztür. Es dauerte nicht lange und die schwere Metalltür öffnete sich automatisch. Ein seltsames grünblaues Licht fiel herein“. (Zitat)

Die Protagonisten fand ich - nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Vorstellung - sehr authentisch. Alle Handlungen waren stets nachvollziehbar, und auch emotional konnte mich der ein oder andere Charakter erreichen.

Die Spannungsmomente waren konstant präsent und haben meine Neugierde immer mehr anheizen können. Gerade im Schlussteil, als die Auflösung kurz bevorstand, gab es für mich kein Halten mehr. Das Ende war ein echtes Highlight und hat all meine Erwartungen übertroffen.

Persönliches Fazit: Ein Must-Read für wahre Escape Room Fans. Man hat definitiv das Gefühl mitzuspielen und Angst, die Türen zu öffnen, weil man nicht weiß, was einen nun Schreckliches erwartet. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Wunderbar sentimentaler Roman

Das Gewicht von Schnee
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Mein erstes Buch des französischen Autors, das mich herrlich auf die bevorstehenden Wintermonate eingestimmt hat.

Der Klappentext verspricht bereits eine spannende Story, die rasanter nicht hätte beginnen ...

Mein erstes Buch des französischen Autors, das mich herrlich auf die bevorstehenden Wintermonate eingestimmt hat.

Der Klappentext verspricht bereits eine spannende Story, die rasanter nicht hätte beginnen können. Bei einem Autounfall verliert ein junger Mann fast sein Leben. Der Unfall passiert in einem kleinen Dorf, in dem es sehr familiär zugeht. Natürlich ist man sofort zur Stelle und hilft dem Verletzten, aber wohin mit ihm? Durch seine Verwandtschaft mit einem verstorbenen Einwohner bringt man ihn bei Matthias, einem Außenseiter außerhalb des Dorfes, unter. Da er den Verletzten pflegt erhält Matthias im Gegenzug Hilfe aus dem Dorf in Form von Lebensmitteln.

Die beiden Männer schweigen sich zunächst nur an. Doch mit der Zeit kommen sie sich näher und die Realität beginnt. Es ist dem Autor hier sehr schön gelungen, die gemeinsamen Situationen zu beschreiben, die die beiden Männer erfahren. Eingepfercht auf engstem Raum, abgeschnitten von der Außenwelt durch heftigen Schneefall und auch noch ohne Strom, müssen sie ihr Zusammenleben in den Griff bekommen. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht.

Aus der Ich-Perspektive beschreibt der Verletzte seine Erlebnisse im Präsens und gibt dem Leser auch Einblicke in seine Gefühlswelt preis. Der Schreibstil ist sehr lyrisch und bildhaft und regt den Leser oft zum Nachdenken an. So sind es die kleinen Gesten, die das Zusammenleben einfach macht. Füreinander da zu sein, seinen Egoismus abzulegen und vor allem zusammenzuhalten. Genau das fällt den beiden Protagonisten sehr schwer und der Leser spürt regelrecht die Kälte, die von beiden Charakteren, die eigentlich das gleiche Schicksal haben, ausgeht.

Der Autor hat hier echtes Können bewiesen, da er dem Leser gleich mehrere Botschaften übermittelt. Er assoziiert praktisch die Schönheit der Natur mit dem genauen Gegenteil. Er erzählt von Liebe und Barmherzigkeit und hält dem Leser als Kontrast gleichzeitig Neid und Hass vor Augen. Er versteht es, den Leser an das Buch zu fesseln, das aufgrund seines poetischen Schreibstils bei mir sehr viele Emotionen ausgelöst hat.

Generell steht das Thema Natur stark im Mittelpunkt. Immer wieder geht der Autor darauf ein und beschreibt neben den Witterungsverhältnissen auch die allgemeine Veränderung der Landschaft. Hierbei gelingt es ihm sehr gut, auf die gesellschaftlichen Parallelen hinzuweisen. Übrigens sollte der Leser sich von den Nummerierungen der Kapitel nicht irritieren lassen. Das Buch startet bei Kapitel 39, was einen Bezug zur Sage von Ikarus hat. Diese Metapher ist sehr präzise gewählt und spiegelt sich in der Handlung stark wieder.

Auch der Schlussteil hat mir sehr gut gefallen. Hier bleibt der Autor seinem Stil treu und driftet nicht ins Utopische ab.

Persönliches Fazit: Ein wunderbarer Roman, der auf sentimentale Art von einem schweren Winter erzählt, der auf die Menschen ganz unterschiedliche Wirkungen hat. Auf poetische Weise erlebt der Leser Menschlichkeit, Liebe und Hass in einer Story. Grandios!

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