Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2018

Enttäuschend!

Im Dunkel deiner Seele
1

Du meine Güte ... was musste ich mit dieser Rezension kämpfen! Ich habe sie auch lange hinausgezögert, weil ich einfach nicht wusste, was ich zu einem Buch schreiben soll, das mich richtig enttäuscht hat. ...

Du meine Güte ... was musste ich mit dieser Rezension kämpfen! Ich habe sie auch lange hinausgezögert, weil ich einfach nicht wusste, was ich zu einem Buch schreiben soll, das mich richtig enttäuscht hat. Ganz ehrlich verstehe ich den Hype darum nicht und schon gar nicht, weswegen bereits die Filmrechte verkauft wurden. Haben die Verantwortlichen ein anderes Buch gelesen als ich? So kommt mir das nämlich vor.

Die erste Hälfte vom Buch füttert uns der Autor mit einem philosophischen Geschwätz nach dem anderen. Zitate von bekannten Philosophen und Denkern, veraltete Floskeln, abstruse Banalitäten und langweilige Mono- wie auch Dialoge machen das Fiasko komplett. Ich bekam richtig Bauchweh, wenn ich das Buch zur Hand nahm. Da es ein Leseexemplar ist und man meine Teilnahme an der Leserunde sowie eine Rezension erwartete, blieb mir nichts anderes übrig als mich durchzubeißen. Mein persönlicher Kampf, Freunde!

Wenn der Klappentext das Spannendste am ganzen Buch ist, hat der Autor einiges falsch gemacht. Just my opinion. Denn im Wesentlichen verrät dieser Klappentext schon alles.

Die Charaktere sind - allen voran der Hauptprotagonist Professor Evan Birch - ziemlich oberflächliche und langweilige Charaktere. Ich kann mit keinem von ihnen warm werden, keine Verbindung herstellen und auch wenig nachvollziehen, was sie denken, sagen und tun. Der Fokus liegt stark auf der psychischen Seite, was mich sonst sehr fasziniert, hier aber auf Grund der unzähligen Ausuferungen viel zu monoton dargestellt und beleuchtet wird. Umso schlimmer ist es, dass die Story nur aus Evans Sicht erzählt wird, der auch so schon wenig interessant ist. Zwar spielt auch seine Ehefrau eine tragende Rolle, dennoch kommt sie nie selbst zu Wort. Schade! Vielleicht hätte dem Buch das gut getan.

Der Schreibstil ist kompliziert, zäh und schleppend, die Sprache trist. Ich musste mich regelrecht durch den Großteil des Buch quälen. Zu viele Belanglosigkeiten und Nebenstränge, zu viel philosophischer Kram, dem man als Laie nur schwer folgen kann. Auch die humoristischen Szenen verfehlen ihre Wirkung. Teilweise liefert uns der Autor plump eine Aneinanderreihung von Wörtern ohne schlüssigen Zusammenhang, die unnötig verwirren.

Die Krone des Ganzen stellt das Ende dar, das einen frustriert mit zahlreichen Fragen zurücklässt. Selbst die Täterfrage bleibt unbeantwortet. Eine andere Rezensentin schrieb: "Ich fühle mich, als wäre mir nach der Hälfte das Buch weggenommen worden [...]". Dem kann ich zu 100% zustimmen!

Ich bin mächtig gespannt, wie der Film sein wird. Ich werde ihn mir ansehen, um feststellen zu können, wie die Story, an der ich nun kein gutes Haar ließ, tatsächlich umgesetzt werden konnte. Für mich momentan ein Ding der Unmöglichkeit.

Das Cover zeigt die schwarze Silhouette eines Mannes. Es wirkt, als würde er durch eine grün-gelb-schwarze Jalousie blicken. Der Titel ist in weiß-gelb gehalten. Ein insgesamt auffälliges Farbenspiel, welches mir gut gefällt.

Fazit: Ein enttäuschender Thriller, der dem Hype nicht gerecht wird. Ich habe noch nie 2 Sterne vergeben und ich tue es auch jetzt nicht gern, aber als Rezensentin muss und möchte ich ehrlich sein, nichts beschönigen und schon gar nicht ein Buch loben, nur weil es ein Leseexemplar ist. Das mit Abstand schlechteste Buch, das ich seit langem gelesen habe! Nur auf Grund des Covers habe ich meine urpsürngliche Bewertung von 1 auf 2 Sterne erhöht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Psychologie
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 20.04.2018

Unglaublich fesselnd!

Dann schlaf auch du
0

Dieses soziologisch angelegte Buch beginnt schonungslos und ohne jegliche Vorwarnung mit einer schrecklichen Tat. Eine Babysitterin ermordet brutal die beiden Kinder, auf die sie eigentlich Acht geben ...

Dieses soziologisch angelegte Buch beginnt schonungslos und ohne jegliche Vorwarnung mit einer schrecklichen Tat. Eine Babysitterin ermordet brutal die beiden Kinder, auf die sie eigentlich Acht geben sollte. Im weiteren Verlauf erfahren wir rückblickend und mit fast chirurgischer Präzision, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte. Dass man als Leser bereits weiß, wie das Ganze endet, tut der Spannung absolut keinen Abbruch.

Leila Slimani erzählt die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven. So kommen die Eltern, die Babysitterin und Personen aus deren Vergangenheit zu Wort. Die psychologischen Hintergründe werden dabei ebenso gut und intensiv beleuchtet wie die gesellschaftskritischen Aspekte.

Die Autorin füttert uns mit Details zu den einzelnen Figuren, und zwar so punktgenau, dass man sich mühelos in deren Denkweise und Handlungen hineinversetzen kann. Dadurch entsteht eine Verbindung zu den Protagonisten, die es uns ermöglicht, einen Blick hinter die Fassade zu werfen. Wenngleich ich mir etwas mehr charakteristische Tiefe gewünscht hätte.

Man spürt beispielsweise förmlich die Labilität und Einsamkeit, die die Babysitterin seit Langem umgeben. Auch wenn man selbstverständlich nicht gutheißt, wie sie die Situation letztendlich eskalieren ließ, so kann man es doch ansatzweise nachvollziehen. Das typische Muster einer völligen Desozialisation, deren früh erkennbare Anzeichen von der Gesellschaft ignoriert wurden. Und das Bild einer Welt mit deutlich erkennbaren Unterschieden in den gesellschaftlichen Gegebenheiten und deren Schichten. Die trennende Kluft zwischen "oben" und "unten" wird stetig größer.

Mit der Mutter der beiden Kinder zu sympathisieren, fiel mir mal leicht, mal schwer. Natürlich empfinde ich Mitgefühl auf Grund ihres schmerzlichen Verlustes. Andererseits frage ich mich, ob sie es nicht hätte erkennen müssen, welch tragisches Szenario sich da anbahnt. Mütterlicher Instinkt. Gern würde ich sie packen, durchrütteln und ihr zurufen: "Schau doch endlich mal hin!"

Der Schreibstil ist äußerst flüssig und angenehm, die Sprache unkompliziert und daher leicht verständlich. Die ohnehin schon wenigen Seiten lesen sich weg wie nichts. Ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist und erschreckend realistisch daherkommt.

Das Cover ist wirklich nett anzusehen. Es zeigt ein zum Buch passendes Schwarzweiß-Foto von Kindern auf einem Karussell. Der Titelhintergrund ist in einem dezenten Roséton gehalten. Ein insgesamt recht auffälliges Cover.

Fazit: Ein beeindruckendes Buch über ein sensibles und schockierendes Thema, das nachhaltig in Erinnerung bleibt. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass mich ein Buch nach wenigen Seiten so sehr einnimmt. Leila Slimani gewann meiner Meinung nach zu Recht für dieses Buch den Prix Goncourt, den französischen Literaturpreis.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Mittelmäßiger Thriller

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?
0

Hier handelt es sich um das Debüt des Autors A. J. Finn.

Um was geht es? Hauptprotagonistin Anna erzählt uns ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive. Wir lernen sie als einen Menschen kennen, der einiges ...

Hier handelt es sich um das Debüt des Autors A. J. Finn.

Um was geht es? Hauptprotagonistin Anna erzählt uns ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive. Wir lernen sie als einen Menschen kennen, der einiges durchgemacht hat im Leben und nun an den Konsequenzen mächtig zu knabbern hat. Sie leidet unter Agoraphobie, ist einsam, lebt völlig zurückgezogen, trinkt viel Alkohol und nimmt Tabletten. Lediglich der Blick aus dem Fenster offenbart ihr, dass es noch eine Welt dort draußen gibt, deren Bestandteil sie einst war. Hin und wieder spricht sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter, die beide von ihr getrennt sind und woanders leben.

Ein vermeintlicher Übergriff, den sie zufällig beobachtet, reißt sie aus diesem Zustand heraus und manövriert sie in eine Situation, mit der sie völlig überfordert ist. Soll sie der Polizei mitteilen, was sie gesehen hat? Und müsste sie für ihre Aussage die Wohnung verlassen? Wie verhält man sich, wenn man helfen möchte, aber Angst einen kontrolliert?
___________________________________

"The Woman in the Window" erinnert vom Grundgerüst her stark an "Girl on the train" oder "Gone Girl". Mit Letzterem wird das Buch vom Verlag selbst verglichen. Ich weiß nicht, ob solche Vergleiche immer gut sind. Mich persönlich schrecken sie eher ab. Warum soll ich Buch B lesen, wenn ich A bereits kenne? Warum ich diesem hier trotzdem eine Chance gab, lag daran, dass mich Freunde so oft damit beballert haben, dass ich neugierig geworden bin. Und wenn die Julie erst einmal neugierig ist, dann gibt es kein Halten mehr. Schwupps, war der Drops gelutscht.
__________________________________

Die Charaktere sind gut gezeichnet, wirken zwar authentisch, können aber nicht ausreichend überzeugen. Dafür sind sie mir einfach zu ähnlich mit den Figuren aus oben genannten Büchern. Stille, alkoholabhängige Beobachterrollen sind leider ziemlich unspektakulär geworden.

So ist Anna also keine gänzlich neue Erscheinung für mich, dennoch interessant genug, dass ich mir Gedanken zu ihrer Person gemacht habe. Wie steht sie morgens auf im Wissen, dass dies ein Tag wie jeder andere sein wird? Zu Hause eingebunkert, abgeschottet von der Außenwelt, isoliert von allem, was das Leben ausmacht. Macht man sich da noch Pläne für die Zukunft? Hat man Träume und Wünsche, die man sich ermöglichen möchte? Und wird es nicht auf Dauer langweilig, immer den gleichen Ausblick zu haben? Die gleiche Bühne mit all den unscheinbaren Figuren in etlichen, bereits bekannten Szenarien. Sie kommen, sie gehen, sie bleiben stehen, sie unterhalten sich, sie lassen etwas fallen, manchmal heben sie es wieder auf ... wie sieht die Spannungskurve eines solchen Tages wohl aus? Ich konnte mich gut in Anna hineinversetzen. Der Autor hat ihren Charakter gut dargestellt und beleuchtet.
__________________________________

Der Schreibstil ist oft packend und fesselnd, die Sprache leicht verständlich ohne unnötige Verschnörkelungen. Das nervt mich oft bei anderen Büchern, dass da ständig versucht wird mit den Worten herumzuexperimentieren. Ich glaube, niemand erwartet hohe literarische Ergüsse in einem Psychothriller. Ich zumindest nicht. Auf Grund der kurzen Kapitel, kann man sich das Buch gut einteilen und ist nicht gezwungen, sich den halben Roman auf einmal merken zu müssen. Wenn ich drei Kapitel á 100 Seiten vor mir liegen habe, empfinde ich das Lesen als sehr mühsam. Portionierte Häppchen schmecken besser.

Ein paar Kürzungen hier und da wären sicherlich von Vorteil gewesen. So hat man häufig Kaugummipassagen, die ich persönlich dann gern mal überfliege. Dadurch kann sich für mich keine konstante Spannung aufbauen. Anfangs steigt diese und stagniert dann, selbst zum Ende hin. Der Plot ist mir stellenweise zu aufgesetzt und nicht gut durchdacht. Da fehlt es an Logik. Sehr schade!
__________________________________

Das Cover gefällt mir solala. Viel besser hätte ich ein Bild gefunden, was den Titel widerspiegelt. Eine Silhouette hinter einer Jalousie zum Beispiel. Die Farben hier sind zwar kontrastreich und auffällig, dennoch fehlt dem Ganzen noch das gewisse Etwas.
___________________________________

Fazit: Dieser Psychothriller kommt ganz ohne Härte und Blutvergießen aus. Detaillierte Beschreibungen und eine interessante Hauptprotagonstin stärken den Plot, der jedoch ua. im Spannungsaufbau schwächelt.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Ein beeindruckendes Buch!

Ermordung des Glücks
0

Den pensionierten Kriminalbeamten Jakob Franck kenne ich bereits aus dem ersten Teil "Der namenlose Tag". Ich nahm ihn als einen authentischen und liebevollen Charakter wahr, ohne Berührungsängste, jedoch ...

Den pensionierten Kriminalbeamten Jakob Franck kenne ich bereits aus dem ersten Teil "Der namenlose Tag". Ich nahm ihn als einen authentischen und liebevollen Charakter wahr, ohne Berührungsängste, jedoch mit viel Mitgefühl seinen Mitmenschen gegenüber ausgestattet. Dieses Bild von ihm blieb mir im zweiten Teil erhalten.

Um was geht es? Wie muss es sich für ein Ehepaar anfühlen, wenn der eigene Sohn nicht mehr nach Hause kommt?

Der 11-jährige Lennard verschwindet eines Tages nach dem Sport. Die Polizei hat keinerlei Anhaltspunkte. Aufgrund eines starken Unwetters, lassen sich weder Zeugen noch verwertbare Spuren finden. 34 quälende Tage lang warten die Eltern auf den einen tröstlichen Anruf. Die Wahrheit jedoch dringt kompromisslos und mit zerstörerischer Kraft in die Realität ein. Man findet die Leiche des Jungen in einem Waldgebiet. Jakob Franck ist es schließlich, der die schreckliche Nachricht den Eltern überbringt. Man spürt förmlich, wie die Hoffnung, an die sie sich bis zuletzt klammerten, mit einem Fingerschnipp entschwindet und erdrückende Trauer an ihre Stelle tritt. Während der Vater verzweifelt Halt bei seiner Frau sucht, zieht diese sich zunehmend zurück. Die neue Zweisamkeit scheint zu zerbrechen. Trotz aller Bemühungen der Beamten, stagnieren die Ermittlungen. Man will den Fall zu den Akten legen, doch Jakob Franck hat bereits für sich entschieden, so lange nach dem Täter zu suchen, bis dieser gefasst wird.

Die Charaktere sind authentisch, ihr Auftreten gut durchdacht. Friedrich Ani lässt beinahe jede Figur selbst zu Wort kommen. Wer den ersten Teil gelesen hat, weiß, dass der Autor den Fokus primär auf die einzelnen Protagonisten legt und den Kriminalfall sowie dessen Lösung absichtlich sekundär thematisiert. Weg von all den pauschalisierenden Klischees, die mit den Charakteren des Genres "Krimi" indes einhergehen.

Der Schreibstil ist auch im Nachfolgeband ziemlich anspruchsvoll. Dies ist keine Lektüre, die man vor dem Zubettgehen liest. Vielmehr sollte dem Buch besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Die Sprache glänzt mit einer atmosphärisch dichten, ergreifenden und unmissverständlichen Präzision.

Das Cover ist in einem dezenten Blauton gehalten, der Name des Autors in Schwarz, der Buchtitel in Weiß. Zu sehen sind die Silhouetten zweier Erwachsener und die eines Kindes. Passend, wie ich finde, wenn man den Inhalt kennt.

Fazit: Dieser Krimi hat mich emotional gepackt, hochgeworfen und wieder aufgefangen. Derart schwermütige Melancholie erlebe ich selten beim Lesen. Ein beeindruckendes Buch!

Veröffentlicht am 26.03.2018

Spannender Krimi mit viel Thrill und Drama

Am Ende bist du still
0

Den Haymon Verlag habe ich vorher nie bewusst wahrgenommen. Schade! Wer weiß, welche tollen Bücher mir leider entgangen sind ...

Um was geht es?

Wer kennt das nicht?
"Nein, du gehst heute nicht raus!". ...

Den Haymon Verlag habe ich vorher nie bewusst wahrgenommen. Schade! Wer weiß, welche tollen Bücher mir leider entgangen sind ...

Um was geht es?

Wer kennt das nicht?
"Nein, du gehst heute nicht raus!".
"Ich möchte, dass du DAS anziehst!".
"Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!".
"Hör auf mich! Ich meine es doch nur gut!"
Und ganz typisch: "So lange du deine Füße unter meinem Tisch hast ... !".

Als Kind wird man permanent kontrolliert, bevormundet, zurechtgewiesen, und sowieso scheinen die Eltern immer alles besser zu wissen als man selbst. Wie wirkt sich diese Erziehung auf jemanden aus, der mit einer durchgehend plakativen Disziplin konfrontiert wird? Kompromisslos, konsequent, durchgreifend. Für Sabine bedeutet dies die reinste Quälerei. Sie wächst gut situiert auf und wird verwöhnt mit allerlei Luxusgütern. Doch der Preis dafür ist hoch. In der Schule mutiert sie zur Außenseiterin und zum Ziel unzähliger Mobbereien. Ständig ist sie dem Kontrollzwang ihrer Mutter ausgesetzt, ihr Vater schweigt lieber und sieht weg. Immer mehr wachsen Wut und Hass in ihr heran. Je dringender sie sich jedoch wünscht, ihre Eltern seien tot, umso weniger bemerkt sie Veränderungen an sich, die charakteristisch zunehmend ihrer Mutter gleichen. Sie entwickelt die selben anankastischen Persönlichkeitsstörungen, die einen Übergang zur Normalität erheblich beeinträchtigen. Bis die Situation irgendwann zu eskalieren droht und Sabine keinen anderen Ausweg mehr sieht ...

Die Charaktere sind authentisch und wirken lebendig. Der Autor schafft es, seine Figuren wie Marionetten perfekt in Szene zu setzen und ins Geschehen zu integrieren. Und zwar so abwechslungsreich, dass ein ständiger Wechsel zwischen Sympathie und Antipathie stattfindet. Schlussendlich fällt es mir schwer zu sagen, wie ich welchen Protagonisten einschätze. Das ist absolut kein Kritikpunkt - im Gegenteil! Mir gefällt es, wenn ich nach dem Ende noch ein Weilchen in der Story verweilen und meine Theorien weiter durchdenken kann. Dass hier mit der seelischen und manipulativen Zerbrechlichkeit sowie der Psyche der Protagonisten im Allgemeinen gespielt wird, gefällt mir gut. Ich persönlich tendiere mehr zur psychologischen Abgründigkeit statt zum Blutrausch-Gemetzel.

Der Schreibstil ist flüssig, alltagssprachlich und einprägsam, die Sprache prägnant und unkompliziert. Der Lesestoff ist leicht verständlich und zieht den Leser in seinen Bann. Herbert Dutzler vermeidet geschickt unscharfe Oberbegriffe sowie schwerfällige Substantive und ermöglicht so einen konstanten Lesefluss.

In den zwei gut durchdachten und dynamischen Zeitperioden, wechselt der Autor das Geschehen von Sabines Kindheit zur erwachsenen Frau. Dadurch lassen sich relativ früh eigene Theorien aufbauen und Rückschlüsse ziehen. Dabei ist die Kulisse im genau so detailliert beschrieben wie im . Lediglich das Ende wirkt etwas zu konstruiert und abrupt. Hier habe ich mehr Authentität erwartet.

Das Cover zeigt den Torso einer blonden Frau in dunkler Kleidung, die eine blühende, rote Rose in den Handen hält. Schnell assoziiert man dieses Bild mit einer Beerdigung. Ich betrachte es relativ neutral. Es wirkt trotz der betrübenden Assoziation auf eine spezielle Art harmonisch, sticht allerdings auch nicht sonderlich hervor.

Fazit: Ein spannender Krimi mit viel Thrill und Drama!