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Veröffentlicht am 26.02.2024

Unrealistische Entwicklung

Das Waldhaus
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Um ihren demenzkranken Vater zu pflegen, zieht Hannah wieder in ihr Elternhaus. Dieses hat sie nach dem Mord an ihrer Mutter weitestgehend gemieden. Der Mörder ist noch auf freiem Fuß, wobei alles darauf ...

Um ihren demenzkranken Vater zu pflegen, zieht Hannah wieder in ihr Elternhaus. Dieses hat sie nach dem Mord an ihrer Mutter weitestgehend gemieden. Der Mörder ist noch auf freiem Fuß, wobei alles darauf hindeutet, dass ihr Vater die Tat begangen hat. Doch dieser kann sich nicht mehr richtig äußern, erkennt in Hannah jedoch seine ermordete Frau Jen wieder. Als er plötzlich anfängt, sich bei Jen zu entschuldigen, ist Hannah sicher, dass ihr Vater was zu verbergen hat. Doch je mehr Zeit Hannah in ihrem alten Zuhause verbringt, desto näher kommt sie dem wahren Mörder ...

Die Geschichte wird aus Sicht von Hannah erzählt, die dem Leser eine dramatische und abgründige Familiengeschichte nahebringt. Diese startet recht spannend, flaut allerdings ab der Hälfte mächtig ab. Was aufregend und neugierig beginnt, entwickelt sich leider zu einer sehr unrealistischen Erzählung, bei der ich letztendlich froh war, dass sie zu Ende war.

Hannah ist eine interessante Protagonistin, die mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Kein Wunder, bei dem Kindheitserlebnis. Dennoch konnte ich nicht so recht Zugang zu ihr finden. Ihre Emotionen konnte ich zwar deutlich spüren, aber ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen. Vor allem ab dem Zeitpunkt, als sie in die Rolle ihrer Mutter schlüpft, war ich einfach nur noch verwirrt.

Spannungsmäßig fällt das Buch insgesamt schwach aus. Es gibt zwar hin und wieder Ereignisse, die kurz für Aufregung sorgen, aber für mich waren diese leider nicht ausreichend genug, um die Story in die Kategorie Thriller einzuordnen. Schade!

Fazit: Für mich persönlich ein schwacher Roman, der durch seine unrealistische Entwicklung leider gefloppt hat! Doch ich werde der Autorin sicher noch einmal eine Chance geben, mich zu überzeugen.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Eine wundervolle Geschichte

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Wenn man den Namen Tsokos liest, erwartet man vermutlich knallharte True Crime-Abgründe und Wissenswertes aus der Rechtsmedizin. Denn das ist ja normalerweise Michael Tsokos' Metier. Von dort ist er nicht ...

Wenn man den Namen Tsokos liest, erwartet man vermutlich knallharte True Crime-Abgründe und Wissenswertes aus der Rechtsmedizin. Denn das ist ja normalerweise Michael Tsokos' Metier. Von dort ist er nicht mehr wegzudenken. Wahre historische Ereignisse spielen in seinem neuen Roman auch eine Rolle, doch liefert der Autor - dieses Mal zusammen mit seiner Frau Anja - etwas völlig anderes.

Heinz Labensky ist ein unglaublich liebenswürdiger Zeitgenosse, den ich sofort ins Herz geschlossen habe. Der rüstige Rentner begibt sich auf Reisen, um herauszufinden, was mit seiner Kindheitsfreundin und einzigen Liebe Rita geschehen ist, die er vor vielen Jahren aus den Augen verloren hat. Mit dem zauberhaft gutgläubigen Labensky erlebt man einen Roadtrip durch die halbe Republik und durch seine Vergangenheit auf der Suche nach Antworten.

Anja und Michael Tsokos haben einen tollen Charakter geschaffen, von dem man sich gern in vergangene Zeiten entführen lässt. Richtig begeistert hat mich der Stil der beiden. Kennt man doch aus Tsokos' Thrillern eher den sachlich analytischen Ton, so haben die beiden in ihrem Gemeinschaftsroman mit ihrer humorvollen, stimmungsgeladenen Art überzeugt.

Voller Leidenschaft erzählt das Ehepaar die Geschichte eines bewegten Lebens voller Höhen und Tiefen. Dabei haben sie ein Gespür dafür entwickelt, mit Witz und gut durchdachten Twists einen Spannungsbogen aufzubauen, der sich bis zur letzten Seite auf hohem Niveau hält. Selten habe ich beim Lesen eines Buches so herzhaft gelacht und im nächsten Moment so sehr mitgefiebert. Dieses Buch sollte definitiv in keinem Bücherschrank fehlen - egal, welche Genres man sonst bevorzugt!

Fazit: Anja und Michael Tsokos haben mit „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ einen wundervollen Roman erschaffen, den ich so noch nie zuvor geschmökert habe. Wir brauchen mehr solcher spannender und herzerwärmender Geschichten!

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Gelungener Thriller mit außergewöhnlichen Protagonisten

Gestehe
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Der Wiener Inspektor "Jacket" hat spätestens seit Veröffentlichung seines Buches über die Heldentaten seiner letzten Ermittlung gegen einen Organhändlerring keine Zeit mehr, als Polizist zu fungieren. ...

Der Wiener Inspektor "Jacket" hat spätestens seit Veröffentlichung seines Buches über die Heldentaten seiner letzten Ermittlung gegen einen Organhändlerring keine Zeit mehr, als Polizist zu fungieren. Nun ist er als Held von Österreich berühmt und rennt von einer zur nächsten Veranstaltung der High Society. Ein zweites Buch ist geplant, und als Krönung soll sein Leben nun auch noch verfilmt werden. Durch einen Zufall findet er sich jedoch an einem Tatort wieder, der große Ähnlichkeit mit seinem unveröffentlichten Manuskript hat - und der geplante Buchtitel "Gestehe!" prangert in Blut geschrieben an der Wand.

Zitat S. 23:
"Sie drehen einen Film über mein Leben, aber ich habe meine eigene Vorstellung. Sie läuft, seit ich dieser Hölle entkommen konnte, Tag für Tag für Tag. Und was ich auch versuche, sie läuft weiter - trotz all der schlauen Sprüche."

Das Buch wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Von Jacket selbst, der mit den Auswirkungen der letzten Ermittlung zurechtkommen muss und trotz seiner Außenwirkung innerlich fast zusammenbricht. Von dem unscheinbaren Ermittler Mo, mit iranischen Wurzeln, der gegen den Rassismus in Österreich ankämpft und nun die Chance bekommt, zu beweisen, was er kann. Und einer unbekannten Perspektive, die nur als "Er" betitelt ist und auf Rache aus ist. Alle drei Perspektiven haben ihre Geschichte zu erzählen, die jeweils spannend und ergreifend daherkommt. Im Laufe des Buches verschmelzen diese immer mehr miteinander.

Auch wenn die Themen noch so sensibel und ernst sind, weiß der Autor mit einigen unterhaltsamen Abschnitten das Ganze aufzulockern. 150 Seiten vor Schluss ist alles logisch aufgeklärt, wäre das Buch nun zu Ende. Aber natürlich gibt es noch eine Wendung, die alles bisher Geglaubte wieder über den Haufen wirft. Und auch der Epilog sorgt noch für eine Überraschung.

Fazit: Spannend, spannender, Faber. Ein gelungener Thriller mit außergewöhnlichen Protagonisten und einer gut ausgearbeiteten, themenübergreifenden Story. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Solider Thriller mit Luft nach oben

Die Insel des Zorns
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Lana ist eine sehr erfolgreiche Schauspielerin. Zusammen mit ihrem Mann Jason, ihrem Sohn Leo, ihrer Freundin Kate und ihrem Freund Elliot bricht sie zum jährlichen Osterurlaub auf eine griechische Privatinsel ...

Lana ist eine sehr erfolgreiche Schauspielerin. Zusammen mit ihrem Mann Jason, ihrem Sohn Leo, ihrer Freundin Kate und ihrem Freund Elliot bricht sie zum jährlichen Osterurlaub auf eine griechische Privatinsel auf. Doch was eigentlich eine glückliche Auszeit sein sollte, entpuppt sich für die Truppe schon bald zu einem echten Albtraum...

Das Buch ist wie ein Theaterstück aufgebaut, in dem uns Elliot in diversen Akten die Handlung erzählt. Für mich eine interessante literarische Leistung und Neuerfahrung, denn sowas habe ich in der Art noch nie gelesen. Dazu kommt, dass man als Leser so oft in die Irre geführt wird, dass man am Ende überhaupt nicht mehr weiß, was Wahrheit oder Fiktion ist. Der dabei gewählte Schreibstil ist klar verständlich und die düstere Atmosphäre der Insel greift Michaelides perfekt auf, um den Leser die Dramatik seiner Darbietung noch intensiver erleben zu lassen.

Leider habe ich eine ganze Weile gebraucht, um mich in der Geschichte zurechtzufinden. Auch eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, bereitete mir so einige Probleme. Das war für mich größtenteils dem geschuldet, dass lediglich Elliot die Geschichte erzählt und dies auch noch in verwirrender Weise. So bekommt man zwar Informationen über die Charaktere zugespielt, weiß aber tatsächlich nicht, was nun stimmt oder erfunden ist. Das mag anfangs interessant sein, aber im Laufe der Geschichte fehlten mir dann doch die privaten und intensiven Einblicke in die Gedanken und Emotionen der einzelnen Protagonisten.

Die Erzählweise fand ich an sich recht cool, weil es einfach mal was anderes war. Doch was die Spannung betrifft, war deutlich Luft nach oben. Diese ging in der ganzen inszenierten Theateraufführung verloren und hat mir daher auch nicht das gewohnte Thriller-Feeling beschert.

Fazit: Eine Geschichte der etwas anderen Art, die mich trotz des geringen Nervenkitzels gut unterhalten hat. Wer also Lust auf ein gekünsteltes Theaterstück hat, der ist hiermit bestens bedient. Wer hingegen einen blutigen und/oder temporeichen Thriller erwartet, der sollte besser die Finger davon lassen.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Durchweg überragender Plot

Der Puppenwald
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Die seit Wochen verschwundene 16-jährige Jessica taucht plötzlich wieder auf und berichtet Kommissarin Evelyn Holmes von ihrer Entführung. Sie wurde offenbar in einem abgelegenen Haus im Wald festgehalten, ...

Die seit Wochen verschwundene 16-jährige Jessica taucht plötzlich wieder auf und berichtet Kommissarin Evelyn Holmes von ihrer Entführung. Sie wurde offenbar in einem abgelegenen Haus im Wald festgehalten, um der 4-jährigen Tochter des Entführers eine Spielgefährtin zu sein. Sie war die Lieblingspuppe der kleinen Clara, die sehr genaue Vorstellungen davon hatte, wie sich ihre Puppe zu verhalten hat. Und zack war ich mittendrin im Geschehen, gefangen in einer düsteren Welt voller Ängste und Bösartigkeiten.

Das Buch beginnt mit Jessicas Perspektive, die in allen schrecklichen Details ihre Zeit im Haus beschreibt. Ein Vater, der ein Mädchen entführt, damit seine Tochter eine lebendige Puppe hat, mit der sie machen kann, was sie will. Allein die Vorstellung fand ich richtig krass. Jessicas zahlreiche Fluchtversuche und ihre Schilderungen fesselten mich so sehr an das Buch, dass ich alles andere um mich herum gar nicht mehr wahrgenommen habe. Ich wurde einfach mitgerissen.

In einer weiteren Perspektive folgt der Leser Evelyns Gedanken, die voller Empathie sind. Sie will Jessica unbedingt helfen. Trotz etlicher Steine im Weg, findet sie Zusammenhänge, mit denen niemand - nicht einmal sie selbst (oder ich als geübte Thriller-Leserin) - gerechnet hätte. Saskia Calden führte mich mehrfach auf falsche Spuren, und als ich anfing, an den vielen komischen Zufällen zu zweifeln und allmählich Licht ins Dunkle zu bringen, überraschte die Autorin mich erneut mit einer weiteren Wendung. Ganz großes (Kopf)Kino!

Fazit: Ein sogartiger (und beeindruckender) Reihenauftakt zum Fingernägelkauen, dessen Plot ich durchweg überragend fand. Eine schier unglaubliche Story, die einem emotional einiges abverlangt. Inhaltlich und stilistisch ein Volltreffer. Ich fiebere schon jetzt dem nächsten Band entgegen.

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