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Veröffentlicht am 27.10.2023

Gelungene Fortsetzung

Tief im Schatten
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"Tief im Schatten" ist der zweite Band der Polarkreis-Krimi-Reihe mit der Ermittlerin Hanna Ahlander.

Bereits der erste Fall hatte mir gut gefallen und machte mir Lust auf Winterurlaub in Schweden.

Die ...

"Tief im Schatten" ist der zweite Band der Polarkreis-Krimi-Reihe mit der Ermittlerin Hanna Ahlander.

Bereits der erste Fall hatte mir gut gefallen und machte mir Lust auf Winterurlaub in Schweden.

Die Reihe spielt in einem beschaulichen Ski-Ort mit atemberaubender Kulisse, in dem Hanna aufgrund der Ereignisse im letzten Teil mittlerweile als Ermittlerin arbeitet. Eigentlich gibt es dort wenig Kriminalität, doch wird der Ort erneut mit einem Mord konfrontiert. Einer der Einwohner wird tot aufgefunden. Niemand kann sich erklären, wer dem von allen gemochten ehemaligen Ski-Helden des Dorfes etwas angetan haben soll. Zeitgleich wird eine junge Frau vermisst, die der Glaubensgemeinde "Licht des Lebens" angehört - und Hannas Intuition vermutet einen Zusammenhang.

Zitat S. 3:
"»Die Verlorenen«, wie ihr Vater sie zu nennen pflegt. Die Gottlosen. Rebecka hat eher Mitleid mit ihnen. Sie haben sich hier auf Erden verirrt. Sie haben nicht begriffen, dass Gottes Liebe die Erlösung ist."

Viveca Sten schreibt atmosphärisch und gibt den Charakteren ausreichend Tiefe. Die Ermittler Hanna, ihr Partner Daniel und ein weiterer Kollege haben eine eigene private Geschichte, die parallel erzählt wird und ihnen Authentizität verleiht.

Auch die Hauptgeschichte teilt sich zunächst in zwei Stränge, die erst gen Ende ein gemeinsames Bild ergeben. Die Story ist damit umfangreich und detailliert, aber zu keiner Zeit zäh, da die Autorin den Spannungsbogen immer wieder in die Höhe schnellen lässt und durch gekonnte Wendungen keine Langeweile aufkommt. Der Fall wird lückenlos aufgeklärt, auch wenn von den Protagonisten dafür einiges abverlangt wird. Hier wird es sicherlich noch mindestens einen weiteren Teil geben, auf den ich mich schon sehr freue.

Fazit: Eine gelungene Reihenfortsetzung mit interessanten Charakteren, einer ansprechenden Kulisse und spannender Mordermittlung. Auf jeden Fall zu empfehlen. Am besten in der richtigen Reihenfolge lesen.

/RO, Dani

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Typisch Berliner Schnau*e!

Da bin ick nicht zuständig, Mausi
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Hier wird berlinert, bis die Sparte kracht. Wer in Berlin wohnt, es nicht anders kennt, der wird damit kaum Probleme haben. Der alltägliche Wahnsinn eben. Ich selbst wohne seit 10 Jahren in der Hauptstadt ...

Hier wird berlinert, bis die Sparte kracht. Wer in Berlin wohnt, es nicht anders kennt, der wird damit kaum Probleme haben. Der alltägliche Wahnsinn eben. Ich selbst wohne seit 10 Jahren in der Hauptstadt und hatte dennoch meine kleinen Problemchen mit dem doch eher gewöhnungsbedürftigen Dialekt. Es stört manchmal den Lesefluss. Hartes Beamtendeutsch, typischer Ossi-Dialekt. Kein leichter Tobak. Doch man gewöhnt sich relativ zügig daran.

Connys Gedankengänge sind sehr amüsant. Ganz großes Kino, ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Wir bekommen ihre Emotionen live und in Farbe aus der Ich-Perspektive serviert. Berlinert wird nur, wenn die Charaktere des Buches sich unterhalten. Connys Passagen sind größtenteils dialektfrei.

Conny als Hauptcharakter ist großartig. Sie hat die typische Berliner Schnauze, weiß sich durchzusetzen und erlebt jeden Tag aufs Neue den Beamtenwahnsinn mit. Und der hat es in sich. Wir, als normale Bürger, müssen bereits einiges aushalten. Doch Conny und Co. haben es andersherum auch nicht leicht mit uns. Conny braucht eine gute Portion Selbstbewusstsein, Geduld und Durchsetzungsvermögen, um ihre Hirnzellen zu schonen. Gaaaaaaaaanz viel Geduld, mein lieber Scholli, denn die „alten Eisen“, nennen wir sie Kollegen, sind nicht bereit, die Digitalisierung zu akzeptieren.

„Ich erkläre Doris also den Vorgang des Log-ins, als wäre er die reinste Raketenwissenschaft, und, halleluja, nur viele Minuten später – wir sind online.“ (Seite 13)

Beachtet hier: Es geht nur um eine Videokonferenz! Wie sähe das zwischenmenschliche Desaster bei komplexeren Geschichten aus? Wie beispielsweise beim Einrichten eines Outlook-Kalenders? Ich möchte mir gar nicht vorstellen, welches Armageddon auf Conny zukäme. (Ein bisschen neugierig bin ich aber schon.) Wenn sich 50+ mit jungen Hüpfern auseinandersetzen muss, die mit englischen Begriffen um sich werfen, dann kann das schonmal zu Reibereien führen, zu Diskussionen die im Nirgendwo enden. Und der Bürger fragt sich: „Was machen die bitte dort? Arbeiten ganz sicher nicht.“

Und genauso kämpft sich Conny durchs ganze Buch. Das Beamtendasein wird auf lustige Art durch den Dreck gezogen, sämtliche Klischees werden komödiantisch erwähnt.

Fazit: Eine Mischung aus alltäglichem Wahnsinn, sowohl im Berufs- als auch im Privatleben. Die Autorin nimmt uns mit auf eine satirische Reise, bei der man wunderbar abschalten kann. Für mich war das Buch wirklich gut für zwischendurch und konnte mich trotz der Startschwierigkeiten überzeugen. Empfehlen würde ich es jedem, der gerne liest und etwas anderes als sein übliches Genre braucht. Herrlich erfrischend!

RO, Lena

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Cooler Stil, coole Ideen, aber Luft nach oben

Am Anfang ist der Tod
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Ich liebe Bücher, wo zwischen der Normalität noch etwas Mystisches passiert. Ich grusele mich gern, das bringt ein wenig Abwechslung ins Buch. Das hatte ich erwartet, aber irgendwie etwas völlig anderes ...

Ich liebe Bücher, wo zwischen der Normalität noch etwas Mystisches passiert. Ich grusele mich gern, das bringt ein wenig Abwechslung ins Buch. Das hatte ich erwartet, aber irgendwie etwas völlig anderes bekommen. Die Auflösung war kurios und verwirrend, wie auch das ganze Buch selbst.

Der Schreibstil war in Ordnung. Mehrere Perspektiven, mehrere Charaktere. Die Ich-Perspektive lese ich am liebsten, da man so den einzelnen Protagonisten am nächsten kommt. Das war hier auch bitter nötig, denn es war ein Geflecht aus Geschehnissen, welches sich immer mehr und mehr in eine Art Labyrinth verwandelt hat.
Es tauchten sehr viele Protagonisten auf, u.a. lernen wir Rebecca kennen. Sie ist ein Mädchen, das viel durchmachen muss. Sie führt kein leichtes Teenager-Leben.

Allgemein gibt es mehrere Charaktere innerhalb der Geschichte, Kocay, Ritter, auch Antagonisten. Es sind viele Personen, doch alle bleiben schwach, und mit niemandem konnte ich mich emotional identifizieren.

Auch die Geschichte konnte mich nicht voll und ganz begeistern. Es ist sehr viel passiert, manchmal zu viel. Nach und nach ist Neues auf mich eingeprasselt, aber ich hatte das Gefühl, dass nichts wirklich aufgelöst worden ist. Das Ganze hat mich daher nach und nach immer mehr verwirrt, sodass ich seitenweise zurücklesen musste.

Gegen Ende hin gab es ein paar Antworten auf meine Fragen, aber das Gewirr hat mich dennoch unbefriedigt zurückgelassen. Meiner Meinung nach ist einfach immer noch zu viel ungeklärt bzw. wurde vom Autor nur angeschnitten, aber nicht ordnungsgemäß beendet. Manchmal sollte man sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren und diese auch zu einem runden Ende bringen.

Fazit: Der Autor hat einen angenehmen Schreibstil und einige coole Plotideen in petto, doch im Großen und Ganzen konnte mich sein Thriller leider nicht überzeugen. Ich war sogar ein wenig enttäuscht. Vielleicht wird es dem einen oder anderen Krimi-Fan besser gefallen als mir, aber ich hatte jedenfalls etwas völlig anderes erwartet und nicht bekommen.

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Konfuse, spannungsarme Handlung

Der Eisbrecher
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Olivia erfüllt sich einen großen Traum. In einem umgebauten Eisbrecher will sie mit ihrem Freund Aaron eine Tour in die Antarktis antreten. Doch das Schiff fährt ohne Aaron los, der kurz vor Start plötzlich ...

Olivia erfüllt sich einen großen Traum. In einem umgebauten Eisbrecher will sie mit ihrem Freund Aaron eine Tour in die Antarktis antreten. Doch das Schiff fährt ohne Aaron los, der kurz vor Start plötzlich spurlos verschwindet. Als Olivia einem Ehepaar in den Flitterwochen ihre Kabine überlässt, wird dieses kurz darauf tot aufgefunden. Olivia wird schnell klar, dass es jemand auf sie abgesehen hat. Wem kann sie noch vertrauen und wie zur Hölle kann sie das Schiff verlassen, das ihren sicheren Tod bedeutet?

Leider tat ich mich unglaublich schwer, mich in die Handlung einzufinden. Das hatte unterschiedliche Gründe und lag zum einen an den Charakteren, zu denen ich einfach keinen Bezug herstellen konnte. Sie waren flach und uninspirierend, und es gelang mir nicht, in ihre Geschichten einzutauchen. Zum anderen hat mich der Schreibstil einfach nicht packen können, was unwiderruflich daran lag, dass der Handlung jegliche Spannung fehlte. Viele Geschehnisse waren vorhersehbar, was mich schnell meine Neugier verlieren ließ.

Das Setting war eigentlich cool, denn der umgebaute Eisbrecher und die kalte und düstere Antarktis boten die besten Voraussetzungen für einen mörderischen Thriller der etwas anderen Art. McCulloch greift die Atmosphäre zwar auf, schafft es aber leider nicht, den Leser mit an Bord zu nehmen. Die Handlung war langatmig und wirkte oft konfus, ohne klaren roten Faden, der den Leser durch die Geschichte führt. Schade. Das kann McCulloch definitiv besser (schaut euch bei Gelegenheit ihren anderen Thriller "Der Aufstieg" näher an).

Fazit: Ein solider Thriller, von dem ich mir deutlich mehr erhofft hatte. Weder Charaktere noch die Story selbst konnten mich vollständig überzeugen. Wer etwas Leichtes für zwischendurch sucht, mit ein paar Spannungsmomenten, könnte mit diesem Buch eventuell Glück haben. Die Leseprobe hilft sicher weiter.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Netter (solider) Roman mit Luft nach oben

Der Knochenwald
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Eines muss man Christina Henry lassen: Sie hat einen unverwechselbaren Stil. Die Autorin versteht es, kurzweilige Geschichten zu erzählen. Kurzweilig ist auch die Story um Mattie, die mit ihrem gewalttätigen ...

Eines muss man Christina Henry lassen: Sie hat einen unverwechselbaren Stil. Die Autorin versteht es, kurzweilige Geschichten zu erzählen. Kurzweilig ist auch die Story um Mattie, die mit ihrem gewalttätigen Mann William einsiedlerisch in einer abgelegenen Berghütte lebt. Doch William scheint nicht die einzige Bedrohung zu sein. Aus dem Wald sind immer wieder verzerrte Schreie zu hören. Zudem macht das Paar bei einem Kontrollgang eine grausige Entdeckung...

Mit Henry und mir ist es immer eine einzige Berg-und-Tal-Fahrt. Und dieses Mal ging es ganz schön bergab. Es mangelte dem Plot an einer ordentlichen Portion Spannung. Immer dann, wenn ich dachte, jetzt kommt was, schaffte die Autorin den Sprung über diesen gewissen Punkt nicht hinaus. Viele potenzielle Szenen verpufften ungenutzt. Zwar schwingt die unbekannte Bedrohung dauerhaft mit, diese gewinnt aber nie die Überhand und wird gefühlt von jetzt auf gleich einfach unter den Tisch gekehrt. Das Ganze gipfelt zudem in einem ziemlich lahmen Ende, das jegliche Überzeugungskraft geraubt hat.

Auch die Figuren konnten mich nicht mitreißen. Vor allem Mattie und William fehlt es in ihren Persönlichkeiten an prägnanten Zwischentönen. Es gibt nur schwarz und weiß, was die beiden bei allen Konflikten mitunter langweilig wirken lässt. Vor allem vom (zwischen)menschlichen (Überlebens)Drama und dem Setting mit allen Hürden und Konsequenzen habe ich mehr erwartet. Kreative Szenen, eine schaurige Atmosphäre, Wendungen. Gerade da hätte Henry gezielt auf klassischen Horror setzen und düstere (Fantasy-)Elemente einfließen lassen können.

Fazit: Alles in allem bietet „Der Knochenwald“ einen netten Plot, mit netten Charakteren, netten Szenen und einer netten Auflösung. Das Schlüsselwort ist: nett. Mehr aber auch nicht. Zu viel sollte man hier nicht erwarten.

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