Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2023

Innen wie außen ein Schmuckstück

Frankenstein
0

Also, wenn der Coppenrath Verlag eine Sache richtig gut kann, dann Schmuckausgaben. Und wenn es sich dabei auch noch um einen (Horror-)Klassiker handelt, bin ich dabei! Nachdem bereits Dracula, Der große ...

Also, wenn der Coppenrath Verlag eine Sache richtig gut kann, dann Schmuckausgaben. Und wenn es sich dabei auch noch um einen (Horror-)Klassiker handelt, bin ich dabei! Nachdem bereits Dracula, Der große Gatsby und jüngst Rebecca bei mir einziehen durften, möchte ich euch nun Frankenstein vorstellen.

„Hüte dich, denn ich bin furchtlos und deshalb mächtig!“

Mary Shelley. Der moderne Prometheus. Bei dem Einen oder Anderen macht es jetzt sicher (hoffentlich) Klick. Tatsächlich kennt man Frankenstein und sein Geschöpf wahrscheinlich fast überall auf der Welt, auch wenn man den Roman nicht gelesen hat. Die Geschichte von Viktor, dessen höchstes Ziel es ist, den Tod zu überlisten. Dem es als jungen aufstrebenden Wissenschaftler schließlich gelingt, einen künstlichen "Menschen" zu erschaffen. Vom "Monster", das auf faszinierende und zugleich grausame Weise in das Leben seines Schöpfers eingreift. Es ist eine Geschichte über Schuld, Verbrechen, Moral, Wahnsinn und Einsamkeit. Meiner Meinung nach absolut zeitlos und nach wie vor lehrreich.

Ich als Cover-Opfer bin komplett hooked. Diese Schmuckausgabe ist wieder rundum gelungen. Innen wie außen liebevoll und detailliert gestaltet und eigentlich viel zu schade, um angefasst zu werden. Eigentlich! Denn Klassiker müssen unbedingt gelesen und aufwendige Illustrationen in Ruhe bestaunt werden!

Die Zeichnungen sind mal hell, mal dunkel, sie wirken teils filigran, teils plastisch, dann wiederum besitzen sie eine Tiefe, die sonst eher abstrakte Gemälde innehaben. Und die Beilagen runden das Ganze raffiniert ab. Dank ihnen wird der recht nüchterne Text mit seinen ausladenden Sätzen ausreichend aufgepeppt. Andernfalls wäre einigen das Lesen ob der altertümlich anmutenden Schreibweise bestimmt zu trocken oder zu anstrengend gewesen.

Fazit: Eine riesengroße Empfehlung für alle Liebhaber klassischer Literatur, die sich auch im Horror-Genre wohlfühlen. Und für alle anderen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.10.2023

Rundum gelungener Schweden-Krimi

Beuteherz
0

„Beuteherz“ ist ein gelungener Auftakt einer schwedischen Krimireihe, in der eine Sozialarbeiterin ermittelt. Mit Annie Ljung hat die Autorin eine Protagonistin erschaffen, die mir sofort ans Herz gewachsen ...

„Beuteherz“ ist ein gelungener Auftakt einer schwedischen Krimireihe, in der eine Sozialarbeiterin ermittelt. Mit Annie Ljung hat die Autorin eine Protagonistin erschaffen, die mir sofort ans Herz gewachsen ist. Ich bin ein großer Fan von skandinavischen Krimis und dieser hat mich besonders begeistert.

Die Story startet mit Sven Bergsten, der einen kleinen Laden in Lockne, Nordschweden hat. Die Zeiten sind schlecht, einige Kilometer weiter hat ein großer Laden eröffnet, dessen Preise günstiger sind. Sven kann so eine Konkurrenz gar nicht gut gebrauchen und verschweigt das Ganze erst einmal vor seiner Frau Lillimor und seiner 17-jährigen Tochter Saga.

Doch plötzlich findet Sven seine völlig verwirrte Schwägerin Brigitta vor der Haustür, sie murmelt etwas von einem Kind. Brigitta ist dement und schon einige Zeit in einem Pflegeheim. Was will sie hier? Sven informiert Annie, die eigentlich nie wieder einen Fuß in ihr Heimatdorf setzen wollte, und mittlerweile als Sozialarbeiterin in Stockholm arbeitet.

Zitat Pos. 199:

„Keine zehn Kilometer mehr bis Lockne. Ihr Herz schlug immer schneller. Sie ließ das Fenster einen Spalt herunter, und die kalte Luft strömte herein, doch es half nichts. Alles kam zurück, wie Diabilder. Die Anrufe, oft mitten in der Nacht. Eine eingeschlagene Scheibe. Zerstochene Fahrradreifen. Die Worte ihrer Mutter von damals hallten in ihren Ohren wider.

Annie, so geht es nicht weiter. Du musst hier weg. Sie werden nie aufgeben, sieh das doch ein. Es ist egal Annie, keinen interessiert, was wirklich passiert ist. Die Leute entscheiden sich für eine Wahrheit und glauben daran.“

Ich konnte Annies Gefühle total gut nachvollziehen. Ihren inneren Zwist. Soll sie in die alte Heimat, um zu helfen und dabei Gefahr laufen, alte Wunden aufzureißen? Oder sollte sie schleunigst zurück nach Stockholm? Weg von der Vergangenheit. Weg von den Ereignissen, die sie immer noch belasten.

Der Autorin gelingt es, eine bedrückende Atmosphäre entstehen zu lassen, bei der man sich unwohl fühlt. Bei der man spürt, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Und diese Gefühle halten den Leser bei Laune. Man will unbedingt erfahren, was auf Annie zukommt, wie sie sich entscheidet, ob und wie sie die Suche angeht und - natürlich - wie dieser spannend konzipierte Plot endet.

Ulrika Rolfdotter hat eine spannende Schreibweise, die mich von der ersten Zeile an in ihren Bann gezogen hat. Die Kapitel sind kurz gehalten und leicht zu lesen. Zwischendurch mal ein kleines Päuschen machen, ist also gar kein Problem. Dabei zog sich die Spannung wie ein roter Faden durch die Story, sodass zu keiner Zeit Langeweile aufkam.

Die Charaktere sind alle authentisch und gut beschrieben, bei einigen gab es am Ende eine ziemliche Überraschung.

Fazit: „Beuteherz“ ist ein rundum gelungener Schwedenkrimi und ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Teil. Mich hat die Story gleich von der ersten Seite an gepackt und auch nicht wieder losgelassen. Wer skandinavische Krimis liebt, ist hier genau richtig. Leseempfehlung!

/RO, Susi

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.10.2023

Konnte nicht ganz überzeugen

Wer das Vergessen stört
0

Die Hauptprotagonistinnen sind die Psychologin Lily und ihre beiden Patientinnen Samantha, die von ihrem Mann misshandelt wird, und Vera, die unter Panikattacken leidet.

Ich muss leider gestehen, dass ...

Die Hauptprotagonistinnen sind die Psychologin Lily und ihre beiden Patientinnen Samantha, die von ihrem Mann misshandelt wird, und Vera, die unter Panikattacken leidet.

Ich muss leider gestehen, dass ich mit dem Buch nicht warm wurde. Die Story ist gut, gar keine Frage, und auch spannend. Es waren eher die Figuren und teilweise die Auflösung, die mich nicht überzeugen konnten.

Lily kämpft an ihren eigenen Fronten, und die Passagen, in denen sie alleine zu Hause ist, fand ich ziemlich langatmig. Sie reibt sich zwar auf für ihre Patientinnen, und so kam es, dass plötzlich der Fokus auf Samantha lag, aber Lily selbst blieb im Vergleich deutlich zu blass.
Dann kommt noch Vera ins Spiel, die fast eine Zeitraffer-Therapie durchläuft. Mit Vera kam ich am besten zurecht, und ihre Geschichte ist so dramatisch wie unglaublich traurig. Doch zu Veras Geschichte gehören Nebenstränge, die mich verwirrten, da ich gar nicht wusste, warum wir nun in dieses Jahr sprangen und wer die Menschen waren. Das klärt sich irgendwann auf, ich fand das insgesamt jedoch etwas schwierig nachzuvollziehen.
Lily versucht letztendlich herauszufinden, ob Vera wirklich Selbstmord begangen hat, da sie nicht daran glaubt. Plötzlich ist Samantha gar kein Thema mehr. Ich dachte schon: "Huch, was passiert da?" Man muss also konstant konzentriert bei der Sache bleiben, um nicht den roten Faden aus den Augen zu verlieren.

Zum Ende hin war ich in puncto Auflösung auf dem richtigen Weg. Diese fand ich relativ schlüssig, allerdings kam eine Passage darin vor, wo ich dachte: "Komm, nee, finde ich das jetzt mutig, unglaubwürdig oder doof?" Wahrscheinlich ein wenig von allem. Zumindest bietet der Plot genug Diskussionspotenzial.

Und lasst mich noch eben das Setting erwähnen. Canterbury, die Domstadt im Südosten Englands, mit ihren gepflasterten Straßen, dem alt-römischen Ambiente und den saftgrünen Uferlandschaften. Klingt total schön, oder? Genau das hätte ich mir an Beschreibungen gewünscht. Leider geht Tessa Duncan nur spärlich auf die Umgebung ein und verschenkt somit ein paar Punkte.

Fazit: Trotz der klug gewählten Kapitelgliederung und der eingebauten Wendungen war dieser Roman wegen der inhaltlichen und stilistischen Umsetzung nicht komplett mein Ding. Schaut am besten mal in die Leseprobe und verschafft euch einen eigenen Eindruck. Ich hoffe, euch gefällt die Story mehr als mir. Der zweite Teil wird dennoch bei mir einziehen, weil ich guter Dinge bin, dass es da besser flutscht.

/RO, Katheeer

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2023

Düstere, rundum gelungene Märchenadaption

Ever & After, Band 1: Der schlafende Prinz (Knisternde Märchen-Fantasy der SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack | Limitierte Auflage mit Farbschnitt)
0

Rain White ist eine Nachfahrin von Schneewittchen und damit ab ihrem 18. Geburtstag dazu auserkoren, den schlafenden Prinzen mit einem Kuss zu wecken. Also nimmt sie ihren Mut zusammen und steigt in die ...

Rain White ist eine Nachfahrin von Schneewittchen und damit ab ihrem 18. Geburtstag dazu auserkoren, den schlafenden Prinzen mit einem Kuss zu wecken. Also nimmt sie ihren Mut zusammen und steigt in die Gruft unter dem Tower of London hinab. Dabei hat sie keine Ahnung, dass ihr Kuss eine Katastrophe auslösen wird, der Rains Familie vor sieben Prüfungen stellt. Wird sie es schaffen, den Fluch zu brechen?

Rain ist eine bezaubernde Protagonistin und ein flippiger Teenager der Neuzeit. Mit ihrer toughen Art und ihren flotten Sprüchen hat sie mich zum Schmunzeln gebracht und sehr gut unterhalten. Anfangs noch etwas rebellisch, entwickelt sich Rain zu einer mutigen Frau, die trotz der katastrophalen Umstände nicht den Kopf verliert und ihren eigenen Weg geht.
Auch die Nebencharaktere sind abwechslungsreich und authentisch dargestellt. Bei ihnen kann man ebenso die Entwicklung mitverfolgen wie bei den Hauptfiguren, sodass niemand oberflächlich oder blass blieb.

Hörbuchsprecherin Pia-Rhona Saxe hat ganze Arbeit geleistet, um den fesselnden Schreibstil der Autorin direkt an den Hörer zu übermitteln. Sie interpretiert den flippigen Teenager (Rain) so real und authentisch, dass mein Kopfkino jede Menge Bilder zu verarbeiten hatte. Ihre Stimme ist angenehm, klar und leicht verständlich und gerade in den Dialogen so stark, dass der Hörer die Geschehnisse hautnah miterleben kann.

Die Idee, bekannte Märchen anzupassen und ihnen neues Leben einzuhauchen, ist genau mein Ding. Für mich als Märchenfan war dieser Auftakt sogar ein wenig beeindruckend und unglaublich faszinierend. Denn trotz der düsteren und hin und wieder blutigen Handlung wirkt die Story kein bisschen brutal. Stella Tack hat hier ganz bewusst spannende Wendungen einfließen lassen und diese mit humorvollen Szenen gepaart, um die Story aufleben zu lassen und den Hörer noch mehr zu fesseln.

Fazit: Ein märchenhafter Reihenauftakt, den Stella Tack uns hier mit dem ersten Band ihrer Fantasyreihe rund um die Nachfahren der bekannten Märchenfiguren präsentiert. Die Autorin verwebt Auszüge und Charaktere aus weltbekannten Märchen mit modernen Komponenten und lässt dadurch ein Märchen der Neuzeit entstehen, das ein Must-Read für alle Fans dieses Genres ist. Unbedingt lesen und/oder anhören! Ich jedenfalls freue mich auf den zweiten Band, der voraussichtlich im Oktober 2024 erscheint.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2023

Gut geschriebene Krimigeschichte

Holly
0

Bereits im Vorfeld muss ich erwähnen, dass King in seinem neuen Werk erneut die Corona-Pandemie aufgreift und auch hier sein Liebings-Feind Trump eine große Rolle spielt. Dennoch habe ich mich wieder mit ...

Bereits im Vorfeld muss ich erwähnen, dass King in seinem neuen Werk erneut die Corona-Pandemie aufgreift und auch hier sein Liebings-Feind Trump eine große Rolle spielt. Dennoch habe ich mich wieder mit Holly auf Spurensuche begeben und muss sagen: Die Realität, vermischt mit Kings Fantasie, ist einfach einzigartig!

Holly, die Figur, scheint King sehr am Herzen zu liegen. Bereits in „Der Outsider“ hatte sie eine große Rolle inne, nach einigen kleinen Auftritten in anderen seiner Bücher. Nun ist sie unsere Hauptprotagonistin und führt uns mit ihren Ermittlungen durch ein Amerika, in dem Verschwörungstheoretiker glauben, dass Menschenfleisch den Alterungsprozess stoppt. Puh. Dieses Mal ist der Horror also nicht übernatürlich, sondern menschengemacht.

Holly als Figur ist überaus interessant, jedoch kein einfacher Charakter. An manchen Stellen musste ich mich vergewissern, dass sie tatsächlich eine gestandene Frau in der zweiten Lebenshälfte ist – ihre „Holly-Hoffnung“ erinnerte mich an innere Göttinnen, die ich ebenfalls nicht ernst nehmen konnte. Aus den vorigen Büchern wusste ich natürlich, dass sie ihr Päckchen zu tragen und King sie komplex aufgebaut hat. Wer ihr bislang nicht begegnet ist, sei unbesorgt, denn das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Der Autor erwähnt Hollys Vergangenheit immer wieder und zeigt damit, wie sehr den 75-Jährigen ihr Schicksal umtreibt. Holly weiß um ihre Traumata und musste lernen, dass es Dämonen gibt, die man nicht einfach so loswird.

Die Atmosphäre ist düster und beklemmend. Für mich sind die Themen, die King der Realität entliehen hat, irgendwann in den Hintergrund gerückt. Insbesondere im letzten Viertel flogen die Seiten nur so dahin. King schafft es immer wieder, viele Einzelschicksale in seinen Büchern zu einem großen Ganzen zu verweben. Aus einem normalen Vermisstenfall entwickelt sich ein Grauen, dessen Ausmaße bis zum Schluss undenkbar sind. Hier und da hätte dem Plot etwas Tempo, Feinschliff und Pepp gutgetan, doch es schien so, als hätte King zu seinen alten Wurzeln zurückgefunden.

Zum Stil per se lässt sich nur so viel sagen: Entweder man liebt oder man hasst ihn. Dazwischen gibt es nichts. King schreibt ausufernd, verliert sich zuweilen in Nebensträngen, der rote Faden wird über drei Ecken gesponnen. Und es gibt Passagen, die ziehen sich derart in die Länge, dass man mitunter vergisst, worauf der Autor eigentlich hinaus wollte. Das ist eben sein Stil. So kennt man seine Schreibe. Und so ist es auch in diesem Werk.

Fazit: So richtig vergleichen lässt sich „Holly“ nicht mit „Es“ oder „Shining“ oder anderen Werken von King. Wenn man das Buch einzeln und unabhängig bewertet, kann man es als gut gemachten Krimi verzeichnen. Auch wenn ich auf die politischen Elemente gerne verzichtet hätte, konnte mich der Roman insgesamt gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere