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Veröffentlicht am 12.10.2023

Wunderbare Mischung aus Tintenherz und Die unendliche Geschichte

Mein Herz zwischen den Zeilen
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Jodi Picoult ist normalerweise für ihre nachdenklich stimmende Literatur wie Beim Leben meiner Schwester, In den Augen der Anderen oder Neunzehn Minuten bekannt, in der sie gängige Moralvorstellungen ...

Jodi Picoult ist normalerweise für ihre nachdenklich stimmende Literatur wie Beim Leben meiner Schwester, In den Augen der Anderen oder Neunzehn Minuten bekannt, in der sie gängige Moralvorstellungen schon mal in einem anderen Licht erscheinen lässt. Diesmal hat sie zusammen mit ihrer Tochter Samantha einen etwas anderen Roman geschrieben, dessen Inhaltsangabe den Leser sofort an eine Mischung aus Die unendliche Geschichte und Tintenherz erinnert. Trotzdem entwickelt die Handlung ihren ganz eigenen Charme, was vor allem an den beiden Hauptcharakteren liegt.
Delilah und Oliver sind mir beide sofort ans Herz gewachsen. Sie sind in ihrer Unbeholfenheit absolut liebenswert, ohne kindisch oder albern zu wirken. Man fühlt mit ihnen mit, genießt ihren wunderbar trockenen Humor und fiebert mit ihnen mit, ob und vor allem wie sie es wirklich schaffen, Oliver zu befreien. Aber auch die Nebenfiguren, besonders Delilahs beste Freundin Jules, ihre Mutter oder einige der übrigen Märchenhelden, wissen zu begeistern, die Geschichte lebendig zu gestalten und so manches Klischee zu verhindern.


Der flüssige Schreibstil und die zauberhafte Gestaltung (s. u.) machen es einem leicht, in der Story zu versinken. Abwechselnd aus Delilahs und Olivers Perspektive erzählt, durchbrochen durch Textabschnitte des eigentlichen Märchens, wird dem Leser grandiose Unterhaltung geboten. Natürlich mag diese im Vergleich zu Jodi Picoults anderen Werken eher oberflächlich und nicht derart tiefgründig sein, allerdings macht gerade das die märchenhafte Atmosphäre des Romans aus. Dazu gehört zudem ein wenig Magie, die nicht immer mit Logik zu erklären ist.
Etwas schade fand ich, dass man nicht das ganze Märchen im Buch abgedruckt hat. So begeistern jene Stellen zwar durch ihre fantastischen Illustrationen, doch hin und wieder kann man sich nicht zusammenreimen, was in den ausgelassenen Passagen passiert ist. Der Aufbau hat in der Hinsicht etwas Bruchstückhaftes, das nicht immer zum Rest der Geschichte passen will und manchmal sogar deplatziert wirkt.


Fazit

Wer Jodi Picoult für ihre ernsten, vielschichtigen Themen liebt, wird vielleicht von ihrem Jugendroman etwas enttäuscht sein. Aber es wäre ein Fehler, sich aus großen Erwartungen heraus diese Geschichte entgehen zu lassen. Facettenreich dargestellte Charaktere, eine märchenhafte Handlung, ein toller, trockener Humor und vor allem die wunderschöne Gestaltung des Buches sind mehr als genug Gründe, Mein Herz zwischen den Zeilen eine Chance zu geben.
Wer sich gerne verzaubern lässt, romantischen Märchen etwas abgewinnen kann, eine zauberhafte Aufmachung zu schätzen weiß und nicht zu sehr auf penible Logik versessen ist, wird dieses Werk sofort ins Herz schließen!

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Beklemmend wahrscheinliche Zukunftsvision

Land ohne Lilien - Geraubt
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Der Klappentext zu Land ohne Lilien: Geraubt hat mich sofort angesprochen, auch wenn ich mir nicht viel Neues in dystopischer Hinsicht von dem Roman versprach. Allerdings überraschte mich das Jugendbuchdebüt ...

Der Klappentext zu Land ohne Lilien: Geraubt hat mich sofort angesprochen, auch wenn ich mir nicht viel Neues in dystopischer Hinsicht von dem Roman versprach. Allerdings überraschte mich das Jugendbuchdebüt von Lauren DeStefano dann doch aufgrund der beklemmenden Atmosphäre, die sie erschafft. Es gibt genügend wirklich brutale Vertreter in diesem Genre, auch im Jugendbuchbereich. Aber die Autorin schafft gleich zu Beginn eine Szenerie, die vor allem in der knappen Schilderung der Grausamkeiten erschreckend realistisch ist und eher an einen nüchternen Kriegsbericht erinnert.
Das bedeutet nicht, dass man nicht mit der Hauptperson Rhine mitfühlen kann, ganz im Gegenteil. Sie ist eine Figur, die einen in ihren Bann zieht, besonders durch ihren inneren Zwiespalt, sich bei ihrem Ehemann und seinem Vater anbiedern zu müssen, um irgendwann fliehen zu können. Zumal sie bald erkennt, dass Linden nicht ihr wahrer Feind, sondern durchaus ein Mann ist, für den sie zärtliche Gefühle entwickeln könnte.
Dagegen bleiben die übrigen Charaktere beinahe blass, bis auf Rhines Schwesternfrauen, die ebenfalls toll dargestellt sind, weder zu gut noch mit zu vielen Fehlern behaftet, um Rhine besser dastehen zu lassen.


Der Schreibstil hebt sich dabei positiv von anderen Dystopien ab: Leicht verständlich, doch nicht zu einfach gestrickt. DeStefano weiß, wie man Szenen so beschreibt, dass der Leser sie bildlich vor Augen hat, ohne dabei zu ausufernd zu werden. Dadurch wird die Handlung packend spannend und reißt einen von der ersten Seite an mit. Längen gibt es so gut wie keine und selten kommt Langeweile auf, obwohl Rhines Gefühlschaos eindringlich dargestellt wird.
Leider werden manche Dinge viel zu kurz abgehandelt. Manchmal sind die inhaltlichen Sprünge von einem Schauplatz zum nächsten zu groß, es werden Erklärungen ausgelassen, die wesentlich zum Verständnis der Geschichte beitragen könnten. Vor allem zum Schluss hin geht es zu hektisch zu, es wirkt fast, als wollte die Autorin so schnell wie möglich das Buch abschließen, ohne zu viele Worte zu verschwenden.
Ebenso verhält es sich mit dem eigentlichen Bösewicht: Er ist eher ein böser Schatten als wirklich präsent. Über seine Motive wird lediglich spekuliert, Genaueres bleibt im Unklaren. Allerdings bieten die Nachfolgebände noch reichlich Gelegenheit, ihn weiter auszubauen.



Fazit

Totentöchter: Die dritte Generation besticht hauptsächlich durch seine mitreißende Handlung, eine Hauptfigur, die einen schnell für sich einnimmt, und viele Szenen, die beklemmend realistisch wirken. Rhines Schicksal weiß so zu fesseln, dass man oft über die Lücken der Geschichte gerne hinwegsieht, da ihr Charakter viele Dinge ja auch nicht wissen kann.
Manchmal allerdings wünscht man sich etwas mehr Informationen, eine ausführlicher beschriebene Szene oder einen Bösewicht, der greifbarer ist als ein bloßer Schatten.
Doch die zwei Folgebände lassen hoffen, dass Rhines und Gabriels Story genauso spannend und etwas detailliert weitergeführt wird.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Für einen Erstling wirklich beachtlich!

Stolen Mortality
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Da ich von der Dystopiendilogie Dark Canopy und Dark Destiny der Autorin so restlos begeistert war, musste ich mir unbedingt ihren Erstling holen, der nachträglich im Sieben Verlag erschien. Und ich bin ...

Da ich von der Dystopiendilogie Dark Canopy und Dark Destiny der Autorin so restlos begeistert war, musste ich mir unbedingt ihren Erstling holen, der nachträglich im Sieben Verlag erschien. Und ich bin begeistert, auch wenn Stolen Mortality nicht an ihre späteren Werke heranreicht.
Nichtsdestotrotz haben mich ihre Figuren, vor allem die Brüder Bryonts und Laine sofort für sich eingenommen. Sie alle wirken sehr gut durchdacht und tiefgründig genug, um ihre Verhaltensweisen glaubhaft und realistisch rüberzubringen. Besonders den drei Hauptcharakteren nimmt man ihren inneren Zwiespalt jederzeit ab, gefangen zwischen Pflichterfüllung und ihren Gefühlen, die sie antreiben. Dabei driftet die Handlung nie in unnötigen Kitsch oder die typischen Vampirklischees ab, was sehr angenehm zu lesen ist: Keine überbordende Romantik, sondern eine nachvollziehbare Annäherung aneinander, die nicht zuletzt von lebensnahen Zweifeln geprägt ist.


Der Schreibstil erinnert bereits stark an das, was man von Frau Benkau gewohnt ist: Klar und nicht zu ausufernd, aber gleichzeitig sehr anschaulich und von eindringlichen Metaphern und Beschreibungen durchsetzt. Die schottische Landschaft rund um das Dorf Glen Mertha hat der Leser in vielen Szenen praktisch bildhaft vor Augen, als wäre er direkt vor Ort, was Schottlandfans bestimmt gut gefallen wird. Dennoch wird die Handlung dadurch meistens nicht langweilig, was auch an der etwas anderen Präsentation des Vampirthemas und der verbotenen Liebe zwischen Mensch und Untoten liegt.
Allerdings hat das Buch durchaus seine Längen, die es einem schon zu Anfang schwer machen, in das Geschehen hineinzufinden. Manche Details bleiben bis zum Schluss ungeklärt, über die man gerne mehr erfahren hätte, wohingegen einige Wiederholungen völlig überflüssig sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die späteren Romane der Autorin zuerst gelesen habe, doch diese Kleinigkeiten haben mich bei Stolen Mortality mehr gestört als bei vergleichbaren Geschichten.


Fazit


Jennifer Benkaus Erstlingswerk ist eine neuartige Variation des gängigen Vampirmythos mit sehr düsterer Atmosphäre und realitätsnaher Handlung. Die Figuren wissen durch ihre Vielschichtigkeit und Tiefgründigkeit zu begeistern und den Leser an die Seiten zu fesseln. Wohldosierte Romantik zwischen Vampir und Mensch dürfte auch eingefleischten Fans dieses Genres begeistert.
Trotzdem sorgen einige Längen und die eine oder andere Lücke dafür, dass der Roman in meinen Augen noch nicht an die weiteren Werke der Autorin heranreicht.
Alles in allem ist Stolen Mortality aber ein beachtlicher Erstling, der sich positiv von so manchem gängigen Einheitsbrei abhebt.

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Veröffentlicht am 06.10.2023

Würdest du kämpfen, um deine Heimat von einem Tyrannen zu befreien?

Lyrén Saga: Sommer
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Heute stelle ich euch ein ganz tolles Buch vor, der zweite Teil einer Selfpublisher Reihe, die mir echt ans Herz gewachsen ist: Lyrén-Saga 2 Sommer von Elin P. Mortensen. Ich mochte ja den ersten Band ...

Heute stelle ich euch ein ganz tolles Buch vor, der zweite Teil einer Selfpublisher Reihe, die mir echt ans Herz gewachsen ist: Lyrén-Saga 2 Sommer von Elin P. Mortensen. Ich mochte ja den ersten Band schon sehr gerne, alleine wegen der starken Frauenfiguren und des Settings. Und an den zwei positiven Zutaten hat sich zum Glück nichts geändert.

Wieder stehen die rauen Landschaften Skandinaviens mit im Vordergrund, diesmal im starken Kontrast zum Schloss und der Hauptstadt Kongshaven. Ich mochte in der Hinsicht am liebsten die Szenen im Alten Wald. Elins Naturbeschreibungen sind mit ein Grund, warum ich unbedingt mal nach Finnland oder Norwegen reisen will. Man merkt sofort, dass die Autorin mit der dortigen Natur vertraut ist.

Auch die Frauenfiguren fand ich großartig, allen voran Ravna, Mira und Theodora, die Ananda ersetzt. Gerade Ravnas und Theodoras Entwicklung war wunderbar mitzuerleben. Die Königin wirkt am Ende viel menschlicher, nahbarer und auch stärker als am Anfang. Und das Mädchen wird erwachsen, ernster und vernünftiger, ohne ihren verspielten Charakter ganz zu verlieren.

Dagegen ist Woltan ein richtig schöner Kotzbrocken, ein passender Bösewicht, der trotz seiner Macht und seinen Vorurteilen nicht ohne Schwächen auskommt. Ich bin froh, dass er überlebt hat, obwohl ich ihn so überhaupt nicht leiden kann. Denn ich bin gespannt, wie er auf die neueren Entwicklungen reagieren wird, die am Ende des Buches enthüllt werden.

Zwischendurch gibt es leider ein paar Längen. Einige fand ich sehr wichtig, um die Charaktere zu entwickeln. Andere fand ich etwas unnötig, vor allem weil der eigentliche Kampf erst im letzten Drittel stattfindet und es dann richtig krachen lässt.

Insgesamt gebe ich dem Roman deswegen 4 von 5 Spangen.

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Veröffentlicht am 04.10.2023

Voller unerwarteter Wendungen, aber nicht ganz so gut wie der erste Band!

Enders
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Nachdem mich Starters so begeistert und mit dem Cliffhanger zurückgelassen hat, dass der Old Man immer noch da draußen ist und jederzeit in Callies Gedanken eindringen kann, war ich richtig gespannt auf ...

Nachdem mich Starters so begeistert und mit dem Cliffhanger zurückgelassen hat, dass der Old Man immer noch da draußen ist und jederzeit in Callies Gedanken eindringen kann, war ich richtig gespannt auf die Fortsetzung.
Und Enders knüpft zum Glück da an, wo der Vorgänger aufgehört hat: Callie versucht sich ein neues Leben aufzubauen, obwohl sie ahnt, dass ihr das noch nicht vergönnt ist. Tatsächlich taucht wenig später ihr größter Feind wieder auf, verborgen hinter der Stimme in ihrem Kopf, die auch andere Starters, die ihre Körper der Body Bank zur Verfügung gestellt haben, kontrollieren kann. Das ist der Auftakt zu einem temporeichen und mehr oder weniger mitreißenden Katz-und-Maus-Spiel.
Die Hauptfigur wird wieder sehr gut präsentiert, gefangen zwischen ihrer Angst um ihre Lieben und dem Misstrauen gegenüber der Tatsache, wie leicht jene zu Marionetten des Old Man werden können. Natürlich geschieht das nicht mit der Ausführlichkeit wie beim ersten Band, aber man kann sich erneut prima in sie hineinversetzen. Man weiß nie genau, wem sie trauen darf und/oder wer sogar zu ihrem Gegner mutieren könnte.
Die übrigen Charaktere werden dagegen nicht so detailliert dargestellt, was besonders in Haydens Fall richtig schade ist.


Der Schreibstil und die Handlungsführung ähneln denjenigen des ersten Teils sehr: Einfach, flüssig zu lesen und meiner Meinung nach in Enders passender zur Geschichte, die diesmal mit mehr Hektik, Action und abrupten Wendungen daherkommt. Man wird regelrecht mit Callie mitgerissen und weiß oft genau wie sie nicht, wohin es sie als nächstes verschlägt. Und langsam enthüllen sich mit jeder Seite mehr die Geheimnisse hinter dem Old Man, was wirklich fesselnd geschrieben ist.
Leider wird das Geschehen zum Ende hin zumindest für mich vorhersehbar und so manche interessante Möglichkeit verschenkt. Das Buch nähert sich dann mehr und mehr dem Standart der Dystopien in der Jugendliteratur an, wodurch das eine oder andere Klischee zum Tragen kommt. Für mich hat das ein bisschen die Luft aus der sonst so originellen Idee genommen und mich sogar etwas dem Vorgänger hinterhertrauern lassen.


Fazit


Enders ist eine passende Fortsetzung zu Lissa Price’ Debüt Starters: An das Ende des Vorgängers direkt anknüpfend führt der Roman die Geschichte packend, mitreißend und mit vielen unerwarteten Wendungen weiter. Callie weiß auch diesmal als Hauptfigur zu überzeugen, wobei sie allerdings die übrigen Charaktere etwas in den Schatten stellt. Das Ende mag ab einem bestimmten Punkt vorhersehbar und nicht ganz klischeefrei sein, doch die Handlung nimmt einen mit und lässt einen nicht so schnell wieder los.
Wer sich für Starters begeistern konnte, generell Dystopien liebt und vor allem mehr über den Old Man erfahren möchte, für den ist das Buch ideal. Selbst wenn es nicht ganz an den ersten Teil heranreicht.

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