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Veröffentlicht am 26.07.2023

Dystopie mit interessantem Plot, einigen Längen und wenig Erklärungen

Aufbruch
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Über die Partials-Reihe habe ich schon einiges gehört und das Cover hatte mich irgendwie sofort angesprochen. Auch wenn mich die Inhaltsangabe an Dark Canopy erinnerte, konnte mich das Buch nicht so mitreißen ...

Über die Partials-Reihe habe ich schon einiges gehört und das Cover hatte mich irgendwie sofort angesprochen. Auch wenn mich die Inhaltsangabe an Dark Canopy erinnerte, konnte mich das Buch nicht so mitreißen wie das Werk von Jennifer Benkau.
Zum kleinen Teil lag das mit an den Figuren. Eigentlich gelingt es Dan Wells im Weitesten, glaubhafte und gut durchdachte Charaktere zu schaffen. Ihre Motive und Beweggründe werden plausibel und nachvollziehbar dargestellt, gerade bei Kira, der Hauptheldin, die so versessen darauf ist, RM zu heilen und alles dafür zu tun, um das Baby ihrer besten Freundin zu retten. Ihre heimliche Angst, selbst zu einer Gebärmaschine und später zu einer der völlig am Boden zerstörten Mütter zu werden, macht ihre Entschlossenheit umso verständlicher. Doch manchmal erscheint sie mir etwas zu überlegt, zu kühl für ihr Alter. Immerhin ist sie noch ein Teenager, bleibt aber meist rational und zu ruhig für meinen Geschmack. Gleichzeitig reagiert sie manchmal zu unvorhersehbar emotional, was nicht dazu passen will.
Ähnlich erging es mir auch bei ihren Freunden, unter denen die temperamentvolle Xochi noch am ehesten positiv heraussticht: Jeder unter ihnen hat seine individuelle Persönlichkeit und wirkt nicht unrealistisch, allerdings fehlt ihnen eine gewisse Lebendigkeit. Zu dem Einzigen, zu dem dies wirklich passt, das ist Samm, der Partial, mein heimlicher Favorit unter den Protagonisten, über den ich gerne mehr erfahren würde.


Der flüssige Schreibstil ist angenehm zu lesen und fängt viel von Kiras Wesen ein, da er hauptsächlich kurz gehalten und mit vielen Beschreibungen gespickt ist. Dadurch kann man sich das zukünftige New York mit all seinen leeren Straßen und verfallenen Häusern sehr bildlich vorstellen und mir hat diese Version von Manhattan unglaublich gut gefallen. In der Hinsicht hat der Autor bewiesen, dass er einen mit mitreißenden Ereignissen fesseln und einem lebhafte Bilder in den Kopf pflanzen kann. Auf die Art kommt sein interessanter Plot rund um die Partials und die Menschen, die sich in ihrer Zuflucht verschanzen und mit rigorosen Gesetzen ihren eigenen Untergang verhindern wollen, toll zur Geltung.
Leider verliert sich Wells dabei oft in der Handlung, sodass sich besonders der Anfang und der Mittelteil enorm hinziehen. Zwar haben mir die medizinischen Erläuterungen einen ausreichenden Einblick in die Thematik verschafft. Trotzdem erschlagen sie einen mitunter, sodass man Absätze mehrmals lesen muss, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dagegen werden wichtige Hintergründe gar nicht beziehungsweise kaum abgehandelt, sodass man über bestimmte Sachverhalte wie zum Beispiel Die Stimme völlig im Unklaren gelassen wird. Ich hoffe mal, der zweite Band wird in der Hinsicht mehr enthüllen.



Fazit

Dan Wells’ Auftaktband zu seiner Dystopienreihe Partials ist ein etwas holpriger Einstieg in die ganz eigene Version des Autors von der Zukunft. Im Grunde genommen machen der interessante Plot, die gut durchdachten und plausibel erklärten Figuren und ein flüssiger, angenehm zu lesender Schreibstil machen Aufbruch zu einem empfehlenswerten Buch.
Doch die Längen zu Anfang und in der Mitte der Geschichte, die wenigen Erläuterungen zu wichtigen Hintergründen und der fehlende letzte Pfiff bei der Charaktergestaltung haben mich leider zu sehr gestört.
Wer ein Fan von Endzeitgeschichten ist, sich für medizinische Ausführungen interessiert, die alles logisch untermauern, erwachsene und rationalere Teenager bevorzugt und ein heimliches Faible für New York hat, dem kann ich den Roman wirklich ans Herz legen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.07.2023

Kann beinahe mit dem ersten Teil mithalten

Legend (Band 2) - Schwelender Sturm
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Nach dem faszinierenden ersten Teil der Legend-Trilogie musste ich natürlich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Und Schwelender Sturm ist wirklich mehr als ein Lückenfüller, selbst wenn das Buch nicht ...


Nach dem faszinierenden ersten Teil der Legend-Trilogie musste ich natürlich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Und Schwelender Sturm ist wirklich mehr als ein Lückenfüller, selbst wenn das Buch nicht ganz an den Vorgänger heranreicht.
An den Figuren liegt das zumindest nicht. Marie Lu führt sie konsequent fort und stellt sie vor neue Herausforderungen, in denen sie sich beweisen müssen. Dabei bleiben sie sich soweit treu, wie man sie kennen und lieben gelernt hat: Der aufopferungsvolle Day, der sich stets selbst zurücknimmt und die überintelligente June, die sich sehr schwer tut, ihre wahren Empfindungen preiszugeben. Doch beide müssen auf ihre eigene Weise einsehen, dass das, was sie glauben zu wissen, vielleicht gar nicht der Realität entspricht. Diese Erkenntnisse verliehen ihrem jeweiligen Charakter weitere Facetten und machen sie umso glaubhafter und lebensnaher, als sie es noch Fallender Himmel waren.
Unterstützt werden sie dabei von hauptsächlich frisch eingeführten Protagonisten, die man meist auf den ersten Blick so gar nicht einschätzen kann. Gerade das fand ich unglaublich spannend und halte es für einen großen Pluspunkt des Romans.

Der Schreibstil steht demjenigen des vorherigen Bands in Nichts nach: Packend, bewegend und mit ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze gespickt, sodass man sich alles bildlich vorstellen kann. Man ist sofort wieder in der Geschichte drin, wird regelrecht hineingeworfen und von dem Wechsel zwischen Action und Emotionen förmlich mitgerissen. Dazwischen sorgt die Autorin mit wichtigen moralischen Fragen, denen sich ihre Helden stellen müssen, für die nötige Tiefgründigkeit. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen immer mehr und man wird damit konfrontiert, wie weit Menschen gehen würden, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen und was sie dafür zu opfern bereit sind. Oder eben nicht.
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich auch das Gefühlschaos zwischen Day und June weiter, leider nicht in jeder Hinsicht so positiv wie vorher. Es kommen weitere Kandidaten hinzu, was ich sehr unnötig fand, da schon genug Konfliktpotential vorhanden ist. Immerhin gehören die zwei unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an und teilen im Stillen nicht unbedingt dieselben Ansichten über ihre Gegner. Trotzdem ist ihre Lovestory unter den herrschenden Umständen noch wesentlich realistischer als diejenige anderer Dystopien.


Fazit


Schwelender Sturm, der zweite Teil der Legend-Trilogie von Marie Lu, ist wesentlich mehr als nur ein Lückenfüller zwischen Anfang und Ende. Die konsequente und logische Weiterentwicklung der Figuren, die neuen, schwer einzuschätzenden und daher spannenden Nebencharaktere und eine action- und gleichzeitig emotionsreiche Handlung schaffen es, den Leser mitzureißen und zu fesseln.
Allein das Liebeschaos zwischen Day und June, das an manchen Stellen etwas zu übertrieben dargestellt wird, schmälert meiner Meinung nach die Qualität im Vergleich zum ersten Band.
Wer Fallender Himmel geliebt hat, abwechslungsreiche und tiefgründige Dystopien mag und nachvollziehbare Protagonisten zu schätzen weiß, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen.

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  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 26.07.2023

Spannend, aber eigentlich nur eine Einführung

Dohlenwinter
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Auf Dohlenwinter wurde ich auf der Frankfurter Buchmesse aufmerksam und dank der Inhaltsangabe wusste ich: „Das musst du unbedingt lesen!“ Und meine Erwartungen wurden beinahe alle erfüllt.
Was mir sehr ...


Auf Dohlenwinter wurde ich auf der Frankfurter Buchmesse aufmerksam und dank der Inhaltsangabe wusste ich: „Das musst du unbedingt lesen!“ Und meine Erwartungen wurden beinahe alle erfüllt.
Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Figuren. Besonders Sunia und Wulf haben es mir angetan. Sie sind beide hervorragend herausgearbeitet, jeder mit seinen Stärken und Schwächen und genauso unterschiedlich, wie sie sich ähnlich sind. Hier fand ich vor allem dem Kniff des Autors genial, die zwei sich langsam entfremden zu lassen, sodass man ab einem gewissen Punkt nicht mehr einschätzen kann, inwieweit sie sich verändert haben. Und ob sie vielleicht im schlimmsten Fall irgendwann zu Feinden werden oder nicht. Diese Entwicklung macht es so spannend, die Geschwister zu verfolgen und zu rätseln, was mit ihnen im Laufe der Geschichte passieren wird und welche Geheimnisse über sie noch ans Licht kommen.
Die übrigen Charaktere sind ebenfalls sehr lebendig und mit wenigen Sätzen so liebevoll gestaltet, dass man sie sofort bildlich vor Augen hat, sowohl die vermeintlich „Guten“ als auch die „Bösen“.

Der Schreibstil ist relativ schlicht gehalten und passt daher perfekt zu dem einfachen Leben, das die Hauptprotagonisten zu Anfang führen. Gleichzeitig gelingt es Börkelid, hoch im Norden eine magische, unglaublich bildhafte und zudem sehr düstere Welt zu erschaffen, die sich dem Leser erst nach und nach erschließt und einen immer mehr in ihren Bann zieht. Das Spannende dabei ist natürlich, die einzelnen Hintergründe darüber zu erfahren, woher Sunia und Wulf wirklich stammen, was es mit dem Fremden auf sich hat und noch vieles mehr, über das ich kaum etwas verraten kann, ohne zu spoilern. Außerdem sorgt ein interessanter Perspektivenwechsel dafür, dass man noch mehr rätseln und mitfiebern kann, als es zuvor der Fall gewesen ist.
Leider, und das ist mein einziger wirklicher Kritikpunkt, hatte ich auf der letzten Seite des Buches das Gefühl, lediglich eine knappe Einführung erhalten zu haben. Die einzelnen Ereignisse sind spannend, keine Frage, aber das eigentliche Abenteuer hat am Ende noch gar nicht begonnen. Das macht zwar sofort Lust auf einen weiteren Band dieser Saga, frustriert mich allerdings auch, weil ich mit so einem abrupten Schluss überhaupt nicht gerechnet hatte.


Fazit

Anders Börkelids erster Jugendroman Dohlenwinter ist eine magievolle Geschichte voller Geheimnisse und mystischer Rätsel. Mit liebvoll gestalteten Figuren, einer düsteren, nordischen Atmosphäre, die einen schnell in seinen Bann zieht, und einer spannenden Handlung konnte mich der Autor von seinem Werk überzeugen.
Nur das Ende kam mir etwas zu abrupt, vor allem im Vergleich zu den relativ ausführlich beschriebenen Ereignissen zuvor.
Wer skandinavische Mythen liebt, ungewöhnliche Perspektiven mag und interessante, sehr bildhafte Charaktere bevorzugt, für den ist dieses Buch auf alle Fälle lesenswert.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Es gibt Bücher, die sollte man nicht mit dem Verstand lesen

Die Sache mit dem Glück
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Matthew Quick kannte ich hauptsächlich wegen Silver Linings, doch sein neuestes Werk klang noch wesentlich skurriler. Deswegen musste ich es auch unbedingt lesen und bin fast nicht enttäuscht worden.
Die ...

Matthew Quick kannte ich hauptsächlich wegen Silver Linings, doch sein neuestes Werk klang noch wesentlich skurriler. Deswegen musste ich es auch unbedingt lesen und bin fast nicht enttäuscht worden.
Die Geschichte wird im Großen und Ganzen von Bartholomew getragen, einer nicht ganz alltäglichen Figur. Nach außen hin scheint er völlig unselbstständig und viel zu naiv für sein Alter zu sein, aber immer wieder überrascht er den Leser mit einfachen Weisheiten, die wesentlich einleuchtender sind als so manche komplizierte philosophische Betrachtung. Dabei ist besonders sein innerer Zwiespalt unglaublich interessant, der seine Entwicklung so spannend wirken lässt: Er ist gefangen zwischen dem wütenden Männchen in ihm, das ihm nicht viel zutraut, und der Stimme Richard Geres, die er manchmal zu hören glaubt und die ihm Mut macht, das scheinbar Unmögliche zu wagen.
Und auch die übrigen Charaktere bestechen durch ihre Ungewöhnlichkeit und Skurrilität, die ihnen und dem Geschehen die richtige Würze verleihen, ohne übertrieben abgedreht zu sein. Nicht jeden von ihnen habe ich ins Herz geschlossen. Trotzdem enthalten sie alle Wahrheiten über bestimmte Mitmenschen in unserem Alltag, die man nicht leugnen kann.


Der Schreibstil ist dem Helden dieses Romans angepasst, da jener sämtliche Ereignisse in seinen Briefen an sein Vorbild schildert: Recht schlicht, vor allem in Argumentation und Beschreibung, und daher sehr flüssig zu lesen. Obwohl man die Handlung lediglich aus einer Perspektive erlebt, hat man sie oft wirklich plastisch vor Augen und kann Bartholomews Gedankengänge dazu leicht nachvollziehen. Man muss sich zwar auf seine Sicht der Dinge verlassen, wird dadurch allerdings des Öfteren dazu gezwungen, einen Sachverhalt mal ganz anders zu betrachten. Matthew Quick wechselt dabei zwischen lustigen und nachdenklichen Passagen gekonnt ab und konfrontiert einen auf diese Weise mit mehreren ernsten Themen wie Religion, zwischenmenschliche Tabus, Freundschaft, Liebe und alle voran die Suche nach eine eigenen Platz im Leben, selbst wenn man bereits fast vierzig Jahre alt ist.
Leider konnte der Schluss mich nicht ganz so überzeugen. Die einzelnen Auflösungen wirken etwas weit hergeholt und aufgesetzt, wenn man sie nicht bereits vorher geahnt hat. Zu schnell und zu konstruiert präsentiert der Autor gewisse Details, die zwar stimmig zum Rest sind, jedoch zu wenig ausgeführt werden.



Fazit

Matthew Quicks neustes Werk Die Sache mit dem Glück ist ein teils amüsanter, teils nachdenklich stimmender Roman über Selbstfindung und Selbstverwirklichung. Mit einem ungewöhnlichen Hauptcharakter, der gerade durch seine Unbedarftheit besticht, skurrilen Nebenfiguren, einfachen Weisheiten ohne komplizierte Ausführungen und vielen tragikomischen Situationen schafft der Autor eine Wohlfühlgeschichte mit ernsten Zwischentönen, die auch nicht mehr sein will.
Leider wirkt der Schluss etwas zu übereilt und zu sehr auf Happy End getrimmt, dass ein Stück weit des vorherigen Charmes der Handlung verloren geht.
Wer gerne Storys liest, die eher das Herz als den Verstand ansprechen, deren Protagonisten sich positiv vom üblichen Einheitsbrei abheben und Matthew Quick sowieso zu schätzen weiß, für den ist dieses Buch wunderbar geeignet.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Ungewöhnliche Mischung aus Waterworld und Jugenddrama

Herrscher der Gezeiten
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Auf Herrscher der Gezeiten habe ich mich schon länger gefreut, seit ich den Titel in der Vorschau des Verlags entdeckt habe. Und ich muss sagen, das lange Warten hat sich wirklich gelohnt, selbst wenn ...

Auf Herrscher der Gezeiten habe ich mich schon länger gefreut, seit ich den Titel in der Vorschau des Verlags entdeckt habe. Und ich muss sagen, das lange Warten hat sich wirklich gelohnt, selbst wenn mich nicht alles überzeugen konnte.
Die Figuren sind meiner Meinung nach ein Pluspunkt der Dystopie, zumindest die meisten unter ihnen. Nicht alle werden einem sympathisch vorkommen, aber der Autorin ist es toll gelungen, sie nicht zu oberflächlich oder zu leicht durchschaubar zu gestalten. Bis auf Coe, aus deren Perspektive die Geschichte geschrieben ist, rätselt man immer wieder mit ihr über die Motive und Beweggründe der Menschen um sie herum. Obwohl sie auf den ersten Blick so wirken, als könne man sie leicht einschätzen, offenbaren sie nach und nach Seiten von sich, mit denen man so nicht gerechnet hätte, allen voran Prinzessin Star.
Doch es war der Hauptcharakter, der mir am besten gefallen hat: Sie ist keine typische attraktive Heldin, sondern gehandicapt durch ihre fehlende Hand und die Tatsache, dass sie als Kloputzfrau nicht unbedingt den angenehmsten Körpergeruch verströmt. Dennoch steht sie für das mutig ein, was ihr Vater ihr beigebracht hat: Mitgefühl und die Sorge um andere kann als Einziges die Gemeinschaft von Tides erhalten. Dafür kämpft sie und legt sich schon mal mit Stärkeren und Mächtigeren an und lässt sich durch nichts unterkriegen. Und das trotz ihrer starken Selbstzweifel.


Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und typisch jugendlich gehalten, richtig passend zu Coe, welche über sämtliche Ereignisse berichtet. Durch sie entdeckt man die völlig anderen Lebensbedingungen, unter denen sie leiden muss, die trotzdem mit einigen Parallelen zu unserer heutigen Zeit aufwarten. Themen wie gnadenloser Konkurrenzkampf oder die extreme Wichtigkeit einer hohe sozialen Stellung werden in dieser Zukunftsvision drastisch auf die Spitze getrieben, sodass zwischenmenschliche Gefühle zur Gefahr werden können. Das wird auch sehr realistisch an den Protagonisten dargestellt, die erst nach und nach lernen, durch welche Gesten man seine Zuneigung zum Ausdruck bringen kann.
Hinzu kommt das mitreißende Geschehen, über dessen Hintergründe man langsam mehr erfährt, obwohl nicht alle Details geklärt werden und so manches Geheimnis noch im Dunkeln bleibt.
Zu Anfang allerdings ist der Einstieg etwas holprig, bis man sich in diese fremde Welt hineingefunden hat. Auch der eine oder andere Handlungsstrang wirkt von vornherein vorhersehbar und wenig überraschend, was aber der Spannung nicht schadet.


Fazit

Mit Herrscher der Gezeiten ist Nichola Reilly eine ungewöhnliche und doch typische Jugenddystopie gelungen. Das wenig alltägliche Setting, das ein bisschen an Waterworld erinnert, die nicht so leicht durchschaubaren Figuren, ein passender Schreibstil und eine spannende Handlung konnten mich von dem Buch sofort überzeugen.
Leider braucht die Geschichte ein paar Kapitel, um richtig in Fahrt zu kommen und das Geschehen ist an gewissen Stellen zu vorhersehbar, um die volle Punktzahl zu vergeben.
Wer aber gute Endzeitstorys mag, sich für toll durchdachte Charaktere begeistern kann und für den eine bedrückende, kaum emotionale Atmosphäre mal was ganz Besonderes ist, der sollte diesen Roman unbedingt lesen.

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