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Veröffentlicht am 26.07.2023

Bilder einer Ehe auf dem Weg durch Europa

Drei auf Reisen
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Nachdem ich erfahren hatte, dass David Nicholls’ neustes Buch bald auf Deutsch erscheinen würde, musste ich mich einfach bei der Leserunde af Wasliestdu? dazu bewerben. Und obwohl mir Drei auf Reisen nicht ...

Nachdem ich erfahren hatte, dass David Nicholls’ neustes Buch bald auf Deutsch erscheinen würde, musste ich mich einfach bei der Leserunde af Wasliestdu? dazu bewerben. Und obwohl mir Drei auf Reisen nicht ganz so gut gefallen hat wie Zwei an einem Tag, konnte es mich trotzdem begeistern.
Besonders die Figuren fand ich toll gestaltet. Da die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird, erfährt man natürlich am meisten über Douglas, seine Gedanken, Gefühle und Beweggründe. Er ist kein einfacher Charakter, gefangen in seinen Wert- und Lebensvorstellungen für sich und seine Familie, die es ihm schwer machen, seine Empfindungen verständlich auszudrücken. Er glaubt zu wissen, was das Beste für seine Frau und seinen Sohn ist, erkennt aber nicht, dass sie über vieles ganz anders denken als er. Er ist ein strikt rational denkender Mann, der sich verzweifelt bemüht, alles richtig zu machen und daran scheitert, nicht zu bemerken, dass sein Richtig und Falsch nicht für alles und jeden gelten kann.
Ihm gegenüber steht seine Frau Connie, lebenslustig, kreativ, impulsiv und vor allem eher emotional veranlagt. Wie die zwei zusammengefunden haben, kann ich mir gut vorstellen, doch wie sie so lange zusammenbleiben konnten, ist mir ein Rätsel. Scheinbar war wirklich Albie, der typisch egoistische und gleichzeitig so unsichere und verletzliche Teenager, die Ursache dafür, dass ihre Ehe über zwanzig Jahre gehalten hat.


Der Schreibstil passt wunderbar zum Protagonisten, aus dessen Perspektive das Buch geschrieben ist: Relativ schnörkellos, kaum poetisch, einfach, mit viel verstecktem Humor und wenig emotional. Und dennoch stecken in ihm sämtliche Gefühle, die Douglas so sehr zu unterdrücken versucht. Denn darum dreht sich die Handlung hauptsächlich: Um einen Mann, der sich gezwungen sieht, sich selbst neu zu finden und sein Leben neu zu definieren, um das aussichtslose Festhalten an der Vergangenheit und eine schleichende, plötzlich offensichtliche Veränderung, die das bisher Gekannte auf den Kopf stellt. Das schildert Nicholls mit der nötigen Feinfühligkeit und Detailliertheit, sodass man die Geschehnisse und die Verhaltensweisen der Beteiligten toll nachvollziehen kann. Gerade der Schluss, unerwartet versöhnlich und dennoch nicht kitschig, zeigt, dass Verlust nicht unbedingt verletzende Einsamkeit zur Folge haben muss, wie manche meinen.
Leider verliert sich der Autor dabei oft in seinen Schilderungen und seinem stetigen Wechsel zwischen Damals und Heute, was die Story an einigen Stellen unnötig in die Länge zieht. Auch die einzelnen, an sich interessanten Orte der Reise hätten meiner Meinung nach vielleicht eine etwas größere Rolle spielen können. So wirken sie teilweise wie beliebig austauschbare Kulissen.


Fazit

Das neuste Werk von David Nicholls ist ein tiefgründiger, lebensnaher Roman über die Höhen und Tiefen einer Ehe und die Vergänglichkeit des Glücks. Mit nachvollziehbar gestalteten Charakteren, einer realistischen, ausführlich behandelten Thematik und einem versöhnlichen Schluss weiß das Buch zu überzeugen.
Leider tröstet das nicht über die ärgerlichen Längen zwischendurch hinweg und auch die einzelnen Stationen der Reise bleiben mir einfach oft zu blass.
Wer die Art des Autors zu erzählen liebt, gerne Geschichten über die Ernsthaftigkeit des Lebens und mit einem überraschenden Ende liest und sich für Figuren begeistern kann, die möglichst detailliert dargestellt sind, für den ist Drei auf Reisen wunderbar geeignet.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Ein packender dritter Teil der Luna-Chroniken

Die Luna-Chroniken 3: Wie Sterne so golden
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Nachdem ich Wie Monde so silbern und Wie Blut so rot regelrecht verschlungen habe, musste ich natürlich auch den dritten Band der Luna-Chroniken unbedingt haben. Und obwohl Wie Sterne so golden nicht ...

Nachdem ich Wie Monde so silbern und Wie Blut so rot regelrecht verschlungen habe, musste ich natürlich auch den dritten Band der Luna-Chroniken unbedingt haben. Und obwohl Wie Sterne so golden nicht völlig an die Vorgänger heranreicht, war ich wieder schwer begeistert.
Gerade Cress habe ich von Anfang an gemocht. Sie ist sehr verträumt, ziemlich naiv, chaotisch und unbedarft, ein erfrischender Gegensatz zu einer toughen Cinder und einer aufbrausenden Scarlet. Da sie ihr halbes Leben lang von allem und jedem abgeschnitten war mit kaum Kontakt zur Außenwelt, ist es wenig verwunderlich, dass sie ihre eigenen Vorstellungen von der Welt und ihrem näheren Umfeld hat. Allerdings ist sie auch bereit, diese an die Realität anzupassen, besonders im Fall von Thorne, der ganz anders ist, als sie es sich anfangs erträumt hat. Und sie schafft es, immer mehr über sich hinauszuwachsen und andere Seiten an sich zu entdecken, zum Beispiel ihre innere Stärke und ihren Mut.
Herausragend fand ich zudem Thorne, der mit einer ganz neuen Erfahrung konfrontiert wird, die ich für eine richtig tolle Idee halte. So erlebt man ihn auf eine Weise und gleichzeitig durch die Augen von Cress, die für seine Gaunereien ganz eigene Motive findet.
Die übrigen Charaktere werden nachvollziehbar weitergeführt. Hier hat mir besonders Cinders wachsender innerer Konflikt mit ihren Fähigkeiten gefallen.


Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt fesselnd und hat mich wieder sofort mitgerissen, vor allem in den Beschreibungen des Satelliten, des Alls und der übrigen Handlungsorte. Ich freue mich schon auf den vierten Band, in dem Luna hoffentlich in den Vordergrund rückt und man über die Städte auf dem Mond mehr erfährt. Hier steht dagegen erneut die Erde im Vordergrund, auf der sich die Ereignisse überschlagen, gewürzt mit viel Humor, Spannung und unerwarteten Wendungen und zugespitzt auf ein actiongeladenes Finale, das locker mit denjenigen der beiden Vorgänger mithalten kann.
Bis dahin zieht sich die Handlung allerdings an einigen Stellen. Zwar fand ich die Liebesgeschichte zwischen Cress und Thorne sehr erfrischend, gerade weil hier Phantasie und Wirklichkeit so wunderbar genial aufeinander treffen und sich erst angleichen müssen. Aber besonders der Mittelteil gestaltet sich dadurch etwas zu langatmig, selbst wenn ich die vielen einfallsreichen Details und die gut durchdachte Story zu schätzen weiß. Trotzdem hätte man gewisse Szenen durchaus weglassen oder kürzen können, was bei meiner Gesamtbewertung nur leicht ins Gewicht fällt.



Fazit

Der dritte Band der Luna-Chroniken, Wie Sterne so golden, setzt die Reihe würdig und gewohnt genial fort. Mit einer weiteren, einfach nur liebenswerten Hauptfigur, dem altbekannten, immer noch begeisterungswürdigen Ensemble, einem fesselnden Schreibstil, einer bezaubernden Liebesgeschichte und viel spannungsgeladenen Szenen konnte mich der Roman von sich überzeugen.
Nur die Längen im Mittelteil zogen die Handlung etwas zu sehr in die Länge, ein Eindruck, der bei den Vorgängern nie aufkam.
Wer die beiden ersten Teile der Buchserie liebt, gerne eine etwas andere Science-Fiction-Version von Rapunzel lesen würde und sich für gut durchdachte, detaillierte Plots begeistern kann, für den ist auch Marissa Meyers neustes Werk auf Deutsch wunderbar geeignet.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Vielversprechender ausbaufähiger erster Teil

Frostkuss
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Über die Mythos Academy Reihe bin ich schon auf so vielen Blogs gestolpert, dass ich unbedingt anfangen musste sie zu lesen. Frostkuss hat mich positiv überrascht, auch wenn ich hoffe, dass sich die ...



Über die Mythos Academy Reihe bin ich schon auf so vielen Blogs gestolpert, dass ich unbedingt anfangen musste sie zu lesen. Frostkuss hat mich positiv überrascht, auch wenn ich hoffe, dass sich die Autorin mit den weiteren Büchern noch steigert, wie viele versprechen.
Allen voran die Hauptfigur fand ich toll gestaltet. Aufgrund ihrer Gabe ist Gwen nicht gerade der kontaktfreudigste Teenager, was zudem nachvollziehbar begründet wird. Sie hat zuviel gesehen und miterlebt, was anderen zugestoßen ist, und ist deswegen vorsichtiger denn je, was ihre Fähigkeiten angeht. Sie zieht sich möglichst von ihren Mitmenschen zurück und tut sich vor allem mit Liebesbeziehungen sehr schwer. All das war meiner Meinung nach mal eine erfrischende Abwechslung zu den Mädchen, die sich sofort ihrem Angebeteten an den Hals werfen. Allerdings muss ich gestehen, dass sie mir manchmal etwas zuviel nachdenkt, was gleichzeitig zu unnötigen Längen in der Story führt.
Über Logan dagegen hätte ich gerne mehr erfahren, denn er macht insgesamt einen geheimnisvollen und interessanten Eindruck. Er hat ganz sicher so einiges zu verbergen, was ich als Gewinn für die Nachfolgebände betrachte.
Die übrigen Charaktere sind ebenfalls meist detailliert gestaltet, allen voran Daphne und Professor Metis, die mich ständig ein bisschen an eine mögliche Tochter von Dumbledore und Professor McGonagall erinnert hat.


Der Schreibstil passt zu Gwen: Frech, zynisch, mit viel Humor und eher jugendlich gehalten ist er wunderbar flüssig zu lesen und schafft es häufig, den Leser mitzureißen. Als Hürden stellen einen sich dabei die schon erwähnten, sich oft wiederholenden Gedankenspiele der Hauptheldin in den Weg. Das lässt die eigentlich spannende und plastisch erzählte Geschichte immer wieder stocken und sorgt für Langeweile.
Nichtsdestotrotz hat mir besonders das Setting, das ein bisschen wie eine Mischung aus Percy Jackson und Harry Potter erscheint, richtig gut gefallen. Ich hatte die einzelnen Schauplätze beinahe bildlich vor Augen, während ich mit den Protagonisten durch die Schule spazierte. Dorthin möchte ich unbedingt wieder hinreisen, da zusätzlich die Atmosphäre perfekt dazu harmoniert hat: Mal düster, mal hip, mal witzig führt sie einen durch die wendungsreiche Handlung und tröstet über den zugegebenermaßen recht simplen Plot hinweg. Gerade zum Ende hin passierte einiges, das ich so nie erwartet hätte, was mich gleich dazu bewogen hat, mir den zweiten Teil zu besorgen.



Fazit

Frostkuss ist ein gelungener, wenn auch nicht völlig perfekter Einstieg in die Mythos Academy Reihe von Jennifer Estep. Eine gut durchdachte, nachvollziehbare Hauptfigur, interessante Nebencharaktere, ein flüssig zu lesender Schreibstil und eine wendungsreiche, meist mitreißende Handlung waren für mich die großen Pluspunkte des Buchs.
Leider verliert sich die Autorin oft in den sich inhaltlich wiederholenden Gedankengängen ihrer Heldin und nimmt dadurch vielen Szenen die Spannung.
Wer vielschichtige weibliche Hauptpersonen liebt, ein Faible für Mythologie und die Antike hat und mal eine etwas anders geprägte amerikanische Eliteschule kennenlernen will, der sollte dieser Romanserie unbedingt eine Chance geben!

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Fantasievolle Geschichte mit unnötigen Längen

Skylark - Der eiserne Wald
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Skylark: Der Eiserne Wald war eines der Bücher, die ich dank ihrer Inhaltsangabe unbedingt lesen musste. Die Geschichte hielt auch weitestgehend, was sie versprach, nur eben nicht hundertprozentig.
An ...

Skylark: Der Eiserne Wald war eines der Bücher, die ich dank ihrer Inhaltsangabe unbedingt lesen musste. Die Geschichte hielt auch weitestgehend, was sie versprach, nur eben nicht hundertprozentig.
An den Figuren lag das nur zu einem kleinen Teil, obwohl ich erst mit Lark warm werden musste. Anfangs konnte ich sie nicht wirklich einschätzen, aber das legte sich schnell, denn ihr Charakter wird nur langsam enthüllt. Mit jeder neuen Herausforderung entdeckt sie weitere Facetten an sich, was insofern realistisch ist, da sie selbst kaum versteht, wer sie wirklich ist und zu was sie imstande sein kann. Das macht sie so authentisch und ihr Handeln so nachvollziehbar, wie ich es selten bei einem Protagonisten erlebt habe. Unsicher und doch entschlossen, das zu tun, was sie für richtig hält, scheinbar nicht in der Lage, allein in der Wildnis zu überleben und dennoch Kräfte zu besitzen, die sie nicht versteht, mit diesen Gegensätzen konfrontiert die Autorin den Leser und macht Lark zu so etwas Besonderem. In mehrfacher Hinsicht.
Und auch die Nebenpersonen glänzen durch die Vielschichtigkeit, die man erst nach und nach erkennt. Darunter sticht vor allem mein heimlicher Favorit Nix hervor, ein mechanischer Kobold mit einer faszinierenden eigenen Persönlichkeit.


Mit ihrem bildhaften, flüssig zu lesenden Schreibstil erschafft Meagan Spooner eine interessante Welt in einer Mischung aus düsterer Zukunftsvision und Fantasyelementen. Ausführlich, aber nicht zu umständlich oder kompliziert führen einen die Sätze durch die Handlung, die mit Spannung, Einfallsreichtum und anschaulichen Schauplätzen aufwartet und so zu begeistern weiß. Dadurch wird man immer wieder an die Seiten gefesselt und will oft genug wissen, wie es weitergeht und Lark die nächste gefährliche Situation meistert.
Allerdings habe ich mich besonders in der Mitte des Romans durch etliche Längen gequält. Bestimmte Szenen erschienen mir komplett überflüssig und manche Beschreibungen waren mir zu ausufernd, vor allem für Orte, an denen die Heldin nur kurz verweilt. Gleichzeitig sind zum Ende hin viele Entwicklungen einfach zu vorhersehbar, was die Lesfreude trübt. Und der finale Showdown kommt nach dem langwierigen Vorgeplänkel unglaublich plötzlich und deswegen ein bisschen konstruiert daher.
Dennoch werde ich diese Trilogie unbedingt weiterverfolgen, da jene Welt mal was ganz anderes ist.



Fazit

Skylark: Der Eiserne Wald ist ein ausführlicher und einfallsreicher Einstieg in Meagan Spooners Version einer Fantasy-Dystopie. Ihr vielschichtiger Hauptcharakter, Nebenfiguren mit Tiefe, ein ansprechender, anschaulicher Schreibstil und eine neuartige, faszinierende Welt machen den Roman zu einem besonderen Leseereignis.
Allerdings sorgen etliche Längen in der Geschichte, vor allem im Mittelteil, vorhersehbare Ereignisse zum Ende hin und ein zu überstürzter Schluss dafür, dass die Story mich nicht vollkommen überzeugen konnte.
Wer gerne ungewöhnliche Genremixes liest, ein Faible für authentische Protagonisten hat und detailliert ausgeschmückte Schauplätze liebt, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Dystopie mit interessantem Plot, einigen Längen und wenig Erklärungen

Aufbruch
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Über die Partials-Reihe habe ich schon einiges gehört und das Cover hatte mich irgendwie sofort angesprochen. Auch wenn mich die Inhaltsangabe an Dark Canopy erinnerte, konnte mich das Buch nicht so mitreißen ...

Über die Partials-Reihe habe ich schon einiges gehört und das Cover hatte mich irgendwie sofort angesprochen. Auch wenn mich die Inhaltsangabe an Dark Canopy erinnerte, konnte mich das Buch nicht so mitreißen wie das Werk von Jennifer Benkau.
Zum kleinen Teil lag das mit an den Figuren. Eigentlich gelingt es Dan Wells im Weitesten, glaubhafte und gut durchdachte Charaktere zu schaffen. Ihre Motive und Beweggründe werden plausibel und nachvollziehbar dargestellt, gerade bei Kira, der Hauptheldin, die so versessen darauf ist, RM zu heilen und alles dafür zu tun, um das Baby ihrer besten Freundin zu retten. Ihre heimliche Angst, selbst zu einer Gebärmaschine und später zu einer der völlig am Boden zerstörten Mütter zu werden, macht ihre Entschlossenheit umso verständlicher. Doch manchmal erscheint sie mir etwas zu überlegt, zu kühl für ihr Alter. Immerhin ist sie noch ein Teenager, bleibt aber meist rational und zu ruhig für meinen Geschmack. Gleichzeitig reagiert sie manchmal zu unvorhersehbar emotional, was nicht dazu passen will.
Ähnlich erging es mir auch bei ihren Freunden, unter denen die temperamentvolle Xochi noch am ehesten positiv heraussticht: Jeder unter ihnen hat seine individuelle Persönlichkeit und wirkt nicht unrealistisch, allerdings fehlt ihnen eine gewisse Lebendigkeit. Zu dem Einzigen, zu dem dies wirklich passt, das ist Samm, der Partial, mein heimlicher Favorit unter den Protagonisten, über den ich gerne mehr erfahren würde.


Der flüssige Schreibstil ist angenehm zu lesen und fängt viel von Kiras Wesen ein, da er hauptsächlich kurz gehalten und mit vielen Beschreibungen gespickt ist. Dadurch kann man sich das zukünftige New York mit all seinen leeren Straßen und verfallenen Häusern sehr bildlich vorstellen und mir hat diese Version von Manhattan unglaublich gut gefallen. In der Hinsicht hat der Autor bewiesen, dass er einen mit mitreißenden Ereignissen fesseln und einem lebhafte Bilder in den Kopf pflanzen kann. Auf die Art kommt sein interessanter Plot rund um die Partials und die Menschen, die sich in ihrer Zuflucht verschanzen und mit rigorosen Gesetzen ihren eigenen Untergang verhindern wollen, toll zur Geltung.
Leider verliert sich Wells dabei oft in der Handlung, sodass sich besonders der Anfang und der Mittelteil enorm hinziehen. Zwar haben mir die medizinischen Erläuterungen einen ausreichenden Einblick in die Thematik verschafft. Trotzdem erschlagen sie einen mitunter, sodass man Absätze mehrmals lesen muss, um die Zusammenhänge zu verstehen. Dagegen werden wichtige Hintergründe gar nicht beziehungsweise kaum abgehandelt, sodass man über bestimmte Sachverhalte wie zum Beispiel Die Stimme völlig im Unklaren gelassen wird. Ich hoffe mal, der zweite Band wird in der Hinsicht mehr enthüllen.



Fazit

Dan Wells’ Auftaktband zu seiner Dystopienreihe Partials ist ein etwas holpriger Einstieg in die ganz eigene Version des Autors von der Zukunft. Im Grunde genommen machen der interessante Plot, die gut durchdachten und plausibel erklärten Figuren und ein flüssiger, angenehm zu lesender Schreibstil machen Aufbruch zu einem empfehlenswerten Buch.
Doch die Längen zu Anfang und in der Mitte der Geschichte, die wenigen Erläuterungen zu wichtigen Hintergründen und der fehlende letzte Pfiff bei der Charaktergestaltung haben mich leider zu sehr gestört.
Wer ein Fan von Endzeitgeschichten ist, sich für medizinische Ausführungen interessiert, die alles logisch untermauern, erwachsene und rationalere Teenager bevorzugt und ein heimliches Faible für New York hat, dem kann ich den Roman wirklich ans Herz legen.

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