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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2023

Monumentaler und atmosphärischer Einblick in die Zwanziger Jahre

The Diviners - Aller Anfang ist böse
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Ich muss zugeben, dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, seit ich es das erste Mal gesehen hatte. Es klang so vielversprechend, dass ich schon ganz gespannt auf den Inhalt war. Und zum großen Teil konnte ...

Ich muss zugeben, dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, seit ich es das erste Mal gesehen hatte. Es klang so vielversprechend, dass ich schon ganz gespannt auf den Inhalt war. Und zum großen Teil konnte es mich auch von sich überzeugen.
Die Figuren an sich waren bereits ein gewisses Highlight: Gerade die Tatsache, dass ich nicht alle von ihnen sympathisch fand oder es mochte, wie sie bestimmte Dinge handhabten, war für mich sehr spannend. Denn stimmig waren sie alle und machten die Geschichte erst lebendig und abwechslungsreich. Ob nun die lebensfrohe Evie mit dem großen Mundwerk und ihrem Leichtsinn, der undurchsichtige Sam, der gerne andere mit seinem Charme und seinen frechen Sprüchen blendet, um seine Verletzlichkeit zu verbergen oder Memphis, der vor allem seinen Bruder schützen und sich gleichzeitig aus seiner Armut befreien will, sie alle sind facettenreich gestaltet und gut durchdacht. Selbst die Nebencharaktere hatten alle ihre jeweils ganz eigene Persönlichkeit, die Libba Brays New York der wilden Zwanziger bereichern. Und gerade der Böse hatte etwas Hypnotisches an sich, gerade weil man viel und trotzdem nicht zuviel über seinen Hintergrund erfährt.


Der Schreibstil ist zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig. Oft lange, verschachtelte Sätze, ausführliche Umschreibungen für banale Umstände und Szenen, die die Handlung gar nicht weiterbringen, sondern eher ausbremsen, sind Dinge, die viele Leser wahrscheinlich unglaublich stören. Ich dagegen fand, es passte zur Atmosphäre. Eigentlich hatte ich es mir wesentlich schlimmer vorgestellt, doch die Längen hielten sich meiner Meinung nach in Grenzen. Man muss es allerdings mögen und sich darauf einlassen. Und dann wird man auch in die richtige Stimmung versetzt, erlebt die amerikanische Metropole und ihre Umgebung zu der Zeit hautnah und hat sie direkt vor Augen. Die düsteren Ereignisse erscheinen so noch gruseliger und mysteriöser und die Spannung erwischt einen schleichend und dann zum Ende mit voller Wucht.
Allerdings gibt es einen Punkt, über den ich nicht so glücklich war und das war der Showdown. Nachdem sich die Autorin soviel Zeit gelassen hat, um auf ihn hinzuarbeiten und die Diviners allmählich zusammenzubringen, war der eigentliche Kampf mit dem Bösen viel zu leicht und zu schnell vorbei. Außerdem verliefen scheinbar so wichtige Handlungsstränge im Sand, was mich noch mehr frustriert hat. Daran kann auch der interessante Ausblick am Schluss auf den zweiten Band nichts ändern.



Fazit

The Diviners: Aller Anfang ist böse ist ein gelungener Einstieg in Libba Brays Fantasyversion der Zwanziger Jahre in New York. Mit facetten- und abwechslungsreichen Charakteren, die die Geschichte bereichern, einem eigenwilligen Schreibstil, den man mögen muss und einer Geschichte, die erst langsam an Fahrt gewinnt und dennoch die passende Atmosphäre verströmt, konnte mich das Buch begeistert.
Das einzig Störende für mich waren der viel zu knappe und unaufregende Showdown und die losen Handlungsstränge, die komplett im Nichts verlaufen.
Wer ein Faible für die wilden Zwanziger hat und diese gern etwas übernatürlich erleben möchte, lebendige Figuren liebt, die nicht jedem sympathisch sein müssen und sich an ausufernden Formulierungen nicht stört, der sollte diesem Roman trotz seiner siebenhundert Seiten eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Interessanter Plot mit ärgerlichen Längen

Das Dunkel der Seele
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Als ich den Klappentext zu Das Dunkel der Seele las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Ich wollte schon länger wieder einmal eine engelhaft angehauchte Geschichte lesen, wie es das Cover verspricht. ...

Als ich den Klappentext zu Das Dunkel der Seele las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Ich wollte schon länger wieder einmal eine engelhaft angehauchte Geschichte lesen, wie es das Cover verspricht. Leider konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen.
Das lag nur zum Teil an den Figuren. Haven, Dante und Lance haben jeweils ihre ganz eigenen Persönlichkeiten, mit denen sie den Leser überzeugen und für sich einnehmen können. Besonders den besten Freund der Hauptheldin habe ich dank seines umwerfenden Charmes und seiner Ehrlichkeit sofort ins Herz geschlossen und fand es daher sehr schade, dass er im Mittelteil weniger präsent war.
Die Bösen waren dagegen meiner Meinung nach etwas blass und klischeebeladen, sodass zwar ihre Seelenlosigkeit unterstrichen wird, sie aber auch gleichzeitig eher langweilig als Furcht einflößend wirken. Das war vor allem im Fall von Aurelia frustrierend, da sie echt Potential zu einem gefährlichen und faszinierenden Gegner hatte. Einzig Lucian sticht aus der Gruppe hervor und zeigt zumindest einen gewissen Ansatz von charakterlicher Tiefe, selbst wenn ich von seiner Entwicklung noch nicht völlig überzeugt bin.


Der Schreibstil entspricht der Qualität anderer Jugendbücher: Er ist sehr flüssig zu lesen, spiegelt wunderbar die Gefühle und Gedanken Havens wider und erschafft eine passende Atmosphäre für das luxuriöse, alterwürdige und zugleich unheimliche Lexington Hotel. Dabei werden interessante Details zu Al Capone und dem Chicago seiner Zeit eingestreut, die über einige Längen in der Handlung hinweghelfen. Ab einem gewissen Punkt kann man sich dann den spannenden Ereignissen nicht mehr entziehen, wenn unerwartete Geheimnisse gelüftet werden und der finale Kampf beginnt.
Bis dahin zieht sich die Story allerdings immer wieder wie Kaugummi, der sich einfach nicht von der Schuhsohle lösen will. Gerade am Anfang muss man viel Geduld mitbringen, da sich die Autorin in zahlreichen unwichtig erscheinenden Details verliert. Zudem kommt die eine oder andere Wendung zu leicht beziehungsweise zu gewollt daher, als müsste man bestimmte Dinge mit Gewalt hinbiegen, damit am Ende die Guten siegen. Das war etwas, das meiner Meinung nach nicht hätte sein müssen, denn der Plot hat an sich so viel ungenutztes Potential, das dem Roman mehr als ein paar Mal deutlich anzumerken ist.



Fazit

Der erste Band der Engel-Serie Die Erleuchtete von Aimee Agresti ist ein guter Einstieg in die Fantasyreihe. Die lebendigen Hauptfiguren, die einen in ihrer Unterschiedlichkeit mitreißen und von sich begeistern können, das offensichtliche Potential des Plots, der flüssig zu lesende Schreibstil und die Spannung zum Ende hin sprechen für sich.
Leider wirken die Nebencharaktere, besonders die bösen, blass und keineswegs so teuflisch, wie sie hätten sein können. Außerdem verliert sich die Autorin gerne in unwichtigen Details, die die Story unnötig in die Länge ziehen und beim Lesen Langeweile aufkommen lassen.
Wer sich gerne Romane liest, die mit sympathischen und facettenreichen Protagonisten aufwarten können, traditionellen Geschichten über den Kampf Gut gegen Böse viel abgewinnen kann und sich zudem mit dem alltäglichen Leben von Jugendlichen stark identifiziert, für den ist dieses Buch wunderbar geeignet.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Absolut nicht mit Dan Brown vergleichbar!

Das Vermächtnis. The Legacy
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Ich muss gestehen, die Inhaltsangabe klang spannend. Und auch der Vergleich mit Dan Brown hat mich sofort angesprochen. Doch beides macht leider noch lange kein gutes Buch aus, wie ich bei Das Vermächtnis ...

Ich muss gestehen, die Inhaltsangabe klang spannend. Und auch der Vergleich mit Dan Brown hat mich sofort angesprochen. Doch beides macht leider noch lange kein gutes Buch aus, wie ich bei Das Vermächtnis feststellen musste.
Zuerst einmal konnte ich mir von den Figuren überhaupt kein Bild machen. Besonders Gabriel blieb mir bis zum Schluss fremd. Seine Dyslexie und seine heimliche Leidenschaft für den Brückenbau sollten ihn vermutlich menschlicher erscheinen lassen, aber auf mich wirkten beide Eigenschaften aufgesetzt und unpassend. Sie hauchten dem Protagonisten einfach kein Leben ein und konnten auch nicht über die Widersprüche in seinem Handeln hinwegtäuschen. Zuerst agiert er sehr passiv und in seiner Unsicherheit gefangen und plötzlich wird er zu einem mutigen, selbstbewussten Helden, ohne dass dazwischen irgendeine nachvollziehbare Entwicklung zu erkennen wäre.
Ähnlich erging es mir dem übrigen Ensemble. Sie sind allesamt schablonenhaft und unausgereift gezeichnet, was ich vor allem im Fall von Arthur Whyte sehr schade finde, denn er hatte durchaus Potential.


Der Schreibstil ist ebenfalls ziemlich gewöhnungsbedürftig und meiner Meinung nach mit daran schuld, dass die einzelnen Personen so platt dargestellt sind. Die meist kurzen, knappen Sätze werden oft von seltsamen hochtrabenden Formulierungen abgelöst, die weder zu der jeweiligen Situation noch zu den Charakteren passen. Da ansonsten an weitschweifigen Schilderungen gespart wird, fallen diese Aussetzer umso mehr auf. Ich weiß nicht, ob das an der Übersetzung liegt, denn bisher wurde das Original noch nicht veröffentlicht. Trotzdem stört es erheblich und reißt einen immer wieder mitten aus dem Geschehen, weil man solche Worte in dem Zusammenhang nie erwartet hätte.
Die Handlung ist ebenfalls recht sprunghaft. Ich kenne es von anderen Romanen, dass Logikbrüche vorhanden sind und normalerweise kann ich darüber hinwegsehen, wenn die Spannung mich mitreißt. Aber hier erwarten einen oftmals nur Langeweile, Kapitel, die völlig unnötig sind und zudem ein eigentlich guter Plot, der viel zu viel in sich vereinen will und kaum etwas wirklich ausführt. Es stören die losen Fäden, vernachlässigte Themen wie die Kunst, die in einem Kunstthriller eine wesentlich größere Rolle spielen sollten, und die unterschiedlichsten Organisationen, deren vielfältigen Interessen nur so aneinandergereiht und nicht komplex ineinander verwoben sind. Daher ist der Vergleich mit Dan Brown viel zu optimistisch für meinen Geschmack.



Fazit

Das Vermächtnis von Richard Surface ist eines der wenigen Rezensionsexemplare der letzten Monate, denen ich so gar nichts abgewinnen konnte. Platte, schablonenhafte Charaktere, eine ebenso unausgereifte Geschichte und ein sehr gewöhnungsbedürftiger Schreibstil haben dafür gesorgt, dass ich mich durch diese Lektüre regelrecht quälen musste.
Lediglich die Ansätze, die an der Figur des Arthur Whyte und am Plot erkennbar waren, haben mich dazu bewogen, das Erstlingswerk mit einem Stern zu bewerten.
Wer einen einfachen Unterhaltungsroman sucht, keine komplexe Handlung braucht, um die Lektüre zu genießen, und auch nicht unbedingt nachvollziehbare Protagonisten erwartet, für den ist das Buch bestimmt besser geeignet.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Überraschend magisches Lesevergnügen

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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Schon als ich das Cover auf der Verlagsseite von Bastei Lübbe entdeckt habe, wollte ich den Inhalt dazu unbedingt kennenlernen. Die Leseprobe hat mich dann völlig mitgerissen, genau wie die gesamte Geschichte, ...

Schon als ich das Cover auf der Verlagsseite von Bastei Lübbe entdeckt habe, wollte ich den Inhalt dazu unbedingt kennenlernen. Die Leseprobe hat mich dann völlig mitgerissen, genau wie die gesamte Geschichte, die ich nur empfehlen kann.
Ein großer Pluspunkt sind die Figuren, allen voran Elias und Laia. Beide haben ihre ganz eigenen schwerwiegenden Probleme und ihre jeweilige Art damit umzugehen. Die innere Zerrissenheit, die jeden von ihnen umtreibt, gibt ihnen die nötige Tiefe, um die Geschichte zu tragen. Immer wieder fragt man sich, wie sie sich als nächstes entscheiden werden, ob nun für ihre Familie, ihre Freunde, ihre Gefühle oder ihre Freiheit. Dabei sind ihre Ängste, Befürchtungen und restlichen Emotionen immer nachvollziehbar begründet, selbst wenn man als Leser vielleicht ab und an einen anderen Weg gewählt hätte. Daher beobachtet man mit Spannung die Entwicklung ihres jeweiligen Charakters, die mir vor allem bei Laia sehr gut gefallen hat. Obwohl sie sich selbst als feige und selbstsüchtig einschätzt, muss sie bald erkennen, dass weit mehr in ihr steckt.
Unterstützt wird dieses Duo von lebendigen Nebenpersonen, die einen mal zum Lachen bringen, mal berühren oder auch Rätsel aufgeben. Zu raten, was ihre Motive angeht, ist meist das Interessanteste an ihnen.


Der Schreibstil passt wunderbar zum arabisch angehauchten Setting, das von der Wüste und hohen Klippen umgeben ist. Sabaa Tahir gibt sich viel Mühe, diese Umgebung möglichst bildlich und poetisch zu gestalten und dennoch lässt sich der Roman schön flüssig lesen, ohne dass Langeweile aufkommt. Dadurch erschafft sie eine komplexe Welt mit Anlehnungen an die römische Antike vermischt mit der Magie des Abendlands. Die Informationen dazu gibt sie nur nach und nach preis, was mich persönlich nicht gestört, sondern vielmehr begeistert hat. Man wird nicht auf einmal mit allem überflutet und die Spannung wird so kontinuierlich aufrechterhalten. In der Hinsicht hat es mir zudem sehr gut gefallen, dass die Liebesgeschichte nicht, wie im Klappentext angedeutet, allzu aufdringlich ist. Sie entsteht ganz allmählich und kommt kaum zum Tragen, weshalb die eigentliche Action sich viel besser entfalten kann.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings noch und der betrifft die übernatürlichen Wesen, die in dem Buch aufgeführt werden: Leider erfährt man über sie lediglich das Allernötigste und sie wirken dadurch eher wie nette kleine Gimmicks, die man kurz aus ihrer Box holt, wenn man sie braucht, und dann wieder schnell darin verschwinden lässt. Was das angeht, hoffe ich, dass der zweite Band der Reihe etwas mehr zu bieten hat.




Fazit

Elias & Laia: Die Herrschaft der Masken ist ein sehr gelungenes Debüt der Schriftstellerin Sabaa Tahir. Ein arabisch angehauchtes, magisches Setting, lebendige und realitätsnahe Figuren mit nachvollziehbarem Charakter und ein poetischer, wunderbar bildlicher und dennoch flüssig zu lesender Schreibstil haben mich sofort für die leicht dystopisch wirkende Geschichte eingenommen.
Lediglich die spärliche und ein wenig stiefmütterliche Verwendung der übernatürlichen Wesen hat mich ein klein bisschen gestört.
Wer eine mystische Atmosphäre liebt, toll durchdachte Protagonisten mit all ihren Schwächen und Stärken bevorzugt und sich beim Lesen gerne in komplexen fernen Welten wiederfindet, für den ist dieser Roman perfekt geeignet.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Ein Roman, der hauptsächlich von seiner emotionslosen Atmosphäre lebt

Bird Box - Schließe deine Augen
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Schon die Inhaltsangabe von Bird Box hörte sich sehr spannend und nach einer interessanten Idee an, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Und die Umsetzung fand ich in weiten Teilen wirklich gelungen.
Die ...

Schon die Inhaltsangabe von Bird Box hörte sich sehr spannend und nach einer interessanten Idee an, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Und die Umsetzung fand ich in weiten Teilen wirklich gelungen.
Die Figuren wirken auf den ersten Blick ziemlich nüchtern, abgestumpft und emotionslos. Der Autor baut gleich zu Anfang eine Distanz zwischen ihnen und dem Leser auf und man tut sich schwer damit, sich in sie hineinzudenken. Doch man merkt schnell, dass die Ereignisse der Vergangenheit sie so haben werden lassen. Ganz besonders Malorie hat einiges durchgemacht und furchtbare Dinge tun müssen, um ihr Überleben und das der Kinder zu sichern. Ihre Gefühle finden sich meist zwischen den Zeilen wieder und werden knapp angedeutet, sodass man oft selbst in eine Situation hineininterpretieren muss, was der jeweilige Protagonist empfindet. Dennoch löst das gerade die panische Beklemmung bei einem aus, die die handelnden Personen ständig ergreift.
Trotz allem muss ich gestehen, dass es niemanden unter ihnen gab, dessen Schicksal mich so tief berührt hat, dass ich Mitleid mit ihm hatte.


Der Schreibstil ist ähnlich gestrickt: Einfach, mit kurzen knappen Sätzen, die kaum etwas von dem Seelenleben der Charaktere preisgeben. Dadurch entsteht eine düstere Endzeitatmosphäre, die von Misstrauen und Furcht geprägt ist. Auch in der Hinsicht passt das hervorragend zur Story, da dadurch gleichzeitig eine unterschwellige Spannung aufgebaut wird, der man sich trotz fehlender Action nicht entziehen kann. Immer wieder stellt man sich dieselben Fragen wie Malorie, ob die Bedrohung nun wirklich real durch fremde Wesen verursacht wird und wie diese wohl aussehen könnten. Sie scheinen überall in der Außenwelt umherzustreifen, allerdings kann man sich dessen nie sicher sein, da man sich stets auf sein Gehör, seinen Tast- und seinen Geruchssinn verlassen muss. Und natürlich zehrt allein das an der geistigen Gesundheit derjenigen, die bisher verschont geblieben sind. Das alles sind brisanten Themen, die eindringlich und nervenaufreibend verpackt werden.
Was mich dagegen gestört hat, war die Tatsache, dass auch die Rückblenden in der Art und Weise erzählt wurden. Hätte Josh Malerman diese Szenen etwas lebhafter und fröhlicher gestaltet, wäre die bedrückende Entwicklung bis in die Gegenwart hinein wesentlich besser und stärker zum Vorschein gekommen.



Fazit

Bird Box von Josh Malerman ist eine ungewöhnlich beklemmende Mischung aus Dystopie und Psychohorror. Mit emotional abgestumpften Charakteren, die die Folgen des drohenden Wahnsinns unglaublich nachvollziehbar ausdrücken, einer düsteren Atmosphäre, die mehr Spannung weckt als so manche übertriebenen Actionszenen und einem dazu perfekt passenden Schreibstil konnte das Buch mich von sich überzeugen.Leider wirken auch die Szenen der relativ glücklichen Vergangenheit so gefühlsarm, was der grausamen Gegenwart etwas von ihrer beängstigenden Stimmung nimmt.Wer subtilem Grusel mehr abgewinnen kann als unerwarteten Schockeffekten, gerne zwischen den Zeilen liest, was die Gefühlslage der Protagonisten ausmacht und gut angelegte Plots zu schätzen weiß, der ist mit diesem Roman wirklich gut beraten.

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