Neue Dimensionen der Unterdrückung
Die Tribute von Panem 2Der zweite Band der Tribute-von-Panem-Trilogie beginnt scheinbar ruhig, aber man merkt sofort, dass sich etwas verändert hat. Die Atmosphäre ist angespannter, bedrohlicher als noch im ersten Buch, man ...
Der zweite Band der Tribute-von-Panem-Trilogie beginnt scheinbar ruhig, aber man merkt sofort, dass sich etwas verändert hat. Die Atmosphäre ist angespannter, bedrohlicher als noch im ersten Buch, man spürt förmlich die Gefahr für Katniss und Peeta, die in der Luft liegt. Nicht nur dass die beiden nun ständig unter Beobachtung stehen, auch die Sicherheitsmaßnahmen in den einzelnen Distrikten werden erheblich verschärft. Und das alles mündet in den fünfundsiebzigsten Hungerspielen. In dieser Hinsicht folgt Gefährliche Liebe dem Aufbau seines Vorgängers, lediglich ein höherer Druck liegt diesmal auf den Figuren, die realistisch fortgeführt und weiterentwickelt werden. Aber ein reiner Abklatsch von Tödliche Spiele ist es ganz gewiss nicht. Denn sobald die zwei Hauptcharaktere in der Arena ankommen, ahnt man schon, dass diesmal erheblich mehr auf dem Spiel steht als das nackte Überleben.
Dabei wird einem vor allem Katniss’ Zwiespalt näher gebracht, wer ihr mehr am Herzen liegt: Peeta oder ihr Freund Gale. Nach außen hin ist sie gezwungen, Ersteren zu lieben, doch würde sie dies auch aus freien Stücken tun? Auf jene eindringliche Art verdeutlicht die Autorin sehr gut, wie weit das Kapitol geht, um die persönliche Freiheit seiner Bürger einzuschränken, bloß um seine Macht zu demonstrieren und die Oberhand zu behalten. Und was einige Menschen auf sich nehmen, um sich von solchen Zwängen zu befreien. Genau das steht hier im Mittelpunkt, weniger die grausamen Machenschaften der Unterhaltungsindustrie wie noch im ersten Band.
Das Einzige, was mich etwas gestört hat, waren die Längen zu Anfang der Geschichte. Das fällt vor allem im Vergleich zu den Kapiteln in der Arena, die umso spannender gestaltet sind, negativ auf.
Fazit
Gefährliche Liebe setzt da an, wo Tödliche Spiele aufgehört hat. Erneut erschafft Suzanne Collins eine bedrückende Atmosphäre, die mit jeder Seite ganz neue Dimensionen gewinnt. Aus Katniss’ Sicht erlebt man mit, wie weit Präsident Snow geht, um seine Herrschaft zu untermauern und wie gut er in der Lage ist, noch tiefer in die Privatsphäre der Bürger einzugreifen. Vor diesem Hintergrund werden die bekannten Figuren konsequent und charaktergetreu weitergeführt und ausgebaut. Und auch die neuen Protagonisten wissen zu begeistern, vor allem weil man von den meisten anfangs nicht weiß, was man von ihnen halten soll. Das macht die Szenen in der Arena weitaus spannender als diejenigen im ersten Teil und tröstet über die Längen am Anfang des Buches hinweg.
Eine wirklich gelungene Fortsetzung und definitiv kein müder Abklatsch des ersten Teils!