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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2024

Kein Wohlfühlroman

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Ein Buch über Bücher, von Bücher oder mit Büchern in der Handlung muss von mir gelesen werden. Also habe ich mich voller Vorfreude auf die Geschichte gestürzt und bin dann doch etwas hart gelandet. Die ...

Ein Buch über Bücher, von Bücher oder mit Büchern in der Handlung muss von mir gelesen werden. Also habe ich mich voller Vorfreude auf die Geschichte gestürzt und bin dann doch etwas hart gelandet. Die Geschichte ist schlicht, keine Neuheit (außer vielleicht die Buchelemente) und beinhaltet leider keine Überraschungen oder spannende Wendungen. Man verfolgt auf den 336 Seiten Erin und James beim Katz und Maus Spiel und begleitet sie bei den Rückblicken in ihre jeweilige Vergangenheit.

Während James für mich noch greifbar und durchaus sympathisch war, konnte ich mit Erin nicht viel anfangen. Sie ist eine schwierige und sich wenig reflektierende Person. Für alles gibt es einen Schuldigen oder Schuldige und die Schubladen, in die sie sie packt sind sehr groß und geräumig. Menschen ausreden zu lassen, ihnen zu zuhören und über das Gesprochene einmal nachzudenken, ist nicht ihre Stärke. Eher geht sie mit sehr viel Selbstmitleid durch das Leben und blockiert dadurch ihr eigenes Leben und das ihrer Mitmenschen.

Es gab durchaus Passagen, die unterhaltsam und zum Schmunzeln waren oder wo das Thema Bücher mehr im Fokus stand, aber leider überwiegen sie nicht.

Es ist kein klassisches Wohlfühlbuch, dafür wurden zu viele schwere Themen wie z.B. Mobbing, Depression, bipolare Störung, Krankheit und Tod erwähnt und in die Geschichte mit eingebaut.

Insgesamt ist es ein Buch, welches sich schnell lesen lässt (denn der Schreibstil war gut) mit einer leicht nervigen Protagonistin, aber durchaus interessanten Nebenfiguren.

Veröffentlicht am 04.08.2024

Blaubart

Blaubart
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Amélie Nothombs Romane lese ich sehr gern. Sie sind selten über 200 Seiten, aber dafür voll mit vielen tollen Sätzen, Dialogen und schwarzem Humor. Es macht Spaß ihre Interpretation von "Blaubart" zu lesen. ...

Amélie Nothombs Romane lese ich sehr gern. Sie sind selten über 200 Seiten, aber dafür voll mit vielen tollen Sätzen, Dialogen und schwarzem Humor. Es macht Spaß ihre Interpretation von "Blaubart" zu lesen. Sie ändert die Geschichte sehr ab und transportiert das Alte in die heutige Zeit, jedoch der Kern bleibt erhalten.

Der Adlige Don Elemirio lebt zurückgezogen in seinem Palast und vermietet ein Zimmer stets an eine junge schöne Frau, die dann aus unerklärlichen Gründen verschwindet. Saturnine bezieht nun ebenfalls dieses Zimmer. Sie weiß von den verschwundenen Frauen und ist überzeugt, ihr wird dieses Schicksal nicht ereilen. Beide Charaktere sind sehr eigen und stark. Die Dialoge beim gemeinsamen Abendessen lesen sich wie ein kleines Theaterstück. Saturnine bietet dem Adligen die Stirn und verändert dadurch das Machtverhältnis.

Schwarzer Humor, klare und schnelle Dialoge und ein wunderbarer Schreibstil sorgen wieder für ein kurzes, da nur 143 Seiten, Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 08.07.2024

Spannend wie gewohnt

Das Auge der Nacht
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Endlich der nächste Band von Tom Stilton, Olivia Rönning & Co.

Cilla und Rolf Börjlind setzen der Reihe ein spannendes und interessantes Ende. Sie sparen nicht mit Verwirrungen, Verrat und unglücklichen ...

Endlich der nächste Band von Tom Stilton, Olivia Rönning & Co.

Cilla und Rolf Börjlind setzen der Reihe ein spannendes und interessantes Ende. Sie sparen nicht mit Verwirrungen, Verrat und unglücklichen Momenten. Das Duo packt alle losen Fäden zusammen und lassen (fast) jedem Charakter sein Ende zukommen. Mal mehr, mal weniger dramatisch und ergreifend, doch immer irgendwie passend zum Charakter, den man über Jahre begleitet hat. Alle bedeutenden Figuren spielen in diesem Band noch einmal eine Rolle und werden mitgenommen und teilweise noch einmal körperlich und/oder emotional durchgeschüttelt. Sie straucheln, kämpfen sich zurück und setzen ihr Zeichen.

Das Duo weiß, wie man eine packende Geschichte schreibt. Sie verweben die Charaktere wieder sehr gut miteinander, so dass der Überraschungseffekt erhalten bleibt. Die Themen sind aktuell und düster und manchmal nur schwer zu ertragen. Sie gehen dabei jedoch nicht in die Tiefe, sondern streifen die Themen, die sie für wichtig erachten und lösen trotzdem ein unangenehmes Gefühl aus.

Auf mich wirkte die Geschichte wie das große Finale. Alle durften noch einmal auf die Bühne. Aus meiner Sicht ist die Geschichte um Tom Stilton, Olivia Rönning & Co. auserzählt. Sollte es doch noch einen Band geben, wäre ich überrascht, aber ich würde ihn lesen.

Veröffentlicht am 04.07.2024

Auswandern nach Norwegen

Windstärke 15
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Es ist ein ehrlicher Blick auf das Auswandererleben und dem Leben mit der Natur. Der Autor nimmt den Lesenden mit auf die Reise. Von Deutschland nach Norwegen ans Ende der Welt. Es war ein Leuchtturm, ...

Es ist ein ehrlicher Blick auf das Auswandererleben und dem Leben mit der Natur. Der Autor nimmt den Lesenden mit auf die Reise. Von Deutschland nach Norwegen ans Ende der Welt. Es war ein Leuchtturm, der sein Leben auf den Kopf stellte und die Einheimischen und die Behörden, die sein Leben erschwerten.

Thomas Bickhardt beschreibt seinen Kampf mit den Behörden und den Fallstricken juristischer Spitzfindigkeiten. Seinen Frust, seine Wut und seine Verzweiflung, wenn wieder alles am seidenen Faden hing. Und doch blieb er. Die Natur, das Meer und die Gewalten, die auf ihn wirkten und ihn immer wieder an seine Grenzen brachten, faszinierten ihn zu sehr. Anfangs stand er allein da. Im Laufe der Jahre zog seine Freundin zu ihm und sie gründeteten eine Familie.

Eine Auswanderung mit einem Happy End? Eher nicht, denn das Bygdedyret (das sture Dorftier, umgangssprachlich für sturre Dorfbewohner) stand oft im Weg. Er musste, selbst nach 30 Jahren, feststellen, dass er nicht zur Gruppe gehörte. Er wurde nicht eingeladen, wurde nicht informiert und nur ungern angehört. Er kämpfte nicht nur gegen die Naturgewalten, sondern auch gegen die Einwohner, die den Deutschen nicht wollten.

Ich ziehe den Hut vor so viel Ehrgeiz, Willen und Durchhaltevermögen. Sieht man sich die Bilder, die sich im Buch befinden an, kann man durchaus nachvollziehen, was ihn fasziniert hatte. Seine Bedingungen waren nicht optimal und doch hat er sich sein eigenes (temporäres) Paradies erschaffen.

Veröffentlicht am 29.06.2024

Spannend bis zum Schluss

Zorn - Wie du mir
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Claudius Zorn und Herr Schröder sind fast schon ein Garant für eine spannende Geschichte.

Diesmal gerät Zorn in den Focus. Er muss sich mit Themen auseinandersetzen, die er bisher gut vermieden hatte. ...

Claudius Zorn und Herr Schröder sind fast schon ein Garant für eine spannende Geschichte.

Diesmal gerät Zorn in den Focus. Er muss sich mit Themen auseinandersetzen, die er bisher gut vermieden hatte. Sein erster Schock ist das Erwachen neben der Staatsanwältin Frieda Bock. Wie kommt man aus dieser Geschichte wieder raus oder wie geht es jetzt weiter? Gibt es ein "wir"? Und wie wird man nach einer Feier wieder arbeitsfähig, wo Claudius Zorn nun doch schon 45 ist.

Sein Chef, Herr Schröder, kennt man arbeitend und auch diesmal ist dies seine Hauptbeschäftigung, während Claudius sich mit Zigaretten und Kaffee auf den Tag vorbereitet und sich gelegentlich den Herausforderungen eines Vaters stellen.

Mit der Konstellation Schröder und Zorn hat der Autor ein Duo geschaffen, welches mich bisher gut unterhalten hat. Die Dialoge sind von flapsig bis bissig, die Zuneigung, die die Charaktere zueinander haben, ist zwischen den Zeilen herauslesbar und doch geben sie sich die größte Mühe so zu tun, als wären sie nur Kollegen. Während Schröder emsig die Puzzleteile zusammensucht, ist Zorn mit den Schmetterlingen im Bauch und dem Sinnkrisen des Lebens beschäftigt. Selten liest man von so einem faulen Kommissar, aber er ist der perfekte Gegenpart zu Schröder. Beide Charaktere bekommen die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln.

Stephan Ludwig hat einen spannenden und gut konstruierten Krimi geschrieben. Das Ende ist zwar etwas blockbustermäßig ausgefallen, aber so bleibt es für den Lesenden spannend, auch wenn es für Zorn schmerzhaft war.