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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2021

Mal eine etwas andere Liebesgeschichte in einer ganz speziellen Zeit.

Das Vierzehn-Tage-Date
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Corinna war mein persönlicher Albtraum. Sie hat mir mit ihrer doch sehr überzogenen Art fast den letzten Lesenerv geraubt. Aber eben nur fast, so dass ich das Buch doch noch bis zum Schluß gelesen habe. ...

Corinna war mein persönlicher Albtraum. Sie hat mir mit ihrer doch sehr überzogenen Art fast den letzten Lesenerv geraubt. Aber eben nur fast, so dass ich das Buch doch noch bis zum Schluß gelesen habe. Natürlich musste man auch Verständnis aufgrund ihrer Situation zeigen. Sie hockte unfreiwillig mit einem Typen in SEINER Wohnung fest, weil sie ihren Pizzaboten einen Wangenkuss gegeben hatte. Nicht schlimm, aber in Zeiten von Corona kann es eben auch schief gehen. Nun sitzt sie ihre Quarantänezeit mit David ab. Wie Tag und Nacht, wie Katz und Maus oder wie auch immer man Gegensätze bezeichnen möchte, sind die beiden Charaktere. Sie knallen aufeinander, reiben und nerven sich und lernen sich so jedoch besser kennen, als jedes einzelne Date es möglich gemacht hätte.

Es ist eine kurzweilige Geschichte, die das Dating-Single-Leben in Coronazeiten anreißt. Man wird an die Anfangszeiten von Corona erinnert, der erste Lockdown, das Klatschen für die Coronahelden und die Jagd nach dem Klopapier.

Veröffentlicht am 19.06.2021

Es war ein wahres Lesehighlight für mich.

Bergland
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Wer kennt sie nicht, die Anzeigen "Ferien auf dem Bauernhof"? Dazu noch ein paar schöne Bilder von glücklichen Kühen und fröhlichen Schweinen und selbstverständlich steht die happy Bauernfamilie daneben ...


Wer kennt sie nicht, die Anzeigen "Ferien auf dem Bauernhof"? Dazu noch ein paar schöne Bilder von glücklichen Kühen und fröhlichen Schweinen und selbstverständlich steht die happy Bauernfamilie daneben und freut sich auf die Gäste. Die Werbung funktioniert gut, denn die Städter lieben den "ursprünglichen" Urlaub in der Natur und so nah am "einfachen" Leben. Wer das Buch gelesen hat, wird diese Anzeigen mit ganz anderen Augen sehen und vielleicht auch anders an einen solchen Urlaub herangehen.

Erzählt wird die Geschichte einer Familie, die in einem Bergdorf lebt und arbeitet. Drei Generationen, ein Hof und viele ähnliche Probleme. Die Charaktere werden von der Autorin so glaubhaft und realistisch beschrieben, dass es schmerzt, wenn Rosa gegen den Berg und die Natur ankämpft, sich abrackert, schuftet von morgens bis abends, um den Hof allein durch den Krieg und die Nachkriegszeit zu bringen. Ihr Sohn muss zu Hause bleiben, vermisst sie, fühlt sich vernachlässigt und wird aggressiv, was sie noch mehr auf die Felder und in ihren Garten treibt. Sie erzielt Erfolge und zeigt den Menschen im Dorf, dass eine Frau den Hof allein stemmen kann. Doch mit welchen Konsequenzen?

Franziska ist am Ende. Mit den Nerven, der Geduld, den Gästen, mit ihren überzogenen Ansprüchen und den Kindern, die immer etwas wollen. Dazu ist sie hochschwanger und der Tourismusverein zwängt sie immer mehr ein, um noch profitabler zu werden. Das Geld ist knapp, trotz Schufterei und guter Gästezahlen. Die Familie droht an der Situation zu zerbrechen.

Die Autorin hat die Leben der drei Generationen so gut beschrieben, dass ich beim Lesen Gänsehaut bekommen habe. Ich ziehe den Hut vor Rosa und ihrer Kraft, ihrem Willen und den Mut. Ich habe mich immer wieder gefragt, würde ich das schaffen? Wahrscheinlich nicht. Zu weich, zu verwöhnt und zu wenig Ahnung von der Natur. Aber auch vor Franziska habe ich Respekt und konnte ihren harten Weg gut nachvollziehen.

Höher, schneller, weiter ist nur für wenige wirklich gut und lohnenswert. Viele bleiben auf der Strecke und werden krank, sind ausgelaugt und resignieren, wenn sie den Berg an To-Dos sehen. Jarka Kubsova baut auch schwere und aktuelle Themen mit in die Geschichte. Sie zeigt dem Lesenden an einem Beispiel, was passieren kann, wenn man sich ständig verbiegen muss und wirft indirekt Fragen auf, die jeder für sich reflektieren kann.

Es war ein wahres Lesehighlight für mich.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Da ist mehr möglich

Die Schnüfflerin
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Eine schwangere Frau, die die Polizei schnüffelnd auf die richtige Spur bringt. Klang gut und ungewöhnlich. Das Duo, welches eigentlich kein richtiges Ermittlungsduo war, war recht unterhaltsam, da es ...



Eine schwangere Frau, die die Polizei schnüffelnd auf die richtige Spur bringt. Klang gut und ungewöhnlich. Das Duo, welches eigentlich kein richtiges Ermittlungsduo war, war recht unterhaltsam, da es mit reichlich Ironie und auch Sarkasmus ausgestattet wurde.

Es ist eher ungewöhnlich, wenn der Ermittler seine Hauptverdächtige und dann wieder Nichthauptverdächtige (das wankt immer wieder mal) für seine Zwecke einspannt, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Eigentlich steht die Schnüfflerin Nina im Mittelpunkt, aber wie so oft, laufen die Nebenrollen den Hauptrollen den Rang ab. Auch hier fand ich den Kommissar Koller um einiges besser als Nina. Seine Art mit den Kolleg:innen umzugehen, sorgte bei mir für ein Schmunzeln. Als ehemaliger Hundeführer kann er am besten pfeifend kommunizieren. Gefällt nicht jedem (was ich nachvollziehen kann) und schafft kaum Freunde im Präsidium, aber der Unterhaltungswert für den Lesern ist dabei recht hoch. Seine Ecken und Kanten sind so, wie man sich einen Polizisten mit zu vielen Dienstjahren auf dem Buckel vorstellt. Selten sensibel, eher zynisch und abgeklärt und trotzdem im richtigen Moment da.

Nina erscheint mir zu blaß. Ihre Gedankenspiele sind manchmal etwas ermüdend und driften mir zu sehr ab. Sie lenken auch vom eigentlichen Fall ab. Ich freute mich jedes Mal, wenn Koller wieder mit dabei war, dann nahm das Tempo und die Spannung wieder zu und der Fall kam etwas voran. Das Ende war dann doch leider recht vorhersehbar, aber die Autorin versuchte trotzdem einen Showdown zu erzeugen.

Mich hat der Krimi nicht so richtig gefesselt. Für mich war die Schnüfflerin zu lahm und zu kopflastig unterwegs. Kommissar Koller rettete immer wieder die Geschichte und ich glaube, dass er allein fast erfolgreicher wäre.

Veröffentlicht am 09.06.2021

Leider enttäuschend

Im Reich der Schuhe
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Selten breche ich ein Buch ab, aber ab und an geht es nicht anders. Ich habe das Buch bis zur Hälfte gelesen ohne so richtig zu erfahren, was der Autor eigentlich mit dieser Geschichte aussagen will. Was ...

Selten breche ich ein Buch ab, aber ab und an geht es nicht anders. Ich habe das Buch bis zur Hälfte gelesen ohne so richtig zu erfahren, was der Autor eigentlich mit dieser Geschichte aussagen will. Was war/ist seine Motivation? Warum erzählt er diese Geschichte? Ich konnte nicht ankern, nicht Fuß fassen in dieser Geschichte. Der Vater von Alex Cohen höchst unsympathisch und geldaffin. Die Einstellung und der Humor waren für mich sehr grenzwertig. Der Sohn unschlüssig, zaghft und wenig ansprechend, fast schon farblos und für mich, als Leserin, demotivierend. Und Ivy, die Fabrikarbeiterin? Ivy konnte ich nicht verstehen, warum arbeitet eine junge kluge (scheinbar hat sie studiert) Frau in einer Fabrik unter gesundheitsschädigenden Bedingungen?

Der Autor will so viele Themen, die durchaus Beachtung erhalten sollten, in diese Geschichte einbauen. Chinas Politik, die Kultur, den jüdischen Hintergrund der Hauptcharaktere, eine brodelnde Familiengeschichte und Umweltverschmutzung, schlechte Produktionsbedingungen in China und eine Liebesgeschichte. Aus meiner Sicht viel zu viele Themen für ein Buch, für eine gute Geschichte. Es wird viel angesprochen, nichts zu Ende gebracht und Fragmente dem Lesenden vor die Augen geworfen ohne ernsthaft darauf einzugehen.

Für mich war die Geschichte nichts. Ich habe nach der Hälfte das Buch enttäuscht zugeklappt und beiseite gelegt. Vielleicht verpasste ich das große Finale, die Auflösung am Ende, aber bis dahin war mir der Weg einfach zu lang und zu fad gewesen. Schade.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2021

Verlorene Leichtigkeit

Der Wald ruft
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Diesmal muss es sein. Der Sprecher ganz nach oben. Zuerst genannt, da Christoph Maria Herbst mit seiner Stimme großes Kino abgeliefert hat. Und das nun schon zum sechsten Mal. Die ganze Erdmännchenbande, ...

Diesmal muss es sein. Der Sprecher ganz nach oben. Zuerst genannt, da Christoph Maria Herbst mit seiner Stimme großes Kino abgeliefert hat. Und das nun schon zum sechsten Mal. Die ganze Erdmännchenbande, die ganzen Nebendarsteller:innen und dann noch die Zwischentöne sind stimmlich so gut gemacht, dass man ruckzuck ein Bild im Kopfkino hat und schon läuft der Film.

Der Rest war diesmal sehr durchwachsen. Leider. Ich habe alle bisherigen Bände gehört und sie gefeiert, weil sie einfach nur schräg und überdreht und so herrlich abstrus waren. Doch diesmal hat der Autor politische Themen wie z.B. Flüchtlinge, Rassismus und den Rechtsruck eingebaut und das ganze lustig-schräge Konstrukt fiel zusammen. Die Leichtigkeit ging verloren. Es wirkte alles etwas bedrückt, teilweise auch zu gewollt und weniger unterhaltsam. Es gab Highlights, dass haben sich die Erdmännchen nicht nehmen lassen wie. z.B. die Parties unter Stechapfeleinfluss, die wilden Diskussionen zwischen den Generationen und die rasante Flucht der Erdmännchenbande.

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn gesellschaftliche Themen literarisch aufgearbeitet werden. Jedoch fand ich es bei der Rufus & Ray Geschichte nicht so richtig passend bzw. wäre hier weniger mehr gewesen. Es gab auch in den Bänden davor immer wieder Hinweise auf gesellschaftliche Probleme, jedoch nicht so dominant wie dieses Mal.

Würde ich Band 7 anhören? Ja, auf jeden Fall, denn der Sprecher ist spitze, die Grundidee auch und die Hoffnung besteht, dass die nächste Geschichte ausgewogener sein wird.