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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2020

Spannend und Ermittlungen durch halb Europa

Schattenmänner
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Kommissar de Bodt und seine Philosophen machen diesen Krimi einzigartig. Die vielen kleinen ironisch-bissigen Schlagabtausche zwischen seinen Mitarbeitern Ali Yussuf und Sylvia Sahlinger, die bewusst mit ...

Kommissar de Bodt und seine Philosophen machen diesen Krimi einzigartig. Die vielen kleinen ironisch-bissigen Schlagabtausche zwischen seinen Mitarbeitern Ali Yussuf und Sylvia Sahlinger, die bewusst mit den Vorurteilen beider Seiten jonglieren, geben dem Krimi ebenfalls eine besondere Note.

Die Fälle sind speziell und oft sehr undurchsichtig und stets länderübergreifend. Durch halb Europa werden die Ermittlungen sich ziehen und auch Russland wird wieder mit dabei sein. Doch diesmal war mir die Geschichte zu konstruiert und zu langatmig. Ich glaube, dass man die Ermittlungen hätte etwas kürzen können, schon um die Spannung länger auf einem hohen Niveau halten zu können. Auch die Anschläge auf de Bodt waren vielleicht einen Tick zu viel, zu unrealistisch.

Trotzdem war es wieder eine gut geschriebene und spannende Geschichte rund um die Rüstungsindustrie und die Politik. Parallelen zur Realität sind in den Charakteren durchaus erkennbar und bringen noch einmal einen besonderen Kick in die Geschichte. Auch die Ermittlungen und die kleinen Machtkämpfe von Lebranc und Floire fand ich gut und sehr unterhaltsam. Es gibt immer einen genervten Alteingesessenen, der von dem Vorpreschen des Jüngeren wenig begeistert ist. Hier ist Christian von Ditfurth eine sehr gute Konstellation gelungen.

Christian von Ditfurth weiß wie man gute und interessante Krimis schreibt. Sie entsprechen nicht so sehr dem Mainstream. Sie sind mit vielen kleinen Wendungen und Seitenhieben versehen. Der nächste Fall wird hoffentlich wieder so gut, wenn nicht sogar besser.

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Konnte mich leider nicht so richtig einfangen

Sommerfrauen, Winterfrauen
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Wie unterschiedlich doch die Geschichten von ein und dem gleichen Autor sein können. Während ich das Buch "Das kalte Blut" von Chris Kraus sehr gemocht habe, hat mich das Buch "Sommerfrauen, Winterfrauen" ...

Wie unterschiedlich doch die Geschichten von ein und dem gleichen Autor sein können. Während ich das Buch "Das kalte Blut" von Chris Kraus sehr gemocht habe, hat mich das Buch "Sommerfrauen, Winterfrauen" nicht wirklich mitreißen können. Ich bin froh, dass ich die Bücher in dieser Reihenfolge gelesen habe, denn andersherum hätte es wahrscheinlich dazu geführt, dass ich "Das kalte Blut" mit seinen 1.200 Seiten nie gelesen hätte.

Der Anfang von "Sommerfrauen, Winterfrauen" war noch gut. Ich konnte mich ganz gut in die Geschichte einlesen und war gespannt, wie Jonas seine Aufgabe, einen Sexfilm zu drehen, erfüllen wird. Doch dann kam Mah. Die Freundin von Jonas und raubte mir schon etwas den Nerv. Sie war eifersüchtig, wirkte sehr unsicher und sie zog an den Haaren den Streit herbei. Ich empfand sie als anstrengend. Die gut zu lesenden Passagen waren die Treffen mit der Tante, die nicht seine Tante war. Wenn sie von der Nazizeit berichtete, hatte ich wieder das Gefühl, den Charakteren aus "Das kalte Blut" zu begegnen. Vieles ähnelte sich und in diesem Moment hatte ich die Hoffnung, dass es doch noch gut wird. Aber dann ging Jonas wieder in seine versiffte Wohnung zu dem noch widerlicheren Besitzer und murmelte stets, dass er keinen Film über Nazischeiß machen will. Es wiederholte sich stets und ständig und wurde dadurch etwas langatmig. Der Schwung war leider recht schnell aus der Geschichte raus und die Charaktere blieben distanziert bis zum Schluss.

Schade. Ich hatte mich auf eine weitere gute Geschichte von diesem Autor gefreut und war doch diesmal froh als das Buch zu Ende war.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Hilla Palm konnte mich nicht einfangen.

Das verborgene Wort
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"Das verborgene Wort" hatte ich schon lange auf meinem SUB liegen. Aufgrund der vielen guten Rezensionen konnte ich damals nicht widerstehen und nun endlich sollte es gelesen werden.

Was soll ich sagen? ...

"Das verborgene Wort" hatte ich schon lange auf meinem SUB liegen. Aufgrund der vielen guten Rezensionen konnte ich damals nicht widerstehen und nun endlich sollte es gelesen werden.

Was soll ich sagen? 300 Seiten habe ich tapfer durchgehalten und mit mir gerungen. Das Buch immer wieder weggelegt und noch einmal gestartet, aber es lag mir nicht. Die Geschichte war nicht meins, der Schreibstil leider auch nicht und der Dialekt bremste mich dann endgültig aus.

Die Idee war gut, doch ich fand die Umsetzung sehr zäh und wenig fesselnd, obwohl die Zeit, in der die Geschichte von Hilla Palm startete, eine spannende und interessante Zeitspanne war. Doch mich konnte Hilla nicht packen und mitreißen. Die Passagen, die im Dialekt geschrieben wurden, konnte ich nur recht langsam lesen, um den Sinn zu verstehen. So dass der stetige Wechsel zwischen einem gutem (schnellen) Lesefluss und dem (gefühlten) holprigen Erstklässlerlesen mich immer mehr genervt hat.

Dafür kann die Autorin nichts, wenn ich den Dialekt nicht beherrsche, aber dieser Teil hat verhindert, dass ich in die Geschichte komplett eintauchen und mich wohlfühlen konnte. Schade.

Veröffentlicht am 15.07.2020

Unterhaltsames Dreiergespann

Allmen und die Erotik
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Ach, mit Allmen, Carlos und Maria verbringe ich immer wieder gern meine Lesezeit und diesmal muss er sich mit einem Betrüger auseinandersetzen, der ihn zu Sachen anstiftet, die sonst nicht Allmens Welt ...

Ach, mit Allmen, Carlos und Maria verbringe ich immer wieder gern meine Lesezeit und diesmal muss er sich mit einem Betrüger auseinandersetzen, der ihn zu Sachen anstiftet, die sonst nicht Allmens Welt sind.

Es geht um das berühmte Meißner Porzellan. Es sind nicht die Teller mit den zierlichen Rosenblüten und die kleinen süßen Figürchen, sondern die eher frivolen und erotischen Figuren, die Begehrlichkeiten hervorrufen. Frauen mit tiefem Ausschnitt, hochgezogenen Röcken und eindeutigen Posen.

Wer dachte, dass es dies nur in der heutigen Zeit gibt, wird sich verwundert die Augen reiben, wenn er liest, dass diese Porzellanschätze schon im 18. Jh. hergestellt wurden. Sie erzielen, auch in der echten Welt, hohe Preise bei Auktionen.

Das Dreiergespann bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Das Talent, sich auch aus brenzligen Situationen mit Stil und Contenance herauszuwinden sowie Allmens Drang sich zu zeigen und so zu leben, wie er es sich am wenigsten leisten kann, sind einfach nur unterhaltsam. Die Liebe zum Detail, die Dialoge zwischen Allmen, Carlos und besonders Maria sind herrlich und der stets etwas distanziert wirkende Schreibstil von Martin Suter sorgen für einen Lesegenuss, der mir gut gefällt. Es ist kein Krimi, der fesselt oder spannend ist, aber die Geschichte hat kleine Wendungen, die für ein überraschendes Ende sorgen.

Veröffentlicht am 12.07.2020

Geschichte pur

Im Kernschatten des Mondes - Die unbekannten Heldinnen der NASA
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Als ich den Covertext gelesen hatte, war ich über meine eigene Wissenslücke entsetzt und wusste, das Buch musst du lesen. Das Buch aufgeschlagen, ließ es mich kurz schmunzeln. Das Inhaltsverzeichnis hat ...

Als ich den Covertext gelesen hatte, war ich über meine eigene Wissenslücke entsetzt und wusste, das Buch musst du lesen. Das Buch aufgeschlagen, ließ es mich kurz schmunzeln. Das Inhaltsverzeichnis hat mich stark an eine Bachelor- und Masterarbeiten erinnert. Doch schon beim Lesen wurde mir klar, hier schreibt keine klassische Schriftstellerin.

Ich hatte etwas anderes erwartet, dachte, dass hier die Geschichte der Frauen innerhalb einer literarischen Geschichte erzählt wird. Aber es liest sich wie ein Geschichtsbuch. Es ist interessant und mit vielen (für mich) neuen Fakten und Daten. Das Schließen der Wissenslücke hat sehr gut funktioniert, nur der Lesegenuss (wie bei einem klassischen Roman) war nicht so groß. Man benötigt für dieses Buch Ruhe, Zeit und etwas Muße. Die Geschichte schließt mit einer 67seitigen Anmerkung ab. Ich musste immer wieder hin und her blättern, was den Lesefluss etwas gestört hat.

Der Inhalt war gut und interessant. Ich wusste viele Punkte nicht, war mir nicht bewusst, dass so viele Frauen für die NASA gearbeitet haben und als "menschliche Computer" angesehen wurden. Obwohl es, aus meiner Sicht, kein wirkliches Kompliment ist, wird dem Leser bei der Lektüre bewusst, dass man hier von den klügsten Frauen des Landes spricht. Doch leider wurden sie nicht entsprechend behandelt, da in den USA zu dieser Zeit noch eine starke Rassentrennung stattfand. Denn die Frauen, von denen die Autorin schreibt, waren Afroamerikanerinnen. Beim Lesen musste ich schon mehrfach mit dem Kopf schütteln, weil manches einfach nur schwer nachvollziehbar war.

Insgesamt fand ich den geschichtlichen Teil sehr gut, nur war eben dieser nicht ganz so flüssig zu lesen.