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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2018

Hörbuch-Rezension

Das Lügenhaus
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Die Geschichte der Familie aus Trondheim geht über mehrere Bücher bzw. Hörbücher und "Das Lügenhaus" ist der erste Band davon.

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um in die Geschichte eintauchen zu ...

Die Geschichte der Familie aus Trondheim geht über mehrere Bücher bzw. Hörbücher und "Das Lügenhaus" ist der erste Band davon.

Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um in die Geschichte eintauchen zu können. Die Charaktere waren nicht so einfach zu greifen und traten fast schon widerwillig auf. Man bekam das Gefühl, sie wollten nicht an die Öffentlichkeit gezerrt werden. Jedoch wurden sie offener und ein wenig freundlicher, je länger man ihnen zuhörte.

Langsam konnte ich mich auch mit ihrer eigenwilligen und leicht schrulligen Art anfreunden. Die Geschichte ist eigentlich traurig, da hier eine Familie zusammentrifft, die schon lange keine Familie mehr ist. Sie fühlen sich auch nicht als solche und nun zwingt sie der Tod der Mutter zu einem Treffen. Sie nähern sich in winzigen Schritten an und müssen am Ende mit einer schockierenden Nachricht zurecht kommen.

Die verschiedenen Sprecher schaffen es, dass man sich mittendrin fühlt. Man sitzt mit an diesem Tisch zwischen den unterschiedlichen Brüdern, der nichtehelichen Tochter (von Tor), dem mürrischen Vater und dem sschwulen Freund (bald Mann) von Erlend. Manchmal möchte man auf den Tisch schlagen und die Herren zum offenen Reden auffordern und dann wieder einfach nur zur Tür rausgehen und verschwinden.

Es ist eine verwirrende, etwas beklemmende, aber auch skurril-komische Geschichte mit Charakteren, die sehr eigen (aber doch auch liebenswert) sind. Diese Geschichte schreit danach fortgesetzt zu werden, denn noch sind nicht alle Geheimnisse offengelegt und nicht alle Streitpunkte geklärt.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Sehr nüchtern geschrieben

Strafe
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Es ist ein schmales Buch mit 12 Schicksalen, die aus dem Leben gegriffen sind.
Es sind keine leichten Geschichten, sondern Fälle, die einem die Augen öffnen sollen. Teilweise gibt es Wendungen und Ergebnisse, ...

Es ist ein schmales Buch mit 12 Schicksalen, die aus dem Leben gegriffen sind.
Es sind keine leichten Geschichten, sondern Fälle, die einem die Augen öffnen sollen. Teilweise gibt es Wendungen und Ergebnisse, die ich so nicht erwartet hätte, die aber zum Nachdenken anregen.

Von Schirach schreibt sehr sachlich. Für mich eine Spur zu emotionslos und zu distanziert zu seinen Charakteren. Die Geschichten wirkten wie Berichte aus irgendwelchen Akten. Auch fand ich den Schreibstil zwar gut und schnell lesbar, aber der Text wirkte wie abgearbeitet. Stichpunkt für Stichpunkt zu einem Satz formuliert und die emotionalen Worte wurden weggelassen. Wer gerne Romane liest, wird hier wohl etwas von dem kalten und klaren Schreibstil abgeschreckt werden.

Die Schicksale sind trotz des Schreibstil sehr lesenswert und man sollte darüber nachdenken, ob man immer die Menschen in gut (weiß) und böse (schwarz) einteilen kann. Von Schirach zeigt Beispiele, die diese klare Trennung nicht zulassen.

Veröffentlicht am 28.06.2023

2,5 Sterne für einen Commissario in der Findungsphase

Abschied auf Italienisch
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Commissario Vito Grassi flüchtet mit seinem kleinen E-Auto in die Provinz, fern ab von Ladegräten, asphaltierten Straßen und seiner Ehe, die kurz vor dem Scheitern steht. Er zieht in das Haus von seinem ...

Commissario Vito Grassi flüchtet mit seinem kleinen E-Auto in die Provinz, fern ab von Ladegräten, asphaltierten Straßen und seiner Ehe, die kurz vor dem Scheitern steht. Er zieht in das Haus von seinem verstorbenen Vater und wird dort direkt mit Vorfällen konfrontiert, die ihn (heraus)fordern und zwingen sich schnell "einzuleben".

Andrea Bonetto hat einen schwer zugänglichen Commissario geschaffen. Seine etwas plumpe Art, sein leichte Überheblichkeit und das fehlende Gespür für seine Mitmenschen lassen ihn auf seine Kolleg*innen und mich wenig sympathisch wirken. Auch die anderen Charaktere wirken etwas blass und wenig mitreißend. Die Ermittlungen werden, gefühlt, ohne große Begeisterung durchgeführt und kleine Vorstöße durch Machtgerangel und Revieransprüche ausgebremst. Das Ende war wenig spektakulär und fesselnd.

Was jedoch gut gelungen war, waren die Beschreibungen der Natur, der Region Ligurien und des Essens. Das italienische Leben, das verführerische Essen, der gute Kaffee - la Dolce Vita.

Für einen Krimi war es mir jedoch zu wenig an Spannung, an interessanten Verwicklungen und temporeichen Ermittlungen. Für eine Familiengeschichte a la Commissario Brunetti fehlten die interessanten Charaktere.

Da es eine Reihe werden soll, gibt es noch die Hoffnung, dass die Charaktere sich weiterentwickeln und die Fälle spannender werden.

Veröffentlicht am 08.05.2022

Irreführender Klappentext

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Mit Dot im Fundbüro zu arbeiten und sie in ihrem Leben lesend zu begleiten, war für mich nicht immer leicht. Sie hat ein großes schweres Paket zu tragen. Sorgen, Ängste und Trauer muss sie größtenteils ...

Mit Dot im Fundbüro zu arbeiten und sie in ihrem Leben lesend zu begleiten, war für mich nicht immer leicht. Sie hat ein großes schweres Paket zu tragen. Sorgen, Ängste und Trauer muss sie größtenteils allein bewältigen und kommt damit immer wieder an ihre Grenzen. Zusätzlich belastet sie die Demenz der Mutter und die Auseinandersetzung mit ihrer Schwester.

Es waren viele schwierige Themen für einen scheinbar unterhaltsamen Roman. Aus meiner Sicht passt der Klappentext nicht so ganz zum Inhalt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Lesende gibt, die mit den Themen Suizid, Trauer, Demenz und Depressionen nicht so gut zu recht kommen, so dass man den Klappentext hier etwas genauer hätte formulieren müssen.

Die Autorin hat einen schönen Schreibstil, der sich sehr gut lesen lässt. Allerdings verlor sie sich in sehr vielen kleinen Detailbeschreibungen, die die Geschichte etwas zäh werden ließ. Auch fand ich den Anteil des älteren Herrn (dafür, dass er auf dem Klapptext erwähnt wurde) zu gering. Das Potential des Fundbüros wurde aus meiner Sicht zu wenig ausgeschöpft. Zu sehr unterdrückten die schweren Themen die unterhaltsamen Passagen.

Ein anderer Klappentext würde den Lesenden besser vorbereiten und am Ende nicht enttäuscht oder überfordert zurücklassen.

Veröffentlicht am 01.04.2022

Reicht leider nicht an den ersten Band heran

Die andere Schwester
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Der erste Band "Der andere Sohn" konnte mich überzeugen und so waren meine Erwartungen an den zweiten Teil recht hoch. Ich hatte auf einen neuen Spannungsschub, weitere Charakterentwicklungen und knifflige ...

Der erste Band "Der andere Sohn" konnte mich überzeugen und so waren meine Erwartungen an den zweiten Teil recht hoch. Ich hatte auf einen neuen Spannungsschub, weitere Charakterentwicklungen und knifflige Fälle gehofft. Doch leider wurde der Hoffnung schon auf den ersten 100 Seiten die Luft raus gelassen.

Der Fall war zu konstruiert und wenig glaubhaft. Zu viele wirre und erschreckend kopflose Entscheidungen, zu viele (Neben-)Personen, die involviert waren und zu wenig Spannung bis zum Schluss. Es gab ein paar kleinere Wendungen, die für einen kurzen Moment ein kleines Spannungsfeuer entfacht hatten, aber lange brannte es leider nicht.

Der stärkste Charakter aus dem ersten Teil Mona Ejdewik hatte nur einen kleinen und viel zu bedeutungslosen Einsatz erhalten. Sehr schade, da sie, aus meiner Sicht eine tragende Rolle im ersten Band, gespielt hatte und ein sehr guter und kluger Gegenpart zu John Adderley war. Ich empfand die anderen Charaktere dieses Mal leider als sehr blass und wenig ansprechend. John Adderley hat sich leider nicht weiterentwickelt und die Spannung zwischen Mona und ihm hat mich zusätzlich noch gefehlt.

Leider konnte der zweite Band nicht an den Vorgänger heranreichen. Wenn man den zweiten Band liest, ohne die Vorgeschichte zu kennen, wird man ihn vielleicht als spannend und fesselnd empfinden (im Gegensatz zu mir), aber es würden auch die Informationen zu John Adderley und seiner Vergangenheit fehlen.