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Veröffentlicht am 18.11.2022

Wie ist es in Russland mit zwei Vätern aufzuwachsen?

Die Lüge
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Wie ist es in Russland mit zwei Vätern aufzuwachsen? Was macht das mit dem Kind und wie geht die Gesellschaft mit der Situation um?

Mikita hat zwei Väter, die ihm mit viel Liebe und Zuneigung versuchen ...

Wie ist es in Russland mit zwei Vätern aufzuwachsen? Was macht das mit dem Kind und wie geht die Gesellschaft mit der Situation um?

Mikita hat zwei Väter, die ihm mit viel Liebe und Zuneigung versuchen ein gutes Leben zu geben. Sie stoßen dabei immer wieder an ihre eigenen und an gesellschaftliche Grenzen. Auch für Mikita ist die Situation nur schwer zu ertragen. Das permanente Lügen in der Schule, vor Freunden und Behörden macht ihn aggressiv und wütend. Je älter er wird, desto mehr gerät er in einen Strudel aus Wut, Hass, Verzweiflung. Er schlägt zu, er beleidigt und beschimpft seine Väter und er treibt sich selbst immer mehr in dunkle Gedanken.

Der Autor schreibt seine Geschichte aus der Sicht des Kindes bzw. des Jugendlichen. Der Ton ist anfangs noch leicht und mit Humor und Ironie sowie kindlichen Gedanken über die man schmunzeln kann. Doch je älter er wird, desto aggressiver und ausfallender wird die Sprache, die dann immer mehr zu den Handlungen von Mikita passen.

Je weiter die Geschichte voranschritt, desto unangenehmer, packender und bedrängender wurde sie. Man musste mit ansehen, wie Mikita sich immer mehr zurückzog, isolierte und depressiver wurde. Aus dem Strudel wieder herauszukommen, war ein langer steiniger Weg, den er zu bewältigen hatte.

Ein Buch, welches mich sehr nachdenklich und teilweise auch erschrocken zurückgelassen hat. Aber Dank des Buches kann ich nun einige Ansichten, Handlungen und Aussagen von homosexuellen Menschen besser nachvollziehen bzw. verstehen.

Veröffentlicht am 18.11.2022

Ein Krimi ohne Spannung

Die Tote im Sturm - August Strindberg ermittelt
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Ich sag es nur ungern, aber das ist das bisher schwächste Buch, welches ich von der Autorin gelesen habe. Ich hatte mich so auf eine neue Reihe von Kristina Ohlsson gefreut und dann kam August Strindberg. ...

Ich sag es nur ungern, aber das ist das bisher schwächste Buch, welches ich von der Autorin gelesen habe. Ich hatte mich so auf eine neue Reihe von Kristina Ohlsson gefreut und dann kam August Strindberg.

August Strindberg ermittelt. Nur was ermittelt er? Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, was er eigentlich ermittelt. Sein Pech war es zur falschen Zeit, am falschen Ort zu sein und feststellen zu müssen, dass er in ein "Wespennest" eingezogen ist.

Die ganze Geschichte (für mich weniger ein Krimi) zieht sich über 544 Seiten und ich muss zugeben, dass ich gekämpft habe. Es gab viele Seiten, die wenig zum Vorankommen der Geschichte beigetragen haben. Es gab zu viele Randgeschichten, die von dem eigentlichen Fall abgelenkt haben. Phasenweise fand ich sogar die Geschichte um Marias problematisches Privatleben interessanter, aktueller und viel wichtiger als den Fall. Die Autorin hat zu viel in diese Geschichte gepackt, die sich dadurch sehr aufbläht und kaum in Fahrt kommt. Es gab leider kaum Spannung und nur wenige Überraschungen, die die Geschichte noch mal angeschoben haben.

Für mich leider kein so richtig guter Start in eine neue Krimireihe.

Veröffentlicht am 06.11.2022

Der letzte Fall

Endzeit
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Christian von Ditfurth steckt noch mal alles in den letzten Fall. Die ganze Truppe wird noch einmal zusammengetrommelt und der Autor lässt es ordentlich krachen.

Es geht Schlag auf Schlag und alles ...

Christian von Ditfurth steckt noch mal alles in den letzten Fall. Die ganze Truppe wird noch einmal zusammengetrommelt und der Autor lässt es ordentlich krachen.

Es geht Schlag auf Schlag und alles wird in diesen Fall gepackt. Von Macht bis Geldgier, Spionage und Attentate, Rache und Liebe, Morde und natürlich die berühmten Zitate des Herrn de Bodt. Alles ist wieder etwas verworren, etwas überfrachtet und über viele Länder verteilt. Bis man als Lesender den Durchblick hat, braucht es eine Weile. So lange muss man mitschwimmen und sich die Puzzleteile zusammenlegen, die jedoch sehr schnell vom Autor wieder durcheinander gewirbelt werden können.

Die Diskussionen und Zickereien zwischen den französischen Kollegen Floire und Lebranc waren für mich ebenso ein Genuss wie de Bodt sein dritter Tee-Aufguss und seine geliebten Zitate von Hegel, Kant & Co.

Man bekommt noch mal alles serviert, was man im Laufe der letzten Fälle kennen- und lieben gelernt hat. Der Autor schafft es die Geschichte gut abzurunden und abzuschließen. Ich habe gern die Fälle von de Bodt gelesen und war immer wieder von den politischen Verwicklungen und Verknüpfungen begeistert. Das ist von Ditfurths große Stärke, die ich sehr schätze und was die Fälle umso interessanter und spannender macht.

Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte wirklich mit Band 1 starten, denn die Verwicklungen sind sonst nur schwer nachzuvollziehen.

Veröffentlicht am 29.10.2022

Eine Geschichte mit Längen

Connemara
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Nicolas Mathieu hat einen wunderbaren Schreibstil. Gerade im ersten Drittel des Buches findet man immer wieder Zeilen, die sehr genau den Nerv treffen und mitfühlen lassen.

Doch der Schreibstil allein ...

Nicolas Mathieu hat einen wunderbaren Schreibstil. Gerade im ersten Drittel des Buches findet man immer wieder Zeilen, die sehr genau den Nerv treffen und mitfühlen lassen.

Doch der Schreibstil allein macht leider kein spannende, interessante und mitziehende Geschichte. Hélènes innere Unruhe und Zerrissenheit, ihre Wut und ihre Sehnsucht werden richtig gut beschrieben, aber teilweise leider auch sehr langatmig und zäh. Der Wechsel zwischem dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit war zwar durchaus interessant, um die Beziehungen besser verstehen zu können, aber ich verlor im Laufe des Lesens zwischendurch immer mal wieder die Lust an der Geschichte. Ich hatte des Öfteren das Gefühl auf der Stelle zu treten und mich nach dem Sinn der Geschichte zu fragen.

Die Charaktere sind mir nicht so richtig nah gekommen. Ich konnte für keinen der Charakter wirklich Symphatie empfinden und hatte dadurch auch immer eine Distanz zu der Geschichte.

Aufgrund des wunderbaren Schreibstils würde ich wahrscheinlich noch einmal ein Buch von Nicolas Mathieu lesen. Immer in der Hoffnung, dass die Geschichte dann besser zu mir passt.

Veröffentlicht am 23.10.2022

Zwei Frauen

Alte Sorten
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Manchmal lohnen sich die leisen und ruhigen Bücher. Das Abschalten und eintauchen und verfolgen zweier Menschen, die sich langsam annähern und gegenseitig bereichern.

Ewald Arenz hat mit seiner Geschichte ...

Manchmal lohnen sich die leisen und ruhigen Bücher. Das Abschalten und eintauchen und verfolgen zweier Menschen, die sich langsam annähern und gegenseitig bereichern.

Ewald Arenz hat mit seiner Geschichte gezeigt, dass man nicht ständig reden und analysieren muss. Manchmal reicht es zu schweigen und die Stille auch auszuhalten. Manchmal reicht es einfach nur in der Nähe zu sein, keine Erklärungen zu verlangen und den anderen Menschen atmen zu lassen.

Der Autor hat zwei starke und innerlich sehr zerrissene Frauen erschaffen. Beide haben mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Ganz langsam und immer nur in kleinen Stücken erfährt der Lesende, was passiert ist. Schicht um Schicht wird offengelegt, was die Frauen erlebt haben und wie sie bisher damit umgegangen sind. Man wird hinein- und mitgezogen. Der große Knall, der indirekt angekündigt wurde, fehlte mir etwas. Für mich war das Ende nicht so ganz stimmig, aber trotzdem ein wunderbares und lesenswertes Buch.