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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2022

Verwirrend, zu viel, zu voll und zu oberflächlich. Keine Vollkatastrophe, aber meins war's irgendwie nicht.

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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Shiori, das jüngste Kind und die einzige Tochter der Familie und Prinzessin von Kiata, lebt in einem Bereich der Welt, der von Magie befreit wurde und durch seine Grenzen draußen gehalten wird. Die Menschen ...

Shiori, das jüngste Kind und die einzige Tochter der Familie und Prinzessin von Kiata, lebt in einem Bereich der Welt, der von Magie befreit wurde und durch seine Grenzen draußen gehalten wird. Die Menschen in Kiata leben in Angst und Hass gegenüber der Magie, was die Tatsache umso problemtaischer macht, dass Shiori mit magischen Fähigkeiten geboren wurde. Nachdem ihre Stiefmutter Raikama die Magie in Shiori bemerkt, belegt sie alle sieben Geschwister mit einem Fluch. Shiori wird mit einer Schüssel unkenntlich gemacht und zum Schweigen verdammt, während ihre Brüder sich in Kraniche verwandeln und aus Kiata verbannt werden. Getrennt voneinander versuchen sie den Fluch zu brechen, um danach das Königreich vor ihrer Stiefmutter und der Gefahr, die von ihr ausgeht, zu warnen. Doch die Chancen stehen schlecht, die Macht von Raikama ist beinah unbesiegbar.

Das Märchen zur Geschichte kenne ich nur in groben Zügen, weswegen ich keine großen Vergleiche zum Original ziehen kann und auch nicht weiß, wo und wann genau, das Buch beginnt, abzuweichen und wo es sich an das Original hält. Was ich aber sagen kann, ist, dass es sich um eine Geschichte mit vielen und sehr komplexen Erzählsträngen handelt, bei der ich immer wieder mal den Faden verloren habe und nicht selten gedacht habe, jetzt müsste die Geschichte doch langsam mal zuende sein.

Shiori soll verheiratet werden. Sie will das aber nicht, denn über ihren Zukünftigen hat sie nicht viel Gutes gehört. Also entzieht sie sich der Verlobungsfeier und einem Kennenlernen ihres Verlobten.

Sie hat magische Fähigkeiten und begegnet einem Drachen. Mit diesem bricht der Kontakt aber plötzlich und längerfristig ab.

Dann passiert dieses Unglück mit dem Fluch, der sie in eine ganz neue Geschichte katapultiert. Denn sie landet in einem völlig anderen Land.

Daraufhin wechselt sie wieder den Ort und beginnt dort erneut eine andere Geschichte. Es kommen weitere Stränge und neue Erkenntnisse hinzu und nichts scheint wirklich in einem Zusammenhang zu stehen. Es kam mir vor, als hätte die Autorin mehrere Geschichten aneinandergereiht, immer mit dem roten Faden, den Fluch brechen zu wollen, aber nie ganz zusammenhängend, sodass man das Gefühl einer durchgehenden Erzählung bekommt.

Dieses Abgehackte der Geschichte hat mich gestört und nie einen richtigen Lesefluss bei mir ausgelöst. Ich habe einfach keinen Zugang dazu gekriegt.

Hinzu kam noch, dass ich den Umgang der Menschen mit Shiori echt unerträglich fand. Das ist so typisch Märchen, dass die Leute sich entweder überzogen freundlich oder unmenschlich scheußlich den Hauptfiguren gegenüber verhalten. Das weiß ich, ich mag es aber nicht.

Die Figuren waren für mich nicht so greifbar, weil Vieles an ihren Handlungen und Motivationen für mich nicht nachvollziehbar war. Es blieb alles relativ oberflächlich. Das gilt auch für das Worldbuilding.

Mit der Zeit habe ich mich dann schon zurechtgefunden, aber es hat ziemlich lang gedauert. Insgesamt fand ich das Buch mehr verwirrend als unterhaltend. Der Schreibstil ist schon gut und die Figuren mochte ich ganz gerne und auch Spannung kam immer wieder auf. Aber es gab einfach mehr, das mich gestört als mir gefallen hat.

Vielleicht bin ich nicht der Typ für Märchen, vielleicht komme ich mit der Art der Autorin, zu schreiben nicht zurecht. Letzten Endes kann ich nur mit Sicherheit sagen, dass mir das Buch nicht so gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Atmosphärisch, schonungslos ehrlich und sehr intensiv

The Sea in your Heart
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Lilja widmet den Großteil ihres Lebens der See und der Rettung der Wale. Nachdem sie ein japanisches Schiff davon abhalten wollten, noch mehr Wale zu töten, werden sie von diesem Großkonzern in den Ruin ...

Lilja widmet den Großteil ihres Lebens der See und der Rettung der Wale. Nachdem sie ein japanisches Schiff davon abhalten wollten, noch mehr Wale zu töten, werden sie von diesem Großkonzern in den Ruin verklagt. Es sieht nicht gut aus für die kleine Organisation, denn den Konzern vertreten die besten Anwälte der Welt. Als sich dann auch noch rausstellt, dass der junge Mann, den Lilja kennengelernt und in den sie sich mehr oder weniger sofort verliebt hat, so ganz anders ist, als sie erwartet hat, verstrickt sie sich in ein Chaos, dass sich nicht mehr beherrschen lässt und zum Selbstläufer wird.

An dieses Buch hatte ich keine sehr hohen Erwartungen, da mir der erste Band der Reihe nicht so gut gefallen hat. Gut, dass ich trotzdem zum zweiten Teil gegriffen habe, denn dieses Buch hat mich sehr viel mehr begeistern können.

Wir starten mit dem Buch auf hoher See mitten in einem Kampf um die Rettung einer Wal-Schule. Denn Lilja gehört der Organisation „Wild & Free“ an und da gehört die Rettung von Walen zum Alltag. Meistens können die Aktivist:innen die Schiffe davon abbringen, doch dieses Mal gelingt es ihnen nicht. Ein dramatischer Einstieg, der gleich zeigt, worum es der Autorin geht.

Der emotionale und intensive Start ins Buch sorgt gleich dafür, dass ich mit der Organisation und vor allem mit der Protagonistin sympathisiere. Sie hat eine Leidenschaft für das Meer und seine Lebewesen und kann andere mit ihrer Begeisterung anstecken und für sich gewinnen. Die Autorin hat eine tolle Protagonistin geschaffen. Sie weiß, was sie will, wer sie ist und wem sie ihr Leben widmen will. Und dann trifft sie auf Jules und auch hier weiß sie sofort, was sie will

Die Chemie zwischen den beiden stimmt sofort und man merkt beim Lesen gleich, das ist zu gut, um wahr zu sein, es muss einen Haken geben. Und den gibt es auch. Wenig überraschend, aber mit viel Eskalationspotential. ^^

Jules bekommt nicht so viel Tiefe und Farbe, wie unsere Protagonistin, ist aber sympathisch und in seinen Handlungen und Motivationen gut nachzuvollziehen. Er ist ganz anders groß geworden als Lilja und hat dementsprechend einen anderen Lebenslauf und eine andere Vorstellung vom Leben. Es ist klar, dass mit diesen beiden völlig unterschiedlichen Einstellungen und Haltungen keine Beziehung möglich ist. Sehr schade, denn man wünscht es den beiden wirklich sehr.

Dafür, dass Jules so eine wichtige Rolle in dem Buch bekommt, erfahren wir leider recht wenig über ihn. Allgemein bleiben die Nebenfiguren relativ blass im Gegensatz zu Lilja, über die wir wirklich alles erfahren. Ihre Gedanken und Gefühle sind sehr transparent und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Wir begleiten Lilja auf See und werden zusammen mit ihr Zeug:innen eines Walfangs. Kira Mohn beschreibt schonungslos und detailreich, was da im Wasser während der brutalen, herzlosen Jagd auf die friedlichen Tiere passiert. Das war nur schwer auszuhalten. Und das war genau richtig. Die Autorin zwingt uns hinzusehen, denn ihre Kritik ist es, dass die Menschen wegschauen und so tun, als würde sie das alles nichts angehen. Die Situationen dann in diesem Buch so deutlich und hart zu beschreiben ist die einzig logische Konsequenz.

Den Spannungsbogen fand ich jetzt nicht so hoch. Das meiste ist von vornherein klar, die Konflikte dann doch relativ schnell gelöst und der Verlauf der Geschichte birgt nur wenige Überraschungen. Allerdings schreibt die Autorin sehr emotional und atmosphärisch, sodass ich so viel gefühlt habe und letzten Endes trotzdem tief in die Geschichte eingesogen wurde. Der Fokus lag eben weniger auf der Lovestory als auf der Message des Buches. Die Dynamik darin hat mir sehr gut gefallen.

Der zweite Teil der Island-Reihe konnte mich sehr viel mehr mitreißen als der erste Band. Die Thematik ist spannend und insgesamt war das ein sehr intensives Leseerlebnis für mich. Teil zwei empfehle ich gerne weiter.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Wo liegt die Grenze der Selbstbestimmung?

Die sieben Schalen des Zorns
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Max ist Arzt. Er widmet sich dem Retten von Leben, heilt Krankheiten und folgt dem hippokratischen Eid. Doch als seine Tante, die wie eine Mutter für ihn war, ihn um die Erfüllung ihres letzten Wunsches ...

Max ist Arzt. Er widmet sich dem Retten von Leben, heilt Krankheiten und folgt dem hippokratischen Eid. Doch als seine Tante, die wie eine Mutter für ihn war, ihn um die Erfüllung ihres letzten Wunsches bittet, begibt er sich in eine moralische und gesetzliche Grauzone. Er half ihr dabei, zu sterben, würdevoll und ohne Leid, so wie sie es sich wünschte. Doch vor de Gesetz hat er sich nun womöglich des Mordes schuldig gemacht. Er bittet seinen besten Freund und Staatsanwalt um Hilfe… er hat doch nichts Unrechtes getan? Soll Max dafür nun wirklich belangt werden?

Die Thematik hat mich gleich angesprochen. Ein sehr emotionales und moralisch aufgeladenes Thema, an das sich niemand so recht rantraut. Schon gar nicht der Gesetzgeber.

Das Buch beginnt schon mit einem sehr spannenden Vorwort, das bei mir zuhause direkt zur Diskussion geführt hat. Das ging so weit, dass ich das Buch erstmal wieder beiseitelegen musste, weil wir mussten ja erstmal diskutieren :D So soll das sein, genau das habe ich mir von dem Buch erhofft.

Zu Beginn ist alles noch sehr verworren. Wir starten in der Vergangenheit mit einem Unfall, kriegen aber erstmal nichts von den Konsequenzen mit, weil dann ein größerer Zeitsprung folgt. Da gibt es verschiedene Perspektiven und verschiedene Handlungsstränge, bei denen man zwar einen Zusammenhang erahnen, aber noch nicht ganz verstehen kann. Der Aufbau der Geschichte hat mir gut gefallen.

Dem Autor ist es gut gelungen, die Waage zwischen Fiction, Plot und Realität bzw. juristische Fakten zu halten. Die Lesenden kriegen erstmal gute Basics an die Hand, um das Dilemma überhaupt in seiner Gänze zu begreifen. Er greift die Diskussion aus verschiedenen Perspektiven auf, hat aber auch eine ganz klare eigene Haltung zur Thematik. Nämlich, dass das Gesetz hier willkürlich eine Grenze zwischen Freitod und Mord zieht und dass die Paragraphen dazu verfassungswidrig sind, da sie in das Persönlichkeitsrecht, in dem Fall, dem Recht in Würde und selbstbestimmt zu sterben, eingreift.

Und das macht er ganz geschickt mit sehr lebendigen Figuren, die alle eine eigene spannende Geschichte zu erzählen haben, eine Vergangenheit mit sich rumschleppen und auf Ziele hinarbeiten. Der Autor arbeitet mit der Sicht verschiedener Perspektiven, springt in die Vergangenheit, dann wieder in die Gegenwart und lässt ein großes und schlüssiges Gesamtbild entstehen.

Die Nebenstories kommen ein bisschen zu kurz, denn es sind sehr viele und das Hauptthema „Sterbehilfe“ nimmt natürlich sehr viel Raum ein. Es war der Versuch des Autors, den Figuren Farbe und Tiefe zu geben, was ihm die allermeiste Zeit auch gelungen ist. Alles konnte aber eben dann doch nicht auserzählt werden.

Sterbehilfe, der Tod ganz allgemein, Kirche, Glaube, Sünde, Trauma, ein Unfall, Schuld, Geheimnisse, Wissenswertes über das Segeln, Alkoholerkrankung, Schwangerschaftsabbruch und der Paragraph, der das Werben dafür verbietet, zwischendurch taucht auch noch das Jugendamt auf - alles sehr spannende und interessante Themen, es ist dann für die knapp 400 Seiten doch recht viel.

Die Szenen im Gerichtssaal fand ich ganz besonders spannend, aber letzten Endes hat mich einfach das Gesamtpaket überzeugt. Der Autor hat ein tabuisiertes Thema aufgegriffen und einen runden und gelungenen Roman geschaffen, der sich die Thematik der Sterbehilfe sehr differenziert anschaut. Das alles verpackt in eine unterhaltsame Geschichte mit schön ausgearbeiteten Figuren und einem angenehmen Spannungsbogen. Da hab ich jetzt auf jeden Fall noch eine Weile was zum Nachdenken!

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Actionreich, brutal, witzig, spannend, mit einigen überraschenden Wendungen

Das Babel Projekt – Lifelike
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Die siebzehnjährige Eve baut Machinas aus Schrottteilen zusammen, die sie bei ihren Plünderungen so findet, um sie in der Kampfkuppel gegen Logikas einzusetzen. Das ist illegal, aber sie braucht das Geld, ...

Die siebzehnjährige Eve baut Machinas aus Schrottteilen zusammen, die sie bei ihren Plünderungen so findet, um sie in der Kampfkuppel gegen Logikas einzusetzen. Das ist illegal, aber sie braucht das Geld, um die Medikamente für ihren Großvater kaufen zu können. Doch etwas geht beim Kampf gewaltig schief und auf einmal ist sie auf dem Radar der Bruderschaft, die Eve an den Kragen will. Und als der Lifelike, den sie auf dem Weg nachhause aufgesammelt haben, Eve und ihren Großvater zu kennen scheint, befinden sie und ihre Freundin Lem sich auf einmal in noch viel größeren Schwierigkeiten - solchen, die einem schnell das Leben kosten können…

Die Gestaltung des Buchs fand ich fantastisch. Die Kapitel und die Schriftarten und die Einschübe… da war jemand beim Design richtig kreativ. Gerade am Anfang, wenn die Robotergesetze nochmal aufgeführt werden - in abgeänderter Form (auch sehr spannend!) - da gefallen mir die schwarzen Seiten richtig gut. Es ist einfach ansprechend gestaltet und passt perfekt zum Inhalt.

Wir werden gleich in die postapokalyptische Welt von Eve und ihren Begleiter:innen reingeworfen. Es handelt sich nicht gerade um eine sehr menschenfreundliche Welt. Maschinen aller Art, Roboter und lebensechte Androiden gehören zum Alltag der gefährlichen Welt, die weit in der Zukunft der früheren USA spielt. Alle sind sich selbst die nächsten. Das Motto lautet, vertraue niemandem und wenn du jemanden findest, dem du vertrauen kannst, lass die Person nie mehr los. Und genau so jemanden hat Eve Gott sei Dank gefunden.

Lemon ist ihre beste Freundin. Sie ist genauso tough, frech und schlagfertig, wie Eve und die beiden sind ein tolles Team. Gemeinsam mit Cricket, ihrem kleinen treuen Logika, machen sie sich zusammen mit Ezekiel, einem Lifelike, der Eves Leben komplett auf den Kopf stellt, auf die Suche nach Antworten.

Ich habe alle Charaktere geliebt. Am meisten hat es mir aber Cricket angetan. Er und seine bissigen und lustigen und niedlichen Kommentare. Ihm ist zu jeder Situation noch ein unpassender Spruch eingefallen.

Nur hätte sich der Autor gern für sämtliche Entwicklungen mehr Zeit lassen können. Für die der Charaktere, denn Eve macht einen plötzlichen, schwer nachzuvollziehenden Sprung. Aber auch für die der Beziehungen, die entwickelten sich nämlich nicht, sondern waren einfach da oder einfach plötzlich viel zu eng. Das ging mir bei fast allen Entwicklungen viel zu schnell und das kratzte leider an der Authentizität der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander.

Ich gebe es nur ungern zu, aber das führte dazu, dass mich das Love-Interest im Buch gar nicht überzeugen konnte. Ich hab‘s einfach nicht gefühlt. Es war für meinen Geschmack nicht ausreichend ausgearbeitet und insgesamt zu überstürzt.

Dafür ist aber Jay Kristoffs Schreibstil unglaublich gut! Allein wegen seines speziellen schwarzen Humors liebe ich schon jedes seiner Bücher. Er gibt den Figuren Charakter, Witz und immer etwas Sympathisches. Man kann sich darauf verlassen, dass es Spaß macht, seine Geschichten zu lesen.

Von der ersten Seite an gab es Action, Humor, Gefahr, Freundschaft, Geheimnisse und Abenteuer. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass das Buch für einige zu brutal sein könnte. Die rohe, herzlose und vor allem sinnlose Gewalt, die in der Geschichte schonungslos und sehr detailliert geschildert wird, ist sicherlich nicht für jede:n geeignet. Deswegen wäre eine Triggerwarnung wahrscheinlich nicht schlecht gewesen.

Das Worldbuilding gefiel mir gut, ich hätte aber gerne noch viel mehr darüber erfahren. Einiges auf der Karte im Buch erschließt sich mir noch nicht und bei vielen Andeutungen hoffe ich noch in den Folgebänden auf Aufklärungen und Erläuterungen.

Das Ende habe ich so niemals kommen sehen. Von mehreren Entwicklungen und Twists war ich vollkommen überrascht und absolut begeistert. Das Finale hat mir deshalb mit am besten gefallen.

Mal wieder ein ganz starkes Buch von Jay Kristoff. Der Mann weiß einfach zu unterhalten. 450 Seiten flogen nur so vorbei und es wurde keine Sekunde langweilig. Ich warte schon sehnsüchtig auf die Fortsetzungen!

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Eine ungewöhnliche und bewegende Reise durch die Zeiten

Wolkenkuckucksland
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In diesem Buch werden mehrere Geschichten von verschiedenen sehr unterschiedlichen Menschen erzählt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, verbunden durch eine Sage, die sich durch die verschiedenen Zeiten ...

In diesem Buch werden mehrere Geschichten von verschiedenen sehr unterschiedlichen Menschen erzählt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, verbunden durch eine Sage, die sich durch die verschiedenen Zeiten zieht.

Es beginnt mit der Geschichte von Konstance in der Zukunft. Sie ist ein junges Mädchen, das in einem Missionsschiff zu einem weit entfernten Planeten fliegen soll, um ihn dort mit den anderen Menschen an Bord neu zu besiedeln. Offenbar hat es die Menschheit mal wieder vergeigt und die Erde unbewohnbar gemacht. Ihre Geschichte habe ich von allen am liebsten gelesen.

Die Geschichte der Gegenwart dreht sich um Zeno, einem Veteranen, dessen komplettes Leben wir rückwirkend erzählt bekommen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine alte griechische Geschichte zu übersetzen und sie in der Bibliothek mit den Kindern zur Aufführung zu bringen. In derselben Bibliothek befindet sich auch Seymour, dessen Geschichte wir ebenfalls von seiner Kindheit an erzählt bekommen. Schon in ganz jungen Jahren ist er fasziniert von Eulen und beschäftigt sich viel mit dem Tierreich und später mit der Umwelt und ihrer Zerstörung durch die Menschen. Das macht ihn wütend und er will etwas dagegen unternehmen.

In der Vergangenheit begleiten wir Anna und Omeir, zwei Kinder, deren Leben sich stark voneinander unterscheiden, sich aber zu überkreuzen beginnen. Anna lebt in einem Kloster mit ihrer Schwester und führt kein einfaches Leben. Omeir wird gezwungen, in den Krieg zu ziehen, welcher sich gegen das Dorf richtet, in dem Anna lebt. Eine herzzerreißende und nicht immer leicht zu ertragene Geschichte. Das gilt aber für die anderen ebenso.

Verbunden sind die Geschichten durch Diogenes‘ „Wolkenkuckucksland“, mit dem alle Charaktere auf irgendeine Weise in Berührung kommen und die ihr Leben stark beeinflussen oder sogar komplett umkrempeln.

Aethons beschwerlicher Weg ins Wolkenkuckucksland begleitet uns durchs komplette Buch und verflechtet die drei Zeitebenen geschickt miteinander. Auch seine Reise habe ich richtig gerne verfolgt.

Das Buch ist nicht sehr geradlinig erzählt, es folgt keiner Chronologie, sondern setzt sich ein wenig chaotisch, später dann aber ein wenig strukturierter zu einem großen Gesamtbild zusammen. Trotz des zunächst verwirrenden Durcheinanders konnte ich mit der Zeit einen roten Faden erkennen. Jedes Puzzleteil führte zu einer neuen Erkenntnis und dazu, dass ich immer neugieriger auf den Ausgang der Geschichten wurde.

Er war schon erstaunlich, wie am Ende die Verbindung zwischen all diesen Geschichten deutlich wurde. Jeder Erzählstrang für sich war schon spannend, interessant, erschreckend oder einfach wunderschön. Aber als dann noch alle Fäden komplett miteinander verflochten waren, die Wege sich kreuzten, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft, da war die Begeisterung dann komplett.

Es gab Momente, da hat das Buch einen extremen Sog auf mich ausgewirkt und dann gab es aber auch solche, da musste ich mich durch die Seiten kämpfen. Je weiter ich kam, desto mehr wollte ich lesen, denn dann kam das Verständnis, das Erkennen von Zusammenhängen und vor allem immer tiefgehendere Sympathie für die einzelnen Figuren.

Man könnte meinen, mit den vielen Genres, den vielen Themen und den sehr unterschiedlichen Geschichten, sei das Buch überladen, aber so habe ich es ganz und gar nicht empfunden. Es war seeehr viel, aber trotzdem genau richtig.

Diese Reise durch die Jahrhunderte hat mir gut gefallen. Zugegebenermaßen war der Mittelteil etwas schwieriger für mich, dranzubleiben, aber es hat sich ganz eindeutig gelohnt. Etwas Vergleichbares habe ich bisher nicht gelesen.

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