Über das Leben, die Liebe und das Alter
Solange sie tanzenEin Jahr ist es nun schon her, dass Adas Mann, Hans, gestorben ist. Sie ist über 80 lebt jetzt allein mit ihrem Hund Hemingway, der auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Adas liebste Beschäftigung ...
Ein Jahr ist es nun schon her, dass Adas Mann, Hans, gestorben ist. Sie ist über 80 lebt jetzt allein mit ihrem Hund Hemingway, der auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Adas liebste Beschäftigung ist es, ihre Nachbarn mit dem Fernglas zu beobachten. Vor allem schaut sie dem frisch eingezogenen Paar in dem schönen alten Haus zu, wie sie tanzen. Sie schwelgt in Erinnerungen an ihr Leben mit Hans, während sich langsam ein Nebel der Vergessenheit in ihrem Kopf ausbreitet.
Ich habe schon einige Parallelen entdeckt zum Beginn der Demenz meiner Oma. Die Verzweiflung über den eigenen Verstand und vor allem die Wut auf sich, dass man so schusselig wird und auch das Leugnen, dass die Vergesslichkeit Symptome dieses Krankheitsbildes sein könnten. Auch die Reaktionen der anderen, die nicht verbergen können, dass sie eine Veränderung bemerken. Irritierte oder sogar genervte Blicke, die man nicht so richtig deuten kann und die einen ganz schön verunsichern. Wenn man mitbekommt, wie man langsam "den Verstand verliert"... Das muss so schlimm sein.
Die Autorin erzählt die tragischen Aspekte dieser Geschichte so unaufdringlich und authentisch und die schönen Aspekte so liebevoll. Dieses Buch ist wieder ein absolutes Wohlfühlbuch. Die Figuren bekommen sehr viel Tiefe und sind so sympathisch, dass man problemlos mit ihnen mitfühlen kann, allen voran natürlich die Protagonistin, Ada.
Mir hat es so gut gefallen, wie die Familie und Freunde miteinander und mit der Situation umgehen. So herzlich und verständnisvoll.
Ich musste so viel grinsen :D Die Atmosphäre und die Dialoge zwischen den beinah ausnahmslos sympathischen Figuren waren so angenehm. Den einzigen, den ich nicht leiden konnte, war Adas Vater. Das war natürlich auch so gedacht. Blödmann... auch sehr authentisch :D
Brenzliche Themen, wie den Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit und der oft ignorierten Leugnung der Gräueltaten der Deutschen im zweiten Weltkrieg werden hier sehr reflektiert behandelt. Sie nehmen aber nicht übermäßig viel Raum ein, eben genau richtig.
Hemingway hab ich besonders lieb gewonnen. So ein toller Hund <3 Als ich mich mal mit meinem Hund verlaufen hatte, hat sie es auch gespürt und hat mich dann nachhause geführt. Hunde sind eben sehr feinfühlig :)
Das Ende war wirklich wunderschön und jetzt sitz ich hier und hab immernoch Tränen in den Augen.