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Veröffentlicht am 19.07.2021

Emotionslos, aber sehr interessant!

Ich bleibe hier
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In diesem Buch geht es um die Lehrerin Trina, die als Südtirolerin aus ihrem Leben berichtet. Die Zeitspanne reicht ca. von den 1920ern bis (rudimentär) über die 1950er hinaus.

Trina ist eine starke ...

In diesem Buch geht es um die Lehrerin Trina, die als Südtirolerin aus ihrem Leben berichtet. Die Zeitspanne reicht ca. von den 1920ern bis (rudimentär) über die 1950er hinaus.

Trina ist eine starke Protagonistin, die ihre Schwächen offenbar kennt und oft reflektiert berichtet. Durch diese Reflexion wurde sie (innerhalb der wahren und belegbaren Zeitgeschichte) wie von selbst sehr authentisch dargestellt.

Dieses Buch war (wie so oft) ein Coverkauf. Dieses Mal nicht nur, weil ich es ansprechend fand, vielmehr weil mir dieser Anblick von Läufen und Wanderungen rund um den Reschensee (Lago di Resia) bekannt ist. Erwartet habe ich von diesem Buch daher nichts, zumal ich den Klappentext nicht gelesen habe. Natürlich habe ich mir gedacht, wohin der Weg geht, aber dass Balzano mich -anfangs- derartig abgeholt hat, überraschte mich dann doch positiv.

Beeindruckend fand ich, wie eindringlich und zugleich ruhig, Marco Balzanos Erzählweise ist. Er hat ein sehr dunkles Kapitel Italiens beleuchtet und dennoch las sich der Roman recht sanft, ohne an Bedeutung zu verlieren. Immerhin geht es u.a. um italienischen Faschismus, deutschen Nationalsozialismus und Enteignung.

Aber auch diese Erzählweise ist es, die ich zugleich kritisiere. Der Roman glich eher einer sachlichen Berichterstattung. Die Verschmelzung von zeitgenössischer Geschichte und Romanliteratur ist dem Autoren nicht unbedingt geglückt. Durch die fehlenden Emotionen blieb die Beziehung zwischen mir als Leserin und den Figuren distanziert. Klar, durch gewisse Sätze und Reaktionen kann man sich die Emotionen vielleicht dazu denken, aber das ist mit einer bewusst kommunizierten Emotion seitens des Autors nicht zu vergleichen. Außerdem weist der Roman im letzten Drittel zunehmend einige Längen auf.

Trotzdem kann ich den Roman empfehlen, -insbesondere weil- er voller Zeitgeschichte steckt. Und aufgrund dieser Gewichtung gebe ich anstelle der angedachten drei Sterne, gerne vier!

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Ehrlich, kritisch und sehr reflektiert

Und immer wieder aufbrechen
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Das Cover gefällt mir ganz gut, es ist wahrscheinlich der Stil, der derzeitig gefragt ist. Allerdings muss ich negative Kritik am Titel ausüben. Ich mag es einfach nicht so gerne, wenn Titel inhaltlich ...

Das Cover gefällt mir ganz gut, es ist wahrscheinlich der Stil, der derzeitig gefragt ist. Allerdings muss ich negative Kritik am Titel ausüben. Ich mag es einfach nicht so gerne, wenn Titel inhaltlich geändert werden.

Sisonke Msimang ist eine Frau, die im Exil geboren und die aufgrund vieler Umzüge (in verschiedene Länder) international geprägt wurde. Sie wurde in Swasiland geboren und lebte in Sambia, Kenia, Kanada, USA, Südafrika und Mosambik. Derzeitig lebt die Autorin in Australien. Aufgrund dieses internationalen Aufwachsens interessierte ich mich sehr für ihr Buch. Es gab auch sehr spannende Einblicke in die teils so unterschiedlichen Länder und Kulturen.

Die Themen, die die Schriftstellerin behandelt und aufarbeitet sind zwar durch Vielfalt gekennzeichnet, werden jedoch manchmal etwas zu einseitig behandelt. Beispiele für die Themen sind: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Vergewaltigung, toxische Beziehungen, Nachstellung und Gewalt, aber es geht auch um Identitätsbildung, Offenheit, Integration, Liebe, Ehe und Mutterschaft. Wie man schon erahnen kann, ist es schwierig alle Themen in ihrer Komplexität ausführlich behandeln zu können.

Msimang hat einen sehr direkten Schreibstil und berichtet offenbar schonungslos ehrlich und mitunter äußerst reflektiert. Aber man muss auch eingestehen, dass sie in gewissen Lebensabschnitten radikal war, radikal gedacht bzw. radikal gehandelt hat. Jedoch tragen alle Erfahrungen und Einstellungen zur Identitätsbildung bei und es zeigt sich auch, dass man, wenn man die Scheuklappen entfernt, eine offenere Beziehung zu Menschen führen kann, zu denen man sich vorher keinerlei Kontakt vorstellen konnte.

Manchmal gab es ruppige Übergänge, vorwiegend in den ersten Kapiteln. Hier hätte ich mir einige Sätze mehr zu Ereignissen oder Beweggründen gewünscht.

Zudem schreibt die Autorin natürlich aus ihrer Sicht, wie sie Wendepunkte und Ereignisse erlebte und wie sie darauf regierte. Daher ist es für mich als Leserin bei einigen Themen ein bisschen zu einseitig gewesen, wie ich oben bereits angedeutet habe.

Dennoch ist das Kritik auf hohem Niveau, denn ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Die Autorin offenbarte ehrliche Einblicke in ihre persönliche Gedankenwelt und in ihr Leben, was ich sehr schätze. Ich empfehle dieses Buch allen LeserInnen, die sich mit den oben erwähnten Themen auseinandersetzen möchten.

Ich danke dem Haymon Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars in Form eines eBooks!

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Hochwertig und kompakt

Bewusst reisen
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Dorling Kindersley ist meines Erachtens einer der besten Verlage für Sachbücher, Kochbücher und Ratgeber. Ich habe mir schon etliche Bücher vom DK Verlag gekauft und wurde nie enttäuscht, was die Qualität ...

Dorling Kindersley ist meines Erachtens einer der besten Verlage für Sachbücher, Kochbücher und Ratgeber. Ich habe mir schon etliche Bücher vom DK Verlag gekauft und wurde nie enttäuscht, was die Qualität im Bereich Gestaltung und Inhalt des Buches angeht. Auch dieses Buch hat mich restlos überzeugt. Es hat einen stabilen Einband, hochwertiges Papier und es besticht mit wunderschönen Bebilderungen.

In dem Buch geht es, wie der Titel es schon verrät, um bewusstes Reisen. Es geht hier um den Weg, nicht um das Ziel. Ich bevorzuge diese Art des Reisens, von daher kam ich nicht an diesem Buch vorbei, ohne es haben zu wollen :)

Zugegebenermaßen kenne ich die meisten vorgeschlagenen Routen, viele davon habe ich bereist und etliche stehen auf meiner Löffelliste. Dennoch ist es wunderbar, in diesem Buch zu stöbern, zu planen und in Erinnerungen zu schwelgen.

Das Buch ist in fünf Hauptkapitel gegliedert: Zu Fuß / Auf der Straße / Mit dem Rad / Mit dem Zug / Auf dem Wasser. Eingeleitet werden die Kapitel mit einer Weltkarte und den eingezeichneten Routen der nachfolgenden Vorschläge. Innerhalb dieser Kapitel sind die Touren nach Kontinenten sortiert. Insofern wurde das Buch sinnvoll gegliedert. Diese Gliederung erleichtert zudem eine mögliche Suche nach Routen ungemein.

Jede Route beginnt mit den gleichen Eckdaten: Lage, Start/Ziel, Länge, Dauer, Schwierigkeitsgrad und einem Verweis einer Internetseite für weitere (offizielle) Informationen. Anschließend gibt es kurze, aber aussagekräftige Texte über die Route, ab und an mit eingezeichneten Routen auf einfach gestalteten Landkarten, sowie Alternativen oder historischen Fakten. Nicht alle Routen sind bebildert.

Dieses Buch ist als Übersicht zu verstehen. Möchte man genauere Infos zu einer Tour, muss man sich gesondert informieren. Dies ist kein Reiseführer.

Insgesamt betrachtet ist dieses Buch eine Bereicherung für mich, auch wenn ich bereits andere Lektüre über viele dieser Routen habe. Es ist so wunderbar kompakt und übersichtlich, perfekt für neue Inspirationen. Ich mag es sehr gerne und kann es allen Abenteurern und Reiselustigen empfehlen und natürlich auch denen, die es werden wollen.





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Dieses Buch habe ich im Rahmen eines Sommergewinnspiels von Lovelybooks gewonnen. Ich freue mich immer noch sehr darüber! Vielen Dank an LB und den DK Verlag!

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Einerseits seicht und kurzweilig, andererseits unlogisch und konstruiert

Allein durch die Sterne
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Inhalt:

In diesem Buch geht es um Ariadne, die ihrem Leben bislang keinen Sinn geben konnte und nur in den Tag hineinlebte. Ihre engen sozialen Kontakte bestanden aus ihrer Schwester und ihren Freundinnen ...

Inhalt:

In diesem Buch geht es um Ariadne, die ihrem Leben bislang keinen Sinn geben konnte und nur in den Tag hineinlebte. Ihre engen sozialen Kontakte bestanden aus ihrer Schwester und ihren Freundinnen aus dem Badmintonclub. Und in letzterem passiert es: Plötzlich ist sie alleine, alle Menschen sind fort- einzig Tiere gibt es noch. Instagram sei dank lernt sie dann doch noch einen Menschen kennen, Sanghyun lebt in Shanghai. Beide beschließen sich auf der Hälfte des Weges zu treffen. Eine Reise beginnt.

Gestaltung und Genre:

Cover samt Titel, Genre (Science-Fiction) und Klappentext haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Allerdings sollte man dieses Buch meiner Ansicht nach eher als Jugendbuch deklarieren.

Schreibstil:

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Ariadne. Die Erzählweise ist relativ flüssig, dennoch wurde der Lesefluss drei bis vier Mal aufgrund des Ausdrucks unterbrochen. Insgesamt betrachtet, war es sprachlich wahrlich kein Highlight, vielmehr finde ich es beispielsweise eher befremdlich, wenn beschrieben wird, dass Menschen „fressen“.

Story:

Der Plot klang ganz interessant. Die Idee ist zwar nicht neu, aber sie bietet Autoren viel Spielraum für die eigene, besondere Interpretation. Und die Geschichte, insbesondere die Verbindung, die Ariadne und Sanghyun aufbauen, hat die Autorin recht schön beschrieben. Was allerdings offen bleibt (und das ist das größte Manko im Bereich Science-Fiction), sind jegliche Erklärungen, wie „es“ passierte und warum es keine Menschen mehr gibt. Die fehlende Ursache ist nur ein Beispiel von Vielen. Das Buch lässt mich mit vielen Fragen zurück. Ich finde, dass unendlich viel Potenzial verschenkt wurde. Außerdem war das Buch vorhersehbar, je mehr ich gelesen habe, desto eher habe ich gehofft, dass es nicht ein solches Ende geben wird. Für mich persönlich war es ein enttäuschendes Ende und durch die fehlenden Erklärungen macht es wenig Sinn, zumindest so wenig, dass ich es nicht ernst nehmen kann. Es wirkt zu konstruiert und unlogisch.

Fazit:

Mir hat das Buch in Anbetracht des vorgegebenen Genres wenig gefallen, weil ich mehr erwartet habe. Allerdings war es auch nicht schlecht genug, um keine Empfehlung aussprechen zu können, wenn man denn die Zielgruppe beachtet: Es ist ein seichtes Jugendbuch. Ich kann es allen (Jugendlichen) empfehlen, die zwischendurch eine leichte Geschichte lesen möchten und sich damit zufrieden geben können, dass nichts, was zu dem Umstand einer menschenleeren Welt geführt hat, erklärt wird.



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Herzlichen Dank an den Piper Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars in Form eines eBooks.

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Veröffentlicht am 06.07.2021

>>Ein Buch, das viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.<<

Die Sommer
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In Ronya Othmanns Roman geht es um die in Deutschland lebende Leyla und ihre Sommer, die sie mit ihren Eltern (zumeist) bei ihrer Familie väterlicherseits verbracht hat. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, ...



In Ronya Othmanns Roman geht es um die in Deutschland lebende Leyla und ihre Sommer, die sie mit ihren Eltern (zumeist) bei ihrer Familie väterlicherseits verbracht hat. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, aufgewachsen im nördlichen Syrien.

Zunächst lernt man Leylas Familie in Syrien kennen und erfährt, welche Beziehungen sie untereinander pflegen. Eigentlich passiert nichts Besonderes, aber Leylas Familie ist sehr facettenreich und man kann als Leser einerseits sehr schnell die Verbundenheit innerhalb der Familie spüren (besonders das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Leyla und ihrer Großmutter hat mich berührt) und andererseits selbst mit Leichtigkeit eine Verbindung zu den Figuren aufbauen. Ganz nebenbei lernt man zudem etwas über den jesidischen Glauben.

Im fortgeschrittenen Teil des Buches wird es kurz historisch und schließlich politisch. Der Schwerpunkt wurde hier auf die Entstehung und den Fortgang des Syrienkriegs gelegt. Der Krieg an sich wurde eher rudimentär behandelt: Es wurde vielmehr vorrangig Bezug auf Leylas Familie genommen, inwieweit sie unmittelbar betroffen waren und welche Folgen das für die Familie hatte. Diese gewählte Perspektive in Bezug auf den Syrienkrieg wirkte sich positiv auf den Roman aus.

Ronya Othmann hat einen ruhigen Schreibstil, was ich generell sehr schätze. Sie hält viele Anekdoten bereit und springt in den Sommern respektive Zeiten hin und her. Die Anekdoten kann man demzufolge keinem genauen Jahr zuordnen. Dass die Geschichten und Sommer ineinander übergehen, fand ich persönlich sehr gut. Denn um die Chronologie geht es in diesem Roman nicht wirklich.
Zudem werden auch schwerwiegende Themen wie Mord, Folter und Staatenlosigkeit behandelt, was dem Roman eine gewisse Tiefe verleiht.

Insbesondere möchte ich hervorheben, dass mir die emphatische Herangehensweise der Autorin, wie sie die innere Zerrissenheit Leylas im letzten Abschnitt darstellte, ausgesprochen gut gefallen hat. Denn nicht zuletzt geht es bei Leyla um Zugehörigkeit, Heimatlosigkeit, Identität und um auszustehende Ängste.
Allerdings übe ich hier gleichzeitig auch Kritik aus. Leider ist es schwer, meine Kritik zu begründen ohne zu verraten, worum es geht. Nur soviel: Für die Folge von Leylas Zerrissenheit fehlen mir einfach gewisse weitere Parameter. Othmanns Intension verstehe ich sehr gut, aber sie hätte es meiner Ansicht nach nicht in dieser Kürze abhandeln sollen, da die Thematik wesentlich komplexer ist und so viel mehr Information braucht als das, was wir Leser über Leyla und ihre Familie wissen.
Ferner hätte ich gerne etwas über Leylas Mutter erfahren oder über die Ehe der Eltern, was auch für den zweiten Teil sinnvoll gewesen wäre. Dies war mir insgesamt zu blass. Außerdem wurde die Vergangenheit des Vaters im Ausland relativ ausführlich dargestellt. Hier fehlte mir der Kontrast zu seinen Erfahrungen in Deutschland. Denn auch dies ist einer der o.g. fehlenden Parameter.
Das Buch ist ja nicht sonderlich lang, es hätte sich meiner Ansicht nach gewinnbringend ausgewirkt.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, auch wenn es nicht perfekt war. Ich kann es trotz meiner negativen Kritik absolut empfehlen und denke, dass das Buch zu Unrecht so wenig Aufmerksamkeit erhält.

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