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Veröffentlicht am 06.07.2021

>>Ein Buch, das viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.<<

Die Sommer
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In Ronya Othmanns Roman geht es um die in Deutschland lebende Leyla und ihre Sommer, die sie mit ihren Eltern (zumeist) bei ihrer Familie väterlicherseits verbracht hat. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, ...



In Ronya Othmanns Roman geht es um die in Deutschland lebende Leyla und ihre Sommer, die sie mit ihren Eltern (zumeist) bei ihrer Familie väterlicherseits verbracht hat. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, aufgewachsen im nördlichen Syrien.

Zunächst lernt man Leylas Familie in Syrien kennen und erfährt, welche Beziehungen sie untereinander pflegen. Eigentlich passiert nichts Besonderes, aber Leylas Familie ist sehr facettenreich und man kann als Leser einerseits sehr schnell die Verbundenheit innerhalb der Familie spüren (besonders das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Leyla und ihrer Großmutter hat mich berührt) und andererseits selbst mit Leichtigkeit eine Verbindung zu den Figuren aufbauen. Ganz nebenbei lernt man zudem etwas über den jesidischen Glauben.

Im fortgeschrittenen Teil des Buches wird es kurz historisch und schließlich politisch. Der Schwerpunkt wurde hier auf die Entstehung und den Fortgang des Syrienkriegs gelegt. Der Krieg an sich wurde eher rudimentär behandelt: Es wurde vielmehr vorrangig Bezug auf Leylas Familie genommen, inwieweit sie unmittelbar betroffen waren und welche Folgen das für die Familie hatte. Diese gewählte Perspektive in Bezug auf den Syrienkrieg wirkte sich positiv auf den Roman aus.

Ronya Othmann hat einen ruhigen Schreibstil, was ich generell sehr schätze. Sie hält viele Anekdoten bereit und springt in den Sommern respektive Zeiten hin und her. Die Anekdoten kann man demzufolge keinem genauen Jahr zuordnen. Dass die Geschichten und Sommer ineinander übergehen, fand ich persönlich sehr gut. Denn um die Chronologie geht es in diesem Roman nicht wirklich.
Zudem werden auch schwerwiegende Themen wie Mord, Folter und Staatenlosigkeit behandelt, was dem Roman eine gewisse Tiefe verleiht.

Insbesondere möchte ich hervorheben, dass mir die emphatische Herangehensweise der Autorin, wie sie die innere Zerrissenheit Leylas im letzten Abschnitt darstellte, ausgesprochen gut gefallen hat. Denn nicht zuletzt geht es bei Leyla um Zugehörigkeit, Heimatlosigkeit, Identität und um auszustehende Ängste.
Allerdings übe ich hier gleichzeitig auch Kritik aus. Leider ist es schwer, meine Kritik zu begründen ohne zu verraten, worum es geht. Nur soviel: Für die Folge von Leylas Zerrissenheit fehlen mir einfach gewisse weitere Parameter. Othmanns Intension verstehe ich sehr gut, aber sie hätte es meiner Ansicht nach nicht in dieser Kürze abhandeln sollen, da die Thematik wesentlich komplexer ist und so viel mehr Information braucht als das, was wir Leser über Leyla und ihre Familie wissen.
Ferner hätte ich gerne etwas über Leylas Mutter erfahren oder über die Ehe der Eltern, was auch für den zweiten Teil sinnvoll gewesen wäre. Dies war mir insgesamt zu blass. Außerdem wurde die Vergangenheit des Vaters im Ausland relativ ausführlich dargestellt. Hier fehlte mir der Kontrast zu seinen Erfahrungen in Deutschland. Denn auch dies ist einer der o.g. fehlenden Parameter.
Das Buch ist ja nicht sonderlich lang, es hätte sich meiner Ansicht nach gewinnbringend ausgewirkt.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, auch wenn es nicht perfekt war. Ich kann es trotz meiner negativen Kritik absolut empfehlen und denke, dass das Buch zu Unrecht so wenig Aufmerksamkeit erhält.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Ein wunderbares Buch mit einer sehr wichtigen Botschaft

Nelkenblatt
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Erzählt wird eine Geschichte, die deutlich macht, wie komplex das Thema Pflege sein kann und dementsprechend behandelt werden sollte.

Im Zentrum der Geschichte befindet sich Elsa, die ihren Lebensabend ...

Erzählt wird eine Geschichte, die deutlich macht, wie komplex das Thema Pflege sein kann und dementsprechend behandelt werden sollte.

Im Zentrum der Geschichte befindet sich Elsa, die ihren Lebensabend selbstbestimmt verbringen will. Ihre Tochter Luzia respektiert den Wunsch ihrer Mutter, kann aber selbst nicht 24/7 für sie da sein und engagiert deshalb Pina als 24-Stunden-Pflegekraft, die ihr Studium unterbrochen hat und nun zum ersten Mal betreut.

Elsa und Pina bauen schnell eine vertrauensvolle Bindung auf. Elsa zeigt sich interessiert an Pinas Leben und Pina betreut Elsa sehr liebevoll, respektvoll und nachsichtig. Schlussendlich zeigt sich, dass beide voneinander profitieren. Und auch wenn Luzia die Pflege nicht alleine gewährleisten kann, spielt sie eine wichtige Rolle- als besorgte Tochter Elsas und freundliche Arbeitgeberin Pinas.

Das Buch ist innerhalb kürzester Zeit ausgelesen, was sicherlich an den wenigen Seiten liegt, nicht zuletzt aber auch an dem zarten, unaufgeregten, ehrlichen und stellenweise poetischen Schreibstil des Autors Yusuf Yeşilöz.

Natürlich hätte ich so gerne mehr über Pinas Leben erfahren, da auch Pina ihr Päckchen zu tragen hat und sicherlich eine interessante Vergangenheit aufweist. Dennoch geht es nach meinem Verständnis nicht um das Auserzählen ihrer Geschichte, sondern vielmehr um das Vermitteln von Denkanstößen und Aspekten in Sachen (häuslicher) Pflege .

Jeder, der bereits die Erfahrung machen musste, und weiß, wie vielschichtig, zeitaufwendig und (emotional) belastend die Pflege eines geliebten Angehörigen sein kann, wird sich in irgendeiner Weise in diesem Roman wiederfinden.

Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen, denn Selbstbestimmung im Alter und Pflege betrifft früher oder später in irgendeiner Form jeden.

Ich danke dem Limmat Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars in Form eines eBooks.

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Ein Schreibstil, der mich nicht überzeugen konnte

Die Architektin von New York
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Inhalt: In diesem Buch geht es um Emily, die aufgrund der Krankheit ihres Mannes, die Baustelle der Brooklyn Bridge übernommen hat. Emily ist die Schwiegertochter des Architekten John Augustus Roebling, ...

Inhalt: In diesem Buch geht es um Emily, die aufgrund der Krankheit ihres Mannes, die Baustelle der Brooklyn Bridge übernommen hat. Emily ist die Schwiegertochter des Architekten John Augustus Roebling, der mehrere Brücken entworfen und bauen lassen hat. Mir gefallen Romane, die ein Mix aus Realität und Fiktion darstellen. Ich denke, dass der Autorin Petra Hucke der Spagat zwischen den beiden Komponenten gut gelungen ist.

Gestaltung: Das Cover finde ich ganz schön, mir gefallen die Rahmen bildenden Schnörkel und die dezenteren Farben. Titel und Untertitel finde ich leicht irreführend, da die Protagonistin das Bauwerk nicht erschaffen hat, sondern die Baustelle eher von ihrem Mann übernommen und die Arbeiten an der Brooklyn Bridge beaufsichtigend zu Ende gebracht hat. Architektin war Emily nicht. -Schade, dabei gab es zu dieser Zeit in den USA bereits Frauencolleges.

Schreibstil und Umsetzung: Dieses Buch zu lesen und jetzt zu rezensieren, fällt mir ehrlich gesagt schwer. Den Plot finde ich super und die Thematik trifft absolut meinen Geschmack. Allerdings kam ich nicht mit dem Schreibstil der Autorin zurecht. Hauptgrund war sicherlich, dass mein Lesefluss regelmäßig insofern unterbrochen wurde, als dass mir Unregelmäßigkeiten und andere Kleinigkeiten in Inhalt und Form auffielen, die ich prüfen wollte oder unpassend fand. Zudem hielt ich bei mehreren Aussagen inne, da mir diese suspekt vorkamen. Ich habe also zwischendrin regelmäßig selbst recherchiert, jedoch nicht immer Angaben gefunden, die die Aussagen im Buch verifizierten oder falsifizierten. Daher bleibe ich fragend zurück. Gewiss waren es nur Kleinigkeiten, aber sie häuften sich.
Ein weiterer Grund, der mich am Schreibstil störte, waren die ruppigen Übergänge innerhalb von Sätzen und Absätzen. Es fehlte an Leichtigkeit und Geschmeidigkeit.

Dennoch fand ich auch Vieles gut, wie beispielsweise die (technischen) Beschreibungen über Architektur und den Brückenbau. Auch dass die Dekompressionskrankheit und ihre Auswirkungen eine größere Rolle spielte, hat mir sehr gut gefallen.

Fazit: Ich habe mich für eine neutrale Bewertung von drei Sternen entschieden.

—————
Das von mir rezensierte eBook “Die Architektin von New York“ von Petra Hucke wurde im Juli 2021 vom Piper Verlag unter der ISBN 9783492062381 veröffentlicht. Ich danke dem Piper Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars in Form eines eBooks.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Christiane Ritter- Künstlerin, Abenteurerin, Ehefrau und Mutter, doch vor allem eine Frau, die ihrer Zeit voraus war.

Eine Frau erlebt die Polarnacht
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Dieses Buch erschien erstmals 1938. Die Autorin berichtet von ihrem Jahr in der Arktis, die sie 1934/1935 aufsuchte, um dort mit ihrem Mann und einem Pelzjäger zu leben.

In Anbetracht der Erstveröffentlichung ...

Dieses Buch erschien erstmals 1938. Die Autorin berichtet von ihrem Jahr in der Arktis, die sie 1934/1935 aufsuchte, um dort mit ihrem Mann und einem Pelzjäger zu leben.

In Anbetracht der Erstveröffentlichung und der davor angetretenen Reise muss man den Mut der Autorin anerkennen. Die Malerin ließ ihr Kind bei der Mutter und reiste zu ihrem Mann nach Spitzbergen. Aufgrund der damaligen Zeit war Ritter eine wahre Abenteurerin.

Sie berichtet vom dortigen Alltag, den Aufgaben und ihren Erfahrungen. Besonders schön und persönlich fand ich, dass ihrem Buch acht ihrer Aquarelle und 25 ihrer Federzeichnungen hinzugefügt wurden, die das Buch abrunden und sehr bereichert haben- immerhin war Ritter Künstlerin. So dürfen wir als LeserInnen (abseits des Geschriebenen) erfahren, wie sie ihre Zeit dort wahrgenommen hat.

Obwohl der Inhalt des Buches sehr alt ist, ist es trotzdem interessant und ausgenommen einiger Punkte tatsächlich zeitlos. Klar, über gewisse Dinge/Ansichten muss man einfach hinwegsehen können und man darf nicht vergessen, dass aus dem Jahr 1934 berichtet wird. Wenn man das jedoch kann, wird man mit einem tollen Bericht belohnt.

Christiane Ritter verstarb übrigens im Jahre 2000 im Alter von 103 Jahren.

Ich kann dieses Buch allen Abenteurern empfehlen.
——

Zu guter Letzt ein Zitat aus dem Buch:
>>Daraufhin fragte man mich, was ich tun würde, wenn ein Bär zur Hütte käme, wenn ich allein wäre. „Ich würde ihm ein Schüsserl Honig hinausstellen vor die Tür.“ <<

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Anders als erwartet

Uns gehört der Himmel. Die Flight Girls
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Meine Erwartungen waren scheinbar viel zu hoch angesetzt. Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut: Ein historischer Roman über die US-Pilotinnen, deren Einsatz erst lange nach Beendigung des Zweiten ...

Meine Erwartungen waren scheinbar viel zu hoch angesetzt. Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut: Ein historischer Roman über die US-Pilotinnen, deren Einsatz erst lange nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs geehrt wurde und deren Einsatz sowohl logistisch als auch lehrend viel zum Verlauf des Zweiten Weltkriegs beigetragen hat. Ich bin von einem Highlight des Jahres ausgegangen. Ich hatte wohl falsche Vorstellungen und wurde daher maßlos enttäuscht.

Die Protagonistin, Texanerin Audrey Coltrane, ist zu Beginn der Geschichte Fluglehrerin auf Hawaii. Im Verlauf tritt sie den „Women Airforce Service Pilots“ (WASP) bei. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor ändert sich ihr Leben. Ihre Liebe, ein Pilot namens James, kommt nach einem Einsatz nicht zurück und gilt als verschollen. Laut Klappentext beginnt hier Audreys schwerste Mission.

Diesen Roman würde ich persönlich eher als seichten Liebesroman vor historischer Kulisse des Zweiten Weltkriegs deklarieren. Es wurde unendlich viel Potenzial verschenkt, der Fokus wurde stets auf die Liebe und andere Techtelmechtel gelegt. Aus meiner Sicht wirklich schade. Die Autorin erklärt am Ende, dass sie viele Stunden in die Recherche gesteckt hat. Ehrlich gesagt merkt man das nicht. Es gab nichts Neues, nichts, das ich nicht schon einmal gehört oder gelesen habe. Salazar erklärt zwar auch, dass sie keine Ahnung vom Fliegen hat, was diesem Roman generell nicht geschadet hätte. Aber sie hätte ihren Fokus auf den Zweiten Weltkrieg legen können oder auf Missionen. Sie hätte ihren Fokus auf WASP und deren Arbeit und Ausbildung legen können oder auf die Luftfahrt und ein wenig Technisches, zumindest ein paar Basics, hätte trotzdem nicht geschadet.

Natürlich schreibt sie über diese aufgezählten Punkte, es bleibt aber alles sehr oberflächlich und geistlos.

Den Anfang habe ich sehr gerne gelesen. Dann ging es bergab. Im letzten Drittel wurde es von Seite zu Seite pathetischer und schnulziger. Zudem wurde in den letzten Seiten „nochmal schnell“ alles benannt, was noch nicht benannt wurde. Eine schnelle Aufzählung von Ereignissen, die mich zum Augenrollen gebracht haben. Sicherlich wird dies vielen LeserInnen gefallen, mir war es zu offensichtlich und kitschig.

Dieses Buch ist definitiv lesbar. Meiner Meinung nach ist es aber kein Roman über WASP und wohl nur etwas für LeserInnen, die einen Liebesroman lesen wollen, nicht für die LeserInnen, die sich für WASP und historische Ereignisse und deren Auswirkungen interessieren.

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