Gefangen in der Gesellschaft
Die UngelebtenJennifer wurde als Tochter eines erfolgreichen Musikproduzenten geboren und lebt schon ihr ganzes Leben im goldenen Käfig - und ihr Schlüssel in die Freiheit ist verloren gegangen.
Doch wie hätte ihr ungelebtes ...
Jennifer wurde als Tochter eines erfolgreichen Musikproduzenten geboren und lebt schon ihr ganzes Leben im goldenen Käfig - und ihr Schlüssel in die Freiheit ist verloren gegangen.
Doch wie hätte ihr ungelebtes Leben aussehen können, zu welcher Person hätte sie werden können? Kann sie sich vielleicht noch aus eigener Kraft befreien?
Caroline Rosales spricht in diesem Buch so viele wichtige Themen an, die teilweise auch wirklich unter die Haut gehen. Die Schilderungen sind dabei selten erfreulich, vielmehr erschrecken einen die Geschehnisse, stimmen traurig und machen nachdenklich. Zwar gibt es auch ein paar schöne und witzige Momente, generell sollte man aber nicht zu diesem Buch greifen, wenn man aufgeheitert werden möchte.
Die Geschichte selbst wird aus Jennifers Kopf erzählt, aber nicht aus der Ich-Perspektive, was zu geschickten Spielereien mit der Erzählung führt: Entspricht das, was wir gerade lesen, überhaupt der Realität? Oder sieht die Welt für Jennifer einfach anders aus? Können wir der Schilderung vertrauen? Hier gab es mehrere Momente, die ich sehr gut umgesetzt fand und passend zum Thema. Teilweise kann dies jedoch auch zu Verwirrungen führen, daher kann ich verstehen, wenn sich nicht jeder Leser damit gut anfreunden kann.
Schön fand ich auch die ganz unterschiedlichen Zitate am Kapitelanfang, die gut zum Inhalt gepasst haben - nur hier kleine Warnung, manche sind auf Englisch. Ich persönlich mochte es so lieber, jedoch kann ich mir auch vorstellen, dass manche Leser vielleicht kein Englisch sprechen und damit Probleme haben könnten.
Zwischendrin gibt es auch immer wieder kleine Unstimmigkeiten mit den Jahreszahlen und der Chronologie, hier bin ich mir jedoch nicht sicher, ob es einfach Fehler waren oder stilistische Mittel.
Eine große Stärke des Romans sind meiner Meinung nach die Charaktere: Diese sind irgendwie fast alle nicht so wirklich sympathisch, manche sogar richtige Ekelpakete, aber in ihrer Art dafür total authentisch. Man kann mit der "Heldin" nicht uneingeschränkt mitfiebern, weil ihre Taten oder ihre Art manchmal eher nerven - man möchte sie gleichzeitig schütteln und in den Arm nehmen. Andere Personen haben mich teilweise richtig aufgeregt, eben weil sie keine klassischen Klischee-Bösen sind, sondern eher sehr negative reale Menschen.
Insgesamt ist dies also kein angenehmes Buch, aber ein wichtiges!