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Veröffentlicht am 04.09.2024

Tagebuch des Misstrauens

Kleine Monster
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Während ich zu Beginn nur ein Buch über den Umgang mit schwierigen Kindern erwartete, entwickelte es sich schnell zu einem Einblick in die Seele der Ich-Erzählerin Pia. Als Mutter des in der Schule auffällig ...

Während ich zu Beginn nur ein Buch über den Umgang mit schwierigen Kindern erwartete, entwickelte es sich schnell zu einem Einblick in die Seele der Ich-Erzählerin Pia. Als Mutter des in der Schule auffällig gewordenen siebenjährigen Luca kämpft sie mit dem Schweigen ihres Kindes und in der Folge mit ihren eigenen Dämonen.
Um dies effektiv darzustellen spielt die Geschichte in zwei Zeitebenen: Immer wieder berichtet sie aus der Zeit, als sie selbst noch ein Kind war und durch tragische Umstände ihre kleine Schwester verlor. Dieser Aufbau hat mir besonders gut gefallen, nach und nach erfährt man als Leser mehr Details über ihre Vergangenheit und sammelt Puzzlestücke, die ihr heutiges Verhalten erklären könnten.

Ebenso bin ich ein großer Fan des Schreibstils: Pia erzählt alles so, wie sie es wahrnimmt und interpretiert, sodass man als Leser irgendwann selber anfängt, ihren Worten zu misstrauen. Ist das, was man liest, überhaupt die "Wahrheit"? Lind versteht es, meisterhaft Atmosphären zu schaffen, angepasst an den mentalen Zustand von Pia. Ist sie positiv gestimmt, wirkt auch der Text leichter; wird sie zum Opfer ihres eigenen Misstrauens, fühlt man sich als Leser wie in einem Psychothriller, teilweise sogar mit einem leichten Horrorgefühl.

Falls man zu diesem Buch greift, weil man ähnlich wie in einem Krimi die Auflösung um den anfänglichen "Fall" rund um den Sohn erwartet, wird man hier möglicherweise jedoch enttäuscht werden. Das Buch lässt einiges offen bzw. erlaubt die eigene Interpretation des Geschehenen - wir kriegen nur Pias Sicht, aber trauen wir ihr? Oder den Personen in ihrem Leben?
Mir hat es sehr gut gefallen, zwischen den Zeilen lesen zu müssen und herauszufinden, inwiefern uns Kindheitstraumata noch unser Leben lang beeinflussen und begleiten können.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Wahrheitssuche über 30 Jahre

All das Böse, das wir tun
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In diesem spannnenden Thriller wird der Leser nach Italien entführt, in die Welt der Polizei, Rechtsanwälte und unabhängigen Antihelden.
Dies bedarf einer kurzen Eingewöhnung, da man erstmal mit den italienischen ...

In diesem spannnenden Thriller wird der Leser nach Italien entführt, in die Welt der Polizei, Rechtsanwälte und unabhängigen Antihelden.
Dies bedarf einer kurzen Eingewöhnung, da man erstmal mit den italienischen Berufsbezeichnungen, Begriffen und Systemen vertraut werden muss.
Der Fall startet mit der Entführung der jungen Amala, deren Perspektive man im Laufe des Buches immer wieder verfolgen kann, was ich sehr spannend fand. Schnell kommt der Verdacht auf, dass vielleicht ein Zusammenhang zu einem Serienkiller vor 30 jahren besteht - aber wie?

Um dieses Rätsel zu lösen, springt die Erzählung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her: Vor 30 Jahren ermittelt die Polizistin Itala, in der heutigen Zeit die Anwältin Francesca mit ungewollter Hilfe des mysteriösen Gerry. Zu Beginn fand ich es etwas verwirrend, die Zusammenhänge waren nicht so klar und gerade in Italas Teil werden sehr viele Charaktere eingeführt, die ich mir teilweise auch bis zum Ende nicht genau merken konnte. Itala selbst war mir auch zuerst unsympathisch, jedoch hat sich dies im Laufe der Geschichte gebessert. Gerry hingegen mochte ich schnell, auf seine ganz eigene, spezielle Art. Von ihm hoffe ich auch in Zukunft noch mehr zu lesen.

Der Schreibstil vermittelt gut die Spannung, jedoch gab es auch ein paar kleine Stellen, die sich gezogen haben. Von dem ganzen Polizei-Korruptions-Plot war ich bis zum Ende hin kein großer Fan, auch wenn er relevant für die Haupthandlung war. Insgesamt wurde ich aber gut unterhalten und auch öfters sogar mal überrascht.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Actionreicher Einstieg in eine neue Reihe

Im Labyrinth der Rache
5

Dies war mein erster Roman über den unterhaltsamen und sympathischen Ex-Serienkiller Ackerman und es wird nicht mein Letzter sein!
Zwar kann man nicht bestreiten, dass einem hier als Neuling so einige ...

Dies war mein erster Roman über den unterhaltsamen und sympathischen Ex-Serienkiller Ackerman und es wird nicht mein Letzter sein!
Zwar kann man nicht bestreiten, dass einem hier als Neuling so einige Details als Hintergrundwissen fehlen, jedoch werden alle Charaktere nochmal kurz vorgestellt und vergangene Ereignisse zusammengefasst erzählt, sodass man trotzdem gut alles verstehen kann.

Der Schreibstil ist durch kurze Kapitel und viele Perspektivenwechsel sehr rasant, man fliegt quasi durch das Buch, nachdem man erstmal alle Charaktere kennengelernt hat. Diese werden gut dargestellt, jeder hat seine eigenen Stärken, Schwächen und Macken - was aber auch dazu führt, dass man manche nicht leiden kann, dafür andere liebt. An vereinzelten Stellen kommt es jedoch auch vor, dass eine Handlung unpassend für den Charakter erscheint, hier wirkt es etwas inkonsistent.

Der Humor vor allem rund um Ackerman ist großartig, auch Actionfans werden voll auf ihre Kosten kommen - das ganze Buch wirkt wie ein großer rasanter Actionfilm. Dies ist aus meiner Sicht jedoch auch ein Kritikpunkt, es passiert ganz viel, aber gleichzeitig kommt die Grundhandlung quasi gar nicht vom Fleck. Das Buch wirkt wie ein Prolog, der die Charaktere für die neue Hüter-Reihe einführt, auf die ich jetzt dann doch sehr gespannt bin.

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Veröffentlicht am 22.08.2024

Emotionale und historisch interessante Familiengeschichte mit Liebe zum Detail

Briefe aus Taipeh
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Diese Graphic Novel entführt den Leser nach China, von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1948. Erzählt wird hierbei die Familiengeschichte des Autors, aber gleichzeitig lernt man auch viel über die Geschichte ...

Diese Graphic Novel entführt den Leser nach China, von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1948. Erzählt wird hierbei die Familiengeschichte des Autors, aber gleichzeitig lernt man auch viel über die Geschichte Chinas. Dies war mir größtenteils neu, aber ich fand es sehr spannend, auf solch unterhaltsame Art mehr darüber zu erfahren.
Auch die kulturellen Aspekte und Traditionen werden gut dargestellt, ohne dabei aufdrängend zu wirken, vielmehr sind sie ein natürlicher Teil der Handlung. Die Erzählabschnitte sind inhaltlich logisch aufgeteilt und man kann dem Geschehen problemlos folgen.
Viele Momente sind sehr emotional, authentisch und berührend - dies wird durch die Zeichnungen und Bildsprache nochmals verstärkt.
Die Zeichnungen selbst sind großartig: Unglaublich viele Details, alles wirkt handgezeichnet, aufwendige Hintergründe und Gestaltung von Menschen und Orten. Man fühlt sich in das Bild hineinversetzt und staunt über all die Kleinigkeiten, die man bei längerer Betrachtung der Zeichnungen entdecken kann. Fish Wu scheint keine Mühe gescheut zu haben, um ein eindrucksvolles Bild zu erschaffen. Zwar sind die Zeichnungen nur schwarz-weiß, aber dies schadet keinesfalls und passt auch gut zu seinem Stil.
Ein Teil seiner Geschichte lebt nun auch in meinem Herzen weiter, denn das ist die Botschaft dieses Buches: Vergesse nicht die Vergangenheit und die Geschichten deiner Familie, und lerne daraus für die eigene Zukunft.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Gut sein kann ja jeder!

Long Live Evil
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Während das Konzept der Handlung mir bereits wohlbekannt aus japanischen Anime war, so ist es mir hier zum ersten Mal in Romanform begegnet: Rae liegt im Sterben, als ihr eine letzte Chance eröffnet wird. ...

Während das Konzept der Handlung mir bereits wohlbekannt aus japanischen Anime war, so ist es mir hier zum ersten Mal in Romanform begegnet: Rae liegt im Sterben, als ihr eine letzte Chance eröffnet wird. In der Welt ihrer Lieblingsbuchreihe soll sie eine Blume stehlen, die ihren echten kranken Körper heilen kann. Doch dummerweise schlüpft sie in die Rolle der Schurkin und muss erstmal schauen, dass sie in der neuen Welt überlebt. Positiv fand ich hierbei, dass es einen Schmetterlingseffekt gibt: Rae startet mit Vorwissen, jedoch ändert sie schnell die Handlung, was ungeahnte Konsequenzen hat.

Zunächst einmal jedoch zum Schreibstil: Teilweise fand ich es schwer, den Text zu lesen. Viele Formulierungen waren recht speziell und einiges wirkte ein wenig unnatürlich, was oft vermutlich an der Übersetzung lag. So wurden englische Redewendungen und Phrasen aus der Umgangssprache quasi wörtlich übersetzt, wodurch die eigentliche Bedeutung etwas verloren ging. Auch wurden die Handlungsorte und Personen zwar schön beschrieben, jedoch oft mitten in Dialogen, sodass der Redefluss gestört wurde und man oft kurz zurücklesen musste, worauf die Person gerade antwortet. Grundsätzlich mochte ich den Handlungsaufbau, manche Szenen haben sich allerdings etwas in die Länge gezogen und die Geschichte hat eine Weile gebraucht, bis sie richtig Fahrt aufgenommen hatte.

Mit Rae als Hauptcharakter bin ich nicht komplett warm geworden und gerade im ersten Teil des Buches fand ich es auch schwer, erstmal bei den ganzen Personen durchzublicken. Verwirrend fand ich beispielsweise, dass zu Beginn von König und Kaiser geredet wird und man sich 2 Personen vorstellt, diese sich aber als ein Charakter entpuppen. Im Verlaufe des Buches entwickelt man aber dann doch eine gute Bindung zu einigen Nebencharakteren, die größtenteils sehr interessant waren. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, jedoch schaue ich mir den nächsten Band vermutlich eher auf Englisch an.

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