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Veröffentlicht am 11.04.2025

Erinnern tut gut

Weißt du noch? Ein Bilderbuch vom Abschiednehmen
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Michael Engler und Laura Bednarski: Weißt du noch? Ein Bilderbuch zum Abschiednehmen

Die Geschichte des Igels, des Eichhörnchens und der Haselmaus, die ihren Freund Eichelhäher suchen, der sich als verstorben ...

Michael Engler und Laura Bednarski: Weißt du noch? Ein Bilderbuch zum Abschiednehmen

Die Geschichte des Igels, des Eichhörnchens und der Haselmaus, die ihren Freund Eichelhäher suchen, der sich als verstorben herausstellt, zeichnet ganz gut den Weg der Trauer nach: Erst will man es nicht wahrhaben. Über die weiteren Seiten wird die Ahnung langsam zur traurigen Gewissheit. Die Freunde ahnen vorher schon die Wahrheit, denn sonst würden sie nicht schon Erinnerungen über den Eichelhäher in der Vergangenheitsform miteinander teilen, aber sie (ver-)suchen erst mal alles ab. Sie hoffen, dass sie sich täuschen.
Die Geschichte ist lang genug, um das Suchen und die herankriechende Trauer beim Lesen nachzuempfinden. Der Höhepunkt ist der leere sonnenbeschienene Stein im Sonnenuntergang, auf dem der Eichelhäher immer saß. Da begreifen sie endlich.
Und auch der Leser versteht, denn das Bild erinnert an den leeren Steintisch aus C.S. Lewis „Der König von Narnia“, auf dem der mächtige Löwe ermordet wurde. Und das Bild erinnert auch an das steinerne Grab, aus dem Jesus auferstanden ist. So ist das Bild gleichzeitig ein hoffnungsvolles (Anklänge zur Wiederauferstehung) und gleichzeitig eins der unwiederbringlichen Leere: Der Eichelhäher ist weg.
Dann setzt Dunkelheit ein. In der Geschichte ist es die Nacht, die hereinbricht, aber es ist auch die Trauer über den Tod ihres Freundes, die die Tiere erleben.
Für mein Empfinden kommt dann der Ruf „Er ist doch noch da!“ zu früh. Die Haselmaus hat die Frage gestellt, ob sie den Eichelhäher wiedersehen werden. Ich finde, die Trauer muss erst durchlebt werden, bevor etwas Neues entstehen kann. Geschichten und Erinnerungen ersetzen nicht die lebendige Gegenwart und Anwesenheit eines geliebten Wesens.
Was dann wieder schön ist: der Ort zum Trauern, wo sich die Tiere versammeln und sich Geschichten erzählen. Wichtig wäre gewesen, noch klar er zu machen, dass zwischen dem Nachtbild mit dem Uhu und dem darauffolgenden Bild mit den lachenden Erinnerungen Zeit vergangen ist. Das Buch fing im Frühling an, und am Ende ist es Herbst, aber das fand ich erst bestätigt, als ich zurückblätterte und auf der ersten Seite las „ein frischer Frühlingswind“. Das hätte erzählerisch klarer herausgestellt werden sollen, denn in einer Nacht lässt sich Trauer nicht abarbeiten.
Persönlich finde ich die Bilder zwar farblich schön symbolisch und evokativ umgesetzt, aber die Tiere sehen für meinen Geschmack alle ziemlich ähnlich aus; die drei Freunde haben alle die gleichen Augen und die gleichen Pfoten und Beinform.
Dem Realitätstest, echte Trauer zusammen mit einem Kind das Buch durchzuschauen, habe ich das Buch noch nicht unterzogen.

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Veröffentlicht am 08.03.2025

Auch beste Freunde können mal streiten

Wir zwei vertragen uns
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In dem Bilderbuch „Wir zwei vertragen uns“ von Michael Engler und Joelle Tourlonias geht es um die besten Freunde Hase und Igel. Nach einem Sommernachmittag auf einer Wiese langweilt sich der Hase. Der ...

In dem Bilderbuch „Wir zwei vertragen uns“ von Michael Engler und Joelle Tourlonias geht es um die besten Freunde Hase und Igel. Nach einem Sommernachmittag auf einer Wiese langweilt sich der Hase. Der Igel schlägt vor, dass er nach einem Schatz gräbt. Das er, und mit Tipps des Igels gräbt er eine Wurzel aus. „So schön!“ finden beide. Der Hase beschließt, die Wurzel in ihr gemeinsames Heim mitzunehmen. Unterwegs will der Hase auch mal schleppen, das lässt der Hase aber nicht zu. Darüber entbrennt ein Streit. Die Nacht bricht herein. Während der Hase schläft, nimmt der Igel ihm die Wurzel weg. Morgens findet der Hase die Wurzel wieder, und der Igel kämpft nicht mehr darum. Der Hase schleppt die Wurzel zu ihrer Höhle. Der Igel es beobachtet und bereut den Streit. Der Hase schafft es nicht, die Wurzel in die Höhle zu bugsieren und gibt auf. Da fällt ihm sein Freund, der Igel, wieder ein. Er findet ihn, und sie vertragen sich. Sie reden darüber, wie es ihnen leidtut, und dass es ihnen ohne den anderen schlecht ging. Die Wurzel ist ihnen nicht mehr wichtig.

Das Thema ist kindgerecht gewählt, denn der Streitanlass ist aus Kinderzimmern und Kitas bekannt: „Das ist meins, ich hab’s gefunden!“ Kinder können etwa ab vier oder fünf Jahren gut daran anknüpfen, wütend auf jemanden zu sein und zu lernen, sich im Anschluss wieder zu vertragen.

Die Bilder sind besonders liebenswert und niedlich. Beide Freunde, und auch die Nebendarsteller wie Maus, Frosch und Rotkehlchen, gehen direkt ins Herz. Es tut einem richtig weh, wenn sie sich streiten, weil man beide so liebhat. Besonders schön ist das Bild, auf dem Hase und Igel nach ihrem Streit Fuß an Fuß glücklich miteinander auf der Erde liegen. Schöne Details in den Bildern entgehen aufmerksamen Kindern nicht, wie z.B. dass es unter der Erde eine Schatztruhe und ein Juwel gibt und sogar einen Schlüssel für die Schatztruhe.

Die Sprache ist schlicht, aber nicht zu simpel. Ein paar Worte können Kinder noch dazulernen (zaghaft, emsig, genüsslich, abrupt), was den Wortschatz erweitert, ohne Kinder zu überfordern.

Insgesamt ist das Buch recht kurz und damit schnell vorbei.

Die Botschaft, die hängenbleibt: Wut kann jeden mal übermannen, aber wenn einem an der Beziehung gelegen ist, kann man sich entschuldigen und wieder schöne Zeit zusammen verbringen.

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