Meine Meinung:
Ich hätte nicht erwartet, dass mich dieses Buch so begeistert. Das Cover verhieß zwar schon Gutes, aber mit dieser Sogwirkung habe ich nicht gerechnet.
Ich habe vermutet, dass es sich um einen ganz gewöhnlichen Jugendliebesroman handelt, der nur wenig Tiefgang hat und eher kitschig geschrieben ist, was ja auch nicht schlecht ist. Meine Hoffnung war, dass die Zielgruppe nicht zu niedrig angesetzt ist.
Diese Vermutungen haben sich zum Glück gar nicht bewahrheitet. Das Buch behandelt keinesfalls die typische Liebesgeschichte, sondern beinhaltet eher einen komplizierten Sonderfall. Eden verliebt sich nämlich in ihren Stiefbruder, was viele Probleme mit sich bringt. Die Liebe zwischen den beiden kann also nicht so kitschig und glücklich dargestellt werden. Mir hat es gut gefallen, wie die Autorin den inneren Konflikt der beiden dargestellt hat. Auch die Entstehung ihrer Liebe ist interessant. Dafür lässt sich Maskame auch ausreichend Zeit, um es realistisch wirken zu lassen. Ich finde, dass das Buch vielschichtig ist, denn es bleibt eigentlich keine Thematik oberflächlich behandelt.
Neben diesem Haupthandlungsstrang gibt es auch noch viele Nebenhandlungsstränge, die Probleme von Jugendlichen behandeln. Auf Grund des Settings in Los Angeles mit Teenagern aus wohlhabenden Familien, werden hier auch speziell die Luxusprobleme thematisiert wie Drogen, Alkohol, teure Autos, Handtaschen sowie Häuser und Identitätssuche. Natürlich sind viele dieser Probleme auch bei ganz gewöhnlichen Teenagern Programm, trotzdem führen diese Schwierigkeiten auf Grund der zur Verfügung stehenden Geldmittel zu einen schnelleren, ausgedehnteren und häufigeren Exzess.
Die Geschichte ist so angelegt, dass sich Tyler und Eden durchaus sehr unterscheiden. Eden lebt bei ihrer Mutter und kennt den Luxus und die Welt, in der Tyler sich bewegt, eigentlich gar nicht. Sie ist eher bescheiden und sehr brav. Sie gerät in diese neue Clique und versucht sich dort zurecht zu finden. Dabei wird sich aber die ganze Zeit unterschwellig von ihrer Vergangenheit verfolgt. In ihrem Charakter divergieren zwei wesentliche Charakterzüge. Zum einen die die ruhige, liebevolle, brave und ordentliche Eden und zum anderen ihr Wunsch das Leben zu genießen und auch mal etwas unerlaubtes zu tun und zu spüren, dass sie lebt. Meistens kann sie aber sehr kontrolliert handeln und diese andere Seite auch unterdrücken. So kleinere Aussetzer sind in der schwierigen Beziehung zu ihrem Vater spürbar, da sie nur sehr selten um Erlaubnis bittet und lieber ungefragt eine ganze Nacht feiern geht und auch niemals erzählt wo sie hingeht. Ansonsten wird ihr innerer Konflikt bezüglich ihrer Liebe zu Tyler und zwischen Richtig und Falsch für den Leser sehr greifbar. Die Autorin schafft die Handlungsweisen von Edens Charakter und ihre Gedanken und Gefühle sehr realistisch darzustellen.
Tyler ist ein kleiner Rebell, der keine Grenzen kennt und sie somit permanent übertritt. Tyler hat ein Drogen und Alkoholproblem, hinter dem sich allerdings gewichtige emotionale Gründe verbergen. Sein Charakter wirkt zunächst sehr stereotypisch, was sich aber im Verlauf der Handlung noch wandelt. Er erlangt zunehmend mehr Dreidimensionalität, umso länger man ihn kennt und umso weiter er sich Eden gegenüber öffnet. Gerade am Anfang ist er ein sehr interessanter und geheimnisvoller Charakter. Man möchte erfahren, was er für ein Handlungsmotiv hat.
Auch die Nebencharaktere sind gut gewählt. Sie bestehen hauptsächlich aus Schulfreunden von Tyler und Eden sowie ihren Eltern. Man kann einige nicht von Anfang an durchschauen, was auch zu der ein oder anderen Überraschung führt. Gerade die Szenen mit Eden und ihren Freundinnen sollten ein Mädchenherz höher schlagen lassen, weil sie zum einen sehr unterhaltend sind und auf der anderen Seite auch wirklich realistische Dialoge beinhalten. Natürlich sind die vier sehr girly-like und das ist nicht jedermanns Sache. Wer aber Reihen wie Gossip Girl oder Pretty Little Lars mag, der wird diese hier auch mögen.
Die Aktivitäten und Handlungsorte waren wirklich toll. Das buch spielt in Los Angeles und bezieht somit auch bekannte Orte in die Handlung mit ein. So besuchen sie zum Beispiel das Hollywood-Zeichen und den Pier. Mit dieser Kulisse vor dem geistigen Auge macht das Lesen noch sehr viel mehr Spaß. Außerdem eignet sich das Buch so perfekt als Sommerlektüre.
Der Schreibstil hat mich wirklich umgehauen. Ich hatte befürchtet, dass er sich primär an 14-jährige Mädchen richtet. Das finde ich allerdings überhaupt nicht. Er ist viel mehr wenig kitschig und schon eher im angemessenen Tonfall eines Mädchens im Alter der Protagonistin geschrieben, was mich sehr gefreut hat. Es ließ sich sehr flüssig und unbeschwert lesen. Somit war es für mich ein Vergnügen.
Insgesamt kann ich diesen Roman sehr empfehlen. Für den Sommer ist es genau das richtige Buch. Die Geschichte ist interessant und auf einem hohen Niveau erzählt. Man kann diese Geschichte auch wirklich mögen, wenn man ein bisschen Älter als die Protagonistin ist?
Nun warte ich ganz gespannt auf Band 2 und 3, die ja zum Glück schon ganz bald herauskommen. :)
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.