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Veröffentlicht am 14.05.2019

Die Freude hält an...

Das Känguru-Manifest (Känguru 2)
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Meine Freude über und mein Spaß mit dieser links-komischen Trilogie hält nicht nur an, er hat sich sogar noch gesteigert. Was mir im Vergleich zu dem schon sehr guten ersten Teil (Review hier) am zweiten ...

Meine Freude über und mein Spaß mit dieser links-komischen Trilogie hält nicht nur an, er hat sich sogar noch gesteigert. Was mir im Vergleich zu dem schon sehr guten ersten Teil (Review hier) am zweiten Band noch besser gefällt ist die Entwicklung der Beziehung zwischen Känguru und Marc-Uwe: War er dem Beuteltier im ersten Band noch fast immer unterlegen, entwickelt er sich hier zu einem ebenbürtigen "Partner in crime". Auch wenn ich die "das Känguru macht Marc-Uwe semantisch/logisch/inhaltlich platt"-Schiene schon sehr amüsant fand, ist das neue, eher ebenbürtige hin und her erfrischend und noch unterhaltsamer. Hinzu kommt, neben den vielen schönen Nicklichkeiten, ein grundsätzlicher Plot, der dem zweiten Teil noch einmal ein angenehmes Gerüst gibt. Die neuen Charaktere (die "Überintegrierten", Krapotke, das Asoziale Netzwerk) sind eine willkommen Ergänzung, die Darstellung des Pinguins als Antagonisten überzeugt durch viele humoristische Details.

Nach wie vor begeistert mich ganz grundsätzlich der politisch linke Humor (zu meiner großen Freude war das RAF-Schach wieder dabei) und überhaupt, die ganzen wunderbaren Running Gags sind so gut platziert und zünden immer. Den ganzen Spaß zum Trotz war meine größte emotionale Reaktion aber eher nachdenklich - bezogen auf das "Weihnachtslied" des Kängurus, awww.

Aber am allerschönsten: die falsch zugeorgneten Zitate. Eine total simple Idee, die mich restlos begeistert hat. Drei willkürliche Beispiele:

"Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, frage was du für dein Land tun kannst." - Kim Jong-il

"Heinrich, mir graut's vor dir" - Thomas Mann

„Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten.“ – Heidi Klum

Hach, schön. Und wie immer bei Marc-Uwe Kling: Absolute Empfehlung fürs Hörbuch!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Hach, was für ein Spaß!

Die Känguru-Chroniken (Känguru 1)
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Ich muss lange unter einem Stein gelebt haben, denn ich habe erst vor ein paar Monaten gecheckt, dass es sich bei der Känguru-Trilogie nicht nur um platten, "tierischen" Humor, sondern in vielen Momenten ...

Ich muss lange unter einem Stein gelebt haben, denn ich habe erst vor ein paar Monaten gecheckt, dass es sich bei der Känguru-Trilogie nicht nur um platten, "tierischen" Humor, sondern in vielen Momenten eher um eine satirisch angehauchte, linke Gesellschaftskritik in Form eines kommunistischen, Nirvana hörenden, recht aggressiven Kängurus handelt. Und was soll ich sagen - genau mein Ding. Ein hoher leise verschmitzt kichernd-Faktor mit gelegentlichen brüllendem Lachen. Meine Lieblingsmomente - unter vielen - waren vermutlich Baader-Meinhof-Quartett/RAF-Schach (ist halt eines meiner Lieblingsthemen), Franz Josef Strauss und so ziemlich alles, was Marc und das Känguru gemeinsam aushecken und gegen Dritte richten (Schmidtchen, McDonald's...).

Ich muss allerdings ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, ob es mir als Buch auch genau so 4-Sterne-gut gefallen hätte. Für mich kam es durch die wirklich geniale Lesung des Autors erst so richtig zum Leben. Er liest sich selbst und das Känguru einfach unfassbar gut, und ich freue mich schon auf die weiteren Teile, in denen der gesellschaftskritische Aspekt gerne noch stärker ausgeprägt sein darf.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Mein erster von Schirach und bestimmt nicht der letzte.

Verbrechen
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Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die auf wahren Fällen des Strafverteidigers beruhen. Und es tatsächlich eine Sammlung, in der mir jede einzelne Geschichte mindestens gut gefallen hat (einige ...

Dies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die auf wahren Fällen des Strafverteidigers beruhen. Und es tatsächlich eine Sammlung, in der mir jede einzelne Geschichte mindestens gut gefallen hat (einige so richtig gut). Was alle Geschichten gemeinsam haben: Sie lesen sich schnell und spannend weg; sie regen alle (!) zum Nachdenken über Schuld und Unschuld, Moral und Gerechtigkeit an und von Schirach schafft es bei allen Geschichten, die Charaktere mit nur wenigen Sätzen nicht nur gekonnt zum Leben zu erwecken, sondern Mitgefühl mit ihnen zu erwecken. Beeindruckend. Die Sprache ist klar und präzise, an vielen Stellen fast schon nüchtern-distanziert, aber auch das tut dem Mitfühlen/Nachdenken keinen Abbruch, es fühlt sich eher so an, als wenn man als Leser/Beobachter noch neutraler ("fairer") an die Fälle geht. Meine Liebelingsgeschichten (wobei die Auswahl schwer fällt, da jede auf ihre Art toll ist): "Das Cello" - da musste ich wirklich mehrfach schlucken, was für ein furchtbares Schicksal aller Beteiligten - und "Der Äthiopier" - ja nun, was soll ich sagen, ich musste vor Rührung weinen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Die Fortsetzung der E-Mail-Beziehung von Emmi und Leo.

Alle sieben Wellen
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Nicht so gut wie "Gut gegen Nordwind". Vielleicht, weil die Idee, die im ersten Teil noch so neu war und so oft überrascht hat, jetzt eben schon bekannt ist. Vielleicht, weil das Ende des ersten Teils ...

Nicht so gut wie "Gut gegen Nordwind". Vielleicht, weil die Idee, die im ersten Teil noch so neu war und so oft überrascht hat, jetzt eben schon bekannt ist. Vielleicht, weil das Ende des ersten Teils so schön überraschend war, dass es eigentlich keiner Fortsetzung bedurft hätte - oder hat Herr Glattauer etwas das Ende bewusst so gestaltet, um notfalls eine Fortsetzung hinterherschieben zu können? Dazu passt auch, dass in "Alle Sieben Wellen" einige Themen aufgegriffen werden, die im ersten Band nicht zu Ende geführt werden (und es meiner Meinung nach auch nicht gemusst hätten), z.B. Emmis Reaktion, als sie endlich erfährt, dass Bernhard ihre Mails gelesen hat. Was mich auch noch gestört hat, ist, dass alles etwas gehetzt scheint. Das, was das erste Buch ausgemacht hat, dies ständige herumtänzeln um das erste Treffen und die mögliche folgende Enttäuschung, spielt hier überhaupt keine Rolle mehr, ein Treffen folgt dem nächsten, zack, zack, zack. Okay, ich sehe ein, dass sich die Charaktere weiter entwickeln und etwas Neues probieren müssen, es waren mir einfach nur 2-3 Treffen zu viel.

Ich meckere einfach nur, weil die Fortsetzung nicht mit dem ersten Teil mithalten kann, was aber auch wahrlich schwer wäre und was ich auch gar nicht erwartet habe. Gut gefallen haben mit die neuen Varianten, z.B. jetzt mal Leo als "den Vergebenen" zu erleben. Und noch immer ist der Schreibstil der beiden flott, amüsant und einfach spaßig zu lesen, auvh wenn die Mails nicht mehr ganz so viel Tiefe haben wie im ersten Teil. Trotzdem st es immer noch ein gutes, unterhaltsames und empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Lesen. Ganz klar.

Du
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Ein sagenhaft gutes, unheimlich verstörendes, extrem spannendes, ziemlich brutales, sehr nervös machendes, absolut unvorhersehbares und top geschriebenes Buch.

Keine Angst, auf die Handlung werde ich ...

Ein sagenhaft gutes, unheimlich verstörendes, extrem spannendes, ziemlich brutales, sehr nervös machendes, absolut unvorhersehbares und top geschriebenes Buch.

Keine Angst, auf die Handlung werde ich hier nicht weiter als Klappentext-mäßig eingehen, denn dieses Buch sollte man so ahnungslos wie möglich lesen. Ganz grob handelt es wechselnd von drei Personen(gruppen): einem Massenmörder, einem Gangsterboss (und seiner Gang) sowie fünf ziemlich abgebrühten Teeniemädels. Es werden viele Fehler gemacht, ziemlich viel läuft aus dem Ruder, aber irgendwie fügt sich doch alles nach und nach zusammen...

Mir ist schon klar, dass das wenig bis gar keinen Sinn ergibt. Deshalb, völlig spoilerfree, ein paar der Gründe, warum dieses Buch richtig, richtig gut ist:

- Der POV. Erzählt wird aus wechselnden (!) Perspektiven in der zweiten (!) Person. Zweite Person, wenn sie gut geschrieben ist, ist richtig gut. Drvenkar schreibt sie richtig gut. Es ist direkt, es ist nahbar, der Leser ist direkt dabei, fast schon ein Teil der Geschichte: Du bist einer von vielen. Du bist allein und wartest.

- Durch die häufigen Wechsel der Erzähler (die Kapitel sind größtenteils nur wenige Seiten lang) springt der Leser von Wissen zu Unwissen, von Wahrheit zu Lüge und zurück.

- Das 1. Kapitel - dieses Buch beginnt mit so einem Knall, woah. Bestes Eröffnungskapitel, das ich seit langem gelesen habe.

- Wie alles im ersten Viertel noch etwas wirr erscheint und sich dann nach und nach zusammenfügt - so, als wenn man anderen dabei zusieht, ein Puzzle zusammenzusetzen, ohne selbst mitmachen zu müssen - das ist schon ganz großes Kino.

- Der gesamte Plot ist so... irre. Verstörend. Faszinierend. Und so voller Wendungen, die mich teilweise echt atemlos zurückgelassen haben.

Lesen. Ganz klar.