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Veröffentlicht am 03.05.2020

Nicht nur fast ganz niedlich

Hilary und der fast ganz ehrbare Club der Piraten - Der magische Schatz
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Seit einigen Jahren habe ich eine Phase, in der ich wieder sehr gerne Jugendbücher lese, ja sogar gelegentlich mal ein Kinderbuch. Anscheinend erlebt man in der Mitte des Lebens wirklich eine zweite Pubertät. ...

Seit einigen Jahren habe ich eine Phase, in der ich wieder sehr gerne Jugendbücher lese, ja sogar gelegentlich mal ein Kinderbuch. Anscheinend erlebt man in der Mitte des Lebens wirklich eine zweite Pubertät. Darum habe ich mich über den Gewinn dieses Buches wirklich gefreut. Die kleine Hilary ist eine Protagonistin, die Mädchen Mut machen kann, ihren Träumen und Begabungen zu folgen, auch gegen Konventionen. Und ihr treuer Begleiter, der steinerne sprechende Wasserspeier ist einfach total putzig. Obwohl Admiralstochter, hat Hilary nur eines im Sinn: Sie möchte Piratin werden. Beinahe hätte der fast ganz ehrbare Club der Piraten sie aufgenommen, doch dann gibt Hilary zu, dass sie ein Mädchen ist. Dies entsetzt sogar die Piraten. Schon dieser erste Briefwechsel, in Schreibschrift dargestellt, ist sehr originell und witzig. Stattdessen wird Hilary nun gegen ihren Willen in Miss Pimms Internat für feinfühlige Damen abgeschoben. Kurzerhand meißelt sie den Wasserspeier aus der Wand, doch die geplante Flucht gelingt erst viel später als gedacht. Der Roman enthält auch einen ordentlichen Schuß Magie, denn im ganzen Land werden magische Gegenstände entwendet. Hilary gelingt es tatsächlich, bei einem freien Piraten anzuheuern, und wird immer tiefer in das Geheimnis der geraubten Magie gezogen. Ein Geheimnis, in das auch ihre Piratenbegleiter, ja sogar ihr Vater und Miss Pimm verwickelt sind! Der Text wird immer wieder aufgelockert von Briefwechseln, die den Leser einfach schmunzeln lassen, und Zeitungsartikeln. Nur eines habe ich manchmal gefragt: Sollte man Kindern Piraten tatsächlich als putzig und positiv darstellen? Es ist ja nicht gerade vorbildlich, vom Raub auf andere zu leben. In diesem Buch sind die Piraten aber eigentlich nur die Jäger des verlorenen Schatzes und damit moralisch vertretbar. Hilary, der Wasserspeier, ja eigentlich die ganze Bande, sind mir schnell ans Herz gewachsen.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Magische Mütze

Vera und das Dorf der Wölfe
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Da es in diesem Jugendbuch um eine Dreizehnjährige geht, gehöre ich eigentlich gar nicht zur Zielgruppe. Dennoch habe ich es wirklich gern gelesen. Es ist ein wunderschönes Hardcover-Buch, in Blautönen ...

Da es in diesem Jugendbuch um eine Dreizehnjährige geht, gehöre ich eigentlich gar nicht zur Zielgruppe. Dennoch habe ich es wirklich gern gelesen. Es ist ein wunderschönes Hardcover-Buch, in Blautönen gehalten. Auf dem Cover sieht man ein rothaariges Mädchen und einen heulenden Wolf Rücken an Rücken.
Die junge Vera ist für ihr Alter außerordentlich patent. Das muss sie auch sein. Mutterlos aufgewachsen, hat sie nur ihren zwar liebenswerten, aber weltfremden Vater. Mit dem muss sie nun in eine einsame Gegend Nordwegens ziehen, damit er ein Buch über Wölfe verfassen kann und Ruhe zum Schreiben findet. Dass das gemietete Haus nicht einmal Möbel hat, übersieht er dabei mal eben, und die freundliche Dorfgemeinschaft muss erst einmal kräftig aushelfen. Die Freundlichkeit währt jedoch nicht lange. Veras Vater lässt sich für die Dorfpostille interviewen, und so erfahren alle, dass er Wölfe für schützenswert und friedlich hält. Hier sind einige Dorfbewohner ganz anderer Meinung. Zum Teil haben sie Schafe an Wölfe verloren, zum Teil scheinen sie begeisterte Jäger zu sein. Vera findet in einer geliehenen Kommode eine geheimnisvolle Mütze. "Für Vera, falls du das einmal brauchst." Dabei kannte sie doch in dem Dorf bisher niemand. Vera versucht sich einzuleben. Ihren Judoclub vermisst sie schon in den ersten Tagen schmerzlich. Bald findet sie in dem gleichaltrigen Gustav einen Freund. Immer mehr kommen sie dem Geheimnis der Mütze auf die Spur. Vera entdeckt, dass sie mit der Mütze auf dem Kopf Hunde verstehen und sogar manipulieren kann. Da sich im Dorf immer mehr Wolfsgegner sammeln, beschließen Vera und Gustav, den örtlichen Wolf mit Hilfe der Mütze zu vertreiben, um ihn zu schützen. Das gelingt auch zunächst. Aber Vera gerät selber durch die Wolfsgegner in Gefahr, und muss die Wölfe zu Hilfe rufen, was nicht für alle Tiere gut ausgeht. Schließlich kommt Vera auch dem letzten Geheimnis der Mütze auf die Spur. Sie ist nämlich nicht die einzige Vera im Dorf. Aber sie ist dort endlich ganz angekommen.
Sehr erfrischend, dass es in diesem Buch einmal um echte Wölfe und nicht das ehemalige Trendthema Werwölfe geht. Allerdings tauchen die titelgebenden Wölfe vergleichsweise wenig auf. Als Fantastik-Liebhaberin habe ich mich gefreut, dass es trotzdem etwas Übersinnliches gab. Eine magische Mütze war mir bisher noch nicht untergekommen. Ein sehr liebenswertes Buch, mit einer Heldin, die sich nicht unterkriegen lässt.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Doch kein Zauberwürfel

Aufstieg und Fall großer Mächte
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Welche Geschichten sind es wert, aufgeschrieben zu werden und damit fast 500 Seiten zu füllen? Auf diese Frage gibt es vielleicht ebenso viele Antworten wie Leser. Glaubt man den hymnischen Beschreibungen ...

Welche Geschichten sind es wert, aufgeschrieben zu werden und damit fast 500 Seiten zu füllen? Auf diese Frage gibt es vielleicht ebenso viele Antworten wie Leser. Glaubt man den hymnischen Beschreibungen auf dem Buchumschlag, handelt es sich bei "Aufstieg und Fall großer Mächte" um eine solche Geschichte. Da wünscht sich The Telegraph, der Roman möge niemals enden. The Guardian nennt ihn "einfach betörend", und in The New York Times Book Review sagt der Rezensent, das Buch sei so gut, dass er es habe zweimal lesen müssen, es sei konstruiert wie ein Zauberwürfel.
Und ich frage mich, habe ich einen anderen Roman gelesen?
Oja, Tom Rachmann kann schreiben. Er kann eine Geschichte erzählen. Aber warum gerade diese? Da ist Tooly, die eigentlich Matilda heißt, und einen Buchladen in Wales besitzt. Wie gern hätte ich auch einfach nur einen Roman über ein liebenswertes walisisches Antiquariat gelesen. Der Roman ist zwar ungleich tiefgründiger und intellektueller als es solch eine reine Unterhaltungsliteratur gewesen wäre, doch ich fühlte mich durch das Kennenlernen dieser Geschichte einfach nicht bereichert. Sie springt von Kapitel zu Kapitel zwischen 2011, 1999 und 1988, und erst nach und nach erschließt sich kaleidoskopartig Tooleys Geschichte. Zufallsprodukt der Beziehung von Paul und Sarah, reist Paul mit seiner kleinen Tochter durch die Welt, um sie vor ihrer lieblosen Mutter in Sicherheit zu bringen. Dabei ist er selbst ein Gefühlsanalphabet, für den es schon das höchste der Gefühle ist, seiner Tochter die Hand zu schütteln. Sarah spürt Tooley schließlich in Bangkok auf und entführt sie, mitten hinein in einen Kreis aus Schmarotzern und Tagedieben. Seltsamerweise erliegt Tooley dem absolut zweifelhaften Charme dieser Leute und bleibt freiwillig, lässt sich nach und nach in ein Leben hineinziehen, das davon zehrt, andere auszunehmen. Wohl deshalb konnte ich nicht allzuviel Sympathie aufbringen für Tooleys Heimatlosigkeit, auch wenn ich letztere selbst nur zu gut nachempfinden kann. Wärme und Halt findet sie in dieser Entourage über all die Jahre nur bei Humphrey Ostropoler, der als ihr Ziehvater gelten muss, obwohl an ihm das Meiste ebenso Schein ist wie sein Name. Während sie annimmt, dass das Geld, das man ihr die ganze Zeit zukommenlässt, von Venn, dem Anführer dieser Bande kommt, ist es im Stillen vielmehr Humphrey, der ihr dadurch letztendlich auch den Kauf der Buchhandlung ermöglicht. Das Charisma, das alle, Männer wie Frauen, bei diesem Venn zu spüren glauben, ist mir ein völliges Rätsel und nicht nachvollziehbar geblieben. Er ist kälter als ein Fisch und lebt insgeheim von den Unterhaltszahlungen, die Sarah von Paul für Tooley all die Jahre kassiert hat, und von denen Tooley erst als Erwachsene überhaupt erfährt.
Tooly mäandert ziellos durch ihr Leben. Schließlich meldet sich Duncan bei ihr, ein früherer Freund, bei dem sich Tooley damals ursprünglich auch nur in der Hoffnung auf Gewinn eingeschlichen hat. Er hält Humphrey für ihren tatsächlichen Vater und hat sich im Alter um ihn gekümmert. Nun verfällt Humphrey immer mehr, vor allem geistig. Tooley reist zu Humphrey nach New York, erkennt endlich seinen wahren Stellenwert in ihrem Leben und Venns falsches Spiel, und begleitet Humphrey bis zum Tode. Zurückgekehrt nach Wales deutet sich an, dass sie sich vielleicht erstmals auf eine aufrichtige Beziehung zu einem Mann einlassen wird, aber das Ende bleibt offen, was manch einen Leser verärgern könnte.
Mir selbst ist Tooley einfach nicht nahe genug gekommen, dass mir der Ausgang wirklich wichtig gewesen wäre. Die Zeitsprungkonstrunktion mag es nicht in jedem Roman geben, doch ich fand sie nun nicht so brilliant, dass ich sie als besonders originell empfunden hätte. Unter einem Zauberwürfel verstehe ich etwas ganz ganz anderes. Wirklich schade. Ich hätte dieses Buch von einem guten Autor gern viel besser gefunden. Und ich war anders als The Telegraph eigentlich zufrieden, als es dann zu Ende war.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Finsteres Frankreich

Die brennenden Kammern
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Die brennenden Kammern im Titel beziehen sich auf die Feuer der katholischen Inquisition, von denen im Frankreich des16. Jahrhunderts auch Hugenotten verfolgt wurden. Mit welcher Brutalität Menschen christlichen ...

Die brennenden Kammern im Titel beziehen sich auf die Feuer der katholischen Inquisition, von denen im Frankreich des16. Jahrhunderts auch Hugenotten verfolgt wurden. Mit welcher Brutalität Menschen christlichen Glauens zu Werke gingen, ist immer wieder erschütternd.

Die junge Katholiken Minou Joubert kümmert sich fleißig um den Buchladen ihres Vaters, als dieser zu kränkeln scheint. Ein Brief mit der seltsamen Botschaft "Sie weiß, dass ihr lebt," gibt ihr Rätsel auf. Viel mehr aber beeindruckt sie die Begegnung mit dem Hugenotten Piet Reydon, selbst als er beschuldigt wird, einen Mord begangen zu haben und fliehen muss. Doch bald ergibt sich für Minou die Gelegenheit, ihren Bruder Aimeric nach Toulouse zu begleiten, wo sie auch Piet vermutet.

Finstere Glaubenskriege, Familiengeheimnisse und gute historische Recherche sind der Stoff, aus dem dieser Roman gewoben wurde. Er ist in sich abgeschlossen, stellt aber den Auftaktband einer Saga um das Schicksal der Hugenotten dar. Für Spannung sorgen kursiv eingestreute Texte aus Sicht einer übelwollenden Person, die nur zu den Gegenspielern Piets und Minous zählen kann. Zudem punktet das gebundene Buch mit hochwertiger Ausstattung.

Weniger gut gefallen hat mir, dass die Kapitel sehr kurz gehalten waren, wie ich es sonst eher von schlechten Jugendbüchern kenne. Das hat für mich den Lesefluss empfindlich gestört. Auch die Schnelligkeit, mit der sich Piet und Minou verlieben, würde eher in dieses Genre passen. Die Protagonisten sind leider auch insgesamt eher oberflächlich gestaltet und entweder patent und herzensgut wie die beiden oder böse bis verrückt wie ihre Gegenspieler. Der allerletzte Funke der brennenden Kammern ist daher auf mich nicht übergesprungen. Dennoch gute Unterhaltung für Freunde des historischen Romans.


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Veröffentlicht am 22.04.2020

Abgründe

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
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Laut Aufkleber auf dem Cover handelt es sich bei der Autorin um eine Spiegel-Bestseller-Autorin. Mir persönlich war sie bisher kein Begriff. Der Thriller hat mich jedoch so überzeugt, dass ich jetzt nach ...

Laut Aufkleber auf dem Cover handelt es sich bei der Autorin um eine Spiegel-Bestseller-Autorin. Mir persönlich war sie bisher kein Begriff. Der Thriller hat mich jedoch so überzeugt, dass ich jetzt nach weiteren ihrer Bücher Ausschau halten werde. Das Zitat aus dem Sunday Mirror auf dem Buchrücken "Bei diesem Thriller läuft es einem eiskalt den Rücken herunter" finde ich zwar etwas dick aufgetragen. Meiner Auffassung nach geht die Autorin eher subtil vor, um vor allem zum Schluss geschickt falsche Fährten zu legen und dann mit einer wirklich völlig unerwarteten Wendung zu überraschen. Wirklich ungünstig finde ich allerdings, dass der Klappentext viel zu viel Handlung verrät. Aber dafür kann die Autorin nichts.

Die Waliserin Kirsty zieht mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern zurück in ihren Heimatort, um dort eine Gästehaus in einem alten Pfarrhaus zu eröffnen.Irgend etwas Tragisches muss ihrem Mann Adrian in London zugestoßen sein. Was, verrät leider der Klappentext! Die unterschwelligen Spannungen in der Familie mehren sich, als nach und nach nicht nur Kirstys Mutter, sondern auch ihr Adoptivbruder Nathan mit Ehefrau und Kirstys Cousine Selena eintreffen. Einst beste Freundinnen, haben sich Kirsty und Selena mit 18 aus mysteriösen Gründen entzweit. Eines Nachts kommt es zu einem tragischen Unfall. Leider verrät auch hier der Klappentext, dass es sich beim Opfer um Selena handelt. Oder war es vielleicht doch Mord?

Wirklich raffiert gelingt es Claire Douglass, nahezu jeden verdächtig zu machen. Bemerkenswert ist auch, dass ich als Vielleserin ausnahmsweise einmal nicht hinter die Auflösung gekommen bin. Respekt! Hinsichtlich Figurenzeichnung und Atmosphäre hat der Thriller ebenfalls einiges zu bieten, so dass ich das Weiterlesen kaum erwarten konnte.

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