Leider zu wenig spannend
ThirteenInhalt:
Eddie Flynn ist Strafverteidiger und hat ein eisernes Prinzip: er verteidigt nur Angeklagte, wenn er sie für unschuldig hält, wovon er auch bei Bobby Solomon, einem erfolgreichen Schauspieler, ...
Inhalt:
Eddie Flynn ist Strafverteidiger und hat ein eisernes Prinzip: er verteidigt nur Angeklagte, wenn er sie für unschuldig hält, wovon er auch bei Bobby Solomon, einem erfolgreichen Schauspieler, überzeugt ist. Bobby wird verdächtigt, seine Frau und deren Geliebten kaltblütig ermordet zu haben. Nach und nach schafft es Eddie, Beweise dafür zusammenzutragen, dass der eigentliche Mörder Bobby das Verbrechen lediglich in die Schuhe schieben will und es sogar in die Jury dieses aufsehenerregenden Prozesses geschafft hat...
Meine Meinung:
Kennt ihr das Gefühl, ein anderes Buch gelesen zu haben, als der Rest der Welt? Eventuell habt ihr bei Instagram gesehen oder hier in einem Kommentar oder Beitrag gelesen, dass ich mich mit "Thirteen" ziemlich schwer getan habe. Und ich war gefühlt die einzige, der es so erging, alle weiteren Rezensionen, die mir begegnet sind, überschlugen sich förmlich vor lobenden Worten. Zum Lesen angefixt haben mich meine Lieblingshühner vom Blog Lesendes Federvieh und ich bin ihnen - obwohl ich ihnen nicht in allen Punkten zustimmen kann - sehr dankbar für den Buchtipp. Die Grundidee dieses Thrillers finde ich nämlich grandios. Der Killer, der in der Jury sitzt? Eine unglaubliche und äusserst ausgefuchste Idee, die zudem alles andere als unrealistisch in die Handlung eingebaut wird.
Gleichzeitig zieht sich der Anfang des Buches wie Kaugummi. Es wird bis ins kleinste Detail beschrieben, wie es dem Killer überhaupt gelingt, in der Jury zu landen. Und dass er in der Jury landet, weiss man ja schon, bevor man den ersten Satz liest, aber trotzdem dauert es gute 300 Seiten, bis dann endlich mal der Prozess beginnt.
Sehr gestört hat mich, dass nach etwas mehr als 100 Seiten ein Hinweis auftaucht, dem hätte nachgegangen werden müssen. Obwohl nach und nach mehr Spuren auftauchen und sogar das FBI eingeschaltet wird, bleibt dieser Hinweis aber unbeachtet und tataaaa, natürlich wäre der super wichtig gewesen... Mehr sage ich nicht dazu, aber hey, im sonntäglichen Tatort ist man sich dies gewohnt, aber doch bitte nicht in einer solchen Geschichte. Es kann in meinen Augen nämlich einfach nicht sein, dass ein Thriller/Krimi nur funktioniert, wenn bereits zu Beginn der Ermittlungen entscheidende Fehler begangen werden...
Als dann aber endlich, endlich, endlich der Prozess beginnt, zeigt Cavanagh sein wahres Können und vor allem auch sein Fachwissen. Als Anwalt weiss er genau, wie der Hase läuft und streut interessante Details, Tricks, Finten und Beschreibungen ein, welche plötzlich sogar so etwas wie Spannung aufkommen lassen und ein wenig an "Die Jury" (vor allem in Bezug auf die Arbeit der Geschworenen) oder "Das Urteil" (weil dort ebenfalls eine Jury manipuliert wird) von John Grisham erinnern.
Mir haben insgesamt zwei Dinge gefehlt: anhaltende Spannung und aufkommende Emotionen. "Pageturner" wurde das Buch genannt, aber ich habe diesen ganz besonderen Sog, dieses Kribbeln beim Lesen und den angehaltenen Atem gänzlich vermisst. Ja, das lag zum Einen daran, dass ich zwei entscheidende Dinge ziemlich schnell durchschaut hatte und dass das Buch für mich dann leider ein wenig vorhersehbar war, aber zum Anderen auch, dass der Schreibstil insgesamt sehr nüchtern geblieben ist. Erst gerade habe ich "Löwenzahnkind" von Lina Bengtsdotter verschlungen und war von der düsteren Grundstimmung, der packenden und bewegenden Geschichte komplett gefesselt und spüre das Buch immer noch in mir nachhallen. Natürlich hatte es "Thirteen" dadurch wohl auch ein wenig schwerer bei mir, aber Fakt ist: es sind überhaupt keine Emotionen aufgekommen. Ich habe nicht mitgefiebert, war nicht betroffen, angewidert, bewegt, unterhalten, eingeschüchtert...ja ich kann mir sogar trotz detaillierter Beschreibungen, die aber trotzdem allesamt nichtssagend blieben, die Figuren immer noch nicht wirklich vorstellen.
Diese Oberflächlichkeit hat mich richtig gestört und die zeigt sich besonders schlimm im Ende, das - obwohl der Autor aus Irland kommt - sehr "typisch amerikanisch" wirkt, also ziemlich übertrieben und vor allem komplett unrealistisch und leider auch überladen daherkommt.
Zwei Figuten stechen positiv heraus und das sind Eddie Flynn und seine Kollegin Harper. "Thirteen" ist nämlich eigentlich der dritte Teil einer Reihe (aber das erste Buch von Cavanagh, das bei Goldmann erschienen ist, weshalb die ersten beiden Bände auch ganz anders aussehen) und hat schon eine ziemliche Entwicklung hinter sich. Eddies private Familiengeschichte aber auch sein ehrenswertes Prinzip, nur unschuldig Angeklagte zu verteidigen, haben mir gefallen. Auch sind seine Ermittlungsmethoden und Gedankengänge sehr realistisch dargestellt und er sowie Harper, deren Mithilfe für die Aufklärung des Falles unverzichtbar ist, sind die entscheidenden Faktoren, welche das Buch zusammenhalten.
Fazit:
Ihr seht meiner Rezension vielleicht an, wie schwer sie mir gefallen ist, aber es war mir sehr wichtig, alle Aspekte dieses Buches zu beleuchten und euch meine ehrliche Kritik zu begründen. Von mir gibt es keine Empfehlung für dieses Buch, aber ich ich bin anscheinend sehr alleine mit dieser Meinung. Manchmal passt es halt einfach nicht