Einfühlsam und sehr bewegend
Vom Atmen unter WasserInhalt:
Eine ganz normale vierköpfige Familie wird von einem Tag auf den anderen vor das Nichts gestellt. Die bei allen beliebte und hübsche Tochter Sarah wird ermordet und lässt ihre Eltern und ihr Umfeld ...
Inhalt:
Eine ganz normale vierköpfige Familie wird von einem Tag auf den anderen vor das Nichts gestellt. Die bei allen beliebte und hübsche Tochter Sarah wird ermordet und lässt ihre Eltern und ihr Umfeld voller Trauer zurück. Auch ihr Bruder Simon hadert mit dem Schicksal. Als kleines Kind hat er seine Schwester nämlich einmal sogar los werden wollen, weil er immer eifersüchtig auf sie war und nun steht er plötzlich als Einzelkind dar und muss mit dem Verlust der Schwester, der Trauer der Eltern und mit einem unbestimmten Schuldgefühl klar kommen, welches stark an ihm nagt.
Da klingelt bei Simon mitten in der Nacht das Handy, er muss schnell in den Notfall. Dort findet er seine Mutter vor, welche sich die Pulsschlagadern aufgeschnitten hat und nichts mehr vom Leben erwartet und seinen Vater, der hilflos am Bett seiner Frau steht und nicht mehr weiss, wie er weiter machen kann.
Ausgerechnet Simon soll sich nun um seine Mutter kümmern, soll von zu Hause aus lernen und seine Arbeiten schreiben und so versuchen, seine Mutter von weiteren Verzweiflungstaten abzuhalten. Der eigentlich schon längst ausgezogene Sohn findet zurück in seine Familie und beginnt, seine eigene Geschichte und die Geschichte seiner Schwester aufzuarbeiten.
Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch aufgrund des Klappentextes gekauft und habe natürlich erwartet, dass es sehr rührend und gut recherchiert sein wird. Dies war auch der Fall, allerdings trotzdem anders, als erwartet. Berührend, statt rührend und so offen und ehrlich, voller Gefühle und Schmerz, dass es genau so gut eine Biografie hätte sein können. Der Autorin muss für ihre Recherchearbeit, ihre genaue Beobachtungsgabe und ihr Einfühlungsvermögen wirklich ein sehr grosses Kompliment gemacht werden.
Die Figuren sind sehr vielschichtig gestaltet. Da ist auf der einen Seite die verzweifelte Mutter, welche keinen Sinn mehr in ihrem Leben sieht und sich krampfhaft an alles klammert, was ihr von ihrer Tochter geblieben ist und der Vater, der seine Frau und seinen Sohn in er Situation nicht mehr erkennt und dabei fast vergisst, dass er auch noch einen Weg finden muss, um glücklich zu werden. Auf der anderen Seite steht Simon, der mit seinem Studium beschäftigt ist, sich verliebt und seine Schwester zwar vermisst, aber nicht genau weiss, wie er mit der neuen Rolle als "Einzelkind" umgehen soll.
Die Vergangenheit wird nicht chronologisch, aber in einer sehr stimmigen Anordnung erzählt und aufgerollt, die Position der verschiedenen Figuren wird genau beschrieben und auch wenn jede Figur immer wieder in der Ich-Form ihre eigene Sicht erklärt, so wirkte es auf mich so, als würden Simon, sein neues Leben und sein Umgang mit der Vergangenheit im Zentrum stehen.
Dies finde ich eine sehr sinnvolle Entscheidung der Autorin. Simon ist nämlich die einzige Figur, die wirklich vorwärts geht, die bereits in der Lage ist, zu reflektieren und die nicht hadert, sondern versucht, einen Weg zu finden.
Fazit:
Dieses Buch ist eine absolut gelungene und sehr einfühlsame Erzählung über das Schlimmste, was einer Familie geschehen kann. Es wird aber nie reisserisch oder gar belehrend, sondern zeigt den Weg der verschiedenen Familienmitgliedern auf und versucht, das Verarbeiten einer solchen Tragödie zu verstehen.