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Veröffentlicht am 19.05.2019

Überraschend gut erzählt, wenn auch ein wenig kindlich

Das Vermächtnis der Drachenreiter
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Inhalt:
Der junge Eragon ist mutig, leichtsinnig und lebt in ärmlichen Verhältnissen auf dem Hof seines Onkels. Bei einem waghalsigen Ausflug findet er einen Stein, der sich bald als Drachenei entpuppt ...

Inhalt:
Der junge Eragon ist mutig, leichtsinnig und lebt in ärmlichen Verhältnissen auf dem Hof seines Onkels. Bei einem waghalsigen Ausflug findet er einen Stein, der sich bald als Drachenei entpuppt und so beginnt ein ganz besonderes Abenteuer. Gemeinsam mit dem Geschichtenerzähler Brom macht er sich auf in eine ungewisse Zukunft und lernt dabei immer mehr, sich auf seine Instinkte, seine Magie und seinen Drachen zu verlassen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass es Christopher Paolini gelungen ist, eine ganz eigene Welt zu erschaffen, in denen es gefährliche Aufgaben zu lösen, Leben zu retten und immer wieder Mut und Klugheit zu beweisen gilt. Flüssig und spannend erzählt Paolini die Geschichte des armen Bauernjungen, der als Drachenreiter das Schicksal vieler Menschen und Wesen beeinflussen soll und auch wenn einige Stellen auf mich ein wenig zu simpel und kindlich dargestellt wirkten, habe ich grosse Achtung vor diesem monumentalen Werk.

Meine Meinung:
Ja, dass man bei mir Fantasy findet, ist wirklich eher ungewöhnlich, aber da "Eragon" mittlerweile fast schon als Klassiker angesehen wird und schon wirklich lange in meinem Regal steht, wollte ich das Buch unbedingt einmal lesen. Ich bin im Fantasybereich jeweils ein wenig skeptisch, weil es meiner Meinung nach schon ziemlich viele Hintergründe, also ein sehr starkes Fundament braucht, bis ich einer Schriftstellerin oder einem Schriftsteller eine ganz eigene Welt mit eigener Logik, speziellen Wesen, Sprachen und Fähigkeiten abnehme. Dies allerdings ist Christopher Paolini durchaus gelungen. Anfangs hat mich der sehr kindliche Schreibstil zwar stark irritiert, dann aber habe ich ein paar biografische Informationen zu Christopher Paolini gelesen und dann hat natürlich alles zusammengepasst. Hier war ein Jugendlicher - fast noch ein Kind - am Werk und hat mit "Eragon" eine eigene, stimmige Welt geschaffen und eine Geschichte in einer Sprache erzählt, die fesselt, eingängig ist und über einzelne eher irritierende Begebenheiten hinwegsehen lässt. Nämlich dass in einem mittelalterlich anmutenden Fantasy-Kontext der Metzger beispielsweise über eine Ladentheke verfügt oder ein Drache eine katzenhafte und sehr anschmiegsame Art an den Tag legt und fast schon romantische Gefühle zu seinem Drachenreiter hegt, aber auch, dass die einzelnen Konflikte sich jeweils ein wenig gar einfach auflösen.

Meine Empfehlung:
Sehr positiv überrascht von diesem nicht ganz dünnen Buch möchte ich euch "Eragon" herzlich empfehlen. Es eignet sich wunderbar zum Vorlesen und zum ersten Entdecken des Genres für junge Leserinnen und Leser und kann auch Erwachsene noch verzaubern.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Erzählt mit einer enormen Sprachgewalt

Hundeherz
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Versehentlich wird ein Hundewelpe in der Wildnis zurückgelassen. Getrennt von seiner Mutter und den Menschen hat er kaum eine Chance, den harten Winter zu überstehen. Er schafft es allen Widrigkeiten zum ...

Versehentlich wird ein Hundewelpe in der Wildnis zurückgelassen. Getrennt von seiner Mutter und den Menschen hat er kaum eine Chance, den harten Winter zu überstehen. Er schafft es allen Widrigkeiten zum Trotz, übersteht Kälte, Schmerz, Einsamkeit und Hunger und wird stärker und stärker, bis ein neuer Frühling kommt, der mit seinen warmen Sonnenstrahlen Hoffnung weckt. Der Welpe wächst zum Hund heran, muss einige bittere Erfahrungen machen, aus denen er das Jagen und Töten lernt und schon bald kommt er auch wieder in Kontakt mit einem Menschen.
Mit ans Herz gehenden Worten beschreibt Kerstin Ekman die Natur, das Rascheln von Ästen und Laub, das Flattern von Vogelflügeln und das Pochen kleiner Herzen, die auf dem Waldboden entlanghuschen. Jedes Leben, jede Bewegung wird mit wundervoll passenden Worten beschrieben und so entsteht nach und nach ein grosses Ganzes, in das sich unser kleine Hund einfügt und in dem er bestehen und überleben lernt.

Meine Meinung:
Der erste Satz, der erste Abschnitt, die erste Seite...ich war von Anfang an verliebt in dieses wunderbare Buch, das so direkt - manchmal brutal, manchmal poetisch - vom Leben und Überleben, vom Jagen, vom Töten, von Blut und Kälte erzählt. Beim Lesen der Schilderungen der rauen Natur fühlte ich mich ab und an ein wenig an den "Regenroman" von Karen Duve erinnert, wenn auch "Hundeherz" sogar noch ein wenig mystischer ist.
Auf sehr wenigen Seiten ist mit einer enormen Wucht und sehr berührend die Geschichte eines harten Winters, der in einen warmen Frühling übergeht und dem Gefühl von Einsamkeit, Hunger und der Zugehörigkeit zu anderen Lebewesen erzählt. Innerhalb von kürzester Zeit bin ich durch die Seiten dieses dünnen Büchleins geflogen und habe dabei mitgelitten, gefroren und einfach nur diese bewegende Sprache genossen.

Meine Empfehlung:
Ich empfehle euch dieses kleine Büchlein aufgrund der poetischen Sprache und der vielen authentischen Naturschilderungen von Herzen weiter. Ausserdem wird die Beziehung zwischen Mensch und Hund liebevoll und einfühlsam und vor allem sehr respektvoll beschrieben, was mich tief beeindruckt hat.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Überraschend unterhaltsam

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
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Inhalt:
Julia Karnick ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund, arbeitet als Journalistin und lebt in einer Mietwohnung. So könnte es ...

Inhalt:
Julia Karnick ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund, arbeitet als Journalistin und lebt in einer Mietwohnung. So könnte es für immer bleiben, denn eine Mietwohnung bedeutet, dass man sich noch nicht festlegen muss, dass man seinen Standort noch jederzeit ändern kann und dass man vielleicht an einem anderen Ort sterben wird, als in dem Haus, in dem man über dreissig Jahre gewohnt hat. Doch ihr Mann sieht dies alles ein wenig anders. Da sie zusammen viel erreicht haben als Familie und da sie als Paar gutes Geld verdienen, möchte er als Krönung ihres Lebens ein Haus kaufen. Er schafft es, seine Frau zu überzeugen und gemeinsam beginnen sie die Suche nach einem Haus. Nach mehreren missglückten Versuchen, die Verkäufer, die Makler und immer wieder auch sich selbst zu überzeugen, gelingt es ihnen doch, ein altes Haus zu kaufen, in das sie sich nach und nach verlieben werden können. Doch nachdem tausend bürokratische Hürden überwunden und endlich die passenden Architektinnen gefunden worden sind, beginnen die Probleme erst richtig. Das Haus ist nämlich in einem sehr schlechten Zustand und ein Neubau würde wohl voraussichtlich günstiger ausfallen, als eine Renovierung und Sanierung. Und so beginnt eine fast unendliche Reise von Banken zu Architektinnen, von Behörden zu Behörden und als der Entwurf steht auch noch von Baufirma zu Baufirma und wieder zurück zur Bank. Und was sich dann alles ereignet, dass doch kein Keller gebaut und doch kein ganzer Eltern- und Kindertrakt errichtet und doch einige Abstriche gemacht werden müssen, also vom ersten Stein bis zum letzten Wasserschaden, dies liest man am besten nach im Buch "Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!". Dieses zum Schreien komische aber eigentlich ziemlich tragische Buch über Unfähigkeiten von Handwerkern und Baufirmen, behördliches Nichtwissen und dem ganz grossen Traum vom eigenen Haus enthält sogar eine genaue Kostenaufstellung von der ersten Schraube bis hin zum Anwalt.

Meine Meinung:
Am Anfang war ich eher skeptisch, ob es wirklich so spannend sein kann, ein Buch zu lesen, über einen Hausbau, die Planung und die gesamten Detailinformationen. Ich muss aber sagen, dass mich der frische Schreibstil der Autorin, die zuweilen ironischen, manchmal zynischen Kostenabrechnungen nach jedem Kapitel und die genau festgehaltenen Abläufe des ganzen Abriss-, Bau- und Verarbeitungsvorganges mich unendlich unterhalten haben. Trotz allen Pannen und missglückten Traumverwirklichungen, trotz allen Streits mit Handwerkern und Baufirmen vermittelt dieses Buch genau das, was Menschen dazu bringt, ein Haus zu bauen oder bauen zu lassen: die grosse Sehnsucht nach einem eigenen, selber verwirklichten Zuhause und die Liebesbeziehung zu einem Gebäude, welches bald mehr als ein Gebäude, nämlich Familienmittelpunkt, Gesprächspartner und irgendwann doch ein geliebtes und geschätztes Wohnheim wird.

Meine Empfehlung:
Nicht nur, wer mitten in der Hausbauphase steckt oder bald ein Haus kaufen möchte, wird sich in diesem Buch wiedererkennen. Auch, wer einfach bestens unterhalten werden oder Einblicke in eine chaotische, aber liebevolle Familie gewinnen will, ist mit diesem Buch bestens beraten. Von mir gibt es deshalb eine sehr herzliche Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Ein Klassiker, der mit seiner Erzählsprache punktet

Schachnovelle
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Handlung:
Mirko Czentovic ist als Kind für seine Naivität, vielleicht sogar Dummheit bekannt und kann weder lesen, noch rechnen. Doch er beobachtet immer die Schachpartien, die sein Ziehvater der Pfarrer ...

Handlung:
Mirko Czentovic ist als Kind für seine Naivität, vielleicht sogar Dummheit bekannt und kann weder lesen, noch rechnen. Doch er beobachtet immer die Schachpartien, die sein Ziehvater der Pfarrer mit einem Dorfmitglied spielt. Als der Pfarrer einmal während einer diesen Partien zu einer letzten Ölung gerufen wird, springt Mirko für ihn ein und gewinnt gegen den erwachsenen Gegner mit links. Schnell spricht sich dies herum und Mirko spielt und lernt weiter, bis er schliesslich zum Schachweltmeister gekürt wird, der jedoch schon bald für seine Arroganz und seine Gier bekannt ist. Auf einem Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires ereignet sich jedoch das Unerwartete: Mirko Czentovic findet einen würdigen Gegner. Der stille und höfliche Dr. B wirft Rätsel auf und so erkundigt sich die Erzählerfigur nach ihm und seiner Vergangenheit und erfährt von einer Festnahme durch die Nationalsozialisten und vom Terror seiner ganz perfiden Folter. Diese Erinnerungen wecken längst verdrängte Empfindungen in Dr. B. und die Situation eskaliert.

Meine Meinung:
Wenn mich ein Buch anregt, es den Protagonisten gleich zu tun (in diesem Fall wäre es, Schach zu spielen) dann ist das schon einmal ein grosser Pluspunkt. Aber die extrem detaillierten Spielzüge und die genau beschriebene Faszination und Hassliebe für dieses Spiel sind es nicht alleine, was diese Novelle auszeichnen. Vielmehr sind es die Erzählsprache, welche mitreisst, die ganzen historischen und gesellschaftlichen Hintergründe und Schrecken, welche in der Erzählung von Dr. B vorkommen und die verschiedenen Personen und ihre genau auf sie zugeschnittenen Charaktereigenschaften, welche dieses kleine Büchlein, diese Erzählung auszeichnen.

Meine Empfehlung:
Auch wenn einige von euch diesen Klassiker vielleicht in der Schule lesen mussten und deswegen nicht ganz glücklich mit dem Buch waren, so empfehle ich euch, diese Novelle noch einmal zu gönnen und in euerem Tempo zu entdecken. Schliesslich beinhaltet dieses Buch wirklich viele spannende Metaphern und pointierte Charakterzeichnungen, die bestens unterhalten. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Insgesamt ein sehr romantisches, wenn auch ein wenig sehr ausgeschmücktes Buch

Zwei an einem Tag
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Inhalt:
Emma und Dexter haben ihr Abschlusszeugnis in der Tasche und landen nach einer durchgefeierten Nacht in Emmas kleiner Wohnung, welche sie sich mit ihrer Mitstudentin Tilly Killick teilt. Dort angekommen ...

Inhalt:
Emma und Dexter haben ihr Abschlusszeugnis in der Tasche und landen nach einer durchgefeierten Nacht in Emmas kleiner Wohnung, welche sie sich mit ihrer Mitstudentin Tilly Killick teilt. Dort angekommen fallen aber die beiden nicht einfach übereinander her, sondern sie verbringen die Nacht mit philosophischen, manchmal ironischen und manchmal bissigen Gesprächen über sie beide, ihre jeweilige Zukunft und ihr einsames oder auch gemeinsames weiteres Leben. Sie schlafen im Morgengrauen ein und gehen nach dieser Nacht beide ihren eigenen Weg. Emma arbeitet Tag und Nacht in einem schlechten mexikanischen Restaurant, obwohl sie eigentlich Schriftstellerin werden und Theater und Gedichte veröffentlichen will. Dexter hingegen geniesst sein Leben als Sohn reicher Eltern und tritt eine zuerst kleine und dann immer steilere Laufbahn beim Fernsehen an. Doch die beiden verlieren sich nie ganz aus den Augen. Emma schreibt lange, sehnsüchtige Briefe und Dexter antwortet mit Postkarten. Einmal machen sie sogar Urlaub zusammen und Emma lernt Dexters Eltern kennen. Doch das Leben hat für sie beide ganz unterschiedliche Richtungen vorgesehen und während Emma sich in eine unglückliche Beziehung stürzt und Lehrerin wird, sucht Dexter seinen Trost im Alkohol und Drogen, während er weiterhin in der Welt der Schönen und Reichen unterwegs ist. Und trotzdem kommen die beiden nie so richtig voneinander los.

Meine Meinung:
Ich muss zu meiner grossen Schande gestehen, dass ich zuerst den Film gesehen und dann das Buch gelesen habe. So hat mich die ganze Geschichte und ihre viele Wendungen, Irrungen und Wirrungen leider nicht mehr so überrascht, wie wenn ich das Buch zuerst gelesen hätte. Trotzdem muss ich sagen, dass mich das Buch sehr berührt und mit seinem Schreibstil, seinem Witz und Charme gefesselt hat. Ich konnte mir halt die Figuren nicht mehr selber vorstellen, weil ich immer die Filmbilder im Kopf hatte. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass der Film ziemlich gelungen ist und die Geschichte sehr gut und sehr nahe am Buch umsetzt.

Leider ist das Buch insgesamt ein wenig seicht, beinhaltet aber ein paar sehr schöne, romantische Szenen und die Grundidee von den zwei Liebenden, die irgendwie nicht miteinander aber auch nicht ohne einander leben können, die hat es schon in sich. Insgesamt waren mir ein paar Längen und Ausschmückungen zu viel, aber der Schreibstil und die sehr ans Herz gehende Geschichte hat dennoch für ein paar schöne Lesestunden gesorgt.