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Veröffentlicht am 05.06.2021

Spannender Reihenauftakt

DUNKELKAMMER
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Zum Autor:
Bernhard Aichner ist Schriftsteller und Fotograf. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke und wurde für seine Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet. Seine "Totenfrau"-Thriller-Trilogie ...

Zum Autor:
Bernhard Aichner ist Schriftsteller und Fotograf. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke und wurde für seine Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet. Seine "Totenfrau"-Thriller-Trilogie stand monatelang an der Spitze der Bestsellerliste und wurde in 16 Ländern verkauft. [Vergleiche: https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Bernhard-Aichner/p535912.rhd, 16.05.2021, 19:40 Uhr]

Zum Cover:
Dieses Cover hat zusammen mit dem Titel direkt meine Aufmerksamkeit erregt. Es scheint schlicht zu sein, aber die Thematik rund ums Fotografieren hat mich angesprochen. Als ich das Buch dann in der Hand hielt, gefiel es mir sogar noch besser, da die Linse sowie das eingefangene Spiegelbild wirklich hervortreten und auch haptisch schön umgesetzt sind. Man spürt sowohl das Objektiv als auch die glatte Linse. Sehr schön!

Zum Buch:

Mein erster Aichner! Ich wollte es auch einmal versuchen, nachdem ich schon viel Gutes über den Autor gehört habe. Bei diesem Buch handelt es sich um einen Krimi, keinen Thriller, wie man vielleicht von früheren Werken gewohnt sein könnte.

Der Schreibstil in diesem Krimi war sehr angenehm zu lesen und ich kam flüssig durch die Kapitel. Zu Beginn musste ich mich etwas an die Kapitel, die nur wörtliche Rede enthielten, welche mit Bindestrichen eingeleitet wurde, gewöhnen, jedoch war auch dies danach kein Problem mehr. Ob mir diese Art der wörtlichen Rede jedoch gefällt, bin ich mir noch nicht sicher. Ich tendiere aber dazu, dass mir die eingebaute wörtliche Rede besser gefällt.

Die Geschichte beginnt damit, dass ein Obdachloser in eine Wohnung einbricht und dort eine mumifizierte Leiche findet. Da er früher Pressefotograf gewesen ist, ruft er einen alten Bekannten an und versucht ihm die Leiche als top story zu verkaufen. Sein Bekannter, David Bronski, springt darauf an und somit nimmt die Geschichte seinen Lauf. Man erfährt sehr schnell von der Vergangenheit Bronskis und der erste Verdacht kommt auf, dass seine eigene Vergangenheit mit dieser Leiche zusammenhängen könnte. Außerdem lernt man eine seiner Kolleginnen sowie seine Schwester, die Privatdetektivin ist, kennen. Die drei arbeiten in diesem Fall mehr oder minder zusammen, wobei das Verhältnis zwischen Bronski und seiner Kollegin im Laufe der Zeit eine starke Wendung nimmt.

Die Hauptcharaktere Bronski, Svenja und Anna, Bronskis Schwester, waren alle drei ordentlich. Vor allem Bronski, aber auch Svenja haben ihre Päckchen zu tragen und sind nicht die einfachsten Menschen. Trotzdem versuchen sie in ihrem Job professionell zu sein und lassen sich auf eine Zusammenarbeit ein, wenn auch anfangs eher widerwillig. Anna spielt die starke Frau, die durch ihre Privatdetektei immer wieder mit bösen Kerlen zu tun hat und in diesem Fall versucht ihren kleinen Bruder zu schützen und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihm zu helfen. Sie bleibt alles in allem etwas blass, obwohl es viel Kapitel gibt, in denen sie zugegen ist.

Je weiter sich die Geschichte entwickelte, desto mehr Sinn ergaben die verschiedenen Details, die man immer wieder bekommt. Manches machte anfangs weniger Sinn und Geschichten, die von Beteiligten erzählt wurden, klangen abwegig und wie aus der Luft gegriffen, jedoch kristalliesierte sich nach und nach ein schlüssiges Bild heraus, was mir gut gefallen hat. Somit war es nicht immer direkt klar, was eigentlich wahr und was von den jeweiligen Personen erfunden war. Die Leser:innen können somit miträtseln, wer hier aus welchem Grund mit welchem der diversen Verbrechen zu tun hat. Dabei waren es aber nie so viele Handlungsstränge gleichzeitig, dass sie mich verwirrt hätten. Auch die Auflösung des Gesamtkonflikts am Ende klang schlüssig und war durchaus aus den diversen Blickwinkeln nachvollziehbar.

Es gibt jedoch eine Sache, die ich eher unrealistisch finde, auf der aber die ganze Geschichte aufbaut: Zu Beginn erfährt man, dass Bronskis Frau vor vielen Jahren ihren Säugling an einem Bahnhof völlig überfordert einer anderen Frau in die Arme gedrückt hat, wodurch die in dem Buch geschilderte Kettenreaktion ausgelöst wurde. Diese Handlung empfinde ich persönlich als absolut unrealistisch. Egal wie überfordert eine junge Frau sein mag, die aller wenigsten würden wohl ihren Säugling einer völlig Fremden in die Arme drücken und dann auch noch so reaktionslos sein, dass diese Frau mit dem Kind verschwinden kann. Dies weckt in mir einfach mehr als nur ein Kopfschütteln. Ich selbst würde nicht einmal mein Gepäck oder eine Jacke am Bahnhof einer fremden Person in die Hand drücken, geschweige denn mein Kind!

Fazit:
Ein angenehmer Krimi, der ohne viel Schnickschnack auskommt. Weder die Idee noch die Umsetzung sind neu, aber alles in allem ist es ein solides Buch, das mir angenehme Lesestunden bereitet hat.

Leseempfehlung:
Für Krimi-Fans ist dieses Buch sicher keine schlechte Wahl. Es ist sinnig und leicht zu lesen. Wer jedoch etwas Besonderes erwartet, das er/sie noch nicht häufig gelesen hat, wird wohl eher enttäuscht sein.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

im Schatten des Bruders

Fräulein Mozart und der Klang der Liebe (Ikonen ihrer Zeit 4)
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Zur Autorin:
Beate Maly ist in Wien geboren und hat dort mit Kindern gearbeitet. Seit 20 Jahren schreibt sie außerdem Bücher, was in den letzten Jahren immer umfangreicher geworden ist. Sie hat zahlreiche ...

Zur Autorin:
Beate Maly ist in Wien geboren und hat dort mit Kindern gearbeitet. Seit 20 Jahren schreibt sie außerdem Bücher, was in den letzten Jahren immer umfangreicher geworden ist. Sie hat zahlreiche historische Romane, Kinderbücher und Sachbücher geschrieben. Seit kurzem schreibt sie zudem unter dem offenen Pseudonym "Laura Baldini" [Vergleiche: https://www.beatemaly.com/, 04.06.2021, 17:34 Uhr]

Zum Cover:
Dieses Cover passt zum 18. Jahrhundert, in dem das Buch spielt. Man sieht eine Frau im Vordergrund und eine Stadt, die wohl Salzburg sein soll, im Hintergrund. Die Farben sind eher dezent und alles in allem gesellt sich das Buch in die typischen Cover dieses Genres.

Zum Buch:
Bei diesem Buch handelt es sich um eine historische Romanbiographie, ein Genre, das ich im Moment sehr gerne lese und das man über diverse Frauen momentan auch zahlreich findet. Im Ullstein Verlag erscheint dazu die Reihe "Ikonen ihrer Zeit". Die Bücher können jedoch alle unabhängig voneinander gelesen werde, da jedes eine andere Persönlichkeit beleuchtet und nicht mit den anderen zusammenhängt.

In diesem Buch geht es um Maria Anna 'Nannerl' Mozart, die Schwester des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart. Es spielt Ende des 18. Jahrhunderts in Salzburg.

Das Buch beginnt in Nannerls Kindheit, in der sie noch gemeinsam mit ihrem Bruder auftreten durften, schnell geht es dann zu ihrer frühen Jugend über, in der sie immer seltener bis gar nicht mehr gemeinsam mit ihrem Bruder oder generell Klavierkonzerte geben durfte. Die Autorin macht an diesen Stellen sehr deutlich, dass Frauen und Mädchen Ende des 18. Jahrhunderts die Rolle der Hausfrau und Mutter hatten und nicht für eigenen Karrieren oder Selbstbestimmung gedacht waren. Man merkt zwar deutlich, dass Nannerl sich darüber ärgert, dass sie nicht mehr auftreten darf, rebelliert jedoch nicht, da sie es nicht anders kennt und sich der Gesellschaft fügt. Sie gibt zwar etwas später Klavierunterricht, um sich ein wenig eigenes Geld anzusparen, gibt das aber dann doch immer wieder an den Vater ab, da die Familie durch die vielen Reisen des Bruders große Geldsorgen hat. Diese Geldsorgen führen sie schlussendlich sogar in eine arrangierte Ehe, gegen die sie sich anfangs standhaft wehrt.

An ihrer Haltung zur arrangierten Ehe und der Rolle der Frau ausschließlich als Hausfrau und Mutter merkt man immer wieder, dass Nannerl eine starke Frau gewesen ist mit eigenem Willen und einer anderen Vorstellung von der Zukunft als es in dieser Zeit üblich war. Auch ihre beste Freundin dachte ähnlich. Jedoch macht die Autorin anhand vieler anderer Beispiele deutlich, dass die meisten Frauen sich ihrer Rolle anstandslos fügten. Somit schafft es Beate Maly ein klares Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Ich hatte keine Probleme mich in die Frauen hineinzuversetzen und mir das Leben damals vorzustellen.

Nannerls Vater scheint lange Zeit jemand zu sein, dem seine Tochter eher weniger wichtig ist und der seinen Blick hauptsächlich auf den talentierten Sohn legt. Jedoch merkt man im Laufe des Buches immer wieder, dass er doch auch versucht nicht gegen den Willen seiner Tochter zu handeln, wenn es um ihre Zukunft als Ehefrau geht. Das machte ihn doch wieder etwas sympatischer als ich ihn zu Anfang fand.

Der berühmte Wolfgang Amadeus Mozart wurde mir aber je älter er wurde immer unsympathischer. Als Kind war er einfach ein kleiner Rebell, ein Genie, das sich nicht um Regeln kümmerte. Jedoch warf er auch als junger Erwachsener das Geld der Familie aus dem Fenster, ohne sich um die Folgen für seinen Vater und seine Schwester zu kümmern. Sein Verhalten war es auch, dass seine Schwester am Ende doch ncoh in eine arrangierte Ehe führte. Dadurch konnte ich nur den Kopf schütteln wie Nannerl trotzdem weiterhin gerne seine Kompositionen spielte oder sich auch nach seinem Tod für sein Andenken einsetze. Aber ich denke auch das war der damaligen Gesellschaft geschuldet und dass sie sich in ihre Rolle fügte.

Fazit:
Eine gut recherchierte Romanbiographie in der man viel über die Familie Mozart und ihre Lebensumstände erfährt. Jedoch hätte sie für meinen Geschmack kürzer gefasst werden können, da das Leben der Nannerl Mozart einfach nicht viele Ereignisse umfasst. Man merkt sehr deutlich wie eingeschränkt sie durch die vorherrschende Gesellschaftsordnung gewesen ist und somit nicht mehr aus ihren Leben machen konnte. 250 bis 300 Seiten hätten mir hier sicherlich auch gereicht.

Leseempfehlung:
Dieses Buch ist sicherlich sehr interessant für Menschen, die selbst musizieren oder sich intensiver mit Mozart befassen bzw. die gerne über die Zeit um das 18. Jahrhundert herum lesen. Ein Highlight war das Buch für mich jedoch nicht.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Viel Politik, wenig Frau

Lady Churchill
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Zum Buch:
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Romanbiographie über Clementine Churchill, die Frau von Winston Churchill. Das Buch ist aus ihrer Sicht in der ersten Person Singular geschrieben und ...

Zum Buch:
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Romanbiographie über Clementine Churchill, die Frau von Winston Churchill. Das Buch ist aus ihrer Sicht in der ersten Person Singular geschrieben und wirkt wie ein sehr detailliertes Tagebuch. Man erfährt wirklich im Detail von ihrer Arbeit an der Seite ihres Mannes, wie er in der Politik von einem Hoch ins Tief kam und dann schließlich im zweiten Weltkrieg den Zenit seiner politischen Karriere erklomm. Clementine war dabei stets an seiner Seite und hatte hinter den Kulissen mehr Einfluss auf ihren Mann und seine Politik als nach außen bekannt war. Man erfährt viel über Strategien im Krieg und politische Handlungen vorab. Dabei ist Clementine jedoch meist "die Frau von", von ihr selbst erfährt man zwischendurch immer mal immer mal etwas, aber so richtig lernt man sie nicht kennen.

Clementine fühlt sich in ihrer Mutterrolle unwohl und gibt die Erziehung ihrer Kinder an Kindermädchen ab. Gelegentlich zweifelt sie daran, ob es das Richtige wäre, doch in anderen Situationen sagt sie ganz klar, dass es ihr lieber ist, wenn die Kinder nicht um sie herum sind und sie ihr eigenes Leben leben kann. Erst zu ihrem letzten Kind schafft sie es eine Beziehung aufzubauchen, obwohl auch dieses nicht von ihr erzogen wird. Ich hätte mir mehr Einblicke in ihre Gedanken gewünscht. Ob dieses Verhalten einfach zur damaligen Zeit und ihrer Rolle an Winstons Seite gehörte oder ob sie noch andere Gründe dafür hatte, ihre Kinder komplett den Angestellten zu überlassen.

Auch über ihre Hobbys und Interessen erfährt man sehr wenig. Sie reist zwar gelegentlich, meist mit, manchmal ohne ihren Mann, und auf ihrer letzten großen Reise denkt sie viel über ihr Leben nach, aber auch diese Reise wird eher kurz und knapp dargestellt, anstatt dass man sie an dieser Stelle etwas länger begleitet und besser kennenlernt. Eine große Rolle spielen zudem ihre regelmäßigen psychischen Zusammenbrüche, die sie aber nicht als solche vor ihrem Mann zugeben will. Auch hier hätte ich mir mehr Details zu diesem Teil ihres Lebens gewünscht oder auch zwischendurch eben Gedanken zu ihrem eigenen Wohlbefinden. Die einzigen Gedanken, die man dazu erhält, sind ab und an ihr Wissen, dass ihre Zusammenbrüche mit dem Anspruch ihres Mannes an sie zu tun haben.

Im Großen und Ganzen wird alles, was Clementine als Mensch, als Frau, ausmacht nur kurz angerissen und sie kehrt immer wieder schnell in die Rolle der "Frau von" zurück. Mag sein, dass das tatsächlich so ihr Leben gewesen ist und dass sie darin aufgegangen ist, aber so lernt man sie kaum wirklich kennen. Man lernt in dem Buch Clementine, die heimliche Politikerin kennen, aber nicht den Menschen. Sie wirkte auf mich wie eine unglückliche Frau, die nur für ihren Mann lebt und eigenltich selbst auch lieber eine einflussreichere Rolle in der Politik gehabt hätte, was Frauen damals jedoch noch nicht zustand.


Fazit:
In diesem Buch erfährt man eine Menge über Clementines Aufgaben an der Seite des großen Winsten Churchill. Man geht mit den beiden vom ersten zum zweiten Weltkrieg und passiert diverse Stationen seiner Karriere. Jedoch erfährt man wenig über Clementine abseits von der Seite ihres Mannes. Dies fand ich sehr schade, da es doch das war, was ich mir von diesem Buch erhofft hatte. Für mich war es zu viel Politik, zu viel Krieg und zu wenig Clementine selbst.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Nett, hätte aber mehr Potential gehabt

Jenseits des Abgrunds
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Zum Cover:
Das Cover ist ein Hingucker, das kann ich gar nicht anders sagen! Es ist wirklich wunderschön und auch die Qualität des Papiers und die Haptik sind große Klasse! Mein einziger Kritikpunkt ist, ...

Zum Cover:
Das Cover ist ein Hingucker, das kann ich gar nicht anders sagen! Es ist wirklich wunderschön und auch die Qualität des Papiers und die Haptik sind große Klasse! Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Buch nicht am Meer, sondern in den Bergen spielt und man das Titelbild noch etwas besser darauf hätte ausrichten können.

Zum Buch:
Das Buch beginnt damit, dass der Bruder des Protagonisten Toni gestorben ist und er mit seiner Urne im Auto losfährt. Toni weiß nichts mehr mit sich anzufangen, obwohl er ein erfolgreicher Geschäftsmann ist und seiner Meinung nach immer alles für andere Menschen tut, die ihn dann aber im Stich lassen: Seine Frau hat ihn verlassen, jetzt ist sein Bruder gestorben. Er fährt los und erfährt an einer Raststätte von einem alten Mann, der einsam in den Bergen lebt. Toni ist Journalist und möchte über diesen Mann schreiben, also fährt er zu ihm. Dort spielt dann die Geschichte.

Kosei San ist ein alter Japaner und wohnt an einer Klippe, die gerne von Menschen mit suizidalen Gedanken aufgesucht wird. Genau an dieser Klippe fällt die Urne hinunter und Toni entschließt sich bei dem Japaner zu bleiben, bis er wieder an die Urne herangekommen ist. Kosei San beginnt Toni diverse Geschichten mit guten und weniger guten Enden zu erzählen, die alle vom Sinn des Lebens handeln und wie man trotz vielleicht schlimmen Erlebnissen sich selbst nicht aufgeben sollte. Es ist also fast eine Sammlung von Kurzgeschichten, die alle unabhängig von einander stehen. Manche haben mir besser gefallen, andere weniger. Bei manchen habe ich mir gedacht, dass hier viel zu leicht dargestellt wird, wie man Menschen, die in wirklich sehr schlimmen Situationen sind, z.B. Anhänger einer Sekte, mit einer Tasse Tee und ein paar netten Worten von ihrem Vorhaben abhalten kann, denn das ist was Kosei San tut.

Um diese Geschichten herum spielt Tonis Leben. Dieser wirkte auf mich aber immer eher distanziert und unnahbar. Zwar sieht man, dass er sich Gedanken macht je mehr Geschichten er hört, aber so richtig sympathisch wurde er mir nie. Zu einem Zeitpunkt trifft er eine Frau, Esmeralda, deren Geschichte uns die Sorgenpüppchen aus Guatemala näher bringt. Dies hat mir sehr gut gefallen. Sie tritt zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Geschichte und ich muss sagen, obwohl es Sinn macht und zu einem teils tröstlichen Ende führt, haben mir viele Teile, die sie und Toni betreffen nicht gut gefallen. Die sexuellen Aspekte, die auch sprachlich sehr hölzern wirkten, führten die Geschichte nicht ausschlaggebend irgendwohin.

Ab einem gewissen Punkt erfahren wir außerdem durch ein Tagebuch von Kosei Sans Vergangenheit und wie er zu dem geworden ist, was er nun ist. Dieser Teil war interessant und rundete die Geschichte am Ende ab.
Fazit:
Ich habe mir von dem Buch mehr erwartet. Toni war mir nie sympathisch und die Geschichten über die geretteten Seelen fand ich manchmal zu unrealistisch. Alles in allem konnte ich bei Toni keine entscheidende Entwicklung sehen. Ja, er hat sich mehr Gedanken gemacht und ganz am Ende auch eine sehr schöne und sicherlich wichtige Entscheidung getroffen, aber ich hatte durchweg das Gefühl, dass er in erster Linie seine journalistische Arbeit betreibt und nicht mit dem Herzen dabei ist. Somit konnte mich das Buch in seiner Gänze nicht berühren, obwohl einige der Kurzgeschichten dies durchaus sehr getan haben.

Leseempfehlung:
Es ist ein nettes Buch, aber ich habe zum Thema "Sinn des Lebens" schon wesentlich intensivere Romane gelesen. Wer es wegen des hübschen Covers lesen möchte, wird es wahrscheinlich nicht bereuen.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

große Enttäuschung

Höllenkind
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Zum Cover:
Das Cover hat als erstes meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es zeigt einen weißen Hintergrund mit einem offensichtlich blutigem Kreuz in der Mitte. Der Namen des Autors und der Titel sind ...

Zum Cover:
Das Cover hat als erstes meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es zeigt einen weißen Hintergrund mit einem offensichtlich blutigem Kreuz in der Mitte. Der Namen des Autors und der Titel sind prominent platziert. Gut gefällt mir, dass der/die Leser:in direkt auf dem Cover drauf hingewiesen wird, dass es sich hierbei um ein Reihenbuch handelt. Alles in allem ein schlichtes Cover, das aber seinen Zweck erfüllt.


Zum Buch:
Als erstes muss ich sagen, dass dieser achte Band der Reihe um Clara Vidalis mein erster Band der Reihe und gleichzeitig erstes Buch des Autors gewesen ist. Ich wusste daher nicht, welcher Schreibstil mich erwartet. Dass es Bezüge zu früheren Fällen geben würde, konnte ich schon der Leseprobe entnehmen. Was dann jedoch kam, hat mich überrascht. Leider nicht positiv.

Das Buch wirft den/die Leser:in zu Beginn direkt in die aktuelle Situation hinein. Man landet in einem Moment, der nahtlos an den siebten Band der Reihe um die LKA Ermittlerin Clara Vidalis anschließt. Es gibt auf den ersten Seiten viele Bezüge zum vorherigen Fall, was ich in der Fülle als schade empfand, da es mir die Neugierde auf diesen genommen hat, aber alles in allem war es nicht störend und schnell waren die wichtigen Details in Bezug auf die weitere berufliche Zukunft der Ermittlerin geklärt, sodass das eigentliche Buch selbstständig starten konnte. So dachte ich zumindest. Was mir sehr stark aufgefallen ist und ich sehr irritierend fand, waren die regelmäßigen Bezüge auf frühere Bände, die mit Fußnoten dann auf den entsprechenden Band der Reihe hinwiesen. Das habe ich so bisher noch nicht erlebt und hätte es wirklich nicht gebraucht. Wenn man die Bände gelesen hat, wird man es wissen, wenn nicht, dann sollte es doch aus dem Kontext trotzdem verständlich sein, ohne dass man dann noch erfährt "Hey, das hättest du übrigens in Bandy XY lesen können." Außerdem gab es in dem Buch immer wieder auch Bezüge, Verweise oder Vergleiche mit Büchern anderer Autoren, Filmen oder ähnlichem. Ich weiß nicht mehr, wie oft der Dan Brown Vergleich/Bezug kam. Auch das fand ich schade, da es dem Buch seine Einzigartigkeit absprach und es immer mehr zu einer Kopie von etwas anderem machte. Dieses Stilmittel habe ich nicht verstanden, vor allem nicht in dieser Häufung.

Generell fiel mir sehr schnell der sehr einfache Schreibstil auf. Dies hatte nichts mehr mit einem leicht zu lesenden Buch zu tun, der Stil war einfach sehr einfach und forderte mich als Leserin überhaupt nicht. Einige Dialoge fand ich teilweise sogar absurd und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so in gewissen Kreisen, z.B. unter Ermittlern gesprochen wird. Das war für mich eher die Wortwahl eines jungen Erwachsenen. Vielleicht ist es das, was ich in anderen Rezensionen unter "Humor" gelesen habe, dann war es jedoch nicht meine Art von Humor, aber über den lässt sich bekanntlich nicht streiten. Eine Stelle ist mir bezüglich des Schreibstils besonders im Gedächtnis geblieben. Dort wird auf der linken Buchseite etwas erwähnt, auf der rechten Seite dann fortgeführt und noch einmal erwähnt bzw. erklärt, woher der Gedanke kam. Aber er stand doch erst auf der Seite davor! Wenn dies etwas von vor 20 oder 50 Seiten gewesen wäre, hätte ich diese Erinnerung wertgeschätzt, aber ich hatte sie gerade erst gelesen, dann muss ich doch nicht noch einmal erinnert werden. Da kam ich mir doch etwas für dumm verkauft vor.

Der Thriller an sich basiert auf einer interessanten Idee. Beginnt im Vatikan, spielt ein wenig in Rom und in großen Teilen in Florenz. Als Leser:in lernt man auch einiges über Kunst und Geschichte, über die alten Familien Visconti und Sforza sowie über Dantes "Göttliche Komödie". Diese Teile waren durchaus interessant. Der Fall beginnt mit einem Todesfall bei einer großen Hochzeit der Familien, bei dem die Braut scheinbar ohne Fremdeinwirkung kurz vor dem Altar verblutet. Nach und nach sterben immer mehr Menschen auf unterschiedliche, aber zum Teil auch miteinander in Verbindung stehende Weise. Clara Vidalis, die beurlabut ist und in Italien Urlaub macht, wird von der italiensichen Polizei und dem Vatikan hinzugezogen und holt auch bald ihren Mann hinzu, ebenfalls Ermittler. Ein anderer Teil der Geschichte spielt zu Beginn in Rumänien und handelt von einem Menschenhändlerring, der Frauen zur Prostitution zwingt.

Schon nach dem ersten Drittel war mir der Zusammenhang der beiden Teile bewusst und spätestens bei der Hälfte, war mir sehr klar, wer in Wirklichkeit wer war und wie mit den anderen Menschen in Verbindung stand. Somit war der Fall für mich bei der Hälfte klar gelöst, wodurch sich für mich keinerlei Spannung mehr einstellte. Ihr kennt sicherlich die Sitaution, wenn man den Verdacht hat, den Mörder zu kennen, sich aber nicht sicher sein kann und es unbedingt erfahren möchte. So war es hier nicht. Für mich war absolut eindeutig, wer und warum dort mordete. Daher war auch die Auflösung am Ende im letzten Satz für mich nicht mehr als ein einfacher Satz, denn dies, was dort wohl noch einmal alles enthüllen sollte, war mir einfach schon lange mehr als klar gewesen. Daher auch meine große Enttäuschung bezüglich dieses Thrillers. Er war für mich nicht spannend, sondern nach der Hälfte erledigt.

Fazit:
Eine interessante Idee, die mich aus zwei Gründen nicht überzeugen konnte: Zum Einen der Schreibstil des Autors inklusive zahlreicher Verweise auf eigene und fremde Werke und zum Anderen die fehlenden Spannung, dadurch, dass sehr früh eindeutig war, wer der Böse war und warum.

Leseempfehlung:
Da mich das Buch absolut enttäuscht hat, kann ich leider keine Leseempfehlung aussprechen.

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