Spannender Reihenauftakt
DUNKELKAMMERZum Autor:
Bernhard Aichner ist Schriftsteller und Fotograf. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke und wurde für seine Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet. Seine "Totenfrau"-Thriller-Trilogie ...
Zum Autor:
Bernhard Aichner ist Schriftsteller und Fotograf. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke und wurde für seine Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet. Seine "Totenfrau"-Thriller-Trilogie stand monatelang an der Spitze der Bestsellerliste und wurde in 16 Ländern verkauft. [Vergleiche: https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Bernhard-Aichner/p535912.rhd, 16.05.2021, 19:40 Uhr]
Zum Cover:
Dieses Cover hat zusammen mit dem Titel direkt meine Aufmerksamkeit erregt. Es scheint schlicht zu sein, aber die Thematik rund ums Fotografieren hat mich angesprochen. Als ich das Buch dann in der Hand hielt, gefiel es mir sogar noch besser, da die Linse sowie das eingefangene Spiegelbild wirklich hervortreten und auch haptisch schön umgesetzt sind. Man spürt sowohl das Objektiv als auch die glatte Linse. Sehr schön!
Zum Buch:
Mein erster Aichner! Ich wollte es auch einmal versuchen, nachdem ich schon viel Gutes über den Autor gehört habe. Bei diesem Buch handelt es sich um einen Krimi, keinen Thriller, wie man vielleicht von früheren Werken gewohnt sein könnte.
Der Schreibstil in diesem Krimi war sehr angenehm zu lesen und ich kam flüssig durch die Kapitel. Zu Beginn musste ich mich etwas an die Kapitel, die nur wörtliche Rede enthielten, welche mit Bindestrichen eingeleitet wurde, gewöhnen, jedoch war auch dies danach kein Problem mehr. Ob mir diese Art der wörtlichen Rede jedoch gefällt, bin ich mir noch nicht sicher. Ich tendiere aber dazu, dass mir die eingebaute wörtliche Rede besser gefällt.
Die Geschichte beginnt damit, dass ein Obdachloser in eine Wohnung einbricht und dort eine mumifizierte Leiche findet. Da er früher Pressefotograf gewesen ist, ruft er einen alten Bekannten an und versucht ihm die Leiche als top story zu verkaufen. Sein Bekannter, David Bronski, springt darauf an und somit nimmt die Geschichte seinen Lauf. Man erfährt sehr schnell von der Vergangenheit Bronskis und der erste Verdacht kommt auf, dass seine eigene Vergangenheit mit dieser Leiche zusammenhängen könnte. Außerdem lernt man eine seiner Kolleginnen sowie seine Schwester, die Privatdetektivin ist, kennen. Die drei arbeiten in diesem Fall mehr oder minder zusammen, wobei das Verhältnis zwischen Bronski und seiner Kollegin im Laufe der Zeit eine starke Wendung nimmt.
Die Hauptcharaktere Bronski, Svenja und Anna, Bronskis Schwester, waren alle drei ordentlich. Vor allem Bronski, aber auch Svenja haben ihre Päckchen zu tragen und sind nicht die einfachsten Menschen. Trotzdem versuchen sie in ihrem Job professionell zu sein und lassen sich auf eine Zusammenarbeit ein, wenn auch anfangs eher widerwillig. Anna spielt die starke Frau, die durch ihre Privatdetektei immer wieder mit bösen Kerlen zu tun hat und in diesem Fall versucht ihren kleinen Bruder zu schützen und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihm zu helfen. Sie bleibt alles in allem etwas blass, obwohl es viel Kapitel gibt, in denen sie zugegen ist.
Je weiter sich die Geschichte entwickelte, desto mehr Sinn ergaben die verschiedenen Details, die man immer wieder bekommt. Manches machte anfangs weniger Sinn und Geschichten, die von Beteiligten erzählt wurden, klangen abwegig und wie aus der Luft gegriffen, jedoch kristalliesierte sich nach und nach ein schlüssiges Bild heraus, was mir gut gefallen hat. Somit war es nicht immer direkt klar, was eigentlich wahr und was von den jeweiligen Personen erfunden war. Die Leser:innen können somit miträtseln, wer hier aus welchem Grund mit welchem der diversen Verbrechen zu tun hat. Dabei waren es aber nie so viele Handlungsstränge gleichzeitig, dass sie mich verwirrt hätten. Auch die Auflösung des Gesamtkonflikts am Ende klang schlüssig und war durchaus aus den diversen Blickwinkeln nachvollziehbar.
Es gibt jedoch eine Sache, die ich eher unrealistisch finde, auf der aber die ganze Geschichte aufbaut: Zu Beginn erfährt man, dass Bronskis Frau vor vielen Jahren ihren Säugling an einem Bahnhof völlig überfordert einer anderen Frau in die Arme gedrückt hat, wodurch die in dem Buch geschilderte Kettenreaktion ausgelöst wurde. Diese Handlung empfinde ich persönlich als absolut unrealistisch. Egal wie überfordert eine junge Frau sein mag, die aller wenigsten würden wohl ihren Säugling einer völlig Fremden in die Arme drücken und dann auch noch so reaktionslos sein, dass diese Frau mit dem Kind verschwinden kann. Dies weckt in mir einfach mehr als nur ein Kopfschütteln. Ich selbst würde nicht einmal mein Gepäck oder eine Jacke am Bahnhof einer fremden Person in die Hand drücken, geschweige denn mein Kind!
Fazit:
Ein angenehmer Krimi, der ohne viel Schnickschnack auskommt. Weder die Idee noch die Umsetzung sind neu, aber alles in allem ist es ein solides Buch, das mir angenehme Lesestunden bereitet hat.
Leseempfehlung:
Für Krimi-Fans ist dieses Buch sicher keine schlechte Wahl. Es ist sinnig und leicht zu lesen. Wer jedoch etwas Besonderes erwartet, das er/sie noch nicht häufig gelesen hat, wird wohl eher enttäuscht sein.