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Veröffentlicht am 27.02.2019

Der geteilte Wald

Was uns erinnern lässt
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Milla findet einen Lost Place, als Erste! Mitten im Wald ist ein versiegelter Keller, darin alte Marmeladengläser, Weinflaschen, Schulhefte von 1977. Für den perfekten Internetauftritt wären Hintergrundinformationen ...

Milla findet einen Lost Place, als Erste! Mitten im Wald ist ein versiegelter Keller, darin alte Marmeladengläser, Weinflaschen, Schulhefte von 1977. Für den perfekten Internetauftritt wären Hintergrundinformationen und Vorher- Nachher- Fotos toll. Milla beginnt zu forschen, findet tatsächlich ehemalige Bewohner und lernt die Geschichte des nun nicht mehr vorhandenen Hotels Waldeshöh kennen. Es wurde 1904 erbaut, erfolgreich von der Familie Dressel geführt. Bekannterweise wurde nach dem 2. Weltkrieg Deutschland geteilt, das Hotel lag genau im Sperrgebiet im Thüringer Wald. Welchen Schwierigkeiten und Repressalien die Dressels bis zu ihrer Zwangsevakuierung ausgesetzt waren, wird anschaulich beschrieben. Kehren sie irgendwann zurück?
Vieles hat man so nicht gewusst. Unglaublich, welchen Schikanen die Bevölkerung ausgesetzt wurde, unfassbar, was als normal erachtet wurde, welche Druckmittel eingesetzt wurden, um die Menschen klein zu halten.
Kati Naumann vermittelt die Stimmung der Dressels, man fühlt Angst und Beklemmung der Generationen. Gut gelungen ist die Verbindung der Geschehnisse von 1945 und der Folgejahre bis in die Gegenwart 2017.
Bildhaft und vorstellbar wird Deutsche Zeitgeschichte lebendig.
Gewünscht hätte ich mir zur besseren Übersichtlichkeit einen Stammbaum der Familie.
Interessant zu lesen, auch Liebe und Verrat kommen vor.
Ein empfehlenswertes Buch aus dem Harper Collins Verlag.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Beginn einer Familiensaga

Der weiße Ahorn
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Mina Baites erzählt die Geschichte der Schuhfabrikanten Breitenbach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Man könnte expandieren, aber eine unglückliche Geschichte aus der Vergangenheit wird von ...

Mina Baites erzählt die Geschichte der Schuhfabrikanten Breitenbach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Man könnte expandieren, aber eine unglückliche Geschichte aus der Vergangenheit wird von einem Konkurrenten ausgenutzt. Um den Erhalt des Familienunternehmens zu sichern, wird eine Tochterfirma in Amerika geplant. Für Rose ist es die Chance, einer ungewünschten Ehe zu entgehen und eigene Pläne zu verwirklichen. Allerdings erweist sich das Erbe von Tante Funny als ganz anders als erwartet.
Ein flüchtiger Blick auf Berlin, auf die Sensationsgier der Presse und niedere Machenschaften, noch flüchtiger die Überfahrt nach Amerika auf einem Auswandererschiff. Eine Schilderung der beschwerlichen Reise vom Verlassen des Schiffs bis zum Ziel. Der Charakter Kutschen-Mary, eine historisch belegte Figur, bekam Tiefe, hier wurde es interessant. Andere Personen wurden nur kurz einbezogen, sogar die Hauptpersonen blieben blass. Hier liegt enormes Potenzial, die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln. Als Auftakt einer Familiensaga ist „Der weiße Ahorn“ eine nette Bekanntschaft mit den Breitenbachs, der auf interessante Entwicklungen hoffen lässt.
Von Tinte & Feder, Amazon Media EU.


Veröffentlicht am 22.02.2019

Spannendes aus Schweden

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
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Jonas Moström hat in seinem Kriminalroman alles, was hineingehört: Gewalt, Mord, Drogen, verschiedene Verdächtige. Die Opfer des Vergewaltigers und Mörders sind alle blond, blauäugig und Studentinnen. ...

Jonas Moström hat in seinem Kriminalroman alles, was hineingehört: Gewalt, Mord, Drogen, verschiedene Verdächtige. Die Opfer des Vergewaltigers und Mörders sind alle blond, blauäugig und Studentinnen. Aber warum wird der Täter immer brutaler und nimmt zudem stets den linken Schuh und das Handy der Mädchen mit? Das zu klären, ist Aufgabe von Nathalie Svensson, psychiatrische Oberärztin, die mit einer schwedischen Ermittlereinheit tätig wird. Ein nicht wirklich kompetenter Chef behindert die Ermittlungen eher, als hilfreich zu sein. Ein Mitarbeiter, der einen Verlust nicht verarbeitet, ein sympathischer Kollege, der persönliche Schwierigkeiten hat und ein verliebter, aber internetaffiner Jungspund sind im Team.
Nathalie muss außerdem einen Sorgerechtsstreit durchstehen, eine Freundin trösten und ihre Gefühle auf die Reihe bekommen.
Ermittelt wird in alle Richtungen, welches Motiv mag der Täter gehabt haben? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Tatorten und bedeutsamen Gebäuden in Uppsala? Sind eifersüchtige Freunde schuldig oder die Mitglieder eines frauenfeindlichen Ordens? Ehemalige Patienten mit Zwangsstörungen oder Internetbekanntschaften?
Die Polizeiarbeit wird geschildert, verschiedene Ansätze führen nicht nur die Ermittler auf falsche Fährten. Die Spannung wird konstant gehalten, besonders, wenn sich wieder eine Spur als irrelevant erweist.
Ein gut zu lesender Krimi aus dem Ullstein Verlag, übersetzt aus dem Schwedischen von N. Pröfrock und D. Mißfeldt.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Mach es jetzt!

Die Antwort auf Vielleicht
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Was für ein Job: Krebstaxifahrer. Diesen Job macht Adam, und er macht ihn gut. Er bringt Patienten zur und von der Bestrahlung. Deren Schicksale verfolgen ihn, nehmen ihn mit. Aber er hat ja seinen Traum: ...

Was für ein Job: Krebstaxifahrer. Diesen Job macht Adam, und er macht ihn gut. Er bringt Patienten zur und von der Bestrahlung. Deren Schicksale verfolgen ihn, nehmen ihn mit. Aber er hat ja seinen Traum: die Besteigung des Chimborazos. Dafür fehlen noch Geld und Zeit, aber irgendwann....
Jessi versteht sein Zögern nicht. Jessi, das ist die schöne junge Frau, der die Ärzte nur noch wenig Lebenszeit zugestehen. Schon, um für ihre Tochter da zu sein, kämpft sie mit aller Kraft gegen den Tumor, der ihr die Luftröhre abschnürt. Ihre freakige Freundin Vero und ihre Eltern unterstützen sie dabei. Adam empfindet sehr bald mehr für sie und hilft ihr, einen Traum zu erfüllen.
Nicht einfach, denn seine liebenswerte und toughe Oma ist nicht mehr die Jüngste, Jobverlust droht, sein langjähriger Freund wird von ihm enttäuscht.
Dieser Roman von Hendrik Winter lässt den Leser nicht mehr los. Grundlage ist eine wahre Geschichte. Mit diesem Wissen berührt Jessis Schicksal noch viel mehr. Dieses Buch aus dem Bastei Lübbe Verlag enthält optimistische, emotionale, anrührende und romantische Seiten.
Sehr zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Emotionen
  • Humor
  • Figuren
Veröffentlicht am 09.02.2019

Vor und hinter der Mauer

Die Mauer
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10000 Kilometer ist die Mauer lang, die nach dem Großbritanniens Bevölkerung vor den Anderen schützen soll. Innerhalb gibt es ein funktionierendes Gemeinwesen, Essen, Verkehrsmittel, Wärme kurz, alles, ...

10000 Kilometer ist die Mauer lang, die nach dem Großbritanniens Bevölkerung vor den Anderen schützen soll. Innerhalb gibt es ein funktionierendes Gemeinwesen, Essen, Verkehrsmittel, Wärme kurz, alles, was man zum Leben braucht. Die Ressourcen sind begrenzt, deshalb darf niemand von außen herein. Ab einem bestimmten Alter muss man als Verteidiger auf die Mauer, zwei Jahre ableisten und Angriffe abwehren. Im Wechsel 12 Stunden am Tag und in der Nacht. Gelingt es den Anderen durchzubrechen, gilt: „Einer rein, Einer raus“, und der Betreffende wird auf dem freien Meer ausgesetzt. Der Andere darf wählen: Tod, Aussetzung oder Dienstling, eine Art Sklavendasein, stehen zur Wahl.
In diese Welt mag man keine Kinder setzen, wer sich doch dafür entscheidet, bekommt Privilegien.
Yeti, die Hauptfigur des Buches, beschreibt Situation und Gefühle der Mauerwachen. Die Ausbildung, die Dienste sind hart, die Einsätze gefährlich. Überfälle der Anderen erfolgen, auch Verwundungen, Liebe kommt dazu. Yeti und Hifa beschließen, Fortpflanzler zu werden. Dann kommt ein Überfall, der alles verändert.
Viel Raum nimmt die Beschreibung der Mauer ein. Verständlich, beeinflusst sie doch das gesamte Geschehen. Die Anderen müssen abgewehrt werden - aber wer sind die anderen? Der erwähnte Zusammenbruch - was geschah, welche Auswirkungen gab es ? Einige kurze Hinweise hätten die Gleichgültigkeit der jungen Generation und den Hass auf die Eltern nachvollziehbar gemacht.
John Lanchester hat sehr genau beschrieben, welche Emotionen und Gedanken seinem Protagonisten durch den Kopf gehen. Die Situation wird nur aus dessen Warte geschildert. Ich hätte mir wenigstens noch Hifas Überlegungen gewünscht, besonders im zweiten Teil des Buches.
Das Buch gibt Mahnungen, wie die Welt aussehen kann, ein deutlicher Bezug zum hier und heute ist erkennbar. Die Botschaft: „Macht euch mal mehr Gedanken über das Morgen“ kommt an.
Klett-Cotta Verlag. Aus dem Englischen von D. Merkel.