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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2018

Der Schnarcher an sich

Nachts im Sägewerk
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Markus, der "Terrorist der Dunkelheit", hat ein Problem. Er schnarcht. Genial, um one-night-stand-Damen morgens nicht mehr sehen zu müssen. Mehr als ärgerlich, wenn man eine feste Beziehung anstrebt. Gar ...

Markus, der "Terrorist der Dunkelheit", hat ein Problem. Er schnarcht. Genial, um one-night-stand-Damen morgens nicht mehr sehen zu müssen. Mehr als ärgerlich, wenn man eine feste Beziehung anstrebt. Gar nicht schlafen ist keine Alternative. Aber es gibt ja Mittel gegen das Schnarchen. Markus lernt eine mütterliche Apothekerin kennen, bekommt viele Tipps und steigert ihren Umsatz gewaltig - aber keins der Mittelchen hilft. Schnarchpflaster auch nicht. Die Beziehung zur wunderbaren Lena leidet. Eine OP wird bestimmt Abhilfe schaffen. Oder eben nicht. Ein renommierter Professor wird helfen. Nein, wird er nicht. Aber ein Zahnarzt. Oder...

Locker-flockig geschrieben aus Sicht eines Super-Schnarchers. Das Buch ist amüsant zu lesen und beschreibt oft Situationen, die man aus dem Alltag bzw. aus den Nächten mit einem ebenfalls stark röhrendem Partner leidvoll erleben muss. Was aber Markus auf sich nimmt, ist enorm und unterhaltsam.

Leichte Lektüre mit Hinweis auf Probleme, die sich nicht unbedingt schwerwiegend anhören, für Betroffene aber durchaus störend sind. Sollte man mal drüber nachdenken.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Wer ist Alice?

Die Wahrheit über Alice
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316 Seiten in einem Zug gelesen, die Umwelt völlig ausgeblendet - das ist die Bilanz des gestrigen Tages. Katherines jüngere Schwester wurde ermordet. Sie gibt sich dafür die Schuld und glaubt, dass Rachel ...

316 Seiten in einem Zug gelesen, die Umwelt völlig ausgeblendet - das ist die Bilanz des gestrigen Tages. Katherines jüngere Schwester wurde ermordet. Sie gibt sich dafür die Schuld und glaubt, dass Rachel die bessere Schwester war. Weggezogen und unter anderem Namen versucht sie, ein neues Leben anzufangen. Sie ist 17 Jahre alt. Völlig überraschend sucht die bewunderte Schönheitskönigin der Schule zu ihr Kontakt. Katherine lässt sich auf diese Freundschaft ein und genießt sie. Je ein Kapitel aus der Gegenwart löst ein Kapitel der Geschehnisse, die zu Rachels Tod führten, ab. Rachel ist also immer dabei, beeinflusst Katherines Leben. Die Spannung steigert sich dramatisch, man möchte nicht und tut es doch: weiterlesen. Katherine lernt neue Seiten an Alice kennen. Aus der charmanten, schönen Freundin wird zeitweise eine bösartige, verletzende Frau, die genussvoll auf den Gefühlen ihrer Freunde herumtrampelt. Katherine entschuldigt das oft. Bis sie Mick kennenlernt. Instinktiv will sie ihn von Alice fernhalten. Welche Reaktionen das bei der "Freundin" auslöst, welche Intrigen und Dramen folgen und das Gefühl auf das Hinsteuern auf einen grausamen Höhepunkt sollte jeder Leser selbst erfahren. Thrill und Spannung sind garantiert. "Die Wahrheit über Alice" von Rebecca James kann man nicht aus der Hand legen bis man diese \ kennt. Der Roman vermittelt ein latentes Gefühl von Bedrohung, stimmt nachdenklich und dennoch optimistisch. Sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Nie aufgeben!

Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand
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Mr Rosenblum emigriert 1937 mit seiner Frau Sarah und seiner einjährigen Tochter Elizabeth nach Großbritannien. Sein sehnlichster Wunsch ist es, als Engländer anerkannt zu werden. Eine bei der Einreise ...

Mr Rosenblum emigriert 1937 mit seiner Frau Sarah und seiner einjährigen Tochter Elizabeth nach Großbritannien. Sein sehnlichster Wunsch ist es, als Engländer anerkannt zu werden. Eine bei der Einreise überreichte Liste mit Ratschlägen dazu wird zur Richtlinie seines Lebens; er versucht nach Kräften, vorgegebene Verhaltensregeln einzuhalten. Er unterwirft sich und seine Familie selbst den skurrilsten Regeln ohne Zweifel an deren Richtigkeit. Durch Zufall und Unternehmensgeist erkennt er eine Marktlücke und kommt zu Wohlstand.

15 Jahre später. Alle und noch zusätzliche Punkte auf seiner Liste gelten ihm als abgearbeitet, nur der letzte, der 150ste nicht: die Aufnahme in einen Golfklub. Als Deutscher und Jude erfährt er überall Ablehnung. Also verkauft er sein Haus und erwirbt ein Anwesen in Dorset. Ganz allein, nur ausgerüstet mit Bücherwissen, arbeitet er unermüdlich an seinem Plan, einen eigenen Golfplatz zu erschaffen. Ihm dabei zuzusehen, wird für die Dorfbewohner ein Sonntagspicknickvergnügen. In der Nacht vor seinem ersten Spiel wird sein Platz verwüstet. Nach erster Enttäuschung und Frust sucht er den Kontakt zu den Dörflern, unter denen er die Übeltäter vermutet. Die versuchen ihm zu erklären, dass nicht sie, sondern ein fabelähnliches Wollschwein den Schaden verursacht hat. Gewitzt erweckt er den Anschein, das zu glauben.

Jack Rosenblum fängt von vorn an. Seine Frau versteht und unterstützt ihn nicht. Ihren Kummer bemerkt Jack nicht einmal. Unüberwindlich erscheinende Schwierigkeiten tauchen auf. Manchmal sind es Regen, Kälte, abrutschende Hänge oder auch finanzielle Probleme, die seine Arbeit behindern. Curtis, der Vertreter der Wollschweintheorie und alter Dorfbewohner, fängt an, Jack zu helfen. Beide beschließen, einem amerikanischen Meistergolfer um Ratschläge zu ersuchen. Jede Woche schicken sie ihm einen Brief, bekommen aber nie eine Antwort. Um sein selbstgestecktes Ziel, sein erster Turnier am Krönungstag der Königin abhalten zu können, muss Jack Arbeitskräfte anwerben. Von seinem Plan besessen, merkt er nicht, dass sein Haus verfällt und ignoriert Probleme in seiner Fabrik. Damit nicht genug, muss er seine Bautätigkeit wegen fehlender Genehmigungen einstellen und erfährt, dass er einen starken Konkurrenten hat.

Es war nicht immer leicht, dieses Buch zu lesen. Zu belächeln war Jacks Obsession, alle Punkte auf dem Weg, ein "richtiger" Engländer zu werden, mit grenzenloser Naivität abzuarbeiten. Tragisch, seine Rückschläge mitzuerleben, ebenso tragisch, wie seine Frau Sarah versucht, ihre Vergangenheit und das Schicksal ihrer Familie zu verarbeiten, so ganz ohne das Verständnis ihres Mannes. Als Leser meint man, dass dieses gegenseitige Nicht-Verstehen abolut nicht sein müsste. Bewundernswert die unermüdliche Annahme der ständigen Rückschläge und das Weitermachen in scheinbar ausweglosen Situationen.

Als ich den Buchtitel zur Leseprobe las, dachte ich, dass im Buch heitere Anekdoten und amüsante Lebensweisheiten zu finden seien. Dies bestätigte sich durchaus nicht. Auch wenn ab und an eine gelöste Grundstimmung aufkam, lustig war das keineswegs.

Natasha Solomons hat ihre Helden liebenswert beschrieben, sich nie lustig gemacht über ihre Eigenheiten. Im Gegenteil, sie beschreibt starke Menschen, die, allen Widrigkeiten zum Trotz, bis an die absoluten Grenzen ihrer Möglichkeiten gehen. Erstaunlich, wie sie aber auch die kleinen Schikanen unter Eheleuten, die doch nur der Ruf nach Aufmerksamkeit sind, skizziert, aber auch andererseits die anrührenden Gesten der Vertrautheit und des Zusammenhalts. Aus einem unspektakulären Beginn wird ein allmählich wachsendes dramatisches Geschehen.

Sehr lesenswert, auch wenn man sich für die Lektüre wirklich Zeit nehmen sollte und keine leichte Unterhaltung erwarten darf.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Über und unter den Wolken

Der Wolkentempel
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50er Jahre. Ein junger Mönch muss mitansehen, wie chinesische Soldaten sein Kloster vernichten, die älteren Mönche töten.Er selbst überlebt geblendet.

50 Jahre später. Auf einer Klettertour im Himalaja ...

50er Jahre. Ein junger Mönch muss mitansehen, wie chinesische Soldaten sein Kloster vernichten, die älteren Mönche töten.Er selbst überlebt geblendet.

50 Jahre später. Auf einer Klettertour im Himalaja entdeckt ein englischer Bergsteiger einen seltsamen Berg. Die Höhenkrankheit seines Freundes hindert ihn an genauerer Betrachtung. Zurück in England versucht er, mehr zu erfahren und plant eine weitere Tour.

In einem versteckt gelegenen Kloster planen Mönche, den nächsten Panchem Lama in ihr Kloster zu holen und dort vor den Chinesen, die grausam in Tibet herrschen, zu verstecken. Diese wollen einen eigenen willfährigen Kandidaten inthronisieren.

Luca und Ben, die beiden Engländer, sind wieder in Tibet und müssen sich mit chinesischer Bürokratie auseinandersetzen. Ein Freund hilft bei deren Umgehung. Jedoch wird man auf sie aufmerksam und jagt sie. Die Leitung dieser Jagd übernimmt der äußerst skrupellose Zhu.

Unterdesssen treffen Luca und Ben auf eine junge Tibeterin, die die englische Sprache spricht. Sie wird sie durch die unbezwingbar scheinenden Berge führen, wenn sie mitgenommen wird an ein nur ihr bekanntes Ziel.       

Ben hat einen Unfall und die junge Frau, Shara, nimmt ihn und Luca entgegen jeder Regel mit in das streng geheime Kloster. Die Mönche geraten in Konflikte, was mit den Engländern geschehen soll. Außerdem sind sich die Mönche uneinig, wie sie sich im Falle eines Angriffs der Chinesen verhalten sollen: friedliches Ausharren oder Verteidigung?

Ben und Luca sollen den künftigen Panchem Lama in Sicherheit bringen und werden dabei von den chinesischen Soldaten gefangen und gefoltert. Luca gelingt es dennoch, den Jungen zurück unter den Schutz der Mönche zu bringen und er rüstet sich zum Kampf gegen die Soldaten.

Patrick Woodhead verknüpft mehrere Handlungsstränge zu einer spannenden Geschichte über tibetische Traditionen und Kultur, Bergsteigen und chinesische Politik. Dieser Thriller zeichnet sorgfältig die Charaktere der Hauptdarsteller, gibt Einblick in die Gefühle und Gedanken der handelnden Personen. Ausgesprochen spannend wird die Jagd auf die Bergsteiger geschildert, man fiebert mit und ist hin- und hergerissen, wie man die Taten sowohl der Soldaten als auch der Mönche als auch die von Ben und Luca einordnen soll. Der extrem brutale, aber sehr gerissene Zhu weckt Abscheu und zeigt, zu welchen unfassbaren Taten Menschen fähig sind. Dem entgegengestellt werden die zutiefst humanen Gedanken und Handlungen der Bergsteiger auch in größter Gefahr. Interessant auch,  etwas zu lesen über die Lebensweise der tibetanischen Mönche und die Weitergabe ihres uralten Wissens, jeder Anfechtung widerstehend.

Ein spannendes und vielschichtiges Buch, welches ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Packender Thrill

Die Zahlen der Toten
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Dieser Thriller ist so packend, dass mann ihn, hat man erst einmal zu lesen angefangen, nicht mehr aus der Hand legen möchte. Um das Ende zu erfahren, habe ich heute Nacht bis um 2.30 Uhr gelesen und danach, ...

Dieser Thriller ist so packend, dass mann ihn, hat man erst einmal zu lesen angefangen, nicht mehr aus der Hand legen möchte. Um das Ende zu erfahren, habe ich heute Nacht bis um 2.30 Uhr gelesen und danach, natürlich, unruhig geschlafen.

Das Buch beginnt mit den Gedanken einer Frau, die weiß, dass sie sterben wird. Ihre grausam zugerichtete Leiche wird gefunden. Kate, eine äußerlich toughe junge Polizeichefin, setzt alles daran, zusammen mit ihren Mitarbeitern den Mörder zu finden. Alles...? Wirklich alles? Kate hat ein dunkles Geheimnis aus ihrer Jugend bei den Amischen. Sie meint, den Mörder zu kennen und grenzt dadurch ihre Recherchen ein. Inzwischen gibt es weitere Opfer, noch grausamer zugerichtet als das Erste. Übergeordnete Stellen werden einbezogen und Kate bekommt gegen ihren Willen einen FCI-Agenten zur Seite gestellt. Tomasetti hat auch ein Geheimnis, ist alkohol- und tablettensüchtig und soll durch diesen Einsatz erkennen, dass er für den Polizeidienst nicht mehr taugt.

Ein weiterer Mord passiert und Kate wird wegen Erfolglosigkeit entlassen. An ihre Stelle tritt ein ehrgeiziger und skrupelloser Sheriff.

Linda Castillo hat ein wirklich spannungsgeladenes Buch geschrieben. Teilweise so anschaulich, dass einem beim Lesen übel wird. Man fragt sich die ganze Zeit, was für ein Mensch zu solchen Untaten fähig ist. Sehr sorgfältig werden die Charaktere der handelnden Personen gezeichnet, ihre Gedanken dargelegt. Ein tieferer Einblick in die Aufklärungsarbeit der Polizei wird gegeben. Der Leser erfährt, in welche Richtungen ermittelt wird, wie vielfältig die Spuren sind, die verfolgt werden müssen und wie mühselig die Ermittlungen sein können. Typische Reaktionen der möglicherweise involvierten Personen, von Entsetzen bis zu wütend machender Schnöseligkeit werden dargestellt und wecken beim Leser vielfältige Emotionen.
Ein interessantter Nebenschauplatz ist die Lebensweise der Amisch-Gemeinde, ihre Wertevorstellungen und ihr Lebensstil. Kate wuchs in ihrer Mitte auf.

Ein unerwartetes Ende wird präsentiert.

Dieser Thriller ist ein atemraubendes Leseerlebnis und macht süchtig nach weiteren Büchern der Autorin.